Protokoll: Verwaltungsausschuss, Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen, Ausschuss für Umwelt und Technik, Sportausschuss, Internationaler Ausschuss des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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gemeinsame VerhandlungDrucksache:
285/2005
GZ:
OB
Sitzungstermin: 27.04.2005
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: OB Dr. Schuster, EBM Föll
Berichterstattung:die Vorsitzenden, Herr Kuhnigk (SportA),
Herr Lindemann (SM)
Protokollführung: Herr Häbe sp/hr
Betreff: FIFA Fußball-WM 2006 in Stuttgart

Beratungsunterlage ist die dieser Niederschrift angeheftete Vorlage des Herrn Oberbürgermeisters vom 11.04.2005, GRDrs 285/2005.

Zudem ist der Antrag Nr. 4/2005 des Internationalen Ausschusses vom 26.04.2005, welcher in der Sitzung ausliegt, beigefügt.

OB Dr. Schuster verweist auf die Vorlage und trägt vor, bei der Fußball-Weltmeisterschaft handle es sich um das größte Medienereignis weltweit. Selbst die Dimension von Olympischen Sommerspielen werde übertroffen. Von daher handle es sich um eine große Chance, Stuttgart als eine internationale, gastfreundliche, weltoffene Stadt, welche auch als Wirtschaftsstandort über eine hohe Attraktivität verfüge, zu positionieren. Um auf der in der Vorlage angesprochenen finanziellen Basis die weiteren Planungen voranbringen zu können, sei es bedeutsam, dass der Gemeinderat den Beschlussantrag mitgetrage. Durch die derzeit laufenden Bautätigkeiten (Mercedeswelt, Stadionsanierung, Neue Arena, modernisierte Hanns-Martin-Schleyer-Halle) und der damit verbundenenNeupositionierung des Cannstatter Wasens entstehe europaweit eines der attraktivsten Sport-, Freizeit- und Unterhaltungsgebiete.

Von EBM Föll wird informiert, in einer gestern Abend stattgefundenen gemeinsamen Sitzung der Bezirksbeiräte Bad Cannstatt, Mitte und Ost hätten sich die beiden Bezirksbeiräte aus Bad Cannstatt und Ost einstimmig und der Bezirksbeirat Mitte mehrheitlich bei 8 Ja- und 2 Neinstimmen für die Vorlage ausgesprochen.

Die Verwaltung habe in der Vorlage versucht, einen möglichst umfassenden Überblick der Maßnahmen, welche im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden sollen, zu geben. Einige dieser Maßnahmen, insbesondere aus dem verkehrlichen Bereich, seien bereits bekannt. Insgesamt umfassten die dargestellten Maßnahmen ein Finanzvolumen von ca. 21 Mio. €. Letztlich müsse davon die Landeshauptstadt netto (nach Abzug von Einnahmen und Zuschüssen) ca. 13 Mio. € finanzieren. Von dieser Summe entfielen auf nachhaltige Infrastrukturmaßnahmen ca. 5,7 Mio. €. Neben dem Schwerpunkt des verkehrlichen Bereichs müsse hier der Katastrophenschutzbereich genannt werden. Auch in diesem Sektor könne sich ein nachhaltiger und langfristiger Effekt ergeben. Mit einer Summe von 1 Mio. € trage dort das Land einen Großteil der Aufwendungen. Rund 7,5 Mio. € seien für die eigentliche Durchführung der Weltmeisterschaft vorgesehen. Aber auch bei den damit in Zusammenhang stehenden Maßnahmen würden nachhaltige Effekte erwartet. So gehe das verfolgte Konzept davon aus, die Weltmeisterschaft zur Standortwerbung, zum Standort-Marketing zu nutzen.

Bereits 3,5 Mio. € seien im Haushalt veranschlagt. 2 Mio. € könnten umgeschichtet werden, sodass noch ein Finanzierungsvolumen von ca. 7,6 Mio. € verbleibe. Diesbezüglich schlage die Verwaltung vor, rd. 2,5 Mio. € durch die Inanspruchnahme der Deckungsreserve im Jahr 2005 abzudecken. Demnach müssten rd. 4 Mio. € in den Haushaltsplanentwurf 2006 aufgenommen werden.

