Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Referat Städtebau

Gz: St/KBS
GRDrs 986/2003
Stuttgart,
10/15/2003



Haus Le Corbusier Rathenaustr. 1 und 3
Sachstand und Vorbereitung des Betriebes als Informationszentrum und Museum zur Weissenhofsiedlung




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Ausschuss für Umwelt und Technik
Gemeinderat
Einbringung
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
nichtöffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
28.10.2003
29.10.2003
12.11.2003
18.11.2003
27.11.2003



Beschlußantrag:

1. Vom Stand der denkmalgerechten Instandsetzung des Hauses Le Corbusier und dem Bericht zur Bauanalyse und zum Denkmalschutzkonzept (Anlage 2) wird Kenntnis genommen.

2. Die Verwaltung wird beauftragt, auf der Grundlage der Kostenschätzung des Betriebs (Anlage 4) einen Vertrag mit dem Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung e. V. über die Betreuung des Hauses Le Corbusier bis zur Unterschriftsreife auszuhandeln. Dabei soll die finanzielle Belastung der Stadt 50.000 € jährlich nicht übersteigen.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Im Juli 2002 hat die Wüstenrot Stiftung mit der denkmalgerechten Instandsetzung des Gebäudes Rathenaustraße 1 - 3 (Haus Le Corbusier) begonnen. Mit der Bauanalyse und dem daraus resultierenden Denkmalschutzkonzept ist die erste Phase abgeschlossen. Wie vom Gemeinderat beauftragt, hat die Verwaltung den Betrieb des zukünftigen Museums weiter vorbereitet.


Finanzielle Auswirkungen

Die Verwaltung des Hauses Le Corbusier wird gemäß dem Beschluss des Gemeinderats (GR-Drs. 78/2002 vom 4. Februar 2002) dem Kulturamt übertragen. Aus heutiger Sicht wird der laufende Betrieb Mitte 2005 aufgenommen, der Termin für die Fertigstellung des Gebäudes kann jedoch erst im Laufe des Jahres 2004 näher präzisiert werden.

Die voraussichtlichen jährlichen laufenden Kosten in Höhe von 80.000 € wurden im Haushaltsplanentwurf 2004/2005 zusätzlich zum Budget des Kulturamts bereitgestellt. Den Kosten stehen Einnahmen aus Eintrittsgeldern gegenüber, die in Abhängigkeit von Tarifgestaltung und Besucherresonanz mit rund 30.000 € angenommen werden.


Beteiligte Stellen

Ref. WFB

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine



Matthias Hahn
Bürgermeister


Anlagen

1. Ausführliche Begründung
2. Bericht zur Bauanalyse und zum Denkmalschutzkonzept
3. Gesamtkonzeption Weissenhofsiedlung
4. Haus Le Corbusier - Schätzung der jährlichen laufenden Kosten
5. Überblick zu Besucherzahlen und Führungen in der Weissenhofsiedlung


Ausführliche Begründung:

Denkmalgerechte Instandsetzung:

Gemäß Vertrag vom Januar 2002 wurde das Haus Rathenaustraße 1 - 3 im Juli 2002 der Wüstenrot Stiftung als temporärer Bauherrin übergeben. Seither erfolgte in Zusammenarbeit mit zahlreichen Experten aus verschiedenen Bereichen eine intensive Bauanalyse des Gebäudes. Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg beteiligte sich mit einer detaillierten Bauforschung (Planung, Bau Veränderungen, Nutzungsgeschichte) sowie mit archäologischer Denkmalpflege und konservatorischen Untersuchungen.

Diese Phase des Instandsetzungsprozesses verlief in ständiger Abstimmung mit der Landeshauptstadt Stuttgart und der Unteren Denkmalschutzbehörde und ist nun mit der Formulierung eines Denkmalschutzkonzepts abgeschlossen. Eine ausführliche Darstellung enthält der Bericht der von der Stiftung beauftragten Architekten, Architektur 109, Mark Arnold und Arne Fentzloff (Anlage 2). Als sichtbarste Maßnahmen sollen die Eingangsterrasse und die Dachterrasse in ihrer bauzeitlichen Fassung wieder hergestellt werden. Das Baugesuch zur Nutzungsänderung wird in Kürze vorliegen und Grundlage des denkmalrechtlichen Verfahrens sein.

