Antrag vom 04/01/2009
Nr. 145/2009

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

CDU-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Flughafen Stuttgart / Namensänderung

Viele Flughäfen tragen den Namen bedeutender Persönlichkeiten. In Stuttgart ist das bislang nicht der Fall, obwohl immer wieder Empfehlungen unterbreitet werden. Zuletzt schlug die FDP-Gemeinderatsfraktion vor, den Flughafen Stuttgart in Theodor-Heuss-Flughafen umzubenennen. Theodor Heuss war ein großer Staatsmann. Unser Land hat ihm viel zu verdanken. Ein Flugpionier war Theodor Heuss jedoch nicht und auch ansonsten bringt man ihn nicht in Zusammenhang mit der Fliegerei.

Die Diskussionen um die Namensänderung des Stuttgarter Flughafens muss ein Ende haben. Das Land hat viele verdiente politische Persönlichkeiten in allen Parteien hervorgebracht. Es ist zu befürchten, dass auch von den anderen Parteien Vorschläge präsentiert werden und die Erörterung darüber die politische Sacharbeit in den Hintergrund drängt. Wir schulden in unserem Land einem Flugpionier Dank und Respekt, der vor fast 200 Jahren einen Flugapparat konstruierte, um mit ihm über die Donau zu fliegen. Sein Name ist Albrecht Ludwig Berblinger, besser bekannt als der „Schneider von Ulm“. Berthold Brecht und Max Eyth haben ihn literarisch gewürdigt. Filme, Hörspiele und Theaterstücke sind über ihn geschrieben worden. Eine angemessene Anerkennung als schwäbischer Tüftler, Erfinder und erster Flugpionier ist ihm bislang versagt geblieben, obwohl sein Flugapparat eine bahnbrechende Ingenieurleistung war. 1811 stürzte er mit seinem Fluggerät von der Adlerbastei in die Donau, weil die Thermik fehlte. Dennoch war Berblingers Fluggerät flugtauglich, wie durch einen Nachbau bewiesen wurde. Berblinger wusste nicht, dass die an Flüssen auftretenden Fallwinde für das Gleitfliegen ungeeignet sind er besser den an Berghängen herrschenden Auftrieb für sein Fluggerät genutzt hätte. Stuttgarts Flughafen muss den Namen von Albrecht Ludwig Berblinger tragen.

Wir dürfen uns nicht dadurch beirren lassen, dass der erste Flugversuch nicht erfolgreich war. Bekanntlich hat sich auch der Flugapparat von Leonardo da Vinci nie in die Lüfte erhoben und dennoch trägt ein römischer Flughafen heute seinen Namen. Es gibt keinen Grund, sich des Schneiders von Ulm zu schämen oder ihn nur wegen seines Scheiterns totzuschweigen. Berblinger hat alle positiven Eigenschaften eines Schwaben gezeigt: Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Erfindungsreichtum. Er war ein Visionär und hat den Traum vom Fliegen gelebt, bevor es bei uns die Eisenbahn gab und die Menschen noch mit Pferdekutschen unterwegs waren. Wenn wir heute fast 200 Jahre nach dem ersten Flugversuch den Stuttgarter Flughafen nach ihm benennen, ist das nicht nur die Anerkennung für seine Ingenieurleistung, sondern auch Wiedergutmachung für obrigkeitsstaatliches Unrecht. In den Chroniken wird nämlich berichtet, dass Berblinger wegen ungünstigem Wind nicht fliegen wollte, aber ein Gendarm ihm einen Fußtritt versetzte, so dass er in die Tiefe stürzte. Ohne diesen amtlichen Übereifer hätte die technische Entwicklung einen völlig anderen Weg einschlagen können.

Nur auf den ersten Blick wirkt der Name Albrecht-Ludwig-Berblinger-Flughafen etwas sperrig. Ersetzt man Flughafen durch Airport, so wie es international üblich ist, könnte die Abkürzung ALB-Air zu einem markenstarken Begriff werden, der auch den regionalen Bezug nicht unberücksichtigt lässt. Damit wird aus unserer Stadt endlich das Wissen in die Welt hinausgetragen, dass es mit dem Schneider von Ulm einen schwäbischen Ikarus gab, der ein Pionier der modernen Fliegerei ist.



Wir fordern die Verwaltung auf:

Die Stadt verständigt sich mit dem andern Gesellschafter des Stuttgarter Flughafens, dem Land Baden-Württemberg, über die Namensänderung und sichert sich die Namensrechte Albrecht-Ludwig-Berblinger-Flughafen und ALBA-Stuttgart;

Die Stadtverwaltung öffnet am 01.04.09 auf Ihrer Homepage ein interaktives Portal, um die Bürger zu dieser Namensänderung äußern können;

Die Namensänderung erfolgt spätestens zum 01.04.2011, dem 200. Jahrestag des ersten Flugversuchs;

Die Stadt sichert sich die Rechte an Berblingers Konstruktionszeichnung seines Hängegleiters und macht diese Zeichnung zum Logo des Flughafens.






Dr. Reinhard Löffler Philipp Hill
stv.Fraktionsvorsitzender