Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 695/2007
Stuttgart,
08/28/2007


Erhöhung der institutionellen Zuwendung des Vereins Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt e.V.



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
18.09.2007
19.09.2007

Bericht:


Geschichte und Konzeption Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt

Das in der Kleinen Königstrasse gelegene Alte Schauspielhaus wurde im Jahr 1909 eröffnet. Nach einer wechselvollen Geschichte – u. a. war das Haus 20 Jahre lang geschlossen – wurde es 1984 unter der Intendanz von N. N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht) wieder eröffnet. Die Komödie im Marquardt wurde im Jahr 1951 gegründet und ist seitdem eine feste Institution in der Stuttgarter Theaterlandschaft. Seit 1984 werden das Alte Schauspielhaus und die Komödie im Marquardt unter einer Leitung geführt. Dr. N. N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht) übernahm zu der Spielzeit 2002/2003 die Intendanz und somit die künstlerische, organisatorische und wirtschaftliche Verantwortung für beide Traditionshäuser.

Seit 2007 tragen die Spielstätten den zusätzlichen Namen „Schauspielbühnen in Stuttgart“. Neben den Hauptbühnen Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt umfasst die neue Bezeichnung weitere Spielorte wie das „Theater unterm Dach“ und das „Theater über den Wolken“ auf dem Fernsehturm. Hinzu kommen die Programmschienen „International Theatre“ und ein erweitertes Angebot für Jugendliche, der „Jugendtheaterclub“.

Intendant von Maldeghem ist es in kürzester Zeit gelungen, den Häusern ein neues Profil zu geben. Ohne das angestammte Publikum zu verlieren, konnte er die Theater mit seiner besonders ambitionierten und an der Gegenwart orientierten Spielplangestaltung, für neue Besuchergruppen öffnen. Besonders in der Komödie im Marquardt hat er das Genre Komödie um musikalische Formen und das schwäbische Gegenwartsstück erweitert. Mit den Produktionen im Alten Schauspielhaus gelang es von Maldeghem, ein lebendiges und sinnliches Gegenwartstheater zu etablieren. Auch die Klassikerinszenierungen finden durch ihre aktualitätsbezogene Bearbeitung großen Anklang auch beim jüngeren Publikum. Komplettiert wird das Angebot durch zahlreiche kleinere Produktionen an den verschiedenen Spielorten.

Daten:

Die Schauspielbühnen haben eine äußerst hohe Akzeptanz beim Publikum. Die erfolgreiche Theaterarbeit spiegelt sich in einer durchschnittlichen Auslastung von über 90 % wieder. Die Schauspielbühnen gehören mit 232.000 Zuschauerinnen und Zuschauern – davon 13.600 Abonnenten - zu den attraktivsten und bestbesuchten Sprechtheatern in Stuttgart und ganz Baden-Württemberg. Mit einem Pro-Kopf-Zuschuss von ca. 11 Euro pro Platz gehört es weiterhin zu den in dieser Größenordnung am geringsten bezuschussten Theatern in der Bundesrepublik. Im Jahr 2006 standen insgesamt 680 Vorstellungen auf dem Programm.

Das Alte Schauspielhaus hat 454 Plätze und wird von September bis Juli außer sonntags täglich bespielt. Die Komödie im Marquardt verfügt über ein Angebot von 378 Plätzen und wird von September bis Juli außer montags täglich bespielt.
Das Theater unterm Dach verfügt über 40 Plätze.

Finanzielles

Der Verein Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt e.V. beantragt eine Erhöhung der bisherigen institutionellen Zuwendung. Für das Jahr 2008 beträgt die Erhöhung 241.500 Euro, für das Jahr 2009 (ausgehend vom Ansatz 2007) insgesamt 356.500 Euro (vgl. Anlage 1).

Das Theater arbeitet mit einem sehr kleinen Verwaltungsapparat äußerst wirtschaftlich, weshalb auch die beantragte Zuschusserhöhung nicht in Wenigereinnahmen begründet ist. Der Eigeneinnahmeanteil liegt im Vergleich mit anderen Theatern ähnlicher Größenordnung mit ca. 40 % im oberen Bereich. Aufgrund der hohen Anzahl von Vorstellungen und der hohen Platzauslastung sind im Einnahmebereich kaum Steigerungen möglich.