Die Befunde und das daraus entwickelte Denkmalschutzkonzept bestätigen im Wesentlichen Überlegungen zur zukünftigen Nutzung, wie sie bereits in der Gemeinderatsdrucksache 78/2002 vom 4. Februar 2002 dargestellt wurden. Danach soll Gebäudeteil Rat- henaustraße 1 zukünftig der Besucherinformation dienen. Ein- und Umbauten insbesondere der Nachkriegszeit werden entfernt, verbliebene Originalbauteile gesichert und konservatorisch behandelt. Eine Rekonstruktion verlorener Bauteile ist in diesem Bereich nicht vorgesehen. Im Gebäudeteil Rathenaustraße 3 wird die bauzeitliche Wohnung thematisiert.

Auf der Grundlage der nun vorliegenden Erkenntnisse wird das Ausstellungs- und Museumskonzept weiter vertieft. Dabei gilt als Leitlinie, dass das Gebäude selbst den wichtigsten Ausstellungsgegenstand darstellt und die hinzuzufügende Präsentation sich dem Gebäude unterzuordnen hat. Gleichzeitig soll die Darstellung geeignet sein, eine breite Schicht von Interessenten anzusprechen und die Bedeutung der Weis-senhofsiedlung des Hauses Le Corbusier in der Architektur- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Hierzu werden weitere Experten einbezogen. Auch internationale Erfahrungen aus vergleichbaren Museumsobjekten werden berücksichtigt.

Aufgrund der baulichen Gegebenheiten des Hauses, das in seinem Charakter als Zweifamilienhaus erkennbar bleiben soll, können sich in dem Gebäude nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern aufhalten. Es ist daher um so wichtiger, das Haus Le Corbusier im Zusammenhang mit der Gesamtkonzeption für die Präsentation der Weissenhofsiedlung zu sehen (Anlage 3).

Betreuungsmodell:

Die Verhandlungen mit dem Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung e. V. mit dem Ziel einer vertraglichen Vereinbarung über die ständige Betreuung des Hauses Le Corbusier wurden weitergeführt. Bei dem beabsichtigten Betriebsmodell wird das Personalwesen vom Verein übernommen. Für die dadurch entstehenden Kosten und sonstigen Aufgaben der Betreuung erhält der Verein einen angemessenen Zuschuss. Grundlage der Vereinbarung und der Festlegung des Zuschusses sind die Schätzungen über laufende Kosten und Einnahmen (Anlage 4).

Dem Betreuungsmodell liegt das Ziel zu Grunde, Besuchsmöglichkeiten ohne längere Schließzeiten, etwa während der Schulferien, anzubieten. Das Gebäude soll daher an ca. 300 Tagen im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Um eine adäquate tägliche Öffnungszeit zu ermöglichen, die den Vermittlungsauftrag des Museums erfüllen kann, wird von einer Personalausstattung von 1,4 Personalstellen ausgegangen.

Damit kann das Haus täglich ca. 7 Std. geöffnet werden, auch Abendöffnungen sind möglich. Insgesamt sind so die Voraussetzungen gegeben, neue Besuchergruppen zu erschließen und gebäudeverträglich zu betreuen. Das heutige Aufkommen im wesentlich kleineren und kostenlosen Informationszentrums des Vereins der Freunde der Weissenhofsiedlung e.V. liegt bei ca. 12.000 Besuchern, wie es sich aus den Zählungen ergibt (Anlage 5). Aus dieser Übersicht lässt sich auch der Besucherzuwachs erkennen, der im Zuge des 75. Jahrestags der Weissenhofsiedlung zu verzeichnen ist.

Für den Besuch des Hauses Le Corbusier sollen Eintrittsgelder erhoben werden. Aus heutiger Sicht wird davon ausgegangen, dass rund 30.000 € erlöst werden können und sich der städtische Zuschuss damit auf 50.000 € begrenzt. Sollte dieses Ziel durch eine nur geringe Besucherresonanz wesentlich verfehlt werden, so kann durch Reduzierung der Öffnungszeit eine Kostenersparnis erreicht werden.

Im Gebäude selbst wird es keine ständigen Führungen geben, die Besucher werden mehrsprachig in beiden Gebäudeteilen mit transportablen Hörinformationen geführt. Darüber hinaus wird der Verein der Freunde der Weissenhofensiedlung e.V. wie bisher Gruppenführungen in der Siedlung anbieten. Die hierbei entstehenden Sach- und Personalkosten sollen vollständig aus den erhobenen Teilnehmergebühren gedeckt werden.