Im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft solle bekanntlich auch die Wasenwache erneuert werden. Die Gründe seien in der Vorlage genannt. Für die Sicherheits- und Rettungskräfte stelle diese Wache einen wichtigen Einsatzstützpunkt für die WM, aber auch für die Zukunft dar. Die Finanzierung solle zu 75 % durch die Stadt und zu 25 % durch die Veranstaltungs-GmbH erfolgen. Im Aufsichtsrat dieser Gesellschaft sei darüber diskutiert worden, inwieweit bei dieser Maßnahme die EneV unterschritten werden könne. Eine entsprechende Prüfung sei zwischenzeitlich erfolgt und vorbehaltlich einer abschließenden Zustimmung durch die EnBW werde es möglich sein, die Wache an die Fernwärmeversorgung anzuschließen. Dadurch entstehe ein zusätzlicher Finanzaufwand von rd. 25.000 €, welcher insoweit vertretbar sei, da dieser Anschluss die Unterschreitung der EneV um 34 % ermögliche. Die Vorgabe für städtische Gebäude, eine Unterschreitung der EneV um 20 %, werde also deutlich überschritten. Wenn sich der Gemeinderat dami einverstanden erkläre, werde dieses so von der Verwaltung aufgenommen. Dadurch würden sich die Baukosten für die Wasenwache von 1,957 Mio. € auf 1,982 Mio. € erhöhen. Der städtische Zuschuss müsste nicht erhöht werden, da die Mehrkosten durch die Veranstaltungs-GmbH getragen würden. Mit dieser Information sei er einer Zusage im Aufsichtsrat nachgekommen.

Zum geplanten Rahmenprogramm wird von Herrn Lindemann vorgetragen, vier wichtige Aktionsbereiche würden vorgesehen. Zum einen das Stadion, in dem sechs Spiele ausgetragen würden. Veranstaltungen, möglicherweise auch Spielübertragungen, würden im Mercedesmuseum stattfinden. Der Stadtteil Bad Cannstatt werde besonders einbezogen, auch über die sechs Spieltage hinaus (Leinwand mit Bühne unter Beteiligung Ehrenamtlicher). Die vierte Aktionsfläche stelle der Bereich des Schlossplatzes dar. Dort sollen alle 64 WM-Spiele auf vier um die Jubiläumssäule installierten Leinwände übertragen werden. Eine Bühne sei vor dem Königsbau, direkt vor dem Pavillon vorgesehen, wobei die Sicht auf das Schloss erhalten bleibe. Hier solle ein internationales Programm, auch unter Beteiligung von Sponsoren, geboten werden. Hinzu kommen die Plätze um den Schlossplatz. So finde das Weindorf auf dem Schillerplatz statt und als Verbindung zum Marktplatz solle eine Fan-Arena organisiert werden. Dort stehe das Sich-selbst-betätigen im Vordergrund (Fit und Fun, kein Klamauk). Zum Bereich des Schlossgartens, um den Eckensee, werde derzeit noch eine Abstimmung mit dem Land durchgeführt. Hier könne man sich sehr schöne Veranstaltungen um den See vorstellen. Zur Disposition stehe noch der Karlsplatz. Dort sei sehr gut vorstellbar, den Flohmarkt nicht aufzugeben, sondern mit einzubeziehen.

Neben diesem Openair-Konzept sei noch ein Programm der kulturellen Einrichtungen rund um den Schlossplatz mit Sonderausstellungen und Sonderveranstaltungen vorgesehen. Das Programm solle in den vier Wochen der Weltmeisterschaft um 11 Uhr beginnen. Wenn die Möglichkeit bestehe, werde das Programm in die Nacht ausgedehnt. Einer der vom Programm verfolgten Schwerpunkte sei, die Internationalität Stuttgarts herausstellen. Bekanntlich lebten in Stuttgart 173 unterschiedliche Nationalitäten. Zudem werde sich das Programm auf die 32 Nationalitäten der WM-Teilnehmer bzw. auf die maximal 12 Mannschaften, welche in Stuttgart spielten, fokussieren. Geplant sei ein hochkarätiges, buntes, interessantes und hochwertiges Programm. Angestrebt werde ein Fest für die gesamte Bevölkerung und für alle Gäste.

Im Namen des Sportausschusses bemerkt Herr N. N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht), für den Stuttgarter Sport sei es selbstverständlich, sich in das Rahmenprogramm einzubringen. Besonders wolle er auf zwei Projekte hinweisen. Einmal handle es sich um das traditionelle Kinder- und Jugendfestival rund um den Eckensee. Dieses werde an einem Wochenende in Absprache mit dem Land und der Cityinitiative (CIS) stattfinden. Zum anderen sei bereits im Herbst 2004 mit einem Jugendfußballturnier begonnen worden, welches sich bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 erstrecke (Kick mit, Fußball verbindet). Beide Projekte fänden ohne städtischen Zuschuss statt.

