"Die Frage ist letzten Endes, ob man überhaupt für kommende Generationen einen Begriff von Kinokultur aufrechterhalten will, der multikulturell, spezifisch und differenziert ist. Wenn man ein Kino will, das den Blick in die Welt und in die Geschichte offen hält, braucht man mehr denn je die Kommunalen Kinos."
Wim Wenders
Wir beantragen:
Die Stadtverwaltung legt in der ersten Sitzung des Verwaltungsausschusses nach der Sommerpause dar,
die Gründe, die zur Insolvenz des Kommunalen Kinos geführt haben,
inwieweit die Verwaltung hier hätte unterstützend eingreifen können,
wie die Verwaltung schnellstens mit den bisherigen Betreibern des Kommunalen Kinos einen neuen Weg beschreiten wird und diese mit der Insolvenz nicht alleine lässt,
was unter "Kommunales Kino anderer Struktur mit anderen Partnern" (SZ 22.7.08) zu verstehen ist,
wie sie die Zukunft des Filmhauses neu gestalten wird, um so dem Namen auch gerecht zu werden,
in welchen Händen zukünftig die organisatorische Verantwortung für das gesamte Haus liegen wird,
wie sie die Vereinbarkeit der Gastronomie mit den Belangen des Hauses optimiert.
Begründung:
Mit Bestürzung und großem Bedauern haben wir von der Insolvenz des Kommunalen Kinos Kenntnis genommen. Über 37 Jahre Kommunales Kino - das drittgrößte in Deutschland - können doch nicht so einfach in der Sommerpause verschwinden. Schnelles Handeln ist also erforderlich.
Deshalb freuen wir uns, dass die Kulturbürgermeisterin in der Presse das Signal gab, "eine Stadt wie Stuttgart braucht ein Kommunales Kino". Allerdings waren wir doch sehr erstaunt zu lesen, dass der Verwaltung die finanzielle Situation des Kommunalen Kino so nicht bewusst war. Denn immer wieder hat die Verwaltung von einer angespannten finanziellen Lage gesprochen, auch in den Haushaltsberatungen 2008/2009 in Beantwortung unseres Antrages.
Dennoch war das Kommunale Kino auf einem guten Weg. Der Verein hatte viele Forderungen aus dem Liquiditäts- und Entschuldungsplan aus 2003 erfüllt, den Vorstand beispielsweise halbiert, seit Jahren monatlich die Finanzen offen gelegt und mit Unterstützung der Verwaltung eine neue Geschäftsführung gesucht, die frei vom Verein hätte agieren sollen. Trotz einer vom Rechnungsprüfungsamt wiederholt bestätigten strukturellen Unterfinanzierung, einer 5%en Kürzung durch MFG, einer Mieterhöhung sowie steigender Energiepreise wurde wirtschaftlich gearbeitet.
Neben dem "normalen Programm", wie originalsprachige Filme aus der ganzen Welt, Kinderprogramme, Retrospektiven, Stadtteilkino etc. wurden durch Kooperationen bzw. Vernetzungen und in Eigenarbeit thematische Reihen und Festivals ausgerichtet. Zu denken ist u.a. an die Französischen und Deutsch-Türkischen Filmtage, Cine Latino, Indianer- und Inuit-Festival, die den Ruf der Landeshauptstadt in die Welt getragen haben.
Nach unserem Eindruck kann der Gechäftsführung und dem Verein nicht der Vorwurf der Misswirtschaft gemacht werden. Aus diesem Grunde gehen wir davon aus, dass die Verwaltung den bisherigen Betreibern während des Insolvenzverfahrens zur Seite steht und nach einer Sanierung eine neue Basis zwischen Stadt und dem Verein gefunden wird. Denn warum sollte sonst wohl der Bürgermeisterin trotz Insolvenz die Weiterführung der Findungskommission Koki-Geschäftsführung so wichtig gewesen sein.
Das Kommunale Kino steht als Hauptmieter in enger Verbindung zum Filmhaus und hat nach Auflösung des Medienteams nahtlos die Hausorganisation ohne Kostenausgleich übernommen. Somit ist für uns in diesem Zusammenhang auch die Zukunft des Filmhauses ein wichtiges Thema.