Antrag vom 11/29/2000
Nr. 721/2000

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Der Schule den Alltag erleichtern
- Schule und Jugendhilfe -

Parallel zu den Alltagsdingen, die wir in einem gesonderten Antrag fordern, werden von SchulleiterInnen und ElternbeirätInnen immer wieder Situationen berichtet, die deutlich machen, dass die vorhandenen Strukturen der Unterstützung und Anbindung an die Jugendhilfe nicht mehr ausreichen, wenn wir den betroffenen Kindern ausreichend helfen wollen. Eine Hilfestellung, die uns das KJHG explizit vorschreibt.

I. Schulbezogene Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe
Schule ist zunehmend auch der Ort niedrigschwelliger Sozialarbeit/Krisenintervention in der Einzelfallhilfe. Aus diesem Grund haben einzelne Schulen bereits Kooperationsverträge mit dem Allgemeinen Sozialdienst ihres Einzugsbereichs abgeschlossen, die eine abgesprochene Anwesenheit des Dienstes an der Schule garantieren. An anderen Schulen wurden die LehrerInnen über die Arbeit sog. E-Teams informiert, bzw. es werden Kleinklassen eingeführt. Beklagt wird von einigen Schulen, dass sich durch die einseitige örtliche Lage der Schulen für Erziehungshilfe die Zusammenarbeit entfernter gelegener Schulen oft schwierig gestaltet. Von der Einsichtsbereitschaft der Eltern zu Umschulungen in sehr entfernte Stadtteile ganz zu schweigen.

Wir beantragen deshalb:
Das Thema "Erziehungshilfe" wird in der geschilderten Bandbreite Thema eines Tagesordnungspunktes im Jugendhilfeausschuss, zu dem auch der Schulbeirat eingeladen wird. Die Verwaltung stellt dar, wo bereits Kooperationsverträge zwischen ASD und Schule bestehen und wo welche für notwendig erachtet, aber aus Kapazitätsgründen nicht eingerichtet werden können.

II. Schulpflicht nicht länger durchlöchern lassen
Wir wissen, auch in Stuttgart gibt es schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die dauerhaft nicht oder nur sporadisch zum Unterricht erscheinen, oder die bereits Wochen vor Sommerferienbeginn fernbleiben und erst Wochen später wieder erscheinen. An diesem Thema arbeitet auch eine Kommision im Staatlichen Schulamt. Die früher übliche polizeiliche Zuführung von "Schulschwänzern" gehört in Stuttgart nicht mehr zur Praxis. Hinzu kommt: Einige Kinder sollen offiziell abgemeldet sein, in Wirklichkeit aber hier leben und kleinere Geschwister versorgen. Aus den uns geschilderten Fällen mehrerer Schulen wird deutlich, dass wir die Schulleitungen hier im Interesse der Kinder intensiv unterstützen müssen.

Wir beantragen deshalb:
Die Verwaltung gibt möglichst rasch zum Thema "Schulschwänzen" einen ausführlichen Bericht, der auch den Wissensstand des Staatlichen Schulamtes beinhaltet. Es wird außerdem dargestellt, wie in diesen Fällen die Zusammenarbeit mit dem Amt für Öffentliche Ordnung (Meldestellen) und dem Jugendamt gestaltet ist. Wie kann den Schulen hier besser geholfen werden, da sie ja weder Ermittlungsbeamte, Abholdienste noch Sozialarbeiterfunktionen als Aufgabenstellung haben? Ergänzend berichtet die Verwaltung über Erfahrungen anderer Städte, die in Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden notorischen Schul-Fernbleibern wieder eine Bildungschance eröffnet haben. Praktiker der "Straßeneckenschule" Plochingen ( Janusz Korczak-Schule Plochingen und Paulinenpflege Kirchheim/T., siehe STN vom 16.11.00) werden zu einem Praxisbericht in die Sitzung eingeladen.





Dr. Rainer Kußmaul Edeltraud Hollay Manfred Kanzleiter
Fraktionsvorsitzender Stv. Fraktionsvors. Stv. Fraktionsvors.




Marita Gröger Gisela Abt