Die zunächst auf Annahmen beruhenden Wirtschaftsdaten müssen anhand der tatsächlichen Entwicklung bei Kosten und Einnahmen überprüft ggf. angepasst werden.


Anlage 2
Architektur 109
Mark Arnold + Arne Fentzloff
Dipl.Ing Freie Architekten BDA
Schlosserstr. 35
70180 Stuttgart

LeCorbusier, Doppelhausvilla Rathenaustr. 1 3

Stuttgart - Weissenhofsiedlung


Bericht zur Bauanalyse und zum Denkmalschutz-Konzept



01 Einleitung
Das Le Corbusier-Doppelhaus wird im Rahmen der Revitalisierung und Sanierung zu einem Ausstellungs- und Dokumentationszentrum umgebaut.

02 Denkmalpflegerische Zielsetzung
Für die Aussenproportion und die Fassade des Doppelhauses geht es genauso wie für die Innenbereiche darum, in grösstmöglicher, befund- und quellengestützter Annäherung die wesentlichen Qualitäten dieser Le Corbusier-Architektur wieder anschaulich zu machen.

03 Untersuchungsergebnisse

Bauaufnahme des Ist-Zustands
Die detaillierte Bauaufnahme mit Grundrissen, Schnitte, Ansichten und der Wandabwicklung aller Räume, einschliesslich der Erstellung eines Raumbuches des Ist-Bestands und einer Fotodokumentation bildet die Grundlage aller Untersuchungen und der weiteren Planungen.

Historische Bauforschung
Über die historische Bestandsuntersuchung im Haus, Plan- und Fotorecherchen aus verschiedenen Archiven, konnte ein zusammenhängendes Bild von der wechselvollen Geschichte des Gebäudes erarbeitet und in Plänen dargestellt werden:

Grundrissenwicklungspläne
Darstellung in Bauetappen der baulichen Veränderungen vom bauzeitlichen Erstzustand bis zum Ist-Zustand

Baualterspläne
Zeitliche Analyse der bestehenden Bauteile vom Ist-Zustandes ausgehend bis zum bauzeitlichen Erstzustand Verlustpläne
Planerische Darstellung vom bauzeitlichen Erstzustand ausgehend, zu welchem Zeitpunkt Originalbauteile verloren gingen


Archäologische Grabung
Durch einen nachträglichen Kellereinbau 1932/33 wurde das bauzeitliche Laufniveau verändert und ein neuer Oberflächenbelag eingefügt. Die archäologischen Sondierungen am Zugangsbereich hatten das Ziel, Aufschlüsse über das ursprüngliche Laufniveau und deren Beschaffenheit zu erhalten. Während im Haus 3 keine Befunde ermittelt wurden, konnte im Haus 1 das ursprüngliche Laufniveau und deren Beschaffenheit nachgewiesen werden. Weitere Untersuchungen am Hausgrund, die über den Verlauf des Höhenniveaus Aufschluss geben könnten sind in Vorbereitung. Parallel werden die Befunde gezeichnet und ausgewertet.

Restauratorische Wanduntersuchung
Der abschliessende Bericht der aufwändigen Voruntersuchung zur Erfassung bauzeitlicher Oberflächen und nachfolgender Veränderungen wird zur Zeit erstellt. Unter den vorhandenen Oberflächen konnten gut ablesbar die baulichen Veränderungen und verschiedene Farbbefunde festgestellt werden, die auf bauzeitliche Befunde schliessen lassen. Während der Sanierung 1984 wurden Aussenputzstücke sichergestellt und beim LDA eingelagert, die nun wichtige Hinweise zur äusseren Farbgebung darstellen. Eine Rekonstruktion der bauzeitlichen Farbgebung kann auf dieser Basis erstellt werden.

Bauklimatische Untersuchung
Das Gebäude zeigt keine wesentlichen Spuren von Schimmelpilz aus zu hohem Feuchteniveau im Raum. Die Schlussfolgerung des Untersuchungsberichts fordert mindestens den Beibehalt der Wärmedämmqualität, bei gleichbleibender Qualität der Fenster. Um das empfindliche Gleichgewicht des Feuchtehaushalts nicht zu stören ist eine genaue Nutzungsfrequenz der Besucherstruktur vorzugeben und eine Wartungs- und Nutzungsanleitung zu erstellen.

