REURIS – Revitalisation of Urban River Spaces (Revitalisierung urbaner Flusslandschaften)
Das gemeinsame technische Sekretariat (Joint Technical Secretariat in Wien) des neu aufgelegten Central Europe Progammes (Central Europe IV C) der Europäischen Union hat im Juli 2008 die Förderung des Projektes REURIS – REvitalisation of Urban River Spaces beschlossen und den gemeinsamen Antrag der Projektpartner aus Polen, Tschechien und Deutschland anerkannt. Das Projekt ist im zentraleuropäischen Kooperationsraum CENTRAL für die Zielförderung aus dem Europäischen Strukturfonds „Europäische territoriale Zusammenarbeit 2007 - 2013“ angesiedelt. Die Projektlaufzeit von REURIS beträgt insgesamt 36 Monate. Offizieller Projektbeginn war bereits der 01.09.2008. Aufgrund von Verzögerungen seitens der Europäischen Union und des gemeinsamen technischen Sekretariats konnten die Vertragsunterlagen sowie die Regularien für das Projektmanagement und die Refinanzierung der Projektkosten erst im Februar 2009 ausgehändigt werden. Aus diesen Gründen konnte erst jetzt die Prüfung der Vertragsunterlagen und Abrechnungsmodalitäten sowie die Beteiligung des Gemeinderates durch die Verwaltung erfolgen. Das Gesamtvolumen des Projektes REURIS beträgt 3,4 Mio. Euro. Die Europäische Union beteiligt sich an den Kosten der osteuropäischen Partner mit 85 %, an den Kosten der westeuropäischen Partner mit 75 %. An dem Projekt sind folgende Kommunen und Institutionen beteiligt: · Zentrales Bergbauinsitut (GIG) in Katowice, Polen (Projektkoordinator und Lead Partner) · Die Stadt Katowice/Kattowiz (Polen) · Die Stadt Bydgoszcz (Polen) · Die Stadt Brno/Brünn (Tschechien, Partnerstadt von Stuttgart) · Das Institut für Stadtplanung und Raumentwicklung in Plzen/Pilsen (Tschechien) · Die Stadt Stuttgart, Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung · Das Aufbauwerk Leipzig · Die Universität Leipzig Entstehungsgeschichte und Hintergrund des Projekts Bislang war die Landeshauptstadt Stuttgart an Projekten der Europäischen Union mit landschaftsplanerischen und raumplanerischen Schwerpunkten nicht beteiligt. Auf der Grundlage der im Rahmen der bisherigen EU-Projekte geknüpften internationalen Kontakte ist es dem Amt für Stadtplanung und Stadtentwicklung, Abteilung Stadtentwicklung, Sachgebiet Landschafts- und Grünordnungsplanung aber gelungen, den im Juli letzten Jahres als förderfähig anerkannten Projektantrag gemeinsam mit den genannten Projektpartnern zu entwickeln. Der Projektantrag nimmt inhaltlich Bezug auf die Agenden von Lissabon (Ausrichtung der EU-Politik an der Zielsetzung, die EU bis zum Jahre 2010 zu den weltweit führenden Regionen hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit und wissensbasierter Wirtschaft zu entwickeln) und Göteborg (Realisierung der europäischen Nachhaltigkeitsstrategie durch Ausrichtung der EU-Politik an den Zielsetzungen ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit), die europäische Wasserrahmenrichtlinie, die europäische Landschaftskonvention und die europäische Richtlinie für die Bewältigung und das Management von Hochwasserereignissen. Er steht damit im Einklang mit den übergeordneten europäischen und nationalen Zielsetzungen für die Entwicklung der Flusslandschaften innerhalb und außerhalb der Verdichtungsräume. Ausgangspunkt für die Projektidee ist die Kenntnis, dass eine angemessene Entwicklung und Gestaltung urbaner Flusslandschaften insbesondere in dicht besiedelten und industrialisierten Regionen zu einer maßgeblichen Verbesserung nicht nur von ökologischen Belangen, sondern auch der so genannten „weichen Standortfaktoren“ führt. So trägt die Revitalisierung urbaner Flusslandschaften insbesondere in dicht bevölkerten und industrialisierten Gebieten nicht nur zu einer höheren Umweltqualität bei, sondern führt auch zu einem höheren Standard an Lebensqualität. So werden einerseits die Umweltbedingungen hinsichtlich der Umweltmedien Grundwasser, Oberflächengewässer, Boden, Biodiversität und Lokalklima durch Revitalisierungsprojekte deutlich verbessert. Andererseits tragen Revitalisierungsprojekte aber auch zu einer Verbesserung des Stadt- und Landschaftsbildes, der Erholungsmöglichkeiten sowie der