Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS 0321-00
GRDrs 487/2007
Stuttgart,
10/10/2007


Überfachliche Förderung von Bürgerschaftlichem Engagement durch die Landeshauptstadt Stuttgart ab 2008



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussKenntnisnahmeöffentlich17.10.2007

Bericht:


Eine aktive Bürgergesellschaft ist für die Landeshauptstadt Stuttgart mit seiner hohen gesellschaftlichen Dynamik, seiner internationalen Bürgerschaft und seiner großen Wirtschaftskraft von zentraler Bedeutung. Die Verwaltung und der Gemeinderat haben bei der notwendigen Förderung von freiwilligem Engagement, Ehrenamt und Selbsthilfe von Anfang an auf eine Vernetzung und auf die Stärkung dezentraler Strukturen gesetzt.

Die übergreifenden Kommunikations-, Kooperations- und Förderstrukturen des Netzwerks frEE Stuttgart mit der Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ als Knoten werden ständig weiterentwickelt (Faltblatt: Anlage 1 als Datei).

Mit Druckerzeugnissen, Internetpräsenz, persönlicher Beratung, gezielter Weiterbildung von Ehrenamtlichen, mit Projekten und mit gezielten Veranstaltungen werden Zugänge zum Ehrenamt und zum bürgerschaftlichen Engagement geschaffen. Mit dem Einsatz vergleichsweise geringer Finanzmittel konnten breit angelegte Beratungs- und Förderstrukturen aufgebaut werden.

Das Haus Nadlerstraße 4 wurde nicht nur als Europahaus und Haus des Sports, sondern auch als Bürgerinformationszentrum in allen Fragen Bürgerschaftlichen Engagements ausgebaut (Stabsstelle BE, Freiwilligenagentur, Dachverband der Chöre, Musik- und Karnevalsvereine Stuttgart 1995 e.V., Forum der Kulturen, Geschäftsstelle Initiativkreis Stuttgarter Stiftungen).

Im Zusammenwirken von Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“, Freiwilligenagentur und frEE Akademie mit anderen städtischen Stellen, mit der Selbsthilfekontaktstelle KISS, mit der Bürgerstiftung Stuttgart, mit dem Initiativkreis Stuttgarter Stiftungen samt jährlichem Stiftungstag und systematischer Stifter- und Stiftungsberatung hat die Landeshauptstadt ein „Stuttgarter Modell“ für eine aktive, selbst bestimmte Bürgergesellschaft entwickelt, das bundesweit Aufmerksamkeit findet.

Im Folgenden die Förderbereiche Bürgerschaftliches Engagement mit ihrem Mittelansatz 2006/2007:

1. Veranstaltungen (Bürgerfest, Bürgerempfang, Stiftungstag)
45.000 Euro
2. Freiwilligenagentur
15.000 Euro
3. frEE Akademie – Weiterbildung für Ehrenamtliche
65.000 Euro
4. Stiftungsförderung / Stifterberatung – public private partnership mit dem Initiativkreis Stuttgarter Stiftungen
12.000 Euro

Angesichts ständig wachsender Aufgabenstellungen an das Bürgerengagement in der Landeshauptstadt Stuttgart (z.B. Integration, Bildung und Betreuung, Senioren, Miteinander der Generationen) bedarf es einer kontinuierlichen Optimierung in Strukturen und Inhalten sowie einer Qualifizierung und einer Professionalisierung der Arbeit mit Ehrenamtlichen.

Auch ist es vorrangig, den Ergebnissen der Bürgerumfragen 1999 und 2005 zum Ehrenamt in Stuttgart Rechnung zu tragen. Die Zahl der ehrenamtlich Tätigen ging von 24 % auf 21,3 % zurück, während andererseits mehr Bürger grundsätzlich zu einem Engagement bereit sind (Steigerung von 24 % auf 34 %), wenn sie noch besser informiert wären. Diese Menschen gilt es „abzuholen“, zu ermutigen und für ihren freiwilligen Dienst zu qualifizieren. Die Qualität und Professionalität in der Überfachlichen Förderung von Bürgerschaftlichem Engagement in Stuttgart gilt es zu erhalten. Für diese Aufgaben und um auf die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse in der Landeshauptstadt angemessen reagieren zu können, bedarf es ab 2008 einer Erhöhung der Fördermittel.


1. Veranstaltungsbereich

Welche Wertschätzung und Anerkennung ehrenamtliche Tätige und Stifter in dieser Stadt erfahren, zeigt sich insbesondere an der Förderung des Veranstaltungsbereichs. Wer sich für das Gemeinwohl und für andere freiwillig engagiert, bekommt in der Regel kein Geld; er hat aber ein Gespür und auch Erwartungen, wie ihm seine Dienste „vergolten“ werden. Deshalb kommt der Anerkennungskultur durch die Stadt so hohe Bedeutung zu.