Tragkonstruktion
Ein statisch-konstruktiv behutsamer Umgang mit dem Bauwerk setzt ein Verstehen des Konstruktionsgefüges und der baulichen Veränderungen voraus. In drei Arbeitsschritten wurde das Gebäude erforscht und untersucht:
a. Plan- und Aktenstudien
b. Zerstörungsfreie Erkundung durch Perkussionsprüfungen und Magnetfelduntersuchungen
c. Gezieltes Freilegen von Konstruktionen
Die Konstruktion wurde bauzeitlich ohne nennenswerte Tragreserven bemessen. Im Rahmen der Instandsetzung müssen die Bauteile, die sich auf die Deckenlast auswirken, so leicht wie möglich ausgeführt und die Nutzlast auf eine noch zu definierende max. zulässige Personenzahl beschränkt werden.
Im wesentlichen ist die Tragstruktur des Gebäudes gut erhalten. Die aufgehenden Betonbauteile der Dachterrasse und das Flugdach sind in sehr schlechten Zustand und stellen einen Grenzfall in der Sanierung dar.

Haustechnik
Die Untersuchung der Elektroinstallation ergibt, dass die letzte Erneuerung sehr hochwertig ausgeführt wurde. Der Hauptverteiler verfügt über genügend Abgangsstromkreise zur Versorgung des Gebäudes und bietet Erweiterungsmöglichkeiten. Die Verteilung erfolgt mit getrenntem Beleuchtungs- und Steckdosenstromkreis. Der Anschlusspunkt der Zuleitungen ist in den einzelnen Räumen genau festzustellen und kann entspr. den neuen Anforderungen beliebig neu aufgebaut bzw. erweitert werden. Sämtliche Klemmstellen, die eine Abzweigdose erforderlich machen, befinden sich hinter den Installationsschalter. Eine Nachinstallation von Zuleitungen ab Hauptverteiler, von Steckdosen und Geräteanschlüssen ist in Abhängigkeit der Nutzung und des Ausstellungskonzept zu überprüfen.
Die 1984 eingebauten Heizrohrleitungen aus Stahl und Trinkwasserrohrleitungen aus Kupfer wurden einer Druckprüfung unterzogen und zeigten keine Leckage an. Bei einer Nutzungsdauer im Durchschnitt von ca. 40 Jahren, können die Leitungen weiterverwendet werden.
Die bestehenden Heizkessel weisen eine durchschnittliche Laufzeit von ca. 20 Jahren auf. Hier ist der Austausch der Anlage dringend zu empfehlen. Für sämtliche Röhrenheizkörper ist die zu erwartende Restnutzdauer von 5 Jahren, gerechnet ab dem Einbau 1984, zu gering. Der Austausch dieser heute noch gängigen Bauart wird empfohlen.
Die Abgasrohranlage aus dem Jahr 1984 weist starke Korrossionserscheinungen auf und muss an die neu zu installierende Heizung angepasst werden.
Die Regenrohre und Dachabläufe müssen im Rahmen der Erneuerung der Dachabdichtung neu plaziert und verlegt werden.
Die Grundleitungen wurden gespült und mit Videokamera befahren. Die Steinzeugrohre sind bis auf ein kurzes Teilstück (Eingangsbereich Haus 1) in einem hervorragenden Zustand. Das kurze Teilstück kann mittels Inliner saniert werden. Die Lage der Grundleitungen konnte rekonstruiert werden, unterscheidet sich aber wesentlich von den historischen Aufzeichnungen. Die entlang der Westfassade verlegte Drainage ist an die Grundleitung angeschlossen, liegt aber für eine gute Funktionalität zu tief. Die Untersuchung gibt ein klares Bild ab, wo in der weiteren Planung Grundleitungsanschlüsse gemacht werden können.

04 Bauteiluntersuchung Ostfassade
Beim Vergleich der bauzeitlichen Detailpläne und dem Ist-Maß der Brüstungshöhe Dachterrasse wurde festgestellt, dass die Brüstung der Dicke der Wärmedämmung über OG-Decke um 0.08 m erhöht wurde und der lichte Spalt zwischen Brüstung und Flugdach sich entsprechend verjüngte. Das lichte Ist-Maß der aufgeständerten Erdgeschossebene beträgt 2.795 m. Nach der Bauteilrecherche beträgt die Aufdopplung der Stützmauerkrone auf Grund des nachträglichen Kellereinbaus i. M. 0.345 m. Dieses Maß entspricht der am Austritt um 2 Stufen erweiterten Aussentreppe.