Darüber hinaus bringe sich der Sport in die Fanbetreuung ein. Möglicherweise sei auch an eine Beteiligung am Fan-Camp gedacht. Hier hätten im Rahmen der Fußball-Europameisteschaft in den achtziger Jahren gute Erfahrungen mit der Sportkreisjugend gesammelt werden können. Darüber hinaus sei an eine Beteiligung am UNESCO Sport-Jugend-Festival gedacht. Der Sport müsse versuchen, z. B. auch kirchliche Organisationen zur Lösung von Unterbringungsfragen als Partner zu gewinnen.

Die beiden letztgenannten Punkte müssten aus zeitlichen Gründen dringend aus dem Status der Ideensammlung/Vorplanung in die erste Detailplanung übergeleitet werden. Die bisher beteiligten Organisationen hätten gegenüber dem Gemeinderat die Bitte, die in der Vorlage genannten Finanzmittel schnellstmöglich zu Verfügung zu stellen. Ohne diese städtischen Zuschüsse sei eine weitere Planung schwierig. Es handle sich um 100.000 € für das Fanprojekt, welche im Haushalt 2005 als außerplanmäßige Ausgabe vorgesehen werden sollten. Für das UNESCO Sport-Festival müsste ein Teilbetrag noch 2005 zu Verfügung gestellt werden. Hier sehe die Vorlage eine Mittelbereitstellung erst im Verwaltungshaushalt 2006 vor. Nach heutiger Einschätzung der Arbeitsgruppe sei diese Mittelbereitstellung aber zu spät. Als Mitglied des Landesarbeitskreises Kirche und Sport bitte er zu beachten, bei dem Geplanten die Kirchen nicht zu vergessen.

Besonders wolle er auf die Situation des ÖPNV rund um den Cannstatter Wasen hinweisen. Dort bestehe nicht nur aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft Handlungsbedarf. Notwendig sei eine nachhaltige Verbesserung.

Der Vertreter des Internationalen Ausschusses, Herr N. N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht), bedankt sich für die kurzfristige Einladung des Ausschusses. Eine Besonderheit von Stuttgart, welche nicht hoch genug eingeschätzt werden könne, sei die Internationalität. Stuttgart gehöre europaweit zu den Städten mit dem höchsten Migrantenanteil. Die Landeshauptstadt sei bundesweit, ja sogar weltweit für das Modell "Bündnis für Integration" bekannt. Die UNESCO habe im letzten Jahr der Landeshauptstadt den Preis "City for Peace" verliehen. Diese Verleihung basiere darauf, dass Stuttgart in diesem Bereich mehr vorzuweisen habe als viele andere Städte. Eine sehr wichtige Aufgabe bei der Vorbereitung der Weltmeisterschaft werde es sein, genau diese Stuttgarter Stärke mit vielfältigen Angeboten zu verbinden. Auf diese Weise könne eine Stuttgarter Besonderheit, welche andere Städte zumindest in der hier vorhandenen Qualität nicht aufweisen könnten, hervorgehoben werden. Hierzu könne der Internationale Ausschuss einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Dieser Ausschuss setze sich ja seit kurzem aus sehr vielen sachkundigen Mitbürgern zusammen, welche sehr viele unterschiedliche Kompetenzen vertreten. Das Einbringen dieser Kompetenzen in die Gremien, welche sich in den nächsten Monaten mit den Detailplanungen befassten, werde als sehr notwendig angesehen. Daher sei auch der Antrag vom 26.04.2005 gestellt worden. Der Einsatz des Internationalen Ausschusses könne sich nicht nur auf die Innenbeziehung zu den hier wohnenden Migranten beziehen. Es gehe auch darum, Besucher aus der ganzen Welt, aus unterschiedlichen Kulturkreisen und unterschiedlichen Religionssystemen, unter Beachtung gewisser Standards, zu empfangen. Dadurch könne sich Stuttgart als weltoffene Metropole einen Namen machen. Dieses sei langfristig mehr wert als manche finanzielle Aufwendung.

