Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz:
KBS
GRDrs
360/2009
Stuttgart,
07/31/2009
Förderung der gGmbH Forum Theater
Mitteilungsvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
06.10.2009
07.10.2009
Bericht:
1. Forum Theater
Das Forum Theater ist seit 1983 wesentlicher Bestandteil der Stuttgarter Kultur- und Theaterlandschaft. Durch den Wegfall von Stiftungsmitteln, die einen entscheidenden Deckungsbeitrag für die laufenden Betriebsausgaben darstellten, ist die Existenz des Forum Theaters seit dem Jahr 2008 bedroht. Die räumliche, technische und organisatorische Infrastruktur (Betriebskosten wie Raum, Energie und festes Personal) konnte weiterhin durch das Kulturzentrum Forum 3 zur Verfügung gestellt werden, es fehlten jedoch die Mittel zur Finanzierung von zwei bis drei Eigenproduktionen pro Jahr. In den Haushaltsberatungen 2008/2009 hat der Gemeinderat eine finanzielle Unterstützung in Form einer Projektförderung für den künstlerischen Theaterbetrieb in Höhe von jeweils 60.000 Euro für die Jahre 2008 und 2009 beschlossen (vgl. GRDrs 685/2007).
Von 1983 – 2007 war das Forum Theater Teil des gemeinnützigen Vereins Forum 3 e. V. Um eine Doppelförderung mit dem Jugendamt der Landeshauptstadt Stuttgart zu vermeiden, das die Jugend- und Sozialarbeit des Vereins Forum 3 e. V. finanziell unterstützt, wurde die eigenständige gGmbH Forum Theater gegründet. Damit ist eine strikte haushaltstechnische Abgrenzung gegeben. Einziger Gesellschafter der gGmbH Forum Theater ist der Verein Forum 3 e. V.
2. Finanzielle Evaluation
Die Abrechnung inklusive Jahresabschlussbericht des Steuerberaterbüros Czesla Siebeck und Tietgen sowohl für den geförderten als auch für den gesamten Theaterbetrieb der gGmbH Forum Theater über das Haushaltsjahr 2008 liegt der Kulturverwaltung vor und wurde bereits der Prüfung unterzogen. Das Jahr 2008 des geförderten Theaterbetriebes schloss mit einem geringfügigen Defizit ab.
Das Defizit wird gedeckt über eine kurzfristige Entnahme aus dem Stammkapital, das im Normalfall bei 25.000 € liegt. Im Jahr 2009 ist beabsichtigt, die kurzfristig zur Deckung entnommenen Mittel wieder dem Stammkapital zurückzuführen.
Die gGmbH Forum Theater konnte im Jahr 2008 für die Eigenproduktionen Drittmittel (Stiftungen und Spenden) in Höhe von rund 30.000 € akquirieren. Das Land Baden-Württemberg beteiligte sich an den Eigenproduktionen mit 3.000 €. Die Abendeinnahmen für die Eigenproduktionen lagen bei 38.000 €. Daneben hat die Kulturverwaltung im Berichtsjahr 2008 Investitionsfördermittel in Höhe von 15.000 € für eine neue Theaterbestuhlung zur Verfügung gestellt.
Neben den Eigen- und Koproduktionen fanden im Jahr 2008 zahlreiche Gastspiele sowie Aufführungen der Jugendgruppe des Forum 3 statt. Im Jahr 2008 konnten 117 Theatervorstellungen vor insgesamt 10.560 Besuchern präsentiert werden. Die Platzauslastung lag im Jahr 2008 bei 73 % und der Zuschuss pro Sitzplatz bei 5,70 €. Im Vergleich dazu betrug der Platzzuschuss beim Theater tri-bühne im Jahr 2007 knapp 42 € und beim Theater der Altstadt 16,40 €.
Nicht berücksichtigt ist, dass die festen Gehälter der Intendantin und der übrigen Mitarbeiter sowie Raum- und Energiekosten des Theaters nach wie vor vom Forum3 getragen werden. Der städtische Zuschuss wurde ausschließlich für die künstlerischen Produktionen verwendet.
3. Inhaltliche Evaluation
Insgesamt wurden im Jahr 2008 drei Eigenproduktionen und zwei Koproduktionen realisiert.
