Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 614/2007
Stuttgart,
09/04/2007


Förderung des Stuttgarter Kammerorchesters in den Jahren 2008 und 2009



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
18.09.2007
19.09.2007

Bericht:


1. Vorgeschichte

Im Rahmen der Beratungen zum Doppelhaushalt 2006/2007 wurde nach Vorlage eines Sanierungskonzeptes durch das Stuttgarter Kammerorchester e. V. (SKO) beschlossen, zum einen das Orchester mit einem einmaligen Betrag zu entschulden, zum anderen das SKO durch einen auf die Jahre 2006 und 2007 befristeten Sonderzuschuss in Höhe von jährlich jeweils 100.000 € auf eine realistische finanzielle Basis zu stellen. Bei der einmaligen Entschuldung haben sich sowohl das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg als auch das Orchester selbst beteiligt.

Nach zwei Jahren – also zu den diesjährigen Haushaltsplanberatungen - soll die Finanzsituation des Orchesters und die Positionierung am Markt evaluiert und eine Entscheidung über die dauerhafte Erhöhung des institutionellen Zuschusses getroffen werden. Geknüpft war dies an die Bedingung, dass das Land seine Zuschusspraxis in der Orchesterförderung, die nach wie vor an den Ministerratsbeschluss aus dem Jahr 1998 gebunden ist, überarbeitet und sich an der Erhöhung des Zuschusses für das Stuttgarter Kammerorchester beteiligt.


2. Verhandlungen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Bereits im November 2006 teilte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg der Stadt Stuttgart mit, dass es – nach Überprüfung – keinen Handlungsspielraum für eine Veränderung der Zuschusspraxis sähe. Zum einen wurde auf die Aussage von Ministerpräsident Oettinger im Rahmen des Kunstkongresses 2005 Bezug genommen, die besagt, dass es auch im Jahr 2008 in der Kunstförderung des Landes weder Kürzungen noch Steigerungen der Haushaltsmittel gäbe. Zum anderen wurde auf den neu gegründeten Landeskunstbeirat verwiesen, dessen Aufgabe auch die Entwicklung neuer Förderstrukturen sei und dem man nicht durch Veränderung der vorhandenen Förderstrukturen vorgreifen wolle.

Das MWK wird sich somit an einer Erhöhung des institutionellen Förderbeitrags an das Stuttgarter Kammerorchester nicht beteiligen.

Dem entgegen zu halten ist allerdings, dass das Land Baden-Württemberg das SKO immer wieder – im Gegensatz zur Stadt - durch projektbezogene Sonderzuschüsse (so beispielsweise für Tourneen) unterstützt.


3. Situation und Entwicklung des Orchesters

Unter Einbeziehung der erhöhten Fördermittelerträge durch Stadt und Land stellt sich das Rechnungsergebnis 2006 wie folgt dar:

Erträge 2006
2.382.613,49 €
Aufwendungen 2006
2.210.629,29 €
Mehrerträge = Überschuss 2006
171.984,20 €

Mit diesem Ergebnis konnte der aus dem Jahr 2005 übernommene negative Vermögensbestand i. H. v. - 148.915,19 € vollständig abgebaut werden. Der darüber hinaus erwirtschaftete Überschuss i. H. v. 23.069,01 € wurde mit einem Betrag i. H. v. 20.000 € als Rücklage bilanziert, der Restbetrag i. H. v. 3.069,01 € bildete den Stichtagsbestand an Eigenkapital am 31.12.2006. Somit gilt der Nachweis als erbracht, dass das Stuttgarter Kammerorchester zum Bilanzstichtag 2006 schuldenfrei ist und somit sein Sanierungskonzept bezüglich der Vorgaben, dass sich die Stadt und das Land mit jeweils 52.000 € und das SKO mit 70.000 € beteiligen (siehe Anlage 1), erfolgreich umgesetzt hat.

Bei den Gesamterträgen 2006 war gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um rd. 462.000 € bzw. um rd. + 24 % zu verzeichnen. Darin enthalten sind allein die bereits erwähnten Sonderfördermittel i. H. v. 204.000 €. Außerdem konnten überproportionale Einnahmesteigerungen bei den Positionen Konzerterlöse, Sponsoring und Spenden erzielt werden. Weiterhin trugen zusätzliche Einnahmen aus bereits abgeschriebenen Forderungen und Erstattungen aus der Lohnfortzahlungsversicherung zu der Gesamtertragssteigerung im Berichtsjahr bei.

