Protokoll: Verwaltungsausschuss des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
TOP:
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VerhandlungDrucksache:
117/2005
GZ:
AK 0500-13
Sitzungstermin: 16.03.2005
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Murawski
Berichterstattung:der Vorsitzende
Protokollführung: Herr Häbe sp
Betreff: Optimierung des Wiedereinstiegs von beurlaubten
Mitarbeiter(n(/-innen
- Pilotversuch beim Amt für öffentliche Ordnung -

Beratungsunterlage ist die Vorlage des Referats Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser vom 24.02.2005, GRDrs 117/2005.

In seiner Einführung bemerkt BM Murawski, dieser Tagesordnungspunkt beinhalte vielleicht eine der wichtigsten Personalentwicklungsmaßnahmen zur Sicherung des Know hows, welches im Verlauf der Zeit bei der vorhandenen Mitarbeiterschaft gebildet werden konnte. Trotz eines schwierigen Arbeitsmarktes könne das erforderliche Know how, wenn überhaupt, nur sehr schwer gefunden werden. Nach wie vor gebe es die Paradoxie, dass es eigentlich für jede freie Stelle bei der Stadtverwaltung ein vielfaches Angebot an Bewerbern/Bewerberinnen geben sollte. In der Realität sei dies überhaupt nicht so, da besondere Kompetenzen und Qualifikationen benötigt würden. Trotz der neuen Arbeitslosenstatistik müssten daher die Bemühungen aktiviert werden, Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen, welche bereit seien z. B. nach der Elternzeit in den Dienst der Stadt zurückzukehren, die Rückkehr zu erleichtern. Für das Haupt- und Personalamt sei dies keine neue Aufgabe. Für dieses Thema habe es vor acht Jahren eine eigene Mitarbeiterin gegeben. Nun sei dieses Aufgabenfeld in die Personalentwicklung integriert.

Ein Aspekt dieser Aufgabe sei, dass im Rahmen der Genderpolitik darauf geachtet werden müsse, Menschen, welche den Wunsch der Gesellschaft erfüllten Kinder zu bekommen, bei ihren Karriereabsichten nicht zu benachteiligen. Andererseits gebe es aber auch ein ganz objektives Interesse des Arbeitgebers, sich die entsprechenden Potenziale wieder zu sichern.

Von einer sehr guten und modernen Vorlage spricht StRin Dr. Eisenmann (CDU). Der Pilotversuch werde unterstützt. Dass im Bereich Gender Mainstreaming noch vieles getan werden müsse, zeige sich an der geringen Zahl beurlaubter Männer (von 100 Personen ein Mann). StRin Sawade (SPD) äußert sich ebenfalls positiv zu der ihrer Ansicht nach zukunftsweisenden Vorlage. Vernünftig sei es, die Mitarbeiter/-innen weiterzuqualifizieren. Wahrscheinlich werde der Bedarf in Zukunft steigen. Ergebnisse des Versuches sollten wenn möglich im Gleichstellungsbeirat vorgestellt werden.

Für ihre Fraktion bedankt sich StRin Feindor (90/GRÜNE) für die Vorlage. Es handle sich um einen richtungsweisenden Schritt. Nach Vorliegen der Ergebnisse werde auf eine schnelle, zeitnahe Umsetzung in andere Bereiche gehofft. Sie hebt Kostensenkungsaspekte wie entfallende Qualifizierungen, geringe Einarbeitungszeiten und geringere Wechseltendenzen hervor. Durch die Möglichkeit, im Versuch Dinge auszutesten bestehe die Chance, auch im Bereich von Führungspositionen neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Für den Gesamtpersonalrat erhofft sich Herr N.N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht) (GPR) die Möglichkeit, die Maßnahmen zeitnah auszuweiten.

