Finanzielle Auswirkungen Die Verwaltung des Hauses Le Corbusier wird gemäß dem Beschluss des Gemeinderats (GR-Drs. 78/2002 vom 4. Februar 2002) dem Kulturamt übertragen. Aus heutiger Sicht wird der laufende Betrieb Mitte 2005 aufgenommen, der Termin für die Fertigstellung des Gebäudes kann jedoch erst im Laufe des Jahres 2004 näher präzisiert werden.
Die voraussichtlichen jährlichen laufenden Kosten in Höhe von 80.000 € wurden im Haushaltsplanentwurf 2004/2005 zusätzlich zum Budget des Kulturamts bereitgestellt. Den Kosten stehen Einnahmen aus Eintrittsgeldern gegenüber, die in Abhängigkeit von Tarifgestaltung und Besucherresonanz mit rund 30.000 € angenommen werden. Beteiligte Stellen Ref. WFB Vorliegende Anträge/Anfragen keine Erledigte Anträge/Anfragen keine Matthias Hahn Bürgermeister Anlagen 1. Ausführliche Begründung 2. Bericht zur Bauanalyse und zum Denkmalschutzkonzept 3. Gesamtkonzeption Weissenhofsiedlung 4. Haus Le Corbusier - Schätzung der jährlichen laufenden Kosten 5. Überblick zu Besucherzahlen und Führungen in der Weissenhofsiedlung Ausführliche Begründung:
Denkmalgerechte Instandsetzung:
Gemäß Vertrag vom Januar 2002 wurde das Haus Rathenaustraße 1 - 3 im Juli 2002 der Wüstenrot Stiftung als temporärer Bauherrin übergeben. Seither erfolgte in Zusammenarbeit mit zahlreichen Experten aus verschiedenen Bereichen eine intensive Bauanalyse des Gebäudes. Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg beteiligte sich mit einer detaillierten Bauforschung (Planung, Bau Veränderungen, Nutzungsgeschichte) sowie mit archäologischer Denkmalpflege und konservatorischen Untersuchungen.
Diese Phase des Instandsetzungsprozesses verlief in ständiger Abstimmung mit der Landeshauptstadt Stuttgart und der Unteren Denkmalschutzbehörde und ist nun mit der Formulierung eines Denkmalschutzkonzepts abgeschlossen. Eine ausführliche Darstellung enthält der Bericht der von der Stiftung beauftragten Architekten, Architektur 109, Mark Arnold und Arne Fentzloff (Anlage 2). Als sichtbarste Maßnahmen sollen die Eingangsterrasse und die Dachterrasse in ihrer bauzeitlichen Fassung wieder hergestellt werden. Das Baugesuch zur Nutzungsänderung wird in Kürze vorliegen und Grundlage des denkmalrechtlichen Verfahrens sein.
Die Befunde und das daraus entwickelte Denkmalschutzkonzept bestätigen im Wesentlichen Überlegungen zur zukünftigen Nutzung, wie sie bereits in der Gemeinderatsdrucksache 78/2002 vom 4. Februar 2002 dargestellt wurden. Danach soll Gebäudeteil Rat- henaustraße 1 zukünftig der Besucherinformation dienen. Ein- und Umbauten insbesondere der Nachkriegszeit werden entfernt, verbliebene Originalbauteile gesichert und konservatorisch behandelt. Eine Rekonstruktion verlorener Bauteile ist in diesem Bereich nicht vorgesehen. Im Gebäudeteil Rathenaustraße 3 wird die bauzeitliche Wohnung thematisiert.
Auf der Grundlage der nun vorliegenden Erkenntnisse wird das Ausstellungs- und Museumskonzept weiter vertieft. Dabei gilt als Leitlinie, dass das Gebäude selbst den wichtigsten Ausstellungsgegenstand darstellt und die hinzuzufügende Präsentation sich dem Gebäude unterzuordnen hat. Gleichzeitig soll die Darstellung geeignet sein, eine breite Schicht von Interessenten anzusprechen und die Bedeutung der Weis-senhofsiedlung des Hauses Le Corbusier in der Architektur- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Hierzu werden weitere Experten einbezogen. Auch internationale Erfahrungen aus vergleichbaren Museumsobjekten werden berücksichtigt.
Aufgrund der baulichen Gegebenheiten des Hauses, das in seinem Charakter als Zweifamilienhaus erkennbar bleiben soll, können sich in dem Gebäude nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern aufhalten. Es ist daher um so wichtiger, das Haus Le Corbusier im Zusammenhang mit der Gesamtkonzeption für die Präsentation der Weissenhofsiedlung zu sehen (Anlage 3).
