Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 6235
GRDrs 24/2009
Stuttgart,
01/23/2009



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich18.02.2009



Beschlußantrag:

Den in der Begründung im Einzelnen aufgeführten Namen für Straßen und Wege wird zugestimmt (Anlage 1).


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind die dargestellten Benennungen erforderlich. In einem Fall soll die Namensgebung auch dazu beitragen, verdiente Persönlichkeiten zu ehren bzw. zu unrecht erfolgte Ehrungen zu korrigieren.

Die Texte der Erläuterungsschilder sind nachrichtlich erwähnt.


Finanzielle Auswirkungen




Beteiligte Stellen






Klaus-Peter Murawski
Bürgermeister


Anlagen


Anlage 1 zur GRDrs 24/2009


Stadtbezirk Stuttgart-Möhringen

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
1Ohne BezeichnungA = Oberdorfstr.
E = Oberdorfstr.
Im Oberdorf

Der Bebauungsplan Oberdorfstraße/Alter Friedhof sieht eine Erschließungsstraße vor. Erste Baugesuche sind bereits eingereicht. Daher wird die Benennung der Verkehrsfläche nun erforderlich.

Der Bezirksbeirat Möhringen hat sich mehrheitlich für den Namen Im Oberdorf ausgesprochen. Die Fläche befindet sich nicht vollständig im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Die betroffenen Eigentümer wurden zur Namensgebung angehört. Einwände wurden nicht geltend gemacht.



Stadtbezirk Stuttgart-Nord

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
2Teil von Rümelinstr.A = Eckartstr. 9
E = Steinbeisstr. 22
Rümelinstr.

(die dreieckige Teilfläche entfällt und wird der Steinbeisstr. zugeordnet)
3Teil von Rümelinstr.
(Ziffer 2)

Teil ohne Bezeichnung (Flurstück 9242/10)
Bisher:
A = Nordbahnhofstr. 104
E = Rümelinstr.

Künftig:
A = Nordbahnhofstr. 104
E = Rosensteinstr.
Steinbeisstr.

(unter Zusammenfassung mit der bereits bestehenden Straße)

Wegen des Erwerbs des Flurstücks 9242/10 durch die Landeshauptstadt Stuttgart, auf dem der Straßenbereich für öffentliche Zwecke (Verkehrsfläche, Gehweg, Verkehrsgrün) bereits hergestellt ist, erscheint es zweckmäßig, diese bislang namenlose Verkehrsfläche nun förmlich zu benennen.
Der Bezirksbeirat Nord hat die vorgeschlagene Verlängerung der Steinbeisstraße einstimmig beschlossen.



Stadtbezirk Stuttgart-Plieningen

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
4Ohne BezeichnungA = Schießhausstr.
Führt als Sackstraße in östliche Richtung
Zum Langwieser See

Im Bereich des Umlegungsgebietes Plieningen, Schießhausäcker sind bereits die ersten Baugesuche eingereicht. Eine Benennung der vorgesehenen Erschließungsstraße wird daher nun erforderlich.

Die neue Verkehrsfläche befindet sich vollständig im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Bezirksbeirat hat sich auf zwei Namensvorschläge geeinigt. Einer davon ist die o.g. Bezeichnung. Die Idee, die Fläche der bestehenden Schießhausstraße zuzuordnen, lässt sich aus Sicht der Verwaltung nicht realisieren. Die Verkehrsfläche ist bereits jetzt „verwinkelt“, eine Vergrößerung würde die Orientierung für Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer weiter erschweren.



Stadtbezirk Stuttgart-Stammheim

Umbenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
5Wissmannstr.A = Frobeniusstr.
E = Nansenweg
Wolle-Kriwanek-Str.

Text des Erläuterungsschildes:
Wolle (Wolfgang) Kriwanek
* 1949 † 2003
Schwäbischer Rockmusiker

Von einer Wissenschaftlerin, die auch beim Lindenmuseum als freie Mitarbeiterin tätig ist, wurde die Stadtverwaltung aufgefordert, die Straßenbenennung nach Hermann von Wissmann in Stammheim rückgängig zu machen. Die Gründe sind ähnlich denen, die im vergangenen Juli in Obertürkheim zur Umbenennung der Leutweinstraße geführt haben: Der Namensgeber war ein brutaler Schutztruppenkommandant und unterstützte den belgischen König Leopold II, bekannt als der „Kongoschlächter“, bei der Kolonialisierung. Sowohl die Afrika-Spezialisten des Lindenmuseums als auch das Stadtarchiv schließen sich dieser Beurteilung des Sachverhalts an.

