Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 564/2005
Stuttgart,
04/19/2006



Kinderfreundliches Stuttgart - Umsetzung des Leitziels 1.5
Einführung von Kinderforen in allen Stadtteilen




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
15.05.2006
16.05.2006
17.05.2006



Beschlußantrag:

1. Vom Bericht über die Durchführung des Pilotprojektes Kinderforum Botnang “Wir reden mit” wird Kenntnis genommen (siehe Anlage 1).

2. Vom Rahmenkonzept für die Einführung von Kinderforen in allen Stuttgarter Stadtbezirken wird Kenntnis genommen (siehe Anlage 2).

3. Die Verwaltung beabsichtigt, dieses Rahmenkonzept ab 2007 schrittweise umzusetzen.



Begründung:

Bericht über das Kinderforum Botnang

Beim Aktionstag des ersten Stuttgarter Kinderforums am 28. April 2005 in Botnang nahmen ca. 250 Kinder von fünf bis 12 Jahren und ca. 70 Erwachsene teil. Unter dem Motto “Wir reden mit” hatten die Kinder die Möglichkeit, ihre Ideen, Wünsche und Verbesserungsvorschläge vorzustellen.

In den Wochen vor dem Kinderforum beschäftigten sich die Kinder in den verschiedenen Institutionen intensiv mit “ihrem” Stadtteil und erarbeiteten mit unterschiedlichen Methoden die Themen, die sie beim Aktionstag einbrachten. Themen waren unter anderem fehlende Fahrradwege, das starke Verkehrsaufkommen, beschädigte Spielgeräte auf den Spielplätzen und die Öffnung der Schulhöfe. Aber es gab auch viel Lob für den Stadtteil. Positiv wurden unter anderem die grüne Umgebung, die Angebote im Kindertreff, das Waldheim, die Bücherei, die Eisdiele und das Jugendforum bewertet. Am Aktionstag wurden die Themen von den Kindern mit kommentierten Plakaten, Film und Zeitung präsentiert.

Die Anliegen der Kinder wurden von Erwachsenen, die sich für das jeweilige Thema verantwortlich fühlen, übernommen. Sie setzten sich und setzen sich, wo Bedarf besteht, noch immer für die Umsetzung der Ergebnisse ein.

Die Ergebnisse und das weitere Vorgehen zur Bearbeitung bzw. Prüfung der Anliegen der Kinder wurden mit den verantwortlichen Fachleuten beraten und im Bezirksbeirat vorgestellt.

Die Kinder wurden und werden noch immer in Form von Kinderzeitungen, die der Kindertreff Botnang in regelmäßigen Abständen herausgibt, über den neuesten Stand ihrer Anliegen und das weitere Vorgehen informiert.

Verantwortlich für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Kinderforums war die Dienststelle Kinderförderung und Jugendschutz des Jugendamtes, gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung sowie einem Vorbereitungsteam aus Botnang. Die Mitarbeiterin des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung hatte im Rahmen einer Fortbildung eine Projektleitungsaufgabe zu übernehmen.

Bei der Auswertung wurde insgesamt eine positive Bilanz gezogen. Sehr positiv wurde die große Resonanz der Stadtteilinstitutionen und der Kinder und die intensive Auseinandersetzung mit dem Stadtteil bewertet. Sie zeigt, dass Kinder sich gerne an der Gestaltung ihres Umfeldes beteiligen und dabei durchaus realistische Ideen entwickeln. Auch die Kooperation innerhalb der Verwaltung, das Kinderforum bei der Umsetzung der Ideen zu unterstützen, war positiv und zeigte schon nach wenigen Tagen erste Ergebnisse (siehe Anlagen 1 und 3).

Neben der Erfahrung, etwas zu bewirken, hatten die Kinder die Möglichkeit, sich intensiv mit ihrem Stadtteil auseinanderzusetzen, die Sicht anderer Kinder kennenzulernen und neue Qualitäten in Botnang zu entdecken. Das gesamte Verfahren ist in der Rahmenkonzeption in Anlage 2 ausführlich beschrieben.