05 Massnahmenkatalog Ostfassade
Auf dem Plan 2.06.01 wurden die Höhenverhältnisse 1927 und 2003 im Vergleich dargestellt. Die veränderten Maßverhältnisse der Fassade im Sockelbereich und an der Brüstung der Dachterrasse sind die wesentlichen baulichen Eingriffe am äusseren Baukörper. Die Brüstung wird mit dem bestehenden Stahlbeton-Fertigteil um 5 cm herabgesetzt und die Wärmedämmung über OG-Decke wird durch eine höhere Qualität ersetzt, wobei die Dicke von 8 cm auf 5 cm reduziert werden kann. Der Betonplattenbelag wird im bauzeitlichen Maß ca. 88 x 88 cm, als leichte Sandwichkonstruktion auf Glasschaumplatten verlegt.
Die Betontröge der Dachterrasse werden in Leichtbeton nach Originalmaße ersetzt und die Oberfläche, wie die bestehenden Fertigteile in der noch zu erforschenden Farbgebung eingeschlämmt.
a. Rückbau der Treppe um 2 Stufen auf die bauzeitliche Höhe
b. Abnehmen des Kellerdecken und teilweiser Rückbau der Kellerräume
Die Mauerkrone wird auf die entspr. den Befunden nachweisbare bauzeitliche Höhe -0,34 cm rückgebaut und die bauzeitliche Proportion wiederhergestellt. Die Stahlstützenpaare erhalten durch eine im Innenbereich des U-Profils verdeckt angebrachte statische Verbesserung und die sichtbaren Aussteifungen werden entfernt und wieder innenseitig angeschraubt. Der Zugang wird wieder im Gefälle zu den Treppen aufgebaut und mit Kies belegt.

06 Ausstellungskonzept
In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, wird zur Zeit in Abhängigkeit der Untersuchungsergebnisse, die Grundlage eines von der Stadt vorgelegten Ausstellungskonzepts auf seine Umsetzbarkeit geprüft. Während die vorgesehene Ausstellung, in den stark verfremdeten Innenräumen der Rathenaustrasse 1, vorrangig das Gebäude Le Corbusiers und seine wechselvolle Geschichte und weiter die gesamte Weissenhofsiedlung dokumentieren sollen, ist im Innenbereich des Gebäude Rathenaustrasse 3 die Thematisierung der bauzeitliche Wohnung, mit bauzeitlicher Raumaufteilung, Raumproportion, Materialoberfläche und Farben als begehbares Exponat vorgesehen.

07 Baurechtsamt und Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Stuttgart
Mit den Ämtern wurden bereits im Vorfeld der Planung grundsätzliche Fragestellungen zum Gebäude in bezug zu seinen Nutzungsmöglichkeiten besprochen:

Brandschutz
Die bestehende Tragkonstruktion erfüllt nach heutigen Anforderungen noch nicht einmal F 30. Auf Grund der Einstufung: "Gebäude geringer Höhe" und der genügenden Anzahl an Fluchtwege muss die bestehende Brandschutzklassifizierung ≤ F30 nicht verbessert werden.

Barrierefreiheit
Überlegungen einer möglichen barrierefreien Begehbarkeit in das Eingangsgeschoss erfolgten von der Rathenaustrasse aus über einen Aufzug: Höhendifferenz 3,85 m. Die Andienung hätte zusätzliche Brückenkonstruktionen und Öffnungen am Gebäude als Folge und müssten auch über die weiteren Ebenen von Aussen angeschlossen werden, da die bauzeitliche Treppenanlage und die Flure z. T. nur 60 cm breit sind.
Eine Geländerampe von der Friedrich-Ebert-Strasse scheitert an der nicht durchfürbaren Rampenneigung ≤ 6% auf dem Grundst³ck selbst und der Situation, wieder nur im Erdgeschoss zu anzukommen. Eine einfachere Möglichkeit, die Erdgeschossebene zu erreichen wäre die Überquerung des Fremdgrundstücks Bruckmannweg 4 mit einer abwärts geneigten Rampe zum Hofausgang Rathenaustrasse 1. Das Denkmal hat zunächst Bestandsschutz nach § 56.
Die Umsetzung einer barrierefreien Begehbarkeit im Gebäude würde zu unverhältnismässig hohen Veränderungen im Bestand führen, die mit dem Ziel der in Pkt. 02 benannten denkmalpflegerische Zielsetzung nicht vereinbar sind. Auf Auch auf Grund des Kostenanteils von mehr als 20 % im Verhältnis zu den gesamten Sanierungsmassnahmen ist das Gebäude von der Auflage der Barrierefreiheit freigestellt.