Nach ausführlichen Beratungen im Bezirksbeirat Stammheim hat sich das Gremium entschlossen, die Wissmannstraße künftig nach Wolle Kriwanek, dem schwäbischen Rockmusiker, zu benennen, der in genau dieser Straße aufgewachsen ist.

Die Umbenennung der Wissmannstraße hat für die angrenzenden Gebäude eine Adressenänderung zur Folge. Die dort gemeldeten Anlieger sowie die betroffenen Grundstückseigentümer wurden vom Haupt- und Personalamt über die vorgesehene Namensänderung informiert. Zahlreiche Anwohner haben die Gelegenheit genutzt und ihre Meinung dazu geäußert. Insgesamt sind sieben Rückmeldungen eingegangen. Alle sehen keine Notwendigkeit, den Straßennamen zu ändern. Bisher hat sich, den Aussagen der Anwohner nach, nie jemand gefragt, nach wem die Wissmannstraße benannt ist. Da der Namensgeber allen unbekannt war, vertreten sie die Auffassung, dass man weiterhin an ihr festhalten solle – insbesondere weil auch zahlreiche andere deutsche Städte noch Wissmannstraßen in ihren Stadtplänen verzeichnet haben. Zusätzlich machen die Betroffenen den entstehenden Aufwand sowie unnötige Kosten (für Anwohner und Stadt) geltend. Vereinzelt fordern sie auch eine Kostenerstattung und eine Aufwandsentschädigung von der Stadt. Mehrere Gewerbetreibende sind besonders unzufrieden mit einer Adressenänderung. Sie befürchten, von ihren Kunden künftig nicht mehr gefunden zu werden. Teilweise unterhalten die Firmen keine Internetseite und gehen deshalb davon aus, dass sie auf herkömmliche Weise nicht alle Geschäftspartner über ihre neue Adresse informieren können. Im Hinblick auf die derzeitige Wirtschaftslage halten sie die Umbenennungspläne daher für schlecht.

Wolle (Wolfgang) Kriwanek wurde am 29. Dezember 1949 in Stuttgart-Stammheim geboren. Die ersten Gitarrenakkorde erlernte er bei den Pfadfindern. Sein Musikinteresse entwickelte sich hin zu Gospel, Jass, Beat und Blues. Von 1967 an verband er als einer der ersten Musiker Deutschlands Blues und Rockmusik mit Dialekt. Mit seinem schwäbischen „Badwanna-Blues“ trat er 1970 bei einem Nachwuchswettbewerb des SDR an und fiel durch. 1975 beteiligte er sich beim selben Sender mit demselben Song erneut und gewann seinen ersten Preis als bester Liedermacher Baden-Württembergs. Bis zu seinen Hits „UFO“ und „Straßaboh“ dauerte es weitere fünf Jahre. Anfang der 1980er war Wolle Kriwanek häufig Gast in Südwest 3.

Mitte der 1980er kehrte er an der Paulinenpflege Winnenden, einer Sonderschule für Erziehungshilfe, in seinen ursprünglichen Beruf als Lehrer zurück und zog nach Backnang um. Nebenbei machte er weiter Musik mit der Wolle-Kriwanek-Band. 1996 wurde er der erste Vorsitzende der Rockstiftung Baden-Württemberg, aus der 2003 die Popakademie Baden-Württemberg entstand, Deutschlands erste Hochschule, an der Künstler und Musikmanager ein fundiertes Studium belegen können.

Besonders zeichnete Wolle Kriwanek auch sein soziales Engagement aus. So trat er wie selbstverständlich beim Verkäuferfest der Stuttgarter Straßenzeitung Trott-war auf. Unkompliziert, aufgeschlossen und ohne Berührungsängste sprach er mit den Verkäufern, hörte sich ihre Sorgen, Geschichten und Ideen an. Unvergessen ist Wolle Kriwanek auch allen VfB-Fans: 1996 schrieb er die Hymne „Stuttgart kommt“, die noch immer bei Heimspielen zum Einsatz kommt.

Am 20. April 2003 verstarb Wolle Kriwanek überraschend an einer bislang nicht entdeckten Erkrankung.


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