Warum Kinderforen in Stuttgart?

Im Arbeitsprogramm des Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang Schuster zur “Kinderfreundlichen Stadt” ist im Leitziel 1.5 die Durchführung von Kinderversammlungen zeitnah vor den Bürgerversammlungen aufgenommen.

Wie die Erfahrungen aus Botnang und anderen Städten (wie zum Beispiel München, Nürnberg und Rostock) zeigen, eignen sich Kinderforen hervorragend, um mit Kindern ihren Stadtteil aus ihrer Sicht zu untersuchen. Die Kinder lernen demokratisches Denken und Kompromisse zu schließen. Wenn dabei positive Erfahrungen gemacht werden, wirkt sich eine frühzeitige Kinderbeteiligung auch auf das spätere Engagement als Jugendliche und Erwachsene aus.

Die Ergebnisse führen zu einer bedürfnisorientierten und zielgenauen Planung. Sie werden vom Stadtteil angenommen, die Kinder identifizieren sich mit “ ihren” Ergebnissen und “ihrem” Stadtteil und gehen deshalb achtsamer z. B. mit neuen Spielgeräten um. Vandalismus und Zerstörung wird dadurch entgegengewirkt.

Neben den eigentlichen Ergebnissen entstehen bei Kinderforen häufig positive “Nebeneffekte”, wie folgende Beispiele aus Botnang zeigen:

Das Kinderforum gab den Anstoß für eine nachhaltige und weitgehende Beteiligung der Kinder an den beiden Botnanger Grundschulen und im Kindertreff. Es wurde zudem beschlossen, in Botnang alle 3 Jahre ein Kinderforum durchzuführen.

Durch positive Medienberichte wurde auch über den Stadtteil hinaus Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für Kinder und deren Bedürfnisse gemacht. Es entstand eine Sensibilisierung und Mobilisierung für das Thema “Kinderfreundliche Stadt”. So wurden beispielsweise Kinderattrappen zur Verkehrsberuhigung als Pilotprojekt in Botnang aufgestellt.


Schrittweise Umsetzung

Wünschenswert ist, ein Kinderforum im Abstand von 2 bis maximal 5 Jahren zu wiederholen. Das Jugendamt kann mit seinen Personalressourcen jährlich ein bis zwei Kinderforen durchführen. In diesem Rahmen ist die schrittweise Umsetzung zunächst geplant. Das heißt, allein eine flächendeckende Einführung in allen Stadtbezirken nimmt 11 bis 12 Jahre in Anspruch. Wenn eine schnellere Umsetzung gewünscht wird, müssen entsprechende zusätzliche Ressourcen analog zur Jugendbeteiligung zur Verfügung gestellt werden.


Finanzielle Auswirkungen

Mittel für die Durchführung eines Kinderforums
Für die Durchführung des Kinderforums (Vorbereitung und Aktionstag) werden nach den Erfahrungen aus Botnang Mittel in Höhe von ca. 1.500 bis 2.000 Euro benötigt. Die Finanzierung soll aus dem Etat des Bezirksfonds, der Regionalen Trägerkoordination oder aus Drittmitteln (z.B. deutsches Kinderhilfswerk, Landesjugendplan...) erfolgen.

Mittel für die Umsetzung der Ergebnisse
Die zeitnahe Umsetzung erster Ergebnisse ist aus den laufenden Mitteln der Fachämter oder im Rahmen von bereits geplanten Projektvorhaben zu finanzieren. In diesem Zusammenhang ist es vorgesehen, die betroffenen Ämter vor der Durchführung eines Kinderforums zu informieren und mögliche Absprachen zu treffen. Eine Finanzierung über Stiftungs- und Projektgelder ist zu prüfen.



Beteiligte Stellen

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Vorliegende Anträge/Anfragen

keine




Gabriele Müller-Trimbusch
Bürgermeisterin


Anlagen

Anlage 1: Dokumentation des Botnanger Kinderforums
Anlage 2: Rahmenkonzeption Kinderforum
Anlage 3: Übersicht über die Anträge des Botnanger Kinderforums