Antrag vom 11/23/2000
Nr. 700/2000

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

CDU-Gemeinderatsfraktion, SPD-Gemeinderatsfraktion, Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Zwangsarbeit 1939-1945 für die Stadt Stuttgart

Nachdem der Entschädigungsfonds der Stiftungsinitiative zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen noch immer nicht zustande gekommen ist, verstärkt sich die Frage nach dem Verhalten
d e r Städte und Kommunen, die einst Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen beschäftigt haben.
Es ist bekannt, dass im Stuttgarter Stadtgebiet zahlreiche Lager existierten und dass solche auch von der Stadt betrieben wurden. In ihnen waren Menschen gegen ihren Willen unter erbärmlichen hygienischen Umständen bei völlig unzureichender Ernährung untergebracht. Sie wurden in Firmen, aber auch auf städtischen Baustellen, bei städtischen Dienststellen wie dem Fuhr-, Garten- und Tiefbauamt, bei den Technischen Werken Stuttgart (TWS) oder in städtischen Krankenhäusern und Kinderheimen zur Arbeit gezwungen.
Angesichts des fortgeschrittenen Alters der seinerzeit zur Arbeit Gezwungenen - es leben höchstens noch 10% von ihnen - sind Städte wie München ergänzend zum Entschädigungsfonds dazu übergegangen, eigene Wege der Entschädigung einzuschlagen.

Auch wir halten es nunmehr für geboten, unverzüglich damit zu beginnen, einen eigenen Stuttgarter Weg zur ergänzenden Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zu gehen, wobei wir wissen, dass es eine wirkliche Entschädigung nicht geben kann.


1. Wir beantragen, ehemalige Stuttgarter Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus den Partnerstädten Lodz und Samara mit ihren engeren Angehörigen zum Besuch nach Stuttgart einzuladen.

2. Wir beantragen, dass die Stadt Stuttgart und die Neckarwerke Stuttgart (NWS) Mittel bereitstellen, um in diesen Partnerstädten soziale Einrichtungen für ältere Menschen einzurichten oder zu unterstützen, die auch ehemaligen Zwangsarbeitern zugute kommen.



Dr. Michael Kienzle Stefan Barg Prof. Dr. Rainer Kußmaul
(B90/Grüne) (CDU) (SPD)