Antrag vom 10/10/2008
Nr. 390/2008

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Gesamtkonzeption für Neckarpark/Cannstatter Wasen

Durch die Zufahrtsdiskussion zum Daimler-Gelände wird wieder offensichtlich, dass das schon von vielen Fraktionen und insbesondere von den Freien Wählern immer wieder angemahnte städtebauliche Gesamtkonzept für den Neckarpark fehlt. Straßen werden verlegt, Wohnquartiere entstehen an unterschiedlichen Stellen. Es gibt je nach Nachfrage eine Hotelmeile, Sportanlagen werden wie Schachfiguren hin- und hergeschoben. Das ist Stückwerk, das sind Briefmarkenlösungen aber keine visionäre Stadtplanung.

Ein Rahmenplan wie er zur Zeit der Olympiabewerbung erstellt wurde, hätte fortgeschrieben werden müssen; mit der Bahnlinie in Bad Cannstatt im Norden, Daimler im Osten, die König-Karls-Brücke im Westen und über den Neckar hinweg mit den Flächen der EnBW im Süden als Grenzen.

In diesem Plan könnte man viele offene Fragen und stadträumliche Zusammenhänge darstellen. Das angefragte Verkehrsgutachten ist wiederum nur ein Teilaspekt.

Das Umfeld des Stadions und der großen Veranstaltungshallen bedarf einer grundlegenden Umgestaltung. Die Bereiche, über die die Besucherströme zu den Veranstaltungen gelangen, müssen als hochwertige öffentliche Räume ins Stadtgefüge eingebunden werden. Das Konzept dazu muss vorliegen, ehe mit dem des Umbau des Stadions in eine Fußballarena begonnen wird.

Das ehemaligen Güterbahnhof-Gelände muss in großem Umfang durch Urbanes Wohnen geprägt sein. Dieses sollte möglichst kleinteilig gehalten werden, verschmischt mit Dienstleistungen im technischen und kreativen Bereich. Eine gute Grundlage dazu bietet das Konzept des ersten Preises im vorangegangenen Wettbewerb. Die Wohnqualität und die Nachhaltigkeit müssen in diesem Gebiet absoluten Vorrang haben vor der Vermarktung des Baulandes zum Höchstpreis. Eine Monostruktur aus vier Großhotels ist für den neu entstehenden Stadtteil nicht wünschenswert.

Wenn die Daimler-AG im "Neckarpark" weiter investiert, sollte sie an das mit ihrem Museumsbau erreichte Niveau anknüpfen. Eine gewöhnliche Gewerbearchitektur wäre hier fehl am Platze. Der Wunsch nach einer vom Stadionbetrieb unabhängigen Zufahrtsstraße ist nachvollziehbar, würde aber eine komplette Neustrukturierung des ganzen Gebietes bedeuten. Es muss hier über die Teststrecke am Neckarufer nachgedacht werden, denn mit ihrem geheimnistuerischen Sichtschutz wird die Symbiose zwischen Stadt und Fluß nachhaltig zerstört. Als offene Straße, auf der Präsentationen und Rennen für das interessierte Publikum veranstaltet werden, könnte sie sicher eine Bereicherung für die entstehende automobile Erlebniswelt darstellen.


Auf dem Cannstatter Wasen gilt es, ganzjährig attraktive Wege durch das Festgelände zu entwickeln, die wie beim Cannstatter Volksfest und dem Frühlingsfest zugleich den Auf- und Abbau von Veranstaltungen zulassen. Es muss eine neue fußläufige Verbindung zum Berger Ufer enstehen, denn der Neckar muss vom Wasen und der Stadt aus erlebt werden können. Der Neckarpark muss an den Neckar kommen. Hier bietet sich die einmalige Chance, diese Vision zu verwirklichen.

Alle Beteiligten müssen so schnell wie möglich ihre Vorstellungen offenlegen und gemeinsam ein tragfähiges Konzept erarbeiten. Des Weiteren wäre es wünschenswert, die Bürger an diesem Projekt zu beteiligen, um so die notwendige Akzeptanz des neuen Stadtgebietes zu gewährleisten.


Wir beantragen:

  1. Ein Beirat aus international renommierten Fachleuten, die mit Stadtentwicklungen in dieser Größenordnung bereits Erfahrung haben, sollten in den Prozess von Beginn an mit einbezogen werden.
  2. Ein städtebauliches Gesamtkonzept, sowie einen Rahmenplan für den Neckarpark und das Berger Ufer, in dem die oben angesprochenen Punkte berücksichtigt werden.
  3. Nach Klärung der Randbedingungen einen offenen Wettbewerb mit innovativen Ideen auszuloben.




Jürgen Zeeb Robert Kauderer
Fraktionsvorsitzender