Jedoch haben die Absenkungen des Landeszuschusses in den Jahren 2002 und 2003 und die in den letzten Jahren entstandenen Preissteigerungen wie die Mehrwertsteuererhöhung, die Tariferhöhungen oder die Erhöhung der Renten- und Krankenversicherungsbeiträge enorme Auswirkungen auf das Theaterbudget. Die daraus resultierenden Mehrausgaben hätten in den letzten Jahren grundsätzlich zu einem defizitären Abschluss geführt.

Dieses theoretisch jährlich entstandene Defizit konnte jedoch stets durch die seit dem Jahr 2000 existierende Betriebsmittelrücklage aufgefangen werden. Ein Ausgleich dieser Art ist jedoch ab dem Jahr 2008 nicht mehr möglich, da die Rücklage zum 31.12.2007 vollständig aufgebraucht ist.

Entwicklung des Betriebsmittelrücklagenstandes:

2000:
643.424 Euro
2001:
592.516 Euro
2002:
414.080 Euro
2003:
197.253 Euro
2004:
211.726 Euro
2005:
173.504 Euro
2006:
101.284 Euro
2007:
58.000 Euro
2008:
0 Euro

Die in der jährlichen Abrechnung ausgewiesene Betriebsmittelrücklage hat in der Vergangenheit zu einem verzerrten Bild der Wirtschaftlichkeit des Theaters geführt. Tatsächlich ist das Theater bereits seit Jahren unterfinanziert. Aufgrund dessen sollte die Zuwendung an den realen Bedarf angepasst werden.

Die o. g. beantragte Zuwendungserhöhung betreffend, sind jedoch folgende Anmerkungen zu berücksichtigen, die zu einer Erhöhung des Gesamtansatzes und somit auch des Fehlbedarfs führen (vgl. Anlage 1):

- In dem Wirtschaftsplan wurden im Bereich der Personalkosten bereits theoretische Tarifsteigerungen in Höhe von 3,5 % eingerechnet. Es ist jedoch noch nicht sicher, ob, wann und in welcher Höhe sich die Steigerungen auf den Haushalt auswirken werden.
- Weiterhin wurden in der Kalkulation 2009 Kosten für das 100-jährige Jubiläum des Alten Schauspielhauses in voller Höhe mit aufgenommen. Eine anteilige Unterstützung des Jubiläums ist seitens der Kulturverwaltung vorgesehen.
- Das Land hat eine Erhöhung der Zuwendung für die Jahre 2007 und 2008 von je 0,5 % ausgesprochen. Für die Jahre 2008 und 2009 ist eine Erhöhung der institutionellen Zuwendung durch die Stadt Stuttgart von jeweils 1 % vorgesehen. Beide Erhöhungen von Land und Stadt wurden innerhalb der Kalkulation auf der Einnahmeseite nicht beziffert.
- Im Jahr 2008 werden Kosten für bisher eingesparte Reparaturmaßnahmen anfallen. Da die genauen Maßnahmen nicht genannt sind, muss erst geklärt werden, welche Kosten tatsächlich das Theater und welche Kosten Amt 23 zu tragen hat.

In Anbetracht dieser Sachlage, empfiehlt die Kulturverwaltung, den genannten Fehlbedarf nicht in voller Höhe zu übernehmen, sondern eine anteilige Erhöhung der Zuwendung auszusprechen.

Bewertung
Um die Liquidität des Theaters nicht zu gefährden befürwortet die Kulturverwaltung eine Erhöhung der regelmäßigen Förderung der Schauspielbühnen in Stuttgart in Höhe von maximal 120.000 Euro im Jahr 2008 und nochmals maximal 120.000 Euro im Jahr 2009 durch die Landeshauptstadt Stuttgart.


Beteiligte Stellen




Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Dr. Susanne Eisenmann




Anlage 1: Wirtschaftsplan



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