Betreuungsmodell:
Die Verhandlungen mit dem Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung e. V. mit dem Ziel einer vertraglichen Vereinbarung über die ständige Betreuung des Hauses Le Corbusier wurden weitergeführt. Bei dem beabsichtigten Betriebsmodell wird das Personalwesen vom Verein übernommen. Für die dadurch entstehenden Kosten und sonstigen Aufgaben der Betreuung erhält der Verein einen angemessenen Zuschuss. Grundlage der Vereinbarung und der Festlegung des Zuschusses sind die Schätzungen über laufende Kosten und Einnahmen (Anlage 4).
Dem Betreuungsmodell liegt das Ziel zu Grunde, Besuchsmöglichkeiten ohne längere Schließzeiten, etwa während der Schulferien, anzubieten. Das Gebäude soll daher an ca. 300 Tagen im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Um eine adäquate tägliche Öffnungszeit zu ermöglichen, die den Vermittlungsauftrag des Museums erfüllen kann, wird von einer Personalausstattung von 1,4 Personalstellen ausgegangen.
Damit kann das Haus täglich ca. 7 Std. geöffnet werden, auch Abendöffnungen sind möglich. Insgesamt sind so die Voraussetzungen gegeben, neue Besuchergruppen zu erschließen und gebäudeverträglich zu betreuen. Das heutige Aufkommen im wesentlich kleineren und kostenlosen Informationszentrums des Vereins der Freunde der Weissenhofsiedlung e.V. liegt bei ca. 12.000 Besuchern, wie es sich aus den Zählungen ergibt (Anlage 5). Aus dieser Übersicht lässt sich auch der Besucherzuwachs erkennen, der im Zuge des 75. Jahrestags der Weissenhofsiedlung zu verzeichnen ist.
Für den Besuch des Hauses Le Corbusier sollen Eintrittsgelder erhoben werden. Aus heutiger Sicht wird davon ausgegangen, dass rund 30.000 € erlöst werden können und sich der städtische Zuschuss damit auf 50.000 € begrenzt. Sollte dieses Ziel durch eine nur geringe Besucherresonanz wesentlich verfehlt werden, so kann durch Reduzierung der Öffnungszeit eine Kostenersparnis erreicht werden.
Im Gebäude selbst wird es keine ständigen Führungen geben, die Besucher werden mehrsprachig in beiden Gebäudeteilen mit transportablen Hörinformationen geführt. Darüber hinaus wird der Verein der Freunde der Weissenhofensiedlung e.V. wie bisher Gruppenführungen in der Siedlung anbieten. Die hierbei entstehenden Sach- und Personalkosten sollen vollständig aus den erhobenen Teilnehmergebühren gedeckt werden.
Die zunächst auf Annahmen beruhenden Wirtschaftsdaten müssen anhand der tatsächlichen Entwicklung bei Kosten und Einnahmen überprüft ggf. angepasst werden.
LeCorbusier, Doppelhausvilla Rathenaustr. 1 3
Stuttgart - Weissenhofsiedlung
Bericht zur Bauanalyse und zum Denkmalschutz-Konzept
01 Einleitung Das Le Corbusier-Doppelhaus wird im Rahmen der Revitalisierung und Sanierung zu einem Ausstellungs- und Dokumentationszentrum umgebaut. 02 Denkmalpflegerische Zielsetzung Für die Aussenproportion und die Fassade des Doppelhauses geht es genauso wie für die Innenbereiche darum, in grösstmöglicher, befund- und quellengestützter Annäherung die wesentlichen Qualitäten dieser Le Corbusier-Architektur wieder anschaulich zu machen. 03 Untersuchungsergebnisse Bauaufnahme des Ist-Zustands Die detaillierte Bauaufnahme mit Grundrissen, Schnitte, Ansichten und der Wandabwicklung aller Räume, einschliesslich der Erstellung eines Raumbuches des Ist-Bestands und einer Fotodokumentation bildet die Grundlage aller Untersuchungen und der weiteren Planungen. Historische Bauforschung Über die historische Bestandsuntersuchung im Haus, Plan- und Fotorecherchen aus verschiedenen Archiven, konnte ein zusammenhängendes Bild von der wechselvollen Geschichte des Gebäudes erarbeitet und in Plänen dargestellt werden: Grundrissenwicklungspläne Darstellung in Bauetappen der baulichen Veränderungen vom bauzeitlichen Erstzustand bis zum Ist-Zustand
Gesamtkonzeption Weissenhofsiedlung