Gegenüber StR J. Zeeb (FW), welcher die Vorlage unterstützt, informiert der Vorsitzende, arbeitsrechtlich klar sei, niemand habe Anspruch, auf denselben Arbeitsplatz bei der Stadtverwaltung zurückkehren zu können. Gegenüber der Stadt bestehe der Anspruch, wieder eingestellt zu werden. Die Verwaltung bemühe sich, die Zurückkehrenden aber tatsächlich dort einzusetzen, wo diese gern eingesetzt werden wollten. Im Pilotversuch solle versucht werden, mit zusätzlichen Mitteln den Wünschen entgegenzukommen. Sollte sich dieses bewähren, werde die Verwaltung vorschlagen, dieses in der Breite durchzuführen.

Für die positive Resonanz der Vorlage bedankt sich Frau N.N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht). Es sei versucht worden, das Gender Mainstreaming auf eine Ebene zu bringen, wo ganz konkrete Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden können, insbesondere vor dem Hintergrund einer betriebswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit. Angestrebt werden müsse, Chan- cenungleichheiten exakt zu benennen und zu klären, wie diesen entgegengewirkt werden könne. Festgestellt worden sei, dass die Chancenungleichheit schon darin bestehe, dass wenn Frauen aus dem Berufsleben aussteigen, sie permanent Benachteiligungen wie eingeschränkte Beförderungsmöglichkeiten bei Teilzeitarbeitsverhältnissen erleiden. Deswegen gingen Männer auch sehr selten in die Elternzeit. Nun sollen durch den Pool z. B. für Übergabezeiten Stellenanteile für gewisse Zeiten flexibel eingesetzt werden. Bisher stellten befürchtete Kommunikationsdefizite etc. für Stellenteilungen Hürden dar. Schnellere Wiedereinstiege gehörten unterstützt und erhobene Daten zeigten auch, dass die Elternzeiten sich verkürzten. Mit dem nun geplanten Instrument stehe die Stadt, dies zeige eine Untersuchung bei 26 Stuttgarter Unternehmen, an der Spitze des Fortschrittes.

Anschließend führt Herr N.N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht) (AföO) aus, das Angedachte sei im Vorfeld schon etwas ausprobiert worden. Dabei habe festgestellt werden können, dass z. B. die durchschnittliche Beurlaubungszeit beim Amt für öffentliche Ordnung sechs Jahre betrage. Wenn bereits während der Elternzeit eine Arbeitsmöglichkeit angeboten werde, reduziere sich diese Zeit auf 18 Monate. Bedeutsam sei, um z. B. Einarbeitungsverluste zu vermeiden, die rückkehrenden Personen wieder in ihrem früheren Bereich einzusetzen. Bei einem Publikumsamt wie dem Amt für öffentliche Ordnung bestehe das Interesse, einen hohen Standard gegenüber dem Bürger zu gewährleisten.

StRin Sawade wünscht einen Bericht der zuständigen Organisationsabteilung im Personalbeirat zum Wiedereinstieg von weiblichen Führungspersonen.

StRin Dr. Eisenmann sieht im vorliegenden Fall eine externe Evaluation als sinnvoll an. Nach Überlegungen der Verwaltung, so BM Murawski, soll Herr Prof. Ackermann von der Universität Stuttgart die Evaluation vornehmen. Dieser habe den bisherigen Prozess begleitet und das Amt für öffentliche Ordnung sei ihm nicht unbekannt. Nach Auffassung von StRin Sawade sollten bei der Evaluation Gründe, weshalb eher schlecht bezahlte Männer in Erziehungsurlaub gehen, untersucht werden. Der Wiedereinstieg sollte mit Aufstiegsmöglichkeiten verbunden werden, damit sich vermehrt Männer dafür interessieren. Dieses sei ja schon im Gleichstellungsbeirat, wo die Vorlage dankenswerter Weise auch behandelt worden sei, angesprochen worden. Für Frau N.N. (Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht) stellt das Angedachte eine große Herausforderung dar. Dieses mache betriebswirtschaftliches Know how notwendig, weshalb eine externe Evaluierung begrüßt werde.

Seitens des Vorsitzenden wird zugesagt, dass kein zusätzlicher Pool für personalwirtschaftliche Maßnahmen eingerichtet wird. Das Angedachte sei ausschließlich vