Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 899/2002
Stuttgart,
12/05/2002



1. Weiterentwicklung der bisherigen Altenberatung der freien Träger zu einem gerontopsychiatrischen Leistungsangebot

2. Ausbau der Beratungsstelle für Wohnen und Leben im Alter und bei Behinderung (Wohnberatungsstelle)




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Sozialausschuß
Verwaltungsausschuß
Beschlußfassung
Beschlußfassung
öffentlich
öffentlich
16.12.2002
18.12.2002



Beschlußantrag:
  1. Die freien Träger und der Bürgerservice Leben im Alter bauen ab 01.01.2003 gemeinsam aus den bisher zur Verfügung stehenden Ressourcen ein dezentrales, wohnortnahes Beratungs- und Hilfeangebot für Menschen ab 63 Jahren auf. Das neue gemeinsame Angebot hat zwei Schwerpunkte, den der Grundversorgung von alten Menschen und den der gerontopsychiatrischen Dienstleistung.
  2. Von dem derzeitigen Konzept und den Eckpunkten zur Weiterentwicklung der bisherigen Altenberatung der freien Träger zu einem integrierten gerontopsychiatrischen Leistungsangebot im Rahmen einer noch zu vereinbarenden Kooperation wird Kenntnis genommen.
  3. Die Gewinnung und Begleitung Ehrenamtlicher, die in der Versorgung gerontopsychiatrisch Erkrankter eine bedeutende Rolle spielen und einen Teilbereich des Tätigkeitsfeldes des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes darstellen, wird zentral der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. übertragen.
  4. Die Verwaltung wird beauftragt, das Vorhaben inhaltlich weiter zu entwickeln und mit den Trägern der bisherigen Altenberatungsstellen einen entsprechenden Kooperationsvertrag bis zum 30.06.2003 abzuschließen. Für die darin enthaltene Dokumentation sind Mittel in Höhe von 50.000 EUR bei der Finanzposition 1.4700.7061.000 - Altenhilfe - bereitgestellt.
  5. Der Förderung der freien Träger auf der Basis eines pauschalierten Zuschusses zu den Personalkosten in Höhe von je 35.700 EUR und zu den Sachkosten in Höhe von 2.500 EUR für 13,5 Stellen für die Aufbauphase des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes ab dem 01.01.2003 bis zum Jahr 2004 wird zugestimmt.
  6. Einer Förderung des stadtteilbezogenen gerontopsychiatrischen Beratungsangebotes ab dem Jahr 2005 auf der Basis von Fallpauschalen wird zugestimmt. Dafür werden die Mittel für die Förderung der Altenberatung der freien Träger aus der Finanzposition 1.4700.7061.000 - Altenhilfe - verwendet.
  7. Der Förderung der 1,5 Stellen bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. für die Gewinnung und Begleitung Ehrenamtlicher auf Basis eines pauschalierten Zuschusses zu den Personalkosten in Höhe von je 35.700 EUR und zu den Sachkosten in Höhe von 2.500 EUR wird zugestimmt. Dafür werden die Haushaltsmittel für Personalausgaben der beabsichtigten und mit den freien Trägern vereinbarten Stellenstreichung beim Bürgerservice Leben im Alter beim Sozialamt verwendet. Die drei Stellen beim Bürgerservice Leben im Alter sind in Verg. BAT IV b, Fallgruppe 16, bewertet. Derzeit sind alle Stellen beim Bürgerservice Leben im Alter besetzt, so dass noch keine Stellen konkret benannt werden können, die zur Streichung vorgeschlagen werden können.
  8. Für die notwendige Qualifizierung der Mitarbeiter/-innen sowohl der freien Träger als auch der städtischen Mitarbeiter/-innen werden Mittel in Höhe von jährlich bis zu 20.000 EUR für zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Dafür werden Mittel aus der Finanzposition 1.4700.7061.000 - Altenhilfe - verwendet.
  9. Der Verwendung der im Haushalt 2003 eingestellten Mittel in Höhe von 50.000 EUR für den Ausbau und die Weiterentwicklung des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes wird zugestimmt.
  10. Dem Ausbau der vom Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Stuttgart e. V., im Rahmen der Altenberatung angebotenen Wohnberatung auf zwei Fachkräfte und einem pauschalierten Zuschuss zu den Personalkosten in Höhe von 35.700 EUR und zu den Sachkosten in Höhe von 2.500 EUR je Stelle ab dem 01.01.2003 wird zugestimmt. Einer Förderung ab dem Jahr 2005 auf der Basis von Fallpauschalen wird zugestimmt.
  11. Die bisherige Förderung der Altenberatung der freien Träger wird zum 31.12.2002 eingestellt.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Im Rahmen des gemeinsamen Projektes "Altenberatung und Bürgerservice Leben im Alter - Ziele, Inhalte, Strukturen, Ressourcen" wurde ein Handlungs- und Weiterentwicklungsbedarf bezüglich der ambulanten gerontopsychiatrischen Versorgung älterer Menschen in Stuttgart festgestellt. Mit den freien Trägern wurde ein Veränderungsprozess eingeleitet. Im Hinblick auf die festgestellten Defizite bei den unterstützenden Strukturen für die Versorgung gerontopsychiatrisch erkrankter älterer Menschen (Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Stuttgart, GRDrs 712/2001) hat die Sozialverwaltung diese beiden Veränderungsbedarfe zu einem neuen gerontopsychiatrischen Leistungsangebot zusammengeführt:

Das neue gerontopsychiatrische Leistungsangebot als Bestandteil der Angebote der Altenhilfe in der Landeshauptstadt Stuttgart soll eine bedarfsgerechte, vernetzte und transparente Versorgung auf der Grundlage vorhandener Dienste anbieten. Die Zielgruppe sind gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen ab 63 Jahren und deren Angehörige. Aufgaben des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes sind Case Management (verbindliche Fallkoordination), (langfristige psychosoziale) Beratung und Begleitung von Betroffenen und Angehörigen, alltagsorganisierende Unterstützung, Begleitung und Hilfe in Krisensituationen sowie Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit.

Der neue gerontopsychiatrische Dienst nimmt eine Versorgungsverpflichtung für den entsprechenden Personenkreis wahr und sichert dessen Grundversorgung. Das neue gerontopsychiatrische Leistungsangebot wird von den freien Trägern und dem Bürgerservice Leben im Alter realisiert und stellt, im Rahmen eines bis zum 30.06.2003 zu vereinbarenden Kooperationsvertrages, ein gemeinsames Angebot der Landeshauptstadt Stuttgart und der freien Träger "unter einem Dach" dar. Die Ausrichtung des gerontopsychiatrischen Dienstes orientiert sich an der bestehenden Struktur und Verortung des Bürgerservices Leben im Alter.

Gemeinsame Träger des Leistungsangebotes sind die Arbeiterwohlfahrt - Kreisverband Stuttgart e. V. -, der Caritasverband für Stuttgart e. V., die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V., der Evangelische Stadtverband Stuttgart, das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart.

Die Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen, die in der gerontopsychiatrischen Versorgung eine bedeutende Rolle spielen, wird zentral der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. übertragen. Für die Anleitung, Beratung und Begleitung von Ehrenamtlichen ist ein besonderes spezifisches Fachwissen erforderlich, das sich die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. durch den Aufbau des Besuchsdienstes "Vierte Lebensphase" erworben hat.

Im Rahmen der Altenberatung wird vom Deutschen Roten Kreuz -Kreisverband Stuttgart e. V. -, Wohnberatung für ältere Menschen angeboten (Beratungsstelle für Wohnen und Leben im Alter und bei Behinderung) und ist ein wichtiger Baustein im Bereich der Altenhilfe zum Erhalt, zur Förderung oder Wiederherstellung selbständigen und selbstbestimmten Wohnens. Derzeit ist die Wohnberatungsstelle mit einer halben Stelle ausgestattet. Die kontinuierlich gestiegene Nachfrage kann von der Wohnberatungsstelle nicht mehr bewältigt werden, daher soll diese um 1,5 Stellen auf insgesamt 2,0 Stellen aufgestockt werden.

Alle am Aufbau des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes beteiligten freien Träger werden durch die Landeshauptstadt Stuttgart gefördert. Die Förderung erfolgt bis zum Jahr 2004 durch einen pauschalierten Zuschuss zu den Personalkosten in Höhe von 35.700 EUR und zu den Sachkosten in Höhe von 2.500 EUR je Stelle und ab 2005 durch Fallpauschalen.

Die bisherige Förderung der Altenberatung der freien Träger wird zum 31.12.2002 eingestellt. Die im Haushaltsplan Finanzposition 1.4700.7061.000 - Altenhilfe - eingestellten Mittel für die Altenberatung in Höhe von 450.000 EUR werden zur Finanzierung des neuen gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes und der Wohnberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes -Kreisverband Stuttgart e. V. -, umgeschichtet. Darüber hinaus sollen Mittel in Höhe von 50.000 EUR eingesetzt werden, die für die Umsetzung der Maßnahmeempfehlungen aus dem Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Stuttgart erstmals für das Jahr 2002 in den Haushalt eingestellt wurden.

Außerdem ist für den Bürgerservice Leben im Alter ein Stellenabbau von drei Stellen bis zum Jahr 2005 beabsichtigt und mit den freien Trägern vereinbart. Die damit eingesparten Mittel in Höhe von 145.500 EUR dienen zur Abdeckung des durch das neue gerontopsychiatrische Leistungsangebot und dessen Weiterentwicklung entstehenden Finanzbedarfs und der Förderung der 1,5 Stellen bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V., die die Gewinnung und Begleitung Ehrenamtlicher übernehmen.

Finanzielle Auswirkungen
Einmalige KostenLaufende Folge- kosten jährlich
Gesamtkosten der Maßnahme
612,100.00 Euro
Laufende Aufwendungen
612,200.00 Euro
Objektbezogene Einnahmen
Euro
Laufende Erträge
Euro
Von der Stadt zu tragen
612,100.00 Euro
Folgelasten
Euro
Mittel im Haushaltsplan/ Finanzplanung
veranschlagt
Ja
Noch zu veranschlagen
Euro




Beteiligte Stellen

Das Referat Allgemeine Verwaltung und das Finanz- und Beteiligungsreferat haben die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion Nr. 448/2001 vom 29.10.2001




Gabriele Müller-Trimbusch
Bürgermeisterin


Anlagen
  1. Ausführliche Begründung
  2. Leistungsspektrum der Stuttgarter Beratungsstelle für Wohnen und Leben im Alter und bei Behinderung (Wohnberatungsstelle)
  3. Konzept Vierte Lebensphase
Anlage 1 der GRDrs 899/2002

Ausführliche Begründung

1. Ausgangssituation

Im Rahmen des gemeinsamen Projektes "Altenberatung und Bürgerservice Leben im Alter - Ziele, Inhalte, Strukturen, Ressourcen" wurde ein Handlungs- und Weiterentwicklungsbedarf festgestellt. Die Aufgabenprofile bzw. die Aufgabenteilung zwischen den beiden Diensten, die 1996 vereinbart und so im Altenhilfeplan der Landeshauptstadt Stuttgart 1999 - 2005 in Kapitel 5.2.2.3 dargestellt sind, haben sich nicht wie voraus gesehen entwickelt. Eine unveränderte Fortführung ist deshalb unter dem Gesichtspunkt des effizienten Ressourceneinsatzes nicht zu rechtfertigen. Die Sozialverwaltung hat dies aufgegriffen und gemeinsam mit den freien Trägern einen Veränderungsprozess eingeleitet.

Nachdem sowohl der Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Stuttgart (GRDrs 712/2001) als auch das gemeinsame Projekt "Altenberatung und Bürgerservice Leben im Alter - Ziele, Inhalte, Strukturen, Ressourcen" Defizite im Hinblick auf unterstützende Strukturen bei der Versorgung gerontopsychiatrisch erkrankter älterer Menschen aufzeigen, hat die Sozialverwaltung unter Beteiligung der freien Träger diese beiden Veränderungs- und Weiterentwicklungsbedarfe zu einem neuen Leistungsangebot zusammengeführt.

Im Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Stuttgart (GRDrs 712/2001) haben die befragten Dienste und Einrichtungen folgende Aussagen zum Bedarf an weiteren Angebo-
ten im Hinblick auf die gerontopsychiatrische Versorgung getroffen:

Daraus wurden folgende Maßnahmeempfehlungen abgeleitet:


2. Konzept des neuen gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes

Die freien Träger haben am 15.04.2002 ein erstes Konzept für einen "psychosozialen Dienst für Ältere und Angehörige" vorgelegt. Mit ihnen wurden im Mai und September 2002 auf dieser Grundlage konzeptionelle Eckpunkte für einen neuen gerontopsychiatrischen Dienst entwickelt mit dem Ziel, als Bestandteil der Angebote der Altenhilfe in der Landeshauptstadt Stuttgart, eine bedarfsgerechte, vernetzte und transparente Versorgung auf der Grundlage vorhandener Dienste anzubieten. Die Zielgruppe sind gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen ab 63 Jahren und deren Angehörige. Aufgaben des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes sind:

Der neue gerontopsychiatrische Dienst nimmt eine Versorgungsverpflichtung für diesen Personenkreis wahr und sichert dessen Grundversorgung. Das neue Leistungsangebot wird an die dezentrale, stadtteilbezogene Struktur des Bürgerservice Leben im Alter angebunden, ist damit "unter einem Dach" ein gemeinsames Angebot der Landeshauptstadt Stuttgart und der freien Träger. Das neue gemeinsame Angebot hat somit zwei Schwerpunkte, nämlich den der Grundversorgung von alten Menschen und den der gerontopsychiatrischen Dienstleistung.

Für jeden Stadtbezirk gibt es eine “Anlaufstelle”. Der Zugang zu dieser "Anlaufstelle" ist nicht diagnose- sondern lebenslagenorientiert, d. h. Ratsuchende haben einen Ansprechpartner, der nach Abklärung des Hilfebedarfs und der Problemlagen ggf. an das gerontopsychiatrische Leistungsangebot vermittelt.

Bei den Nutzern des Angebotes wird es sich um ältere Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Veränderungen und demenziellen Erkrankungen handeln, die nicht zu der Zielgruppe der Sozialpsychiatrischen Dienste zählen. Die Schnittstellen zu den Sozialpsychiatrischen Diensten werden noch geklärt. Daneben ist die zukünftige Zusammenarbeit mit den genannten Diensten noch verbindlich zu regeln.

Der gerontopsychiatrische Dienst ist dezentral vor Ort angesiedelt, hat eine Gehstruktur und ist für ein überschaubares und definiertes Gebiet zuständig. Der genaue Sitz der Mitarbeiter/-innen im jeweiligen Stadtbezirk ist noch auszuhandeln. Die Ausrichtung des Dienstes orientiert sich an der bestehenden dezentralen und stadtteilbezogenen Struktur und Verortung des Bürgerservices Leben im Alter.

Mitarbeiter/-innen des Dienstes können neben Sozialarbeitern und Sozialpädagogen im Sinne eines multiprofessionellen Dienstes auch andere Fachkräfte sein. Die Fachlichkeit des Angebotes ist durch Fort-, Weiterbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen zu sichern.