Ein Drittel der Stuttgarter Bevölkerung verfüge über einen Migrantenhintergrund. Dieser Teil der Bevölkerung gehöre voll einbezogen, um dessen Stärken nutzen zu können. So könnten Fremdsprachenkenntnisse für die Freiwilligenarbeit eingesetzt werden. In Stuttgart könne der WM-Slogan "Die Welt zu Gast bei Freunden" umgewandelt werden in "Die Welt zu Gast bei Landsleuten". In diese Richtung könnten und müssten noch viele Konzepte entwickelt werden. Bis jetzt sei der Internationale Ausschuss nicht in die Vorbereitungen einbezogen. Zu seiner nächsten Sitzung werde Herr Lindemann kommen. Dort werde dann sicherlich die Möglichkeit besprochen, das eine oder andere noch zu entwickeln, verbunden mit der Hoffnung, wertvolle Beiträge leisten zu können. Ziel sei, dass die Weltmeisterschaft ein Ereignis werde, wo sich das gesamte Stuttgart unter der Beteiligung der Migrantenbevölkerung als weltoffene Stadt präsentieren könne.

Laut StRin Dr. Eisenmann (CDU) muss Stuttgart die Chance nutzen, sich als moderne, lebendige Stadt zu präsentieren. Ihre Fraktion sei bereit, die genannten, für das Vermarktungskonzept notwendigen Mittel bereitzustellen. Erkennbar müsse aber sein, wie die genannten Zielsetzungen errreicht werden könnten. Zum einen handle es sich um vorgegebene, durchaus sinnvolle Maßnahmen. Die Finanzierung dieser Dinge sei bereits mit der Grundsatzentscheidung in Sachen Austragungsort für die Fußball-Weltmeisterschaft ein Stück weit erfolgt. Der zweite Teil sei das von der FIFA motivierte Rahmenprogramm. Beim Lesen der in anderen Städten erarbeiteten Vorlagen zeige sich, was überall stattfinde (z. B. Thema Globus). Es bleibe die Frage, wodurch sich Stuttgart von anderen Städten unterscheiden könne. Nach Einschätzung ihrer Fraktion sei es noch nicht gelungen, ein Stuttgart typisches Rahmenprogramm anzudenken. Ein solches Programm sollte deutlich machen, dass Stuttgart modern, ideenreich sei, und dass es durchaus Ansätze gebe, welche andere Städte nicht aufweisen könnten. Das auf dem Marktplatz vorgesehene Fan-Projekt finde in allen Städten statt. Das Weindorf auf dem Schillerplatz, welches jährlich in Stuttgart stattfinde, sei schön und sicherlich auch gemütlich. Dieses stelle aber, wie auch das Fest der Nationen um den Eckensee, nichts Neues dar. Vergleichbare Ansätze würden schon in anderen Städten verfolgt. Daher stelle sich für sie die Frage, worin in Stuttgart das Besondere liege. Andiskutiert worden sei ja der Punkt, den Fernsehturm mit einzubinden. Da aber schon Berlin den Funkturm heranziehe, wäre es wohl nicht klug, Gleiches mit dem Stuttgarter Fernsehturm, auch in etwas abgewandelter Form, zu tun. Ihrer Fraktion sei das Bemühen nach einem Solitär nicht ausreichend erkennbar. Die FIFA plane einen bundesweiten Überblick über die Aktivitäten in den Austragungsorten. Auf dieser Basis könnten sich Touristen entscheiden, welche Städte sie besuchten. Hier stelle sich die Frage, mit welchen Punkten Stuttgart in dieses offizielle Empfehlungsprogramm aufgenommen werden solle.

Angesichts der durchaus konkreten Finanzvorgaben des Beschlussantrages wolle ihre Fraktion auch Bescheid darüber haben, was konkret mit den Mitteln geschehe. Vermieden gehöre, dass im Nachhinein bilanziert werde, eigentlich hätte mit den Mitteln mehr gemacht werden können, und eigentlich habe sich Stuttgart wieder einmal zu bieder dargestellt.

Die Vorlage sollte heute ohne Beschlussfassung an den Gemeinderat verwiesen werden. In der morgigen Gemeinderatssitzung werde zu den einzelnen Punkten abschließend Stellung genommen.

