Antrag vom 12/13/2004
Nr. 368/2004

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion, Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Neuordnung Psychiatrie im Klinikum Stuttgart
Folgerungen aus dem Psychiatrie-Hearing 3.12.2004

Wir beantragen:
  1. Für die Entwicklung eines zukunftsweisenden und mit den ambulanten Diensten enger verzahnten Psychiatrieangebotes im stationären Bereich wird umgehend eine Arbeitsgruppe (ambulante und stationäre VertreterInnen) eingerichtet, die extern moderiert wird.
  2. Im Rahmen der Klinikumsneuordnung wird für die Ansiedelung der Psychiatrie eine sektorisierte Vollversorgung geplant. Das städtische Bettenangebot wird auf (mindestens) zwei Standorte verteilt. Weitere ambulante und teilstationäre Satellitenangebote z.B. psychiatrische Institutsambulanz, Krisenbetten und Tagesklinik sollten in einem Stufenplan weiter entwickelt werden. Als räumlich unterversorgte Region wird in Absprache mit dem Furtbachkrankenhaus bei der Umsetzung von sogen. Satellitenlösungen mit der Filderregion begonnen. Frühzeitig geklärt wird, ob nicht von vornherein auch ein Satellit in der Türlenstraße (Gebäude der ehemaligen Kinderklinik) Sinn macht.
  3. An einem der neuzuschaffenden städtischen Psychiatrie-Standorte ist zudem ein Zentrum für Altersmedizin zu bilden. Verwaltung und Arbeitsgruppe machen hierfür geeignete Vorschläge


Entsprechende Verfahrensvorschläge werden dem Krankenhausausschuss zu seiner Sondersitzung 17.12.2004 zur Beschlussfassung vorgelegt.


Begründung:

Das am 3.12.2004 durchgeführte Psychiatrie-Hearing hat Klarheit in die notwendigen weiteren Maßnahmen für die Psychiatrieplanung im Klinikum gebracht.

Die vom Vertreter des Landes Baden-Württemberg benannte weitgehende Gestaltungsfreiheit der Stadt bei der künftigen Entwicklung (gleiche Bettenzahl aber Offenheit bei der Frage wie verteilt, neue Aufteilung und Satellitenlösungen denkbar) erbracht. Fast unisono haben die Experten einer sektorisierten wohnortnahen Versorgung mit jeweiligen Spezialisierungen und stärkerer Einbeziehung von ambulanten Angeboten in den stationären Bereich das Wort geredet. Mit der vor Jahren erfolgten Einbeziehung des Furtbachkrankenhauses haben wir bereits heute zwei Krankenhäuser mit einer Versorgungsverpflichtung in Stuttgart. Zum bereits vorhandenen sektorisierten Sozialpsychiatrischen Dienst und einem regionalisiertem Wohnverbund fehlt noch die wohnortnahe Versorgung mit stationären und teilstationären Angeboten, wie sie z.B. im vergangenen Jahr in Bremen mit der Verteilung von stationären Angeboten in einmal 5 Sektoren begonnen wurde. Mit den Standorten Furtbachkrankenhaus, Katharinenhospital und Krankenhaus Bad Cannstatt hätten wir nur in der Filderregion eine Verortungsschwäche. Letzterer könnte mit der frühen Bildung von Satellitenbetten begegnet werden, wie sie auch für andere Standorte noch denkbar sind.

Das Hearing hat aber auch deutlich gemacht, dass wir angesichts des demografischen Wandels und damit zunehmender Mehrfachdiagnosen mit einer reinen Trennung nach Krankheitsbildern nicht mehr zurechtkommen werden. Betten für psychiatrisch Erkrankte auch im somatischen Bereich "einzustreuen" wird eine zwingende Notwendigkeit künftiger Jahre sein. Auch darauf sollten wir uns planerisch ausrichten und die Arbeitsgruppe sollte geeignete Vorschläge machen genauso wie für die baulichen
Anforderungen an Wohnlichkeit und Rückzugsmöglichkeiten, wie sie im Hearing eindrücklich beschrieben wurden.



Manfred Kanzleiter Annette Sawade Marita Gröger
SPD-Gemeinderatsfraktion SPD-Gemeinderatsfraktion SPD-Gemeinderatsfraktion




Ursula Marx Silvia Fischer Ines Kirschner
Bündnis 90 / DIE GRÜNEN Bündnis 90 / DIE GRÜNEN Bündnis 90 / DIE GRÜNEN