Der Veranstaltungsbereich mit dem jährlich alternierenden „Stuttgarter Bürgerfest“ und „Bürgerempfang des Oberbürgermeisters“ sowie dem jährlichen „Stuttgarter Stiftungstag“ ist die Visitenkarte der Stuttgarter Anerkennungskultur. Darin zeigt sich die Wertschätzung der Stadt für ihre freiwillige Aktiven und ihre Stifter, allesamt Personen, die mit ihrem gemeinwohlorientierten Wirken einen hohen Mehrwert schaffen und Stuttgart erst zu der lebenswerten Metropole machen, die sie ist. Im Rahmen von Bürgerfest und Bürgerempfang werden die vom Gemeinderat verliehenen „Ehrenplaketten“ an langjährig engagierte und verdiente Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger überreicht. Im Übrigen sind alle drei Veranstaltungen ausgewiesene Foren, um für weiteres Engagement hinsichtlich Zeitspende und Geldspende zu werben.

Um diese drei zentralen Veranstaltungen – Bürgerfest, Bürgerempfang, Stiftungstag – annähernd adäquat realisieren zu können wie in der Vergangenheit, reichen die bisher eingestellten Mittel von 45.000 Euro für Technik, Gagen, Verpflegung usw. auch bei sparsamster Haushaltsführung und weiteren Spendengeldern nicht aus (bis 2004 stand mehr als das Doppelte an städtischen Mitteln zur Verfügung plus Spenden; beim Bürgerempfang 2006 akquirierten wir bereits Spenden im Wert von 24.000 Euro).

Im Haushaltsplanentwurf 2008/2009 stehen wiederum 45.000 Euro zu Verfügung. Ein Mehrbedarf in Höhe von 25.000 Euro sollte im Rahmen der Haushaltsplanberatungen zusätzlich bereitgestellt unter

FIPO 1.0001.6202.000 – Kongresse, Veranstaltungen, BMA – insgesamt 70.000 Euro.


2. Freiwilligenagentur (Anlage 2)

Die Freiwilligenagentur hat ihre Tätigkeit am 1. März 2004 aufgenommen. Nach Beendigung des Trägerschaftsmodells mit der Bürgerstiftung Stuttgart zum 1. Oktober 2006 ist die Freiwilligenagentur wieder bei der Stadt. Die zentrale Aufgabe ist die Beratung und Vermittlung von Menschen in ein freiwilliges Engagement bzw. in ein Ehrenamt. Zum Team gehören inzwischen 35 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater; neben der Anlaufstelle in der Nadlerstraße 4 / Europahaus) unterhält die Freiwilligenagentur Filialen in Sillenbuch und Neugereut. Über den Internetdienst „Freiwilligenbörse“ mit ca. 500 Angeboten können sich Interessierte einen ersten Überblick von zu Hause aus verschaffen.

Ein anderer Schwerpunkt der Freiwilligenagentur ist die Projektarbeit: Beim Projekt „Jobpaten“ coachen inzwischen weitere 36 ehrenamtliche Berater Arbeitslose mit dem Ziel, sie wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Über 40 Arbeitslose wurden bereits in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Im Aufbau ist das Projekt „Ausbildungspatenschaften“ für Realschüler, um diese in die anschließenden Ausbildungsgänge und Berufseinstiege zu begleiten.

Zum Aufgabenbereich gehören ferner die Beratung von Non Profit Organisationen und die Stärkung der „Corporate Social Responsibility“ (gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen). Am 2. Juli 2007 führten wir den 1. Stuttgarter Marktplatz durch, eine einzigartige Kooperation zwischen der Stadt Stuttgart, den Volks- und Raiffeisenbanken und Warengenossenschaften in Stuttgart und zahlreichen gemeinnützigen Einrichtungen. Es wurden knapp 50 Vereinbarungen abgeschlossen; die sozialen Einrichtungen werden von der Wirtschaft mit Sachmitteln, Personal oder durch andere Kooperationen unterstützt.

All diese Projekte der Freiwilligenagentur sollen Qualität sichernd weiter entwickelt werden. Dies ist schon wegen der Ergebnisse der Bürgerumfrage 2005 zum Ehrenamt in Stuttgart höchst dringlich.

Im Haushaltsplanentwurf 2008/2009 stehen für die Aufgaben der Freiwilligenagentur der Stadt Stuttgart für Vermittlung und Beratung von Ehrenamtlichen und für Freiwilligenprojekte derzeit lediglich 15.000 Euro zu Verfügung. Ein Mehrbedarf in Höhe von 5.000 Euro sollte im Rahmen der Haushaltsplanberatungen zusätzlich bereitgestellt werden unter

FIPO 1.0001.6205.000 – insgesamt 20.000 Euro.