Durch StR Kanzleiter (SPD) wird ausgeführt, Anliegen seiner Fraktion sei es, die Fußball-Weltmeisterschaft in gebührender Art und Weise in Stuttgart zu gestalten. Angesichts der erfolgreichen Austragung anderer sportlicher Großereignisse in der Vergangenheit gebe es für die handelnden Personen durchaus einen Vertrauensvorschuss. Viele Dinge des nun begonnenen Prozesses müssten im Laufe der nächsten Monate konkretisiert werden. Eine "kleinkarierte Veranstaltung" werde natürlich nicht gewollt. Die Stadt sollte sich auf ihre Stärken konzentrieren und nicht alles, was möglich sei, angehen. Die von der Verwaltung für notwendig erachteten Mittelaufwendungen würden als realistisch angesehen. Aufgrund der zu erwartenden großen Besucherströme bestehe die Hoffnung einer teilweisen Refinanzierung. Mit den zu tätigenden Investitionen müssten möglichst langfristige Effekte erzielt werden. Angesichts der Internationalität der Weltmeisterschaft und angesichts der Internationalität von Stuttgart habe die SPD-Gemeinderatsfraktion darum gebeten, den Internationalen Ausschuss in die heutige Sitzung einzuladen. Dieses Stuttgarter Bevölkerungspotenzial sollte bei dieser Veranstaltung mit eingebunden werden. Dieser Aspekt sollte auch herausgestellt werden, da es sich um eine Stärke Stuttgarts handle.

OB Dr. Schuster bittet um Verständnis, dass vieles noch nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitet ist. Zudem betont er, dass wenn schon zum heutigen Zeitpunkt alles Angedachte publik gemacht würde, die Gefahr des Abkupferns besteht. Entgegengesetzt erklärt StR Wölfle (90/GRÜNE), dass wenn ein Highlight nun verkündigt würde, gerade dieses einen Schutz vor Nachahmern darstellen könnte. Er habe bisher den Eindruck, dass die Verwaltung denke und arbeite und der Gemeinderat darüber als Letzter Kenntnis erhalte. Bezug nimmt er dabei auf im Internet von Werbeagenturen eingestellte Seiten zu einem elektronischen Kulturleitsystem. Seiner Einschätzung nach könnte die Vorlage so verstanden werden, dass nur Bewährtes im Rahmenprogramm wiederholt werden soll. Das Pflichtenheft werde natürlich erfüllt. Nun gehe es darum, das Besondere Stuttgarts herauszustellen. Ausdrücklich hebt er hervor, dass die von seiner Fraktion heute geäußerte Kritik sich nicht auf die von der Verwaltung für notwendig erachteten Mittelaufwendungen bezieht.

Die Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion, so StR J. Zeeb (FW), nehme die Vorlage zustimmend zur Kenntnis. Die Stuttgarter Stärken müssten stärker zur Geltung gebracht werden. Die finanziellen Mittel seien sicherlich gut angelegt. Wenn es gelinge, den Posten für die Werbemaßnahmen einzuhalten, sei gut gearbeitet worden. Hinter den Anregungen der Politik, welche beachtet werden sollten, verberge sich eine Menge Potenzial.

Zu den kritischen Anmerkungen gibt StR Willmann (FDP) zu bedenken, dass im Vordergrund das sportliche Großereignis stehen muss. Nicht alles was möglich sei, könne Berücksichtigung finden. Dies wertet EBM Föll als hilfreichen Hinweis.

Die Vorlage, so EBM Föll, könne natürlich nicht die gesamte Vielfalt und alle Details des Geplanten abschließend darstellen. Die Vorlage habe den Anspruch, eine Grundlage/einen Rahmen zu definieren. Aufgrund der in der Vergangenheit in Stuttgart durchgeführten Großereignisse könne durchaus auf positive Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. Da die Fußball-Weltmeisterschaft über vier Wochen andauere, stelle dieses Ereignis jedoch eine besondere Herausforderung dar.

Gegenüber StR Wölfle teilt der Vorsitzende mit, mit den Wochenmarktbeschickern bestehe Einigkeit, den Markt in der Zeit der Fußball-WM auf der Königstraße stattfinden zu lassen. Ein anderer innerstädtischer Platz stehe dafür nicht zur Verfügung. Zur Information der Bevölkerung werde in einem Flyer auf diese Verlegung hingewiesen. In diesem Flyer seien die Standorte der Stände eingezeichnet.

Zum Kulturleitsystem beinhalte die Vorlage lediglich den Finanzrahmen. Das Detailkonzept, an welchem noch gearbeitet werde, werde nach Fertigstellung vorgelegt. Zur Umsetzung des Systems bedürfe es eines konkreten Beschlusses. Die Mehrheit des Gemeinderates habe er immer so verstanden, dass dieses Kulturleitsystem gewollt werde. StR Barg erinnert, EBM Föll habe in der Vergangenheit als Fraktionsvorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion die Position eingenommen, das Kulturleitsystem sei wünschenswert, aber nicht um jeden Preis.

