Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 1327/2007
Stuttgart,
12/14/2007



Jüdisches Dokumentationszentrum beim Stadtarchiv Stuttgart;
Beschäftigung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin/eines wissenschaftlichen Mitarbeiters




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich23.01.2008



Beschlußantrag:

1. Das Kulturamt wird ermächtigt, eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in in Entgeltgruppe 13 TVöD für die Dauer von 12 Monaten ohne Blockierung einer Planstelle für das Projekt Jüdisches Dokumentationszentrum beim Stadtarchiv zu beschäftigen.

2. Von den Personalkosten in Höhe von ca. 70.250 Euro wird die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg die Hälfte übernehmen. Diese Zuwendung wird angenommen und bei der EHst. 1.3210.1539.000 vereinnahmt.

3. Die andere Hälfte der Personalkosten wird finanziert durch Sperrung von Sachmitteln des Stadtarchivs 2008 (Deckungsring 1410STADTARCH001 Stadtarchiv). Hierzu ist die Übertragung von Haushaltsresten 2007 erforderlich.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Nach der Übernahme des Archivs der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs mit Vertrag vom 1. Dezember 2003 genehmigte die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg ein Projekt zur Erschließung des Archivs und zur Erstellung eines Archivführers zu jüdischen Quellen im Rahmen eines Jüdischen Dokumentationszentrums beim Stadtarchiv (Bewilligungsbescheid vom 11. Dezember 2003).

Dafür hat das Kulturamt im Rahmen des Projektes vom 1. März 2004 bis zum 28. Februar 2006 einen Mitarbeiter beim Stadtarchiv angestellt. Der Mitarbeiter verstarb nach längerer Krankheit im Mai 2006.

Während der erste Teil des Projektes inzwischen vom Stadtarchiv in Eigenleistung nahezu abgeschlossen wurde, liegen für den zweiten Teil des Projektes – angesetzt auf 12 Monate – nur Vorarbeiten vor. Die von der Stiftung Kulturgut bereits bewilligten Mittel für eine sechsmonatige Verlängerung (Bewilligungsbescheid vom 2. Mai 2006; vgl. GRDrs. 101/2006) wurden bisher nicht abgerufen, da die für den zweiten Projektteil vorgesehenen zeitlichen Ressourcen durch die Erkrankung zum Teil aufgebraucht waren und die bewilligten sechs Monate für einen sachgemäßen Abschluss des Projektes nicht ausreichen.

Aufgrund einer internen Umschichtung wird das Stadtarchiv aus Budgetmitteln nun die Finanzierung der zusätzlich benötigten sechs Monate als Eigenanteil einbringen. Die bewilligten Mittel der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg, die an einem Abschluss des Projekts im ursprünglich geplanten Umfang sehr interessiert ist, stehen weiterhin zur Verfügung.


Finanzielle Auswirkungen

Die Personalkosten von 70.250 Euro tragen zu gleichen Teilen die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg und das Kulturamt. Die Mittel der Stiftung sind bewilligt und stehen zur Verfügung; eine weitere Aufstockung ist seitens der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg nicht möglich. Das Stadtarchiv kann die notwendigen Mittel aus Haushaltsresten finanzieren. Die Sachkosten (Arbeitsplatzkosten, Materialkosten) werden nicht wesentlich zu Buche schlagen, da der Arbeitsplatz bereits eingerichtet ist.


Beteiligte Stellen

Referat AK und Referat WFB haben der Vorlage zugestimmt.




Dr. Susanne Eisenmann

Anlagen


Anlage 1 zur GRDrs 1327/2007



Ausführliche Begründung:


Im Jahr 2004 haben die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) mit Sitz in Stuttgart und die Landeshauptstadt Stuttgart beim Stadtarchiv Stuttgart ein Jüdisches Dokumentationszentrum eingerichtet, in dem die Unterlagen der IRGW archivfachlich erschlossen, gesichert und einer Nutzung zugänglich gemacht werden. Ergänzt werden die Unterlagen der IRGW durch die privatrechtlich erwachsene Überlieferung von Personen und Verbänden (z. B. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit - CJZ), die teils als städtisches Eigentum, teils als Depositum im Stadtarchiv verwahrt werden.

Das Dokumentationszentrum leistet einen bedeutenden Beitrag zur Förderung der Wissenschaft und Forschung, zur kulturellen Bildung und Erziehung sowie zum Verständnis der Religionen, zur Förderung eines historischen Bewusstseins und damit zur Zukunftsfähigkeit einer toleranten Bürgergesellschaft.

Die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg genehmigte im Dezember 2003 ein von der Stadt und der IRGW beantragtes Projekt zur Erschließung des Archivs der IRGW sowie einiger weiterer Bestände. Das Projekt gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil betrifft die Erschließung des Archivs der IRGW. Der zweite Teil sieht die Erstellung eines Archivführers zu den Quellen der IRGW in anderen Archiven (weltweit) sowie die Ermittlung von privaten Unterlagen bei ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt vor. Im Rahmen der Projektförderung übernahm die Stiftung die Personalkosten für die Stelle eines wissenschaftlichen Bearbeiters für die Dauer von zwei Jahren. Im Mai 2006 stimmte sie einer Verlängerung des Projektes um weitere sechs Monate zu. Eine weitere Förderung des Projektes ist nicht möglich.

Am 1. März 2004 nahm ein eigens für dieses Projekt eingestellter wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv seine Tätigkeit auf. Im Herbst 2005 erkrankte er und erlag im Mai 2006 seiner schweren Krankheit. Durch den Tod des Bearbeiters konnte das Projekt nicht abgeschlossen werden. Auch die von der Stiftung Kulturgut bereits bewilligten Mittel für weitere sechs Monate Beschäftigungsdauer (vgl. GRDrs. 101/2006) wurden noch nicht abgerufen

Zwischenzeitlich hat das Stadtarchiv den ersten Projektteil in Eigenarbeit nahezu abgeschlossen. Nach der Erschließung und Verzeichnung des Archivs der IRGW und der CJZ steht als zweite Teilaufgabe die Erstellung eines Archivführers zu Quellen jüdischen Lebens im Bereich der IRGW an. Dabei sollen neben den hiesigen Archiven und Dokumentationsstellen auch die Quellen in entsprechenden Institutionen der Zielländer der Emigration vor und nach 1945 berücksichtigt werden. Außerdem werden durch eine Umfrage bei den Teilnehmern des städtischen Besuchsprogramms jüdischer Bürgerinnen und Bürger bzw. deren Nachfahren systematisch auch Quellen privater Provenienz erfasst und, soweit möglich gesichert werden. Einschlägige Vorarbeiten liegen vor.

Für diesen Projektteil waren 12 Monate angesetzt. Die Hälfte dieser Zeit wurde durch die Erkrankung des Mitarbeiters aufgezehrt. Durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg werden noch sechs Monate abgedeckt. Um das Projekt zu einem sachgemäßen Abschluss zu bringen, müssen sechs weitere Monate finanziert werden. Dies soll durch interne Umschichtung von Budgetmitteln des Stadtarchivs ermöglicht werden.


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