Gemeinsame Träger des Leistungsangebotes sind die Arbeiterwohlfahrt - Kreisverband Stuttgart e. V. -, der Caritasverband für Stuttgart e. V., die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V., der Evangelische Stadtverband Stuttgart, das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart. Im Rahmen des abzuschließenden Kooperationsvertrages können stadtteilbezogen unterschiedliche Kooperationsformen vereinbart werden, insbesondere, dass ein Träger oder der Bürgerservice Leben im Alter allein den Stadtbezirk versorgt, oder dass zwei freie Träger kooperieren oder die Aufgabe in Kooperation mit dem Bürgerservice Leben im Alter wahrgenommen wird.

Aufgrund des zunehmend steigenden Hilfebedarfs von alleinlebenden älteren Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen ist es erforderlich und sinnvoll, ehrenamtlich engagierte Bürger als zusätzliches Hilfepotential zu mobilisieren. Das ehrenamtliche Angebot kann hierbei sowohl eine präventive wie auch unterstützende Funktion übernehmen. Der gelingenden Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern kommt diesbezüglich eine wachsende Bedeutung zu. Das Projekt Vierte Lebensphase hat ausgesprochen positive Erfahrungen nachzuweisen. Drei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich 1,5 Stellen teilen, leiten derzeit 39 Ehrenamtliche fachlich an und begleiten sie. Ein Ausbau der Besuchsdienste für das gesamte Stadtgebiet ist angestrebt.

Eine gute Vorbereitung der freiwillig Tätigen (Schulungen in einem Gesamtumfang von ca. 50 Stunden), eine kontinuierliche hauptamtliche Begleitung auch nach der Fortbildungsphase und eine gute Erreichbarkeit der Hauptamtlichen bei auftretenden Problemlagen der Ehrenamtlichen ist sehr wichtig. Um Personalressourcen effektiv zu bündeln ist es im Rahmen der Weiterentwicklung des neuen gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes angezeigt, den wichtigen Aufgabenbereich der Gewinnung, Fortbildung und langfristigen Anleitung von Laien nicht auf die verschiedenen regional tätigen Träger und Dienste zu verteilen, sondern zentral der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. zu übertragen, insbesondere vor dem Hintergrund der bereits gewonnenen Erfahrungen. Das Konzept des Projektes Vierte Lebensphase ist als Anlage 3 beigefügt.

Das neue Angebot soll in Absprache mit den freien Trägern schrittweise umgesetzt werden. Bis zum 30.06.2003 soll ein Kooperationsvertrag erarbeitet werden, der die räumliche Aufteilung, die Verantwortung für die fachliche Arbeit in den jeweiligen Stadtbezirken, das Dokumentationsverfahren, das Berichtswesen und die Steuerung des Angebotes beinhaltet. Darüber hinaus ist bis zu diesem Zeitpunkt auch die Übergabe der bisherigen Fälle der beteiligten Dienste in die neue Struktur zu vereinbaren.


3. Beratungsstelle für Wohnen und Leben im Alter und bei Behinderung
(Wohnberatungsstelle)


Im Rahmen der bisherigen Altenberatung wird vom Deutschen Roten Kreuz - Kreisverband Stuttgart e. V. -, eine Beratungsstelle für Wohnen und Leben im Alter und bei Behinderung (Wohnberatungsstelle) geführt. Ziele der Wohnberatung sind:

Die Wohnberatung erfolgt einzelfallbezogen und berücksichtigt die körperliche, psychische und finanzielle Situation, die baulichen Gegebenheiten sowie das Umfeld und geht auf die Wünsche und Bedürfnisse des Betroffenen ein. Für den Ratsuchenden wird ein Maßnahmekonzept mit konkreten Hinweisen zu Ausstattungsveränderungen, zum Einsatz von Hilfsmitteln und zu bautechnischen Fragen ausgearbeitet. Das Leistungsspektrum der Wohnberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes - Kreisverband Stuttgart e. V. -, ist als Anlage 2 beigefügt.

Die Wohnberatungsstelle ist derzeit mit einer halben Fachkraft besetzt. Die kontinuierlich steigende Nachfrage kann von der Wohnberatungsstelle nicht mehr bewältigt werden. Es ist deshalb die Aufstockung um 1,5 Fachkraftstellen auf insgesamt 2,0 Fachkraftstellen erforderlich.