Nach Aussage des Vorsitzenden arbeitet derzeit die Verwaltung mit der SSB an einem ÖPNV-Konzept für den Zeitraum der Fußball-Weltmeisterschaft. Sicherlich werde dieses Konzept differenziert auf Spieltage und spielfreie Tage eingehen. Möglich sei, die Betriebsphasen zu verlängern und gegebenenfalls durch zusätzliche Nachtbuslinien eine Verdichtung des Nachtbusnetzes zu erreichen. Hier werde der Aufsichtsrat der SSB eingebunden und im weiteren Verlauf werde auch der Gemeinderat unterrichtet.

Eine Frage von StRin Dr. Eisenmann beantwortend berichtet der Vorsitzende weiter, für das UNESCO-Festival stehe bereits ein Zuschuss der FIFA in Höhe von 250.000 € fest. Die Verwaltung bemühe sich stets, Drittmittel einzuwerben. So werde auch mit der einen oder anderen Aktivität an die DFB-Kulturstiftung herangetreten. Mit eine Voraussetzung für solche Anstrengungen sei eine Grundsatzentscheidung über den Finanzrahmen. Nur dann könnten die Verantwortlichen wie Herr Lindemann und Herr Kuhnigk entsprechende Verpflichtungen eingehen.

Von Herrn Lindemann wird zugesichert, dass bei den geplanten Werbemaßnahmen auch auf die im Jahr 2007 stattfindenden Weltmeisterschaften im Kunstturnen und Radfahren eingegangen wird. Entsprechende Bemühungen hätten bereits bei diversen Messen stattgefunden. Wenn dies gewünscht werde, könne dazu eine gesonderte Vorlage vorgelegt werden. Von Herrn Kuhnigk wird zugesagt, diesen Aspekt in der nächsten Sitzung des Sportausschusses zu behandeln.

Die Greengoal-Kampagne sei der Sportverwaltung selbstverständlich bekannt. Es handle sich dabei um einen wichtigen Bestandteil, was die Stadionmodernisierung und was die Vorbereitungen auf die Fußball-Weltmeisterschaft angehe. Durch das Öko-Institut in Darmstadt werde die Verwaltung permanent begleitet. Dieses Institut sei vom Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft beauftragt. Es hätten durchaus schon positive Ergebnisse erzielt werden können. Beispielhaft sei ein Regenrückhaltebecken kostenneutral über ein Contracting-Modell realisiert worden. In diesem Becken werde in Zukunft das Regenwasser des Stadiondaches gesammelt und zur Bewässerung des Spielfeldes sowie sämtlicher Toiletten im Stadionumfeld verwendet. Zudem seien wasserlose Urinale eingebaut worden. Neben der Berücksichtigung von ökologischen Baustoffen sei noch die Entwicklung eines Müllkonzeptes für das Stadion, dessen Umfeld und das Stadtgebiet zu erwähnen. Hier arbeite man mit dem Eigenbetrieb AWS und dem VVS zusammen. Leider werde die Kampagne Greengoal durch das Organisationskomitee nur ideel und nicht finanziell unterstützt. Einer Bitte von StRin Peppler-Kelka (90/GRÜNE) folgend sagt EBM Föll zu, dass zu diesem Thema im Juli in der Sitzung des Umweltbeirats berichtet wird.

Zum Pressezentrum merkt Herr Kuhnigk an, dieses sei, als noch kein Beschluss zurneuen Arena vorgelegen habe, an einem Standort neben dem Stadion vorgesehen worden. Es fänden allerdings Gespräche darüber statt, dass die Neue Arena für diesen Zweck verwendet werden könne.

Beim Thema Fan-Camp müsse zwischen der Fanbetreuung auf dem Marktplatz und dem sogenannten Fan-Camp, welches im Reitstadion eingerichtet werde, unterschieden werden. Die Gespräche zur Realisierung dieses Fan-Camps, für welches es kein eigenes Begleitprogramm geben solle, hätten bereits begonnen. Als sekundär sieht es Herr Schüle an, wer die Federführung beim UNESCO-Jugendfestival innehat. Hier werde viel Hilfe benötigt. Neben den Jugendorganisationen sei hier auch an die ausländischen Mitbürger/-innen bzw. deren Gruppierungen gedacht worden.