Mit dem 75. Jahrestag der Weissenhofsiedlung und den damit verbundenen Veranstaltungen im Jahr 2002 hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit für dieses Baudenkmal spürbar erhöht. Das mittelfristige Konzept für die verbesserte Präsentation umfasst 5 Örtlichkeiten, deren Nutzungen zu einem attraktiven Netzwerk miteinander verknüpft werden sollen. 1. Doppelhaus Le Corbusier (Rathenaustr. 1 und 3) Zentrales Element der Weissenhofkonzeption ist das Doppelhaus Le Corbusier. Nach der denkmalgerechten Instandsetzung durch die Wüstenrot Stiftung wird es voraussichtlich ab Mitte 2005 als Besucherzentrum und zur Verfügung stehen mit musealer Präsentation einer Wohnung im Zustand von 1927. Die Durchführung erfolgt auf der Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses vom 04.02.2002 (GR-Drs. 78/2002) und dem Vertrag mit der Wüstenrot Stiftung vom 18.01.2002 Durch denkmalpflegerische Vorgaben und ein begrenztes Raumangebot ergeben sich allerdings Beschränkungen im Informations- und Betreuungsangebot an Besucher. Um so wichtiger ist es, dass dieses Haus in Verbindung mit anderen Einrichtungen an der Weissenhofsiedlung gesehen wird. 2. Ehemaliger Milchladen (Am Weißenhof 20) Die heutige Funktion als Informationszentrum über die Weissenhofsiedlung wird zukünftig in verbesserter Form vom Doppelhaus Le Corbusier übernommen. Damit steht die Fläche des ehemaligen Milchladens (Eigentümer Bund) für eine Nachnutzung zur Verfügung. Der Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung strebt an, den Milchladen weiterhin zu nutzen, allerdings nicht als ständigen öffentlichen Ort, sondern als eine Art Weissenhof-Archiv, das auf Anfrage insbesondere auch für wissenschaftliche Studien zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus könnten kleinere Veranstaltungen (Vorträge etc.) stattfinden. 3. Architekturgalerie am Weissenhof (Am Weißenhof 30) Trotz sehr beengter räumlicher Verhältnisse im ehemaligen Gemeinschaftsraum des Behrens-Gebäudes hat sich die Architekturgalerie als Ziel für Architekturinteressierte etabliert. Öffnungszeiten und Ausstellungsprogramm können zukünftig stärker mit dem Haus Le Corbusier abgestimmt werden. 4. Bruckmannweg 10 Das Grundstück des ehemaligen Döcker-Gebäudes wurde 2000 von der Stadt Stuttgart erworben, um eine adäquate Nutzung zu sichern. Die Stadt strebt dabei keine Rekonstruktion des kriegszerstörten Döcker-Gebäudes an. Vielmehr soll im Zuge eine internationalen Architektenwettbewerbs ein hochrangiges neues Gebäude realisiert werden, das die Nachbarschaft und den Vorgängerbau respektiert, aber mit heutigen architektonischen Mitteln eine Brücke zwischen klassischer Moderne und Jetztzeit schlägt. Angedacht ist eine wohnverträgliche Nutzung als Stipendiaten-Haus (“architects in residence”). Finanzierungsmöglichkeiten sind allerdings zur Zeit nicht gegeben. Der geplante Architektenwettbewerb ist daher zurückgestellt, auch wegen der Konzentration auf das Haus Le Corbusier. Denkbar ist daher auch eine Zwischennutzung mit ausstellungspädagogischer Zielrichtung, die z.B. auf Ergebnissen eines BRILLUX-Studienwettbewerbs von 2002 aufbauen könnte. 5. Platz am Weissenhof Der Platz am Weissenhof bildet das Entree zur Weissenhofsiedlung, aber auch zur Staatliche Akademie der Bildenden Künste. Das Aufwertungspotential für den heute unattraktiven Platz ergibt sich sowohl aus den Besuchern der Weissenhofsiedlung als auch aus Aktivitäten im Umfeld der Akademie. Auch die nahe gelegene Messe bzw. deren Nachfolgenutzung spielt eine Rolle. Zur Platzgestaltung ist ein Architektenwettbewerb vorgesehen (s. auch Antrag CDU-Gemeinderats-fraktion vom 28.08.2002) Besonders wünschenswert ist an dieser Stelle eine gastronomische Einrichtung, die an anderer Stelle der Weissenhofsiedlung nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Es wäre auch eine Art “Empfangsgebäude” denkbar, dessen Attraktivität mit weiteren Funktionen erhöht wird, z. B. Ausstellungen im Umfeld der Akademie oder die Präsentation aktueller Bauprojekte in Stuttgart. Gespräche mit potentiellen Investoren waren allerdings bisher erfolglos. Parallel wird daher auch eine kleine Lösung verfolgt, die den vorhandenen Kiosk einbezieht.
Kulturamt
Haus Le Corbusier
Informationszentrum und Museum zur Weissenhofsiedlung Schätzung der jährlichen laufenden Kosten
Davon:
Gebäudebezogene Ausgaben der Stadt
Ausgaben für Museumsbetreuung
Annahmen: 5.000 Besucher je 4,-€ = 20.000 € 5.000 Besucher je 2,- € =10.000 € (ermässigt)