3. frEE Akademie (Anlage 3)

Die frEE Akademie hat seit 2002 insgesamt 522 Kurse gefördert. An den von der Stadt bezuschussten und damit stark ermäßigten Kursen („Kernangebot“) haben insgesamt 2910 Personen teilgenommen, davon 59,6% Frauen und 40,4% Männer. Es ist gelungen, die Anzahl der direkt geförderten Kurse und damit auch die Zahl der teilnehmenden Ehrenamtlichen kontinuierlich zu steigern. In dieser Entwicklung wird die Akzeptanz der frEE-Akademie deutlich. Nach der Rückkehr aus der Trägerschaft der Bürgerstiftung an die Stadt zum 1. Oktober 2006 wurde die vhs Stuttgart mit der Geschäftsführung der frEE Akademie beauftragt. Es wurde ein neuer Akademierat konstituiert, der seine Arbeit darin sieht, Seismograph zu sein für gesellschaftliche Veränderungen, das Weiterbildungsprogramm zu profilieren und entsprechend den finanziellen Möglichkeiten auch in Zukunft neue, passende Angebote zu entwickeln und innovative Projekte zu starten (bisher: Besuchsprogramm für alte Menschen, Jugendbegleiter-Qualifizierung). Ohne weitere Zuschussmittel müsste das Angebot der frEE-Akademie insgesamt spürbar reduziert werden.

Im Haushaltsplanentwurf 2008/2009 stehen für die Aufgaben der frEE Akademie der Stadt Stuttgart derzeit lediglich 65.000 Euro zur Verfügung. Ein Mehrbedarf in Höhe von 15.000 Euro sollte im Rahmen der Haushaltsplanberatungen zusätzlich zur Verfügung gestellt werden unter

FIPO 1.0001.7181.000 – Zuschüsse für Fortbildung Ehrenamt – insgesamt 80.000 Euro.


4. Allgemeine Stiftungsförderung und Stifterberatung, public private partnership mit dem Initiativkreis Stuttgarter Stiftungen (ISS – Anlage 4)

Die Förderung des allgemeinen Stiftungswesens, die Öffentlichkeitsarbeit für den Stiftungsgedanken, die Weiterbildung für am Stiften und für Stiftungen Interessierte sowie eine konkrete, vertrauliche und nachhaltig angelegte Stifterberatung werden von der Landeshauptstadt gefördert, aber nicht selbst wahrgenommen. Es gilt das Prinzip, mit dem Einsatz minimaler Finanzmittel ein Maximum an Förderung durch Kooperation mit fachlich qualifizierten Dritten zu erreichen.

Von den zur Zeit 350 Stiftungen in Stuttgart kooperieren knapp 200 mit dem Initiativkreis Stuttgarter Stiftungen, erst ca. 50 davon sind zahlende Mitglieder im ISS. Neben der Beratung und Begleitung neuer potentieller Stifter (141 Beratungen von 1.1.2006 bis 15.6.2007) ist es das gemeinsame Ziel, die bestehenden Stiftungen besser zu vernetzen, die Zahl der ISS-Mitglieder zu erhöhen und damit mehr Stiftungsgelder für die Anliegen der Stuttgarter Bürgerschaft zum Abfluss zu bringen.

Der ISS wurde mit bisher 12.000 Euro im Jahr unterstützt – zuletzt als Zuschuss für die Arbeit der Geschäftsstelle entsprechend den allgemeinen Bewilligungsbedingungen der Landeshauptstadt Stuttgart. Diese Förderung läuft jetzt aus. Wie bisher werden für die Aufgaben der ISS-Geschäftsführung in der Nadlerstraße ein Raum und die notwendige Büroinfrastruktur unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Geschäftsführung wird durch die Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ unterstützt. Für die Zuwendungen gelten die allgemeinen Bewilligungsbedingungen der Landeshauptstadt Stuttgart.

Die Förderung war im Haushaltsplan bisher nicht veranschlagt und wurde aus dem allgemeinen Budget des Bürgermeisteramts bestritten. Diese Vorgehensweise ist für den Doppelhaushalt 2008/2009 bedingt durch die 10%-ige Mittelkürzung nicht mehr möglich.

Der Vorstand des ISS hat im Februar 2007 eine Förderung mit 20.000 Euro pro Jahr ab 2008 beantragt. Die Förderung sollte neu eingestellt werden unter

FIPO 1.0001.7180.000 – Zuschüsse an übrige Bereiche.


Finanzieller Mehrbedarf

Aus Budgetmitteln stehen für die Punkte 1-3 der Vorlage im Haushaltsplanentwurf 2008/2009 derzeit 125.000 Euro zu Verfügung. Der darüber hinausgehende Betrag in Höhe von 45.000 Euro sollte im Rahmen der Haushaltsplanberatungen zusätzlich bereitgestellt werden. Ebenso der unter Punkt 4 genannte Betrag von 20.000 Euro.

Beteiligte Stellen

AK


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Dr. Susanne Eisenmann




1. Flyer "Netzwerk für freiwilliges Engagement, Ehrenamt und Selbsthilfe - frEE Stuttgart" 2. Bericht über die Tätigkeit der Freiwilligenagentur 3. Bericht über die Tätigkeit der frEE Akademie 4. Bericht über die Tätigkeit des Initiativkreises Stuttgarter Stiftungen


File Attachment Icon
Vorlage4872007.pdf