An StRin Dr. Eisenmann und StR Wölfle gewandt unterstreicht EBM Föll, die Verwaltung habe sich für eine Konzentration der Veranstaltungen in der eigentlichen Innenstadt, dort wo die Stadt am attraktivsten und schönsten sei, entschieden. Bedenken, dass die ins Auge gefassten Flächen nicht ausreichten, gebe es keine. Eine gewisse Dichte der Atmosphäre werde durchaus gewollt. Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass an jedem Tag der vierwöchigen Weltmeisterschaft Hunderttausende von Menschen sich in der Stuttgarter Innenstadt aufhalten. Sollte der Gemeinderat eine andere Konzeption wünschen, müsse dieses nun erklärt werden. Die letzte Entscheidung liege selbstverständlich beim Gemeinderat. Mit BM Hahn und mit Referent Prof. Beiche sei er derzeit dabei, mit den SSB abzuklären, inwieweit der Bereich der heutigen Planie noch in eine Umgestaltung einbezogen werden könne, um im Vorfeld des Kunstmuseums einen offeneren, freieren Raum gestalten zu können. Sollte sich hier eine Möglichkeit ergeben, werde dazu eine gesonderte Beschlussvorlage erstellt. Durch Herrn Lindemann wird angeregt, über konzeptionelle Differenzen zu reden. Bisher sei davon ausgegangen worden, dass die eigentlichen Highlights aus Stuttgarter Sicht im Stadion und in der Innenstadt stattfinden. In keiner anderen WM-Stadt gebe es durch den Schlossplatz, die dort im Umfeld befindlichen kulturellen Einrichtungen und durch die kleinen beschaulichen Plätze eine so wunderschöne Ausgangsposition wie in Stuttgart. Was Stuttgart vermitteln müsse, und damit wendet er sich an StR Sauer (CDU), seien keine Weltstars wie Tina Turner oder Phil Collins, sondern dass Stuttgart eine Stadt mit Flair sei, in welcher sympathischen Menschen lebten. Dazu dienten Bestandteile, die Stuttgart schon seit langer Zeit auszeichnen, wie z. B. das Weindorf. Das bisher Angedachte stelle keine Überfrachtung der Innenstadt dar. Während den Spielübertragungen auf den angesprochenen Leinwänden solle kein Programm stattfinden. Berücksichtigt werden müssten die verschiedensten Interessenlagen der Bevölkerung und der Gäste. Besonders zu berücksichtigen seien die sechs Spieltage, und zwar sowohl in Cannstatt als auch in der Innenstadt. Im Verlauf der 30-tägigen WM gebe es nur sechs spielfreie Tage. Das in der Stadt befindliche Publikum solle ein Programm vorfinden, bei dem es selbst mitmachen könne. Dabei solle die Stadt in ihrer Eigenheit, in ihrer Attraktivität erlebbar werden. Versprechen könne er, dass ein hochwertiges, hochkarätiges Programm auf die Bühnen gebracht werde.

Richtig sei, dass in Stuttgart Überlegungen stattgefunden hätten, um den Fernsehturm einen Fußball zu legen. Ein anderes nun verfolgtes Projekt befinde sich noch in der Prüfungsphase. Einige von den Ausschussmitgliedern sei dies bekannt und bekannt sei auch, dass es sich hier um etwas Hochwertiges handle. Mit Sicherheit werden in der Stuttgarter Innenstadt Highlights angeboten, die sonst keine andere WM-Stadt vorzuweisen habe. Möglich sei es durchaus, nach den Spielen an den Abenden Angebote z. B. an der Kulturmeile vorzusehen. Bespielt werde die ganze Stadt, aber die Konzentration müsse, da die Medienwirkung im Auge behalten werden müsse, auf dem Schlossplatz stattfinden. Veranstaltungen außer in Bad Cannstatt auch in anderen Stadtteilen vorzusehen, macht in seinen Augen keinen Sinn. Selbstverständlich werde die ganze Stadt geschmückt und es werde auch an Überraschungsmomente gedacht.

Am bedeutsamsten sei, im Rahmen der WM die Internationalität der Stadt hervorzuheben. Aus seiner Sicht kann eine Nachhaltigkeit nur dann garantiert werden, wenn die Landeshauptstadt während dieser vier Wochen sich kein falsches Etikett aufklebt, sondern ihre Eigentlichkeit (nicht provinziell, sondern weltoffen, aufgeschlossen und international) zeigt.