Eigenproduktionen im Jahr 2008:
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Wandlungen einer Ehe
Eine Adaption des Romans von Sándor Márai unter Regie des namhaften Künstlers Ursul de Geer. Diese Produktion war für das Forum Theater verhältnismäßig aufwendig und kostenintensiv. Der Beststeller kam im Forum Theater zur deutschen Erstaufführung. Der dreiteilige Roman erzählt eine klassische Dreiecksgeschichte: die zwischen Mann, Frau und Dienstmädchen. Das Spezifische dieser Konstellation sind die gesellschaftlichen Grenzen, die zwischen den Protagonisten stehen, und die zeitgeschichtliche Einbettung: der Roman ist unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs angesiedelt. Sándor Márai (1900-1989) ist posthum zu einem der wichtigsten Autoren Ungarns erklärt worden.
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Tauchtiefen
Eine anspruchsvolle Komödie nach dem Text von Thomas Steinke unter der Regie von Dieter Nelle. Diese Produktion greift die allgemeine Katastrophenstimmung auf und bringt sie ironisch ins Bild. Zwei Männer auf einem Dach, die Katastrophe im Rücken, und alles was schief gehen kann: voller Situationskomik und Wortwitz erlebt man den Wandel einer Zwangsgemeinschaft zur Freundschaft.
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Das Geheimnis der Blätter
Ein paradiesisches Familienstück zur Weihnachtszeit von Rudolf Herfurtner unter der Regie von Maarten Güppertz, besetzt von drei jungen Schauspielern aus drei Ländern. Das Stück wird aufgrund des erfreulichen Erfolges im November 2009 wieder aufgenommen.
Geplante Eigenproduktionen im Jahr 2009:
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Andere Umstände
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Wie ein Theaterstück entsteht
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Maria Stuart
Koproduktionen im Jahr 2008
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In den Schuhen meiner Feindin
Ein Solo von und mit der Künstlerin Marie Helle. Mit den selbst verfassten Texten und den von Musik begleiteten Songtexten, die vor allem Frauenthemen behandelten, konnte ein junges und vor allem weibliches Publikum generiert werden.
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GoldsteinWAHRiationen
Eine Koproduktion des Forum Theaters mit dem Schauspiel Independent. Dieser persönliche Text wurde nach Motiven der eigenen Familiengeschichte von Yaron Goldstein auf die Bühne gebracht. Das Stück beschreibt auf durchaus kontroverse Art und Weise, wie die Rettung einer jüdischen Familie durch ihre Nachbarn im Jahre 1939 bis in die Gegenwart hinein zu Verwicklungen führt. Das Forum Theater konnte bei dieser Produktion besonders viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde begrüßen.
Geplante Koproduktion im Jahr 2009:
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Ein Krippenspiel
In den Jahren 2010/2011 soll der Spielplan unter dem Motto „Biografie: Identität und Gesellschaft“ stehen. Geplant sind, wie 2008/2009, sechs Eigen- und drei Ko-Produktionen.
4. Bewertung
Die künstlerisch hochwertige Arbeit der vergangenen Jahre, die auch vor allem durch die Förderung der Stadt Stuttgart ermöglicht wurde, hat gezeigt, dass das Forum Theater ein unverzichtbarer Bestandteil der Stuttgarter Kultur- und Theaterlandschaft ist und sowohl vom Publikum als auch der Presse sehr positiv wahrgenommen wird. Ohne eine städtische Förderung müsste der Theaterbetrieb aufgrund des Wegfalls von Stiftungsgeldern eingestellt werden. Um die Kultureinrichtung auf diesem hohen Niveau erhalten zu können, sieht das Kulturamt eine städtische Förderung als dringend notwendig an.
Das Theater hat sich inzwischen um zusätzliche Landesförderung bemüht, kann diese aber erst nach Zusage einer regelmäßigen Förderung durch die Stadt erhalten.
Die Kulturverwaltung befürwortet deshalb eine regelmäßige Förderung des Forum Theaters durch die Stadt Stuttgart in Form einer Projektförderung für den künstlerischen Theaterbetrieb in Höhe von jeweils mindestens 60.000 Euro in den Jahren 2010/2011.
Die Mittel sind im Etat des Kulturamts nicht veranschlagt und können auch nicht durch Umschichtungen zur Verfügung gestellt werden.
Beteiligte Stellen
Das Referat WFB hat Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der HH-Planberatungen erfolgen.
Vorliegende Anträge/Anfragen
keine
keine
Dr. Susanne Eisenmann
keine
Vorlage3602009.pdf