Arbeitsstättenrichtlinien
Die Besprechung wurde dafür genutzt, das durch die Stadt Stuttgart entwickelte Betreiberkonzept auf die Arbeitstättenverordnung und die Arbeitstättenrichtlinien abzustimmen. Eine Toilette je Gebäudeeinheit ist ausreichend. Die lichte Raumhöhe eines Aufenthaltsraumes in dem ein dauernder Arbeitsplatz eingerichtet ist, muss mind. 2,30 m betragen.

08 Derzeitiger Bearbeitungs- und Planungsstand
Die Untersuchungen vor Ort sind im wesentlichen abgeschlossen. Von den an der Untersuchung beteiligten Sachverständigen werden zur Zeit die Untersuchungsberichte zusammengestellt. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird zum einen der Antrag zur baurechtlichen und denkmalrechtlichen Genehmigung erarbeitet und zum anderen die Ausführungsplanung begonnen.

Stuttgart, 05. 08. 2003
ARCHITEKTUR 109, Arne Fentzloff




Anlage 3

Stadtplanungsamt Stuttgart, 18.06. 2003
61-01

Gesamtkonzeption Weissenhofsiedlung



Mit dem 75. Jahrestag der Weissenhofsiedlung und den damit verbundenen Veranstaltungen im Jahr 2002 hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit für dieses Baudenkmal spürbar erhöht. Das mittelfristige Konzept für die verbesserte Präsentation umfasst 5 Örtlichkeiten, deren Nutzungen zu einem attraktiven Netzwerk miteinander verknüpft werden sollen.

1. Doppelhaus Le Corbusier (Rathenaustr. 1 und 3)

Zentrales Element der Weissenhofkonzeption ist das Doppelhaus Le Corbusier. Nach der denkmalgerechten Instandsetzung durch die Wüstenrot Stiftung wird es voraussichtlich ab Mitte 2005 als Besucherzentrum und zur Verfügung stehen mit musealer Präsentation einer Wohnung im Zustand von 1927. Die Durchführung erfolgt auf der Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses vom 04.02.2002 (GR-Drs. 78/2002) und dem Vertrag mit der Wüstenrot Stiftung vom 18.01.2002

Durch denkmalpflegerische Vorgaben und ein begrenztes Raumangebot ergeben sich allerdings Beschränkungen im Informations- und Betreuungsangebot an Besucher. Um so wichtiger ist es, dass dieses Haus in Verbindung mit anderen Einrichtungen an der Weissenhofsiedlung gesehen wird.

2. Ehemaliger Milchladen (Am Weißenhof 20)

Die heutige Funktion als Informationszentrum über die Weissenhofsiedlung wird zukünftig in verbesserter Form vom Doppelhaus Le Corbusier übernommen. Damit steht die Fläche des ehemaligen Milchladens (Eigentümer Bund) für eine Nachnutzung zur Verfügung.

Der Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung strebt an, den Milchladen weiterhin zu nutzen, allerdings nicht als ständigen öffentlichen Ort, sondern als eine Art Weissenhof-Archiv, das auf Anfrage insbesondere auch für wissenschaftliche Studien zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus könnten kleinere Veranstaltungen (Vorträge etc.) stattfinden.

3. Architekturgalerie am Weissenhof (Am Weißenhof 30)

Trotz sehr beengter räumlicher Verhältnisse im ehemaligen Gemeinschaftsraum des Behrens-Gebäudes hat sich die Architekturgalerie als Ziel für Architekturinteressierte etabliert. Öffnungszeiten und Ausstellungsprogramm können zukünftig stärker mit dem Haus Le Corbusier abgestimmt werden.

