Antrag vom 06/04/2009
Nr. 245/2009

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion
Betreff

"Umwidmungen" bei der Universität Stuttgart?
Erhalt der Geisteswissenschaften in Stuttgart - Als eine Bereicherung für die Stadt

Wir beantragen:
Der Rektor der Universität Stuttgart, Herr Prof. Dr.-Ing. Wolfram Ressel, stellt aufgrund seiner heutigen Pressekonferenz im kommenden Verwaltungsausschuss öffentlich den sogenannten Masterplan vor. Dieser enthält offensichtlich Pläne, Vorhaben und damit verbundene mögliche Veränderungen, die zum Ziel haben sollen, das Profil der Universität zu schärfen, um sich für die Exzellenzinitiative aufzustellen.
Hierbei geht er aber vor allem auf die dazu in Erwägung gezogenen Rückführungen in den Geisteswissenschaften ein.

Begründung:
Die Geisteswissenschaften sind seit ihrer Gründung im Jahre 1829 in die technische Hochschule / Universität integriert. Besonders in diesem Jahrzehnt erfuhren sie jedoch nur wenig Anerkennung. Zahlreichen Versuchen der Hochschulleitungen, die Geisteswissenschaften "zu beschneiden", folgten jeweils Wogen der Entrüstung und des Protestes.

„Was verdient eine Landeshauptstadt für eine Geisteswissenschaft?“, fragte im Februar 2005 ein Student auf einer Veranstaltung des Stuttgarter Kulturforums. In einer Veranstaltung im Februar 2005 wurde als Antwort von Studierenden argumentiert, dass Geisteswissenschaften einer Landeshauptstadt nutzen - und zwar als kulturelle Bereicherung, als Impulsgeber und als ökonomischer Faktor (s. SPD-Antrag 39/2005). Konnten damals die Wogen geglättet werden, gibt es nun erneut Kürzungsversuche.

Bei der heutigen Pressekonferenz des Rektors waren etliche Studierede und Lehrende gekommen, um ihrem Unverständnis Ausdruck zu verleihen. Die Befürchtung eines Kahlschlags teilt dort die absolute Mehrheit, da offensichtlich zahlreiche Professuren gestrichen werden sollen und dies überdurchschnittlich viele im Bereich der Geisteswissenschaften. Auch ist die Landesgeschichte wieder in Gefahr, dem Rotstift zum Opfer zu fallen und als Technikgeschichte "umgewidmet" zu werden.

Die Landeshauptstadt ist formal zwar nicht zuständig, jedoch muss es als Hochschulstandort und auch als Namensgeber der Universität im Interesse der Stadt liegen, dass es auch in Zukunft möglich bleibt an der Universität Stuttgart ein qualitativ wertvolles Angebot der Geistes- und Sozialwissenschaften vorzufinden. Daher ist der Gemeinderat in der Pflicht sich den Veränderungen an der Universität anzunehmen und für die Kulturstadt Stuttgart einzutreten. Eine weitere Folge kann sein, dass die Zahlen der Studierenden drastisch zurückgehen wird und somit auch junge, kluge Köpfe ihren Weg nicht nach Stuttgart finden werden. Aber genau die wollen wir ja in Zukunft an Stuttgart und die Region binden.



Manfred Kanzleiter Annette Sawade Monika Wüst
Fraktionsvorsitzender Stv. Fraktionsvorsitzende Stv. Fraktionsvorsitzende



Ariane Zürn