Antrag vom 04/26/2001
Nr. 189/2001

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

CDU-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Ausbildungs- und Beschäftigungsinitiative für behinderte Jugendliche bei der Stadt Stuttgart
  1. Um die beruflichen Perspektiven körper- und sinnesbehinderter Jugendlicher zu verbessern, bietet die Stadt Stuttgart im Rahmen des Stellenplans bzw. des Ausbildung- budgets gezielt für den mittleren und gehobenen nichttechnischen/ technischen Dienst Ausbildungs- und Vollzeit-/Teilzeitarbeitsplätze an.
  2. Zusammen mit den einschlägigen Stuttgarter Bildungsträgern wird zur Umsetzung dieses Ziels ein Aktionsprogramm bei der Stadt Stuttgart entwickelt.
  3. Der Gemeinderat wird über die ersten Ergebnisse dieses Aktionsprogramms im Rahmen der Beratungen des Stellenplans 2002/2003 unterrichtet.


Begründung:

Jährlich verlassen über 50 Jugendliche nach der schulischen Ausbildung die Stuttgarter Bildungseinrichtungen für Behinderte. Die Stadt Stuttgart ist bemüht, durch eine gute Ausstattung ihrer Sonderschulen bestmögliche schulische Ausbildungsbedingungen zu schaffen. Stadt und Land investieren in dieses Bildungsangebot pro Jahr gemeinsam 24.150.000,-- DM. Derartige Investitionen in die Bildung der jungen Menschen entfalten aber nur dann ihre volle Wirkung, wenn sich eine qualifizierte Berufsausbildung und später eine adäquate Beschäftigung anschließen.


Mit dem vorgeschlagenen Aktionsprogramm "Ausbildungs- und Beschäftigungsinitiative für junge körper- und sinnesbehinderte Menschen" soll dieser Schritt von der Schule bis zum beruflichen Leben erleichtert werden. Bildungseinrichtungen für Behinderte wie die Nikolauspflege (Stiftung für Blinde und Sehbehinderte) berichten, dass "der Öffentliche Dienst sich bis auf wenige Ausnahmen bei der Einstellung von Schwerbehinderten bedeckt halte." Das gelte auch für die Stadt Stuttgart. Innerhalb der Stadtverwaltung wird die von den Bildungseinrichtungen vorgetragene Zurückhaltung damit gerechtfertigt, dass die zusätzlichen Belastungen, die mit der Beschäftigung Behinderter verbunden seien, nicht aufgefangen werden können.


Wir sind jedoch der Überzeugung, daß gerade die Stadt Stuttgart als öffentlicher Arbeitgeber für die berufliche Eingliederung dieser jungen Menschen eine Vor- bild- und Vorreiterfunktion zu übernehmen hat. Hinzu kommt, daß angesichts des günstigen Arbeits- und Ausbildungsmarktes in Stuttgart ohnehin zahlreiche Stellen bzw. Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können. So konnten im Jahr 2000 27 Ausbildungsplätze (= 6,4 % aller angebotenen Ausbildungsplätze) mangels Bewerber/innen bei der Stadt und ihren Eigenbetrieben nicht besetzt werden.


Mit dem Aktionsprogramm soll im übrigen unter Beweis gestellt werden, dass körper- und sinnesbehinderte Jugendliche bei adäquater Auswahl und Einsatz durchaus in der Lage sind, gute Leistungen an ihrem Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu erbringen. Durch die berufliche Chance, die für diese Jugendlichen leider immer noch nicht selbstverständlich ist, sind sie zum Teil noch besser motiviert als nichtbehinderte Gleichaltrige und gleichen durch dieses Engagement z.B. Mobilitätsprobleme aus.






Michael Föll Philipp Hill Dr. Ilse Unold
Fraktionsvorsitzender




Reinhold Uhl Johannes Bräuchle Sonja E. Jäger
Stv. Fraktionsvorsitzender




Christina Metke Iris Ripsam Roland Schmid MdL