Antrag
vom
09/16/2002
Nr.
327/2002
Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen
SPD-Gemeinderatsfraktion
Betreff
Einwohnerprognose des Statistischen Amts - mit dem demografischen Wandel umgehen
Vor kurzem hat das Statische Amt eine neue Einwohnerprognose für die Jahre bis 2015 vorgelegt. Die Zahlen zeigen auf, dass mit einer weiteren Zunahme älterer Menschen zu rechnen ist.
So
wird z.B. die Zahl der 75- bis 85-Jährigen in Stuttgart bis zum Jahr 2015 um 33% zunehmen, was nicht nur eine Auswirkung zurückgehender Geburtenzahlen sondern auch auf der erhöhten Lebenserwartung der Menschen begründet ist.
Die neueste Statistik ist jedoch kein Grund, in Hysterie oder Depression zu verfallen oder damit vorschnell einseitige Forderungen (z.B. mehr Pflegeheime und weniger Kindergärten ) zu begründen. Dies dürften auch die Warnungen der Statistiker vor der Ungewissheit äußerer Einflüsse und die Erfahrungen mit früheren Prognosen belegen.
Notwendig ist es allerdings, dass zum Einen alles getan wird, dem Abwärtstrend der Zahl der Einwohner/innen zu begegnen und zum Anderen auf die unvermeidliche Veränderung in der Altersstruktur der Bevölkerung die richtigen Antworten zu finden.
Wir brauchen eine Kommunalpolitik aus einem Guss, die u.a. die folgenden Themen in den Mittelpunkt ihrer Planungen stellt:
Wie gelingt es uns, dass Stuttgart für Familien als Lebensstandort attraktiv bleibt? Welche Formen des Wohnens brauchen wir, die den Qualitätsansprüchen und den ökologischen Erfordernissen der zukünftigen Jahre gleichzeitig gerecht werden? Nur eine familienfreundliche Stadt ist attraktiv für junge Familien - dazu gehört v.a. ein am Bedarf orientiertes Schul-und Kinderbetreuungsangebot.
Welche Maßnahmen zur Integration der zuwandernden Bevölkerung in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt sind zusätzlich erforderlich? Wobei wir allerdings nicht davon ausgehen, dass Zuwanderung alterungsbedingte Entwicklungen ausgleichen könnte.
Wie gelingt es, die Zahl der Arbeitsplätze in Stuttgart zu erhalten und zu steigern? Wie muss die Wirtschaftsförderung auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren?
Welche Konsequenzen ergeben sich für das Bildungssystem unter dem Aspekt der Notwendigkeit für “lebenslanges” Lernen.
Gesichert ist jedenfalls - und nicht nur für Stuttgart - dass die Bevölkerung älter wird und dies andere Anforderungen an Infrastruktur und Stadtplanung stellt. Für Stuttgart kommt hinzu, dass wir eine gewachsene starke Gliederung in Stadtteile haben. Wir begrüßen es daher, dass das Statistische Amt mit dem bereits vorgelegten Datenkompass Stadtbezirke wichtige Vorarbeit geleistet hat und vertiefendere stadtteilbezogene Untersuchungen zur Bevölkerungsentwicklung plant, weil nur auf der Basis dieser verfeinerten Untersuchungen qualifizierte Handlungsentscheidungen abgeleitet werden können.
Es ist an der Zeit, dass sich der Gemeinderat mit der demografischen Entwicklung und dem daraus resultierenden Handlungsbedarf ausführlich und ressortübergreifend, unter Einbeziehung interner und externer Fachleute (wir denken dabei u.a. an Ulrich Pfeiffer, empirica-institut, Prof. Herwig Birg, Universität Bielefeld, Dr. Rotraut Weeber, Büro Weeber und Partner, Stuttgart) beschäftigt. Es geht darum, Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft zu behalten, bzw. zu ergreifen.
Wir beantragen:
Die Verwaltung bereitet unter Einbeziehung aller Referate/Ämter einen Gemeinderats-Workshop zum Thema "Einwohnerentwicklung/demografischer Wandel" vor.
Neben einer vertiefenden Berichterstattung durch das Statistische Amt zur Stuttgarter Prognose werden zur Einführung in das Thema und zur Vertiefung auch externe Fachleute (siehe Begründung) zur Berichterstattung und Diskussion eingeladen.