4. Bruckmannweg 10

Das Grundstück des ehemaligen Döcker-Gebäudes wurde 2000 von der Stadt Stuttgart erworben, um eine adäquate Nutzung zu sichern. Die Stadt strebt dabei keine Rekonstruktion des kriegszerstörten Döcker-Gebäudes an. Vielmehr soll im Zuge eine internationalen Architektenwettbewerbs ein hochrangiges neues Gebäude realisiert werden, das die Nachbarschaft und den Vorgängerbau respektiert, aber mit heutigen architektonischen Mitteln eine Brücke zwischen klassischer Moderne und Jetztzeit schlägt.

Angedacht ist eine wohnverträgliche Nutzung als Stipendiaten-Haus (“architects in residence”). Finanzierungsmöglichkeiten sind allerdings zur Zeit nicht gegeben. Der geplante Architektenwettbewerb ist daher zurückgestellt, auch wegen der Konzentration auf das Haus Le Corbusier.

Denkbar ist daher auch eine Zwischennutzung mit ausstellungspädagogischer Zielrichtung, die z.B. auf Ergebnissen eines BRILLUX-Studienwettbewerbs von 2002 aufbauen könnte.

5. Platz am Weissenhof

Der Platz am Weissenhof bildet das Entree zur Weissenhofsiedlung, aber auch zur Staatliche Akademie der Bildenden Künste. Das Aufwertungspotential für den heute unattraktiven Platz ergibt sich sowohl aus den Besuchern der Weissenhofsiedlung als auch aus Aktivitäten im Umfeld der Akademie. Auch die nahe gelegene Messe bzw. deren Nachfolgenutzung spielt eine Rolle. Zur Platzgestaltung ist ein Architektenwettbewerb vorgesehen (s. auch Antrag CDU-Gemeinderats-fraktion vom 28.08.2002)

Besonders wünschenswert ist an dieser Stelle eine gastronomische Einrichtung, die an anderer Stelle der Weissenhofsiedlung nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Es wäre auch eine Art “Empfangsgebäude” denkbar, dessen Attraktivität mit weiteren Funktionen erhöht wird, z. B. Ausstellungen im Umfeld der Akademie oder die Präsentation aktueller Bauprojekte in Stuttgart. Gespräche mit potentiellen Investoren waren allerdings bisher erfolglos. Parallel wird daher auch eine kleine Lösung verfolgt, die den vorhandenen Kiosk einbezieht.

Anlage 4

Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung Stuttgart 14.10. 2003


Kulturamt

Haus Le Corbusier

Informationszentrum und Museum zur Weissenhofsiedlung


Schätzung der jährlichen laufenden Kosten




Gesamtkosten Museumsbetrieb

Davon:

80.000,- €
Gebäudebetrieb
Strom, Heizung, Gebäudesicherung, Reinigung, Wartung, Pflege Außenbereich
ca. 250 m2 x 7,00 € x 12
21.000,- €
Bauunterhaltung
ca. 250 m2 x 2,00 € x 12
6.000,- €

Zwischensumme:

Gebäudebezogene Ausgaben der Stadt

27.000,- €
Personalkosten Betreuung
Aufsicht im Gebäude, Besucherempfang
1,4 Personalstellen
ca. 300 Öffnungstage/
ca. 7 Std. tägl. Besuchszeit
40.000,- €
Unterhalt und Pflege der Ausstellung,
Öffentlichkeitsarbeit, Bürokosten
13.000,- €

Zwischensumme:

Ausgaben für Museumsbetreuung

53.000,- €

Abzüglich: Einnahmen aus Eintritten

Annahmen:
5.000 Besucher je 4,-€ = 20.000 €
5.000 Besucher je 2,- € =10.000 € (ermässigt)

- 30.000,- €
Förderung des Vereins der Freunde der Weissenhofsiedlung e.V. durch die Stadt23.000,- €
Gesamtbelastung der Stadt50.000,- €




Ergänzende Erläuterungen

Gruppenführungen in der Weissenhofsiedlung sollen weiterhin vom Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung e. V. autonom durchgeführt werden. Die damit verbundenen Personalkosten (geschätzt: ca. 120 Führungen p. a.) sollen vollständig aus Teilnehmergebühren gedeckt werden.

Der vorgesehene Museumsshop soll dem Verein der Freunde der Weissenhofsiedlung e. v. gegen eine Miete überlassen und vom Verein eigenständig betrieben werden.