Auch bei den Gesamtausgaben war eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um rd. 315.000 € bzw. rd. + 17 % festzustellen. Die Ursachen dafür lagen vorrangig beim überdurchschnittlich angestiegenen Materialaufwand und dabei insbesondere bei den Honoraraufwendungen für bezogene Leistungen, die auf Grund gestiegener Konzerttätigkeit gegenüber dem Vorjahr deutlich um rd. 171.000 € zugenommen haben (vgl. dazu korrespondierende Steigerung der Konzerterlöse). Die Personalkostensteigerung betrug rd. 59.000 € und lag trotz zusätzlicher fester Orchesterbesetzungen (Vorjahr Aushilfen) somit mit rd. + 4,3 % weit unter der Kalkulation im Wirtschaftsplan und gleichzeitig im unteren Bereich der festgestellten Abweichungen der neuen Kostenstruktur des Vereins. Auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen bewegten sich im Vergleich zum Vorjahr mit Ausnahme der um das rd. 2,5fache bzw. um rd. 37.000 € angestiegenen Werbekosten sowie einer Rückstellungsbildung i. H. v. 10.000 € für anstehende Instrumenten-Reparaturen durchaus im akzeptablen Rahmen. Einsparungen i. H. v. rd. - 19.200 € gegenüber dem im Vorjahr angefallenen Sonderbedarf konnten dagegen bei den Rechts- und Beratungskosten festgestellt werden.

Das Bilanzbild veränderte sich gegenüber dem Vorjahr ganz erheblich. Der in den Vorjahren auf der Aktivseite ausgewiesene Negativvermögensbestand von zuletzt rd. 149.000 € (Tilgung 2005 = rd. 25.000 €) konnte mit dem erwirtschafteten Überschuss 2006 nicht nur vollständig abgebaut werden, sondern führte darüber hinaus erstmalig wieder zu einem positiven Vermögensbestand i. H. v. rd. 23.000 €, der als Eigenkapital auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen ist. Das Anlagevermögen erhöhte sich durch die Neubeschaffung von beweglichen Ausstattungsgegenständen netto (Anlagenzugänge abz. Abschreibungen) um rd. 17.700 €. Auch die sonstigen Forderungen sind erheblich angewachsen.

Das Orchester verfügt inzwischen über ein festes Netzwerk an namhaften Sponsoren (z. B. Bosch, Mercedes, Rienth, Behr, u. a.), die die Finanzierung neben den Eigeneinnahmen und der öffentlichen Hand auf eine solide Basis stellen.


4. Fazit

Mit Hilfe in den Jahren 2006 und 2007 gewährten öffentlichen Sonderzuschüsse und der vom Verein ergriffenen Maßnahmen ist es gelungen, die drohende Insolvenz des Stuttgarter Kammerorchesters abzuwenden und seine angespannte Finanzlage zu sanieren. Nach dem vollständigen Abbau des Negativkapitals verfügte das Orchester zum Bilanzstichtag 31.12.2006 sogar über eine Eigenkapitalausstattung von rd. 23.000 € (inkl. Rücklagen). Darüber hinaus ermöglichten die zwar zeitlich befristeten zusätzlichen städt. Fördermittel sowie eine Zunahme der Eigeneinnahmen und Fremdmittel (bestes Sponsorenergebnis seit 18 Jahren) dem Verein strukturelle Maßnahmen für die Profilierung und Erweiterung seines Betätigungsfeldes einzuleiten und teilweise bereits zu realisieren. Erfolge sind sowohl bei der Etablierung am Markt als auch anhand des erhöhten Identifikationsfaktors, der noch durch die positive Imagekampagne („Schwabenstreicher“) verstärkt wird, deutlich sichtbar.


Auf Basis dieser sehr positiven Entwicklung befürwortet die Kulturverwaltung nachdrücklich eine dauerhafte Erhöhung des städtischen Zuschusses an das Stuttgarter Kammerorchester um jährlich 100.000 €. Es wäre zu befürchten, dass bei einer Nichterhöhung der Zuwendung das Orchester wieder mit einer strukturellen Unterfinanzierung zu kämpfen hätte.

Die Mittel sind im Etat des Kulturamts nicht veranschlagt und müssten dem Kulturamt zusätzlich zur Verfügung gestellt werden.

Beteiligte Stellen




Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Dr. Susanne Eisenmann




Anlage 1: Kapitalentwicklung
Anlage 2: Finanzielle Entwicklung seit 1989

Anlage 1 zur GRDrs 614/2007


Stuttgarter Kammerorchester




Kapitalentwicklung:


Stand 31.12.2004 (Basis für Entschuldung1)=
- 173.900 €
abzüglich Überschuss 2005=
24.985 €
Stand 31.12.2005 / 01.01.2006=
- 148.915 €
abzüglich Überschuss 2006=
171.984 €
Stand 31.12.2006 (echtes Vermögen)=
23.069 €

Da zum Abschluss des Jahres 2006 wieder ein positiver Vermögensbestand bilanziert werden konnte, gilt auch der Nachweis als erbracht, dass neben den Entschuldungsbeiträgen von Stadt und Land das SKO seinen Beitrag zur Entschuldung geleistet hat.


1)Beitrag Stadt=
52.000 €
Beitrag Land=
52.000 €
Beitrag SKO=
70.000 €
174.000 €


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