Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 216/2005
Stuttgart,
05/23/2005



Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten Stuttgart
- Abschlussbericht 2005 -




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Internationaler Ausschuss
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Jugendhilfeausschuss
Verwaltungsausschuss
Vorberatung
Beratung
Beratung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
08.06.2005
20.06.2005
18.07.2005
20.07.2005



Beschlußantrag:

1. Die abschließende Auswertung des Projektes “Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten in Stuttgart” wird zur Kenntnis genommen.

2. Der Implementierung der muttersprachlichen Beratung für russisch sprechende Stuttgarter EinwohnerInnen mit Suchtgefährdung oder Suchtproblemen ab dem Jahr 2006 als Regelangebot von Release Stuttgart e. V. entsprechend der vorgeschlagenen Konzeption (Anlage 2) und der in Anlage 1 genannten Finanzierung wird zugestimmt.



Begründung:


Seit 1.1.2003 bieten die Kooperationspartner Release Stuttgart e. V., IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit e. V., Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Stuttgart e. V. und Deutsche Jugend aus Russland e. V. das Modellprojekt “Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten in Stuttgart” an.

Die Ziele sind:

1. Abwehr von Suchtgefährdung
2. Suchtvorbeugung
3. Hilfe bei bereits eingetretenem Konsum von Suchtmitteln
4. Vermittlung in qualifizierte Therapie bei Abhängigkeit

Der Verwaltungsausschuss beschloss am 13.11.2002 (GRDrs. 817/2002 vom 2.10.2002) die Förderung dieses Projektes ab dem Jahr 2003 bis Ende 2005.

Die am Projekt beteiligten Träger haben zusammen mit der Suchthilfeplanung und der Stabsabteilung für Integrationspolik inzwischen die gemachten Erfahrungen aus- und bewertet:
Einigkeit besteht darin, dass

· durch dieses Projekt die unterschiedlichen, mit dem Thema russische Migrantinnen und Migranten befaßten Organisationen wertvolle Kooperationserfahrungen machen konnten und
· dass das Angebot für die genannte Zielgruppe als Regelangebot sehr wertvoll und wichtig ist.

Einigkeit besteht aber auch darin, dass die Aufwendungen bei einem Kooperationsprojekt zu hoch sind, so dass sich alle Involvierten dafür aussprechen, dass Release Stuttgart e. V. als Träger mit interkulturellem Arbeitsansatz, ab dem Jahr 2006 dieses Angebot dauerhaft erbringen soll.

Aufgrund der in Anlage 1 genannten Gründe wird vorgeschlagen, dass Release Stuttgart e. V. dieses Angebot ab 2006 im Umfang einer halben Fachkraftstelle, BAT IV a, als Regelangebot im Rahmen der bislang geförderten 14,25 Fachkraftstellen (vgl. GRDrs. 715/2004) erbringt.

Die Förderung dieses Angebotes wird entsprechend der noch zu beschließenden städtischen Regelförderung für den Bereich “ambulante Sucht- und Drogenhilfe” ab dem Jahre 2006 (vgl. GRDrs. 215/2005) erfolgen.


Finanzielle Auswirkungen

Die für die vorgeschlagene städtische Förderung benötigten Haushaltsmittel stehen bei der Finanzposition 1.4700.7035.000 – Förderung Sucht- und Drogenhilfe – zur Verfügung.


Beteiligte Stellen

Die Referate Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen und
die Stabsabteilung für Integrationspolitik des Oberbürgermeisters haben die Vorlage mitgezeichnet


Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

--



Gabriele Müller-Trimbusch
Bürgermeisterin


Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung
Anlage 2: Projektkonzeption Release Stuttgart e. V.
Anlage 3: Zwischenbericht des Projektes "Suchtprävention und Suchthilfe für russische Migratinnen und Migranten"
Anlage 4: Finanzierung des Modellprojektes im Jahr 2004

A nlage 1 zur GRDrs 216/2005



Ausführliche Begründung:

Vorgeschichte:

Das Projekt “Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten in Stuttgart” wird seit 2003 entsprechend dem Konzept vom 10.09.02 von den Trägern Release Stuttgart e. V., IN VIA, AWO Stuttgart und Deutsche Jugend aus Russland in enger Abstimmung mit der Suchthilfeplanung im Gesundheitsamt getragen.

Nachdem die Mitfinanzierung durch Mittel des Landes und der Landesstiftung abgelehnt wurde, erfolgte die Implementierung zum 1.1.2003 in zunächst “abgespeckter” Form:

Statt mit der ursprünglich geplanten Vollzeitstelle erfolgte die Arbeit mit Personalanteilen im Umfang von rund 60 % einer Vollzeitstelle (31 % durch eine fest angestellte Kraft bei Release, jeweils 10 % durch Honorarkräfte bei den restlichen o. g. drei Trägern).

Die Finanzierung erfolgte durch städtische Mittel (Projektmittel des Suchthilfekoordinators und der Stabsabteilung für Integrationspolitik, S-IP, sowie Fördermittel für freie Träger) und durch Eigenmitteln der Träger in Höhe von jeweils 7,5 %.

Für die Projektzeit 1.4.2004 bis 31.12.2005 wurde von der Landesstiftung Baden-Württemberg eine Projektförderung in Höhe von insgesamt 50.000 Euro bewilligt.

Damit kann das Projekt seit 1.4.2005 mit einer Vollzeitstelle (50 % Fachkraft bei Release, Honorarkräfte im Umfang von je 16,66 % bei IN VIA, AWO und DJR) angeboten werden. Die Finanzierung des Jahres 2004 ist in Anlage 4 dargestellt.