4. Förderung

Die Förderung der bisherigen Altenberatung der freien Träger erfolgt auf der Grundlage der “Richtlinien für die Förderung der freien Wohlfahrtspflege durch die Landeshauptstadt Stuttgart auf dem Gebiet der Sozialhilfe vom 8. Juli 1991”. Für die bisherige Förderung waren im Haushaltsplan Finanzposition 1.4700.7061.000 - Altenhilfe - Mittel in Höhe von 450.000 EUR veranschlagt. Diese Förderung wird zum 31.12.2002 eingestellt. Die Mittel werden zur Finanzierung des neuen gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes der freien Träger und der Wohnberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes umgeschichtet. Dies bedeutet, dass die freien Träger ihre bisher geförderten (16,45 Stellen ./. 0,5 Stellen Wohnberatung =) 15,95 Stellen zugunsten des neuen Angebotes umschichten und dass die Landeshauptstadt Stuttgart nach neuem Modus ab 01.01.2003 insgesamt 12 Stellen zuzüglich 2 Stellen für die Wohnberatung fördert. Hinzu kommen noch 1,5 Stellen für die Gewinnung und Begleitung Ehrenamtlicher bei dem Besuchsdienst der Evangelischen Gesellschaft.

In einem Spitzengespräch mit den freien Trägern wurde vereinbart, dass für den Aufbau des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes den freien Trägern insgesamt zwölf Stellen zur Verfügung stehen. Das bedeutet für die freien Träger einen Stellenabbau von 2,45 Stellen ab dem Jahr 2003. Für den Bürgerservice Leben im Alter ist im Gegenzug dazu ein Stellenabbau um drei Stellen bis zum Jahr 2005 beabsichtigt und mit den freien Trägern vereinbart. Die damit eingesparten Mittel in Höhe von 145.500 EUR sollen auch mit zur Abdeckung des durch das neue gerontopsychiatrische Leistungsangebot und dessen Weiterentwicklung entstehenden Finanzbedarfs dienen.

Die drei Stellen beim Bürgerservice Leben im Alter, die zur Finanzierung des Gesamtangebotes herangezogen werden sollen, sind alle in Verg. BAT IV b, Fallgruppe 16, bewertet. Derzeit sind alle Stellen beim Bürgerservice Leben im Alter besetzt, so dass noch keine Stellen konkret benannt werden können, die zur Streichung vorgeschlagen werden können.

Für die Umsetzung der Maßnahmeempfehlungen aus dem Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Stuttgart wurden 50.000 EUR erstmals für das Jahr 2002 in den Haushalt eingestellt. Für das gerontopsychiatrische Leistungsangebot und die Wohnberatungsstelle stehen somit jährlich ca. 500.000 EUR zur Verfügung.

Bereits während des Projektes "Altenberatung und Bürgerservice Leben im Alter - Ziele, Inhalte, Strukturen, Ressourcen" wurde in einer gesonderten Arbeitsgruppe über eine bessere finanzielle Ausstattung der freien Träger beraten. Da die Altenberatung der freien Träger zukünftig für ältere Menschen eine Versorgungsverpflichtung übernimmt, wurde ein Konsens darüber erzielt, dass die gesamten Mittel, die für die Altenberatung bisher zur Verfügung standen, zuzüglich der Mittel, die für die Umsetzung der Maßnahmeempfehlungen aus dem Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Stuttgart erstmals für das Jahr 2002 in den Haushalt eingestellt wurden, zur Förderung des neuen Angebotes verwendet werden sollen. Zukünftig stehen insgesamt bei den freien Trägern 14 Stellen für die Leistungen der Grundversorgung, die gerontopsychiatrische Dienstleistung und die Wohnberatung zur Verfügung. Somit errechnet sich ein Personalkostenzuschuss von 35.700 EUR pro Stelle bei den freien Trägern.

