In den letzten Jahren haben sich die Zentren und Nebenzentren in den Stadtteilen Stuttgarts zunehmend verändert. Zwar hat sich die Situation je nach Zentrentyp unterschiedlich entwickelt, insgesamt jedoch kann man von einer zunehmenden Schwächung der zentralen Funktionen des Einzelhandels in den Stadtteilen ausgehen. Zu den zentralen Funktionen in den Stadtteilen gehört die Gewährleistung und Sicherstellung einer Grund- und Nahversorgung der Bewohner. Durch die zunehmende Mobilität der Bevölkerung und durch erhöhte Wahlmöglichkeiten zwischen Einzelhandelsstandorten kam es zu einer Zunahme an nicht integrierten Standorten auf der grünen Wiese. Vor allem um Stuttgart herum hat sich ein starkes Netz großflächiger Fachmärkte und Shopping Center entwickelt, das in erheblichem Maße die integrierten klassischen Einzelhandelsstandorte in den Stadtteilzentren schwächt. Die daraus resultierenden Probleme liegen neben der geringeren Kaufkraftbindung in der City und in den Nebenzentren der Stadt Stuttgart auch in der Verschlechterung der Nahversorgung und einem „Trading down“ mit zunehmenden Leerständen in Einkaufsstraßen. In den Bezirken Feuerbach, Möhringen, Mühlhausen sowie Vaihingen, Bad Cannstatt und Zuffenhausen konnten größere Einzelhandelseinrichtungen in die zentralen Lagen integriert werden. Die positive Entwicklung an diesen integrierten Standorten lässt sich sehr deutlich an der Entwicklung der Zentralitätskennziffern erkennen. Allerdings gibt es gerade für kleine und mittelständige Unternehmen weiterhin Handlungsbedarf. So sind die Rahmenbedingungen, auch bedingt durch den Strukturwandel, zur Entfaltung unternehmerischer Aktivitäten und zur Entwicklung der überregionalen Wettbewerbsfähigkeit noch zu gering ausgeprägt. Es zeigt sich auch, dass kleine Getränkehändler, Lebensmittelläden, Metzger und Bäcker, die die Grundversorgung in vielen Wohngebieten gewährleistet hatten, nicht mehr vorhanden sind. Gründe hierfür werden unter anderen in der fehlenden Unternehmensnachfolge im Einzelhandel gesehen. Läden mit geringer Ladenfläche und veralteter Einrichtung an nichtintegrierten Standorten werden nicht als gewinnbringend eingestuft und somit nicht nachgefragt. Um die Situation in Bezug auf das Standortmarketing in den Stadtteilen Stuttgarts näher zu beleuchten, wurde von der Wirtschaftsförderung eine Diplomarbeit vergeben. Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines Stadtteilmarketingkonzepts für die Stadtteile Stuttgarts, um den Missständen entgegenzuwirken und den örtlichen Einzelhandel und das Gewerbe zu unterstützen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden Befragungen bei den Ortsvereinen und den Bezirksrathäusern zur Situation im Stadtbezirk durchgeführt, aber auch zu aktuellen Maßnahmen, die als Stadtteilmarketing eingestuft werden können. Des Weiteren wurden die Handels- und Gewerbevereine, der Bund der Selbständigen, die vorhandenen Werbegemeinschaften und mehrere deutsche Großstädte zu diesem Thema befragt. Die komplette Diplomarbeit ist im KSD als Pdf-Datei eingestellt. 2. Ausgewählte Ergebnisse der Diplomarbeit 2.1 Befragungsergebnisse • Fast jeder Stadtbezirk verfügt über eine Organisation zur Unterstützung des Einzelhandels, des Gewerbes sowie vieler Selbständiger vor Ort. Der Erfolg der Maßnahmen hängt vorwiegend ab vom Engagement der Ehrenamtlichen, einer guten Organisation und Planung, der Angebotsvielfalt und einem guten Service, der Kontinuität und somit dem hohen Wiedererkennungswert sowie der Einbindung aller. • Allerdings werden häufig nur Stadtteilfeste und größere Veranstaltungen durchgeführt, die nicht direkt zur Erhöhung des Abverkaufs im Einzelhandel führen. Hier könnte durch den Einsatz unterschiedlicher Instrumente im Marketing-Mix eingelenkt werden. • Ein klares Stadtteilleitbild sowie eine detaillierte SWOT- Analyse (Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Gefahren) mit Herausstellung der Alleinstellungsmerkmale sind für die Positionierung des Stadtteils und auch für die Bewerbung neuer Mitglieder in den Ortsvereinen unerlässlich. • Die Einführung eines Stadtteilmarketings wird von allen Stadtbezirken sehr begrüßt. • Aus der Analyse anderer Großstädte Deutschlands hat sich ergeben, dass dieses Thema in allen Städten aktuell und wichtig ist, und dass durch verschiedene Maßnahmen versucht wird, hier einzulenken. Die meisten Großstädte nutzen vom Bund oder z.B. vom Land NRW bereitgestellte Fördermittel zur Kofinanzierung der Projekte. Eine etablierte langfristige Lösung für Stadtteilmarketing bieten die Städte Essen mit der N. N. GmbH (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht), in die das Stadtteilmarketing eingegliedert ist und die Stadt Dortmund mit dem Stadtbezirksmarketing. 2.2 Zielsetzung des Stadtteilmarketings • Positionierung jedes Stadtbezirks als „Marke“. • Herausbildung der besonderen Stärken oder Alleinstellungsmerkmale. • Vernetzung mit anderen Stadtteilen zu gegenseitigem Nutzen. • Alle Aktivitäten sollen die Stärkung der Wirtschaft als Oberziel haben. • Konsequente Orientierung an der Zielgruppe und an deren Bedürfnissen. • Bindung der örtlichen Kaufkraft. • Steigerung der Attraktivität der Stadtteilzentren und somit der Aufenthaltsqualität. • Frequenzsteigerung durch gezielte Marketing Maßnahmen. • Aufbau einer Identität bzw. eines Wir-Gefühls im Stadtteil.