Naturerfahrung für die städtische Bevölkerung bei und ergänzen örtliche und überörtliche Grünachsen mit der Möglichkeit, örtlich und überörtlich bedeutsame Fuß- und Radwege zu etablieren bzw. zu ergänzen und zu vernetzen. Seitens der Europäischen Kommission wird erwartet, dass sich im zunehmend verschärfenden Wettbewerb der europäischen Regionen untereinander um Märkte, Kapital und qualifizierte Arbeitskräfte die „weichen Standortfaktoren“ wesentlich mehr Bedeutung erlangen als heute. Rückläufige Bevölkerungszahlen und die absehbare Knappheit gut ausgebildeter Fachkräfte, Ingenieure und Wissenschaftler werden zu einer deutlichen Verschärfung des Wettbewerbes zwischen Städten und Regionen führen. Aus diesem Grunde wird zukünftig der Sicherung und Entwicklung der „weichen Standortfaktoren“ als Teil der Wirtschaftspolitik immer mehr Bedeutung zukommen. Die Entwicklung urbaner Flusslandschaften ist dabei insbesondere in den dicht besiedelten Regionen ein wesentlicher Aspekt der Sicherung und Entwicklung der „weichen Standortfaktoren“. Wie die Erfahrungen des vergangenen Jahrzehnts zeigen, scheitern entsprechende Revitalisierungsprojekte häufig nicht nur wegen der begrenzten Platzverhältnisse entlang der städtischen Flussläufe und mangelnder finanzieller Ressourcen, sondern auch aufgrund einzelfallbestimmter Planungsentscheidungen und der Schwierigkeit, angemessene Kompromisse für eine dauerhafte und nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung auszuhandeln. In vielen europäischen Städten, die entlang von Flussläufen liegen, bestehen trotz dieser Hürden teilweise weit reichende Pläne für die Revitalisierung der Talräume und die Gestaltung der urbanen Flusslandschaften. Insgesamt muss festgestellt werden, dass anscheinend noch keine geeigneten Lösungsstrategien bestehen, um die zahlreichen Interessenskonflikte zwischen den Anforderungen und Ansprüchen von Industrie, Gewerbe, Siedlung und Verkehr auf der einen Seite und den Anforderungen an Hochwasserschutz, Naherholung und ökologischen Belangen auf der anderen Seite sachgerecht und zielorientiert lösen zu können. Vor diesem Hintergrund erscheint es erforderlich, sowohl einen neuen Ansatz für die räumliche Planung in urbanen Flusslandschaften als auch neue Ansätze für die Implementierung und Finanzierung von Revitalisierungsprojekten zu entwickeln. Diese Ansätze müssen nicht nur die ökologischen Vorteile ermitteln und darstellen, sondern insbesondere auch die mit den Revitalisierungsprojekten verbundenen positiven ökonomischen wie sozialen Effekte klar identifizieren und den Entscheidungsträgern vermitteln. Ausgangslage in den beteiligten Städten Während in den am Projekt beteiligten westeuropäischen Städten Leipzig und Stuttgart bereits unterschiedliche Planungen für die Revitalisierung der urbanen Flusslandschaften vorliegen, haben sich die osteuropäischen Partnerstädte Katowice, Bydgoszcz, Brno und Plzen erst vor kurzer Zeit zur Aufstellung solcher Planungen entschlossen. Es ist aber absehbar, dass diese Pläne – ähnlich wie in den westeuropäischen Städten – nicht, nur teilweise oder nur über sehr lange Zeiträume hinweg implementiert und realisiert werden können. Dies liegt insbesondere daran, dass die ökologischen, ökonomischen und sozialen Vorteile von Revitalisierungsprojekten qualitativ wie quantitativ nicht zufriedenstellend erfasst werden können und die bestehenden Implementierungs- und Finanzierungsmethoden offensichtlich für die besonderen Aufgaben im Rahmen der Revitalisierung urbaner Flusslandschaften nicht ausreichend bzw. nicht zielführend sind. Zielsetzungen Vor diesem Hintergrund wollen die Projektpartner in Polen, Tschechien und Deutschland gemeinsam Strategien entwickeln, mit denen die Implementierungsmethoden und die Finanzierung von Revitalisierungsprojekten verbessert werden können. Ausgehend von einer Untersuchung der in den Ländern der Projektpartner bestehenden Planungs-, Implementierungs- und Finanzierungsmethoden und der Auswertung bereits erfolgreich durchgeführter Projekte (Stärken-Schwächen-Analyse) sollen die bestehenden Methoden fortentwickelt werden. Dabei stehen Aspekte der interdisziplinären Planung, der Implementierung und Stärkung