Antrag vom 05/27/2003
Nr. 138/2003

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

CDU-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Ausbau der Ganztagesschulen und ganztägiger Betreuungsangebote an Schulen

Stuttgart verfügt bereits heute über ein vielfältiges, gut ausgebautes Angebot an halbtägigen und ganztägigen Betreuungsangeboten für Schulkinder:

1. Für die rd. 19.000 Kinder im Grundschulalter gibt es
2. 15 der 35 Stuttgarter Hauptschulen bieten einen Ganztagesschulbetrieb im Rahmen des Landesprogramms “Soziale Brennpunktschulen”.

3. Eine Grundschule, eine Realschule, ein Gymnasium und sechs Behindertenschulen in öffentlicher Trägerschaft unterrichten außerdem im Ganztagesbetrieb.

4. Einem großen Teil der 6.000 Stuttgarter Schülerinnen und Schüler, die Schulen in privater Trägerschaft besuchen, steht ebenfalls ein Ganztagesschulbetrieb oder ergänzende Betreuungsangebote als Angebot zu Verfügung.


Die veränderte Lebenssituation vieler Familien mit Kindern macht es jedoch er- forderlich, einen Ausbau verlässlicher und ganztägiger Bildungs- und Betreuungs- angebote vorzunehmen. Diese Angebote sollen auf freiwilliger und ergänzender Basis geschaffen werden, eine Verpflichtung zum Besuch einer Ganztagesschule lehnen wir strikt ab, weil dies einen unzulässigen Eingriff in das Elternrecht auf freie Schulwahl darstellt.


Das Bundesprogramm zum Ausbau der Ganztagesschulen (bundesweit 4 Mrd. € bis 2007) stellt insoweit eine Hilfe dar, dass bauliche Maßnahmen sowohl für den Ganztages- schulbetrieb als auch für ergänzende Betreuungsangebote an den Schulen unterstützt werden. Es ist insoweit ein Schulbauprogramm.


Die CDU-Fraktion spricht sich dafür aus, die Zusammenführung von Schulen und verlässlich betreuten Ganztagesangeboten an Schulen zu intensivieren und voranzutreiben. Wir wollen uns dabei am unterschiedlichen Bedarf der Eltern orientieren, deren Sache es weiterhin ist, den Betreuungsumfang und dessen Verbindlichkeit zu wählen. Konkret heisst dies:


1. Flächendeckender Ausbau der Schülerhorte an den Grundschulen

Der weitere Ausbau der Hortangebote hat gezielt an den Grundschulen zu erfolgen. Ziel der CDU-Fraktion ist es, an allen Stuttgarter Grundschulen (70), sofern ein diesbezüglicher Bedarf von den Eltern geltend gemacht wird, ergänzend zum Angebot der verlässlichen Grundschule in unmittelbarer räumlicher Verbindung mit der Grundschule die notwendigen Hortangebote zu schaffen. Die Horte sollen entweder der Grundschule angegliedert oder mit einem gemeinsamen pädagogischen Konzept von Schule und dem jeweiligen Träger der Schülerhorte geführt werden. Mit dem Hortangebot wird sowohl der Bedarf an ganztägiger Betreuung als auch der Ferienbetreuung abgedeckt. Die bestehenden Hortangebote bleiben von dieser Neuausrichtung unberührt.

Ziel ist es, dass die Eltern für ihre Kinder ergänzend zum Schulangebot zwischen der verlässlichen Grundschule und einem ganztägigen Hortangebot wählen können. Die Elternbeiträge für die verlässlicher Grundschule (heute: 69 Cent pro Betreuungsstunde) und den Schülerhort (heute: 53 Cent pro Betreuungsstunde) müssen zwingend aufeinander abgestimmt werden.


2. Wettbewerb “Modellhafte Ganztagesschulen”

Im Rahmen eines Wettbewerbsverfahren sollen drei bis vier Grundschulen als verbindliche Ganztageschule (wie Fasanenhofschule) ausgewählt werden, die in einem 3-jährigen Modellprojekt unterschiedliche Formen von Ganztagesschulbetrieb und bedarfsgerechten Betreuungsangeboten erproben können, um jenseits der bekannten Modelle von ganztägigem Schulbetrieb und Grundschule mit ergänzenden Betreuungsangeboten klassischer Art neue, integrative und innovative Modelle erproben zu können. Insbesondere die Vernetzung mit offenen Freizeitangeboten im Stadtbezirk (Sportvereine, Jugendhaus, Stadtbibliothek, Musikschule, etc.) soll im Zentrum der Projekte stehen.

Das Modellprojekt soll aus Mitteln des Projektmittelfonds “Zukunft der Jugend” und der Jugendhilfe (Schülerhorte) sowie ergänzender Lehrerstunden durch das Land finanziert werden.


3. Ausbau der ganztägigen Angebote an Hauptschulen

Die CDU-Fraktion spricht sich dafür aus, auf der Grundlage des Sozialatlas und entsprechend den Wünschen der Schulen schrittweise die Aufnahme von weiteren Hauptschulen in das Landesprogramm “soziale Brennpunktschulen” zu beantragen (z.B. GHS Münster, GHS Stammheim, GHS Ostheim).


4. Ganztagesschulbetrieb an jeweils zwei Realschulen und Gymnasien in der Innenstadt

Auch im Bereich der Realschulen und Gymnasien sollen in Stuttgart Ganztagesangebote an Schulen in öffentlicher Trägerschaft geschaffen werden. Deshalb spricht sich die CDU-Fraktion dafür aus, dass die Stadtverwaltung beim Land Baden-Württemberg den Antrag stellt, jeweils zwei Realschulen und Gymnasien in den Innenstadtbezirken ergänzend zum weiterhin vorhandenen Regelangebot auf einen Ganztagesbetrieb umzustellen. Voraussetzung hierfür ist, dass wie z.B. beim Zeppelin-Gymnasium sowohl seitens der Schule der Wunsch artikuliert und ein pädagogisches Konzept vorgelegt wird sowie die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind.


5. Achtjähriges Gymnasium

Im Zuge der Umstellung auf das achtjährige Gymnasium ab dem Schuljahr 2004/2005 wird der Nachmittagsunterricht an den Gymnasien ohnehin auf i.d.R. drei Nachmittage ausgebaut werden. Die CDU-Fraktion spricht sich dafür aus, dass an allen Gymnasien auch die notwendigen Cafeterien mit einem Mittagstischangebot auf ehrenamtlicher Basis, Aufenthaltsräume, Schülerbibliotheken, etc. geschaffen werden, damit für die Schülerinnen und Schüler an den Schulen auch ein Lebensumfeld geschaffen wird, dass einem weitgehenden Ganztagesschulbetrieb gerecht wird.


Wir beantragen:


Die Verwaltung wird beauftragt, bis zur Sommerpause eine Gesamtkonzeption zum Ausbau der Ganztagesschulen und der ganztägigen Betreuungsangebote an Schulen auf der Basis der dargelegten Vorstellungen und die einzelnen Schritte für ein Umsetzungsprogramm mit mittelfristiger Perspektive vorzulegen. Die baulichen Maßnahmen sollen vollständig aus dem Bundesprogramm für den Ausbau der Ganztagesschulen finanziert werden.





Michael Föll Dr. Susanne Eisenmann Angela Schmid
Fraktionsvorsitzender Stv. Fraktionsvorsitzende




Iris Ripsam Christina Metke