Während der zweijährigen Aufbauphase des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes werden für die pauschalierten Zuschüsse zu den Personalkosten von je 35.700 EUR und zu den Sachkosten von je 2.500 EUR für 15,5 Stellen und einem voraussichtlichen jährlichen Aufwand von bis zu 20.000 EUR für Qualifizierungs- und Fortbildungsmaßnahmen sowohl für die Mitarbeiter/-innen der freien Träger als auch für die städtischen Mitarbeiter/-innen Mittel in Höhe von insgesamt 612.1000 EUR benötigt.

Die Förderung der freien Träger, die die Grundversorgung und die gerontopsychiatrische Versorgung leisten, (einschließlich der Wohnberatung) erfolgt nach Abschluss der zweijährigen Aufbauphase des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes ab dem Jahr 2005 in Form von Fallpauschalen. Diese Fördersystematik ist bis zum 30.06.2004 zu entwickeln. Die 1,5 Stellen, die für die Gewinnung und Begleitung Ehrenamtlicher zuständig sind, erhalten dauerhaft einen pauschalierten Personal- und Sachkostenzuschuss.

Mit der künftigen Förderung der freien Träger ist der Abschluss eines Kooperationsvertrages bis zum 30.06.2003, die Vereinbarung einer Dokumentation der Fälle, ein detailliertes Berichtswesen und eine gemeinsame Steuerung verbunden. Dies bedarf noch der Konkretisierung.


5. Berechnungsgrundlage für den künftigen Stellenbedarf der Grundversorgung (bisher vom Bürgerservice Leben im Alter wahrgenommen)

Im Rahmen des gemeinsamen Projektes "Altenberatung und Bürgerservice Leben im Alter - Ziele, Inhalte, Strukturen, Ressourcen" wurden in einem Dreimonatszeitraum von den Altenberatungsstellen der freien Träger und dem Bürgerservice Leben im Alter insgesamt 2.853 Beratungsfälle erfasst. Hochgerechnet auf das Jahr ergeben sich für den die Grundversorgung leistenden Dienst ca. 8008 Beratungsfälle, denen 22,53 Stellen gegenüber stehen. Die errechnete durchschnittliche Fallzahl von 355 Fällen pro Jahr entspricht einer Arbeitssteigerung um ca. 30 %. Wenn bis zum Jahr 2005 drei Stellen beim Bürgerservice Leben im Alter abgebaut worden sind, steigt - vorausgesetzt die Fallzahl bleibt gleich - die jährliche Fallzahl auf 410. Das entspricht einer Arbeitssteigerung um 50 %. Dies verdeutlicht folgende Übersicht:

Zukünftige jährliche Fallzahlen für die Grundversorgung
Insgesamt erhobene Fälle abzüglich der Fälle aus den Fachstellen in drei Monaten2.463 Fälle
ergeben im Jahr9.852 Fälle
ergebenjährlich und ausgehend von der bisherigen Stellenausstattung bei den freien Trägern und dem Bürgerservice Leben im Alter insgesamt256 Fälle pro Jahr
abzüglich der Fälle, die im Zusammenhang mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen stehen1.844 Fälle
ergeben8.008 Fälle
daraus errechnen sichjährlich und ausgehend von der vorhandenen Stellenausstattung von 22,53 Vollzeitstellen355 Fälle pro Jahr
abzüglicheiner Streichung von drei Stellen (also bei 19,53 Vollzeitstellen)410 Fälle pro Jahr

In dem bis zum 30.06.2003 auszuhandelnden Kooperationsvertrag wird festgelegt, welche Stellenanteile die freien Träger und der Bürgerservice Leben im Alter sowohl für die Grundversorgung als auch für die gerontopsychiatrische Dienstleistung zur Verfügung stellen werden.

Nach Abschluss der Aufbauphase des gerontopsychiatrischen Leistungsangebotes stehen fundierte Ergebnisse zur Verfügung, über die Ende 2004 berichtet wird.