kooperativer Planungsprozesse, die Stärkung privater Beteiligungen sowie Aspekte der Finanzierung im Mittelpunkt. Anhand von konkreten Pilotprojekten in den beteiligten Partnerstädten sollen dann die entwickelten Methoden getestet, die mit der Realisierung der Pilotprojekte gewonnenen Erkenntnisse ausgewertet und die entwickelten Methoden ggf. weiter entwickelt und fortgeschrieben werden. Projektergebnisse Als Projektergebnis wird ein Handbuch entwickelt, welches mit den Hauptkapiteln „Auswertung bestehender Methoden und angewandter Praxis“, „Einbindung der Öffentlichkeit, lokaler Akteure und Entscheidungsträger“, „Finanzielle Aspekte“ sowie „Kooperative Planungsprozesse“ den derzeit bestehenden Stand der Planung, Finanzierung und Umsetzung von Revitalisierungprojekten in Europa ermittelt, analysiert und einer Stärken-Schwächen-Analyse unterzieht. Darauf aufbauend sollen international gültige und anwendbare Methodenvorschläge entwickelt werden, welche die ermittelten Methodenschwächen, Hindernisse und Barrieren bei der Planung und Realisierung von Revitalisierungsprojekten in urbanen Flusslandschaften überwinden helfen sollen. Darüber hinaus werden in den beteiligten Städten konkrete Beispielprojekte als Pilotprojekte umgesetzt und hergestellt. In Stuttgart ist als Pilotprojekt die Renaturierung und die Entwicklung des Talraumes des Feuerbaches im Bereich Zazenhausen vorgesehen. Die dazu erforderlichen Planungen werden im Rahmen des Projektes in kooperativen Planungsprozessen unter Beteiligung der betroffenen Ämter, Anwohner, Verbände und Landnutzer fortentwickelt. Maßnahmen und Aufgaben Das Projekt gliedert sich in folgende Arbeitspakete (AP) und Aufgaben: AP1: Projektmanagement und Koordination, Projektsteuerung, Finanzmanagement und Rechnungsprüfung sowie Berichtswesen AP2: Kommunikation, Wissensmanagement, Erstellung von Publikationen, Durchführung von Fachkonferenzen auf nationaler und internationaler Ebene AP3: Fortentwicklung der Methoden unter Berücksichtigung der Aspekte Einbindung lokaler Akteure und Entscheidungsträger, kooperative Planung, Beteiligung und Finanzierung. AP4: Durchführung der Pilotprojekte, Dokumentation und Auswertung der dabei gewonnenen Erfahrungen. Maßnahmen der Landeshauptstadt Stuttgart: Stuttgart ist für die Leitung und Koordinierung des Arbeitspaketes 3 – Fortentwicklung der Methoden und die Entwicklung der Inhalte des Methodenhandbuches – verantwortlich. Dabei werden eigene Recherchen und Analysen u. a. der bereits in Stuttgart und dem Süddeutschen Raum durchgeführten Revitalisierungsprojekte durchgeführt und diese zusammen mit den Rechercheergebnissen aller Projektpartner zu Studien zusammengeführt. Gemeinsam mit den Projektpartnern wird auf diesen Ergebnissen aufbauend dann die Fortentwicklung der Methoden bearbeitet. Diese Ergebnisse bilden dann die Grundlagen für das Methodenhandbuch, welches Beiträge aller Projektpartner enthalten wird. Darüber hinaus werden das Arbeitspaket 2 – Kommunikation und Wissensmanagement sowie das Arbeitspaket 4 – Durchführung des Pilotprojektes bearbeitet. In diesem Zusammenhang sind Fachbeiträge zu Publikationen sowie Beiträge zum Aufbau der gemeinsamen Internetseite zu erstellen sowie die Teilnahme und die Durchführung von Fachkonferenzen auf nationaler und internationaler Ebene zu gewährleisten. Die Umsetzung des Pilotprojektes soll unter Beteiligung aller Ämter sowie der Landnutzer, Anwohner, Landnutzer und der politisch Verantwortlichen erfolgen. Kosten und Finanzierung Der Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich in Stuttgart auf 570.380,- €. Davon muss die Stadt Stuttgart einen Anteil von 142.595,- € (25 %) selbst tragen. 427.785,- € (75 %) werden von der Europäischen Union als Zuschuss für Sach- und Personalkosten gewährt. Kostenübersicht
Realisierung des Pilotprojektes „Renaturierung Feuerbach im Bereich Zazenhausen“
Kosten für den zwingend vorgeschriebenen Projektbeirat
Personalkosten bei der Stadt Stuttgart inklusive der Personalnebenkosten
Kosten für die Reisen zu den regelmäßig stattfindenden Treffen der Projektpartner und zu Fachkongressen10.400,- €2.600,- €7.800,- €Der Eigenanteil wird aus Mitteln des Amtes 61 finanziert.