In der Projektlaufzeit haben sich Träger, Integrationsbeauftragte und Gesundheitsverwaltung immer wieder ausgetauscht und das Konzept den aktuellen Erfordernissen angepasst.

Die Zwischenauswertung der Träger, Stand Januar 2005, liegt als Anlage 3 der Vorlage bei.

uswertung und Folgerungen:

Mit dem Projekt wurden die erforderlichen Ziele im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen erreicht:

1. Abwehr von Suchtgefährdung
2. Suchtvorbeugung
3. Hilfe bei bereits eingetretenem Konsum von Suchtmitteln
4. Vermittlung in qualifizierte Therapie bei Abhängigkeit

Aus den im Laufe des Projektes immer wieder geführten Abstimmungsgesprächen aller beteiligten Partner (Träger, S-IP und Gesundheitsamt) können folgende Schlüsse gezogen werden:

· Die als Zielgruppe definierten Menschen, russisch sprechende Migrantinnen und Migranten, wurden von allen Kooperationspartnern erreicht, weil diese im Arbeitsbezug des jeweiligen Trägers angetroffen werden. Die Kooperation der unterschiedlichen Partner hat allen Einblicke in die Arbeitsweisen der anderen Beteiligten ermöglicht. Zum Teil haben sich enge Kooperationen ergeben, so insbesondere zwischen Release und IN VIA.

· Die gewonnenen Einblicke und praktischen Erfahrungen in der Kooperation sind ein bleibender Gewinn für die interkulturelle Zusammenarbeit und die weitere Arbeit der Partner im Arbeitsfeld russisch sprechende Migrantinnen und Migranten.

· Die recht geringen Ressourcen des Projektes waren immer wieder Anlass zur Fragestellung, inwiefern eine Kooperation im angemessenen Verhältnis zum Aufwand steht. Diese Frage wurde in Anbetracht des Erreichten grundsätzlich positiv bewertet. Insbesondere jedoch bei der Antragstellung für Mittel der Landesstiftung führten die Erfahrungen zur überwiegenden Einschätzung, dass das Antragsprozedere im Hinblick auf die zu erreichenden Ressourcen in keinem angemessenen Verhältnis mehr stand.

Die beteiligten Träger und die Verwaltung befürworten, dass dieses Angebot ab dem Jahr 2006 von Release Stuttgart e. V. erbracht wird.

Release hat seit langem einen interkulturellen Arbeitsansatz und wird auch in Zukunft mit den bisherigen Partnern des Projektes zusammen arbeiten.

Verabredet ist, dass die in diesem Bereich arbeitende Fachkraft möglichst bald die russische Sprache in dem für diese Arbeit erforderlichen Umfang lernen wird.


Künftige Finanzierung:

Im Rahmen der Beratungen des Haushalts 2002/2003 wurde für die ambulante Sucht- und Drogenhilfe ein zusätzliches Budget von 95.000 Euro beschlossen.

Auf der Grundlage einer Prioritätenabstimmung (GRDrs. 817/2002) wurde weiter beschlossen, dass das Projekt “Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten in Stuttgart” für die Modellzeit 2003 bis 2005 mit einem städtischen Zuschuss unterstützt wird. Dabei wurde von jährlichen Aufwendungen aus dem Förderbereich der freien Träger in Höhe von rund bis zu 24.000 Euro ausgegangen.

Entsprechend der Verwendungsnachweise 2003 und 2004 wurden aus diesem Förderbereich Zuschüsse in Höhe von 20.391 Euro bzw. 8.526 Euro gewährt. Für das Jahr 2005 wird mit einem ähnlich hohen Förderaufwand wie für 2004 gerechnet.

Release kann das o. g. Angebot als Regelangebot lediglich dann zusätzlich erbringen, wenn eine städtische Förderung von 80 % der Personalkostenpauschale eines nach BAT IV a dotierten Stellenanteiles zuzüglich der Sachkostenpauschale von 1.950 Euro pro Vollzeitstelle darstellbar ist.

Die für den o. g. Bereich bislang gebundenen Fördermittel würden mit diesen Förderkriterien die Beschäftigung einer Fachkraft im Umfang einer halben Stelle ermöglichen.

Allerdings sprechen sich alle in diesem Förderbereich wirkenden Träger sowie die Gesundheitsverwaltung gegen dieses Verfahren aus.

Mit der Beschlussfassung über die Förderung der freien Träger im Bereich der ambulanten Sucht- und Drogenhilfe für das Jahr 2005 wurde erstmals eine einheitliche Förderung aller Träger in einem Angebotsfeld hergestellt. Die Beibehaltung dieses Grundsatzes der Gleichbehandlung ist äußerst wichtig. Er sollte nicht aufgegeben werden.

Daher wird vorgeschlagen, die bislang für die Modellphase des Projektes “Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten in Stuttgart” gebundenen Mittel ab dem Jahr 2006 dem Budget der freien Träger zuzuführen. Dies ermöglicht eine geringe Erhöhung des Fördersatzes ab dem Jahr 2006.

Release Stuttgart e. V. verpflichtet sich, das Regelangebotsspektrum um den Bereich “Suchtprävention und Suchthilfe für russisch sprechende Migrantinnen und Migranten in Stuttgart” zu erweitern.

Dieses Angebot wird im Rahmen der vorhandenen 14,25 Fachkraftstellen erbracht, d. h. im Umfang einer 0,5 Stelle wird das sonstige Beratungsangebot entsprechend reduziert.