An die - im Verhältnis zur Weltmeisterschaft 1974 - riesige Publikumsresonanz bei den Fußball-Großereignissen WM 1992 Italien, WM 2002 Korea/Japan und EM 2004 Griechenland erinnert StR Barg. Die großen Menschenmengen auf dem Schlossplatz hätten beim Amt für öffentliche Ordnung und der Polizei zu ernsthaften Bedenken geführt. Von Herrn N. N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht) wird darauf hingewiesen, dass es aus den Stadtteilen/Stadtbezirken durchaus Signale gebe, an der Weltmeisterschaft mitwirken zu wollen. Die Anregung seiner Fraktion, so StR Wölfle, laute, Überlegungen anzustellen, wie der Bereich von Cannstatt bis zum klassischen Stadtzentrum einbezogen werden könne.

Nach Auffassung von EBM Föll kann das nun von der Verwaltung vorgelegte Grundkonzept keine Überraschung darstellen. Immer wieder habe es Berichte in Ausschüssen und insbesondere auch im Aufsichtsrat der Stuttgart Marketing gegeben. Dabei habe er seitens der gemeinderätlichen Vertreter keine kritischen Anmerkungen bezüglich der Konzentration in der Innenstadt vernommen. Zum Hinweis von EBM Föll auf andere, in der Vergangenheit stattgefunde Großveranstaltungen entgegnet StR Barg, bereits bei der Olympiabewerbung sei der Gemeinderat bewusst ausgegrenzt worden. Von daher habe der Gemeinderat anbieten wollen, sich in die Vorbereitung der Fußball-Weltmeisterschaft einzubringen. Die Begeisterungsfähigkeit der Stuttgarter Bevölkerung sieht EBM Föll als eigentliches Kapital der Landeshauptstadt an. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter seien aufgerufen, auch in den Stadtteilen eigene Aktivitäten durchzuführen. Dies gelte ebenfalls für verschiedenste Institutionen. Nicht zuletzt die Mercedes-Welt in unmittelbarer Nähe des Stadions werde ein hochwertiges Programm anbieten. Das Vorgelegte stelle das offizielle Programm dar. Eigene Aktivitäten aus der Stadt heraus würden aber zu einer guten Atmosphäre beitragen.

Dem Oberbürgermeister und allen anderen Beteiligten liege viel daran, dass beim Gemeinderat nicht der Eindruck vorherrsche, er solle nicht eingebunden werden. Er könne sich beispielsweise sehr gut vorstellen, ein Steuerungsgremium mit Vertretern des Gemeindeates zu schaffen, in dem dann einmal monatlich berichtet werde. Dort könnte der Gemeinderat dann Hinweise dazu geben, wo aus seiner Sicht Defizite herrschen. Darüber sollten sich die Fraktionen Gedanken machen und im nächsten Ältestenrat könne darüber gesprochen werden. Zu anderen Vorschlägen, wie der Gemeinderat eingebunden werden könne, nehme er eine offene Haltung ein. Für jeden Hinweis, für jede Unterstützung, für jede Idee sei die Verwaltung dankbar. Möglich sei auch ein Unterausschuss des Verwaltungsausschusses oder ein anderes Gremium zu installieren. In welcher Form die Einbindung des Gemeinderates geschehe, sei letztlich dessen Entscheidung. Dies aufgreifend bemerkt StRin Dr. Eisenmann, eine solche Einbindung wäre notwendig gewesen, bevor ein finanzieller Rahmen in der Größenordnung von 13 Mio. € durch den Gemeinderat bereitgestellt werden müsse. Dann hätte die Möglichkeit bestanden, bei Richtungsentscheidungen mitzuwirken. Sinngemäß äußert sich StR Wölfle, der Bereitschaft zeigt, über eine Einbindung im Ältestenrat zu reden. Gemeinsam müsse an dem Ziel, ein attraktives Begleitprogramm zu organisieren, gearbeitet werden. Entsprechend äußert sich auch StR Kanzleiter. Dieser erachtet es als notwendig, dass der Gemeinderat mehr Transparenz erfährt, und dass der Gemeinderat die Möglichkeit erhält, bei dem zur Beratung anstehende Thema Einfluss auszuüben.


Diesen Tagesordnungspunkt abschließend stellt EBM Föll fest:

Die Ausschüsse verweisen diesen Tagesordnungspunkt ohne Votum an den Gemeinderat.