Antrag vom 11/18/2008
Nr. 451/2008

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion, Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Unausgegorenes aus der Vorlage „Stuttgarter Netze für alle Kinder“ (746/2008)

In die Vorlage „Stuttgarter Netze für alle Kinder“ – Maßnahmen gegen Kinderarmut – sind auch Punkte aufgenommen, die aus unserer Sicht nicht ausgegoren sind. Es ist sicher eine gute Absicht, mit Musik und Sport unsere Kinder in den Grund- und Hauptschulen zu fördern, zumal gerade diese Fächer in unseren Schulen stiefmütterlich behandelt werden oder gleich ausfallen.

Gute Absichten sind jedoch nicht zwangsläufig gute Taten.


Beschlussantrag Nr. 10 „Stark durch Musik“ (Anlage 2, Punkt 8)
Die städtische Musikschule möchte mit einer zusätzlichen Stelle im Vormittagsunterricht Kurse an einer bzw. zwei Schulen durchführen. Die Kosten für drei Jahre belaufen sich auf 155.000 Euro. Die Stelle soll über den Projektmittelfonds Zukunft der Jugend finanziert werden.
Das Projekt soll – laut Vorlage – erst noch er- und ausgearbeitet werden, die Mittel aber schon mal bewilligt werden.
Wir meinen, dass die Musikschule mit den Partnern, wie alle anderen Antragsteller auch, einen Antrag stellen soll, über den im Rahmen der nächsten Vergaberunde entschieden wird.
Wir haben in den vergangenen Jahren mit Musikprojekten, mit Projekten, die „Künstler in die Schulen“ holten, bereits sehr gute Erfahrungen gesammelt. Vor allem haben sich Projekte als besonders wirkungsvoll herausgestellt, die zielgerichtet in eine Aufführung mündeten. Dies bestätigen übrigens alle bundesweite Evaluationen. Bei Aufführungen mit Musik, Bewegung und Sprache lassen sich alle Jugendlichen ebenso wie auch viele Eltern integrieren. Es können sowohl Solisten (Sängerinnen und Sänger, Darstellerinnen und Darsteller) als auch Ensembles (Chor und Orchester, Percussion-Gruppen usw.) auf der Bühne mitwirken wie auch „hinter der Bühne“ als Bühnenbildner, Kulissenbauer, Beleuchter, Inspizienten, Tontechniker in Musikprojekte eingebunden werden.
Diese Projekte bieten durch die Orientierung auf ein Aufführungsziel und die damit verbundene Öffentlichkeit an der Schule und darüber hinaus eine große Möglichkeit der Heranführung an Musik und wirken nachhaltig weiter. Wir sind der Meinung, dass durch solche Projekte Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein und Sozialverhalten insgesamt positiv beeinflusst werden können. Die ganze Schulgemeinschaft einschließlich der Eltern gewinnt in solchen Aufführungsprojekten. Ein Blick in die Gesichter der stolzen Eltern ist Bestätigung.
Der Ansatz, den leider kaum bestehenden Musikunterricht an Grund- und Hauptschulen durch neue kommunale Stellen der Musikschule aufzufüttern, ist nach unserer Ansicht nicht das erste Mittel der Wahl und für alle Schulen kaum finanzierbar. Wir setzen künftig stark auf die Möglichkeiten in der Fortbildung unserer Lehrer und Erzieher, die unser neues Kompetenzzentrum bieten wird.


Wir beantragen:

Punkt 10 der Beschlussvorlage in der Form zu beschließen:
Von der Absicht der städtischen Musikschule, den Antrag „Stark durch Musik“ beim Projektmittelfonds „Zukunft der Jugend“ einzureichen, wird zustimmend Kenntnis genommen.


Beschlussantrag Nr. 11 „Motorische Förderung von Kindern“ (Anlage 2, Punkt 11)
Die Verwaltung möchte im Beschlussantrag, dass der Gemeinderat Kenntnis nimmt von der Konzeption „Motorische Förderung von Kindern im Rahmen der Stuttgarter Bildungspartnerschaft“. In der Anlage ist es allerdings raffiniert so formuliert, dass das Konzept umgesetzt wird. Da dieses Konzept bisher hauptsächlich aus Absichtserklärungen besteht, bedarf es zuerst der Beratungen und ggf. dann eines Beschlusses, ob es umgesetzt wird. Zu einer Umsetzung werden dann auch die Kosten zu beziffern sein. Uns sind Bewegungsangebote in unseren Schulen und Kitas allerdings gewichtiger als erneute Erhebungstests.


Wir beantragen:

Keine Umsetzung des Beschlussantrags Nr. 11 ohne Beratung und gesondertem Beschluss.


Beschlussantrag Nr. 9 „Internet-Plattform“
Vorgeschlagen wird der Aufbau einer Internet-Plattform für Schulen und Kitas, um Bürgern zielgerichtete Unterstützungs- und Spendenangebote zu ermöglichen.
Nach unserer Kenntnis gibt es bereits im Sozialreferat und bei den Ehrenamtsbeauftragten umfangreiche Sammlungen. Doppelstrukturen müssen vermieden werden. Solch ein Projekt kann schnell viel Geld kosten und Personal benötigen, ggf. ohne dass das Internet-Angebot dann auch genutzt wird. Ehrenamtliche Mitarbeit wie auch Spenden bedürfen eher des persönlichen Kontakts als der Technik.


Wir beantragen:

Es wird zuerst das Bestehende ausgewertet und eine erste Kostenschätzung für solch ein Projekt vorgelegt.



Werner Wölfle Christoph Gulde
Bündnis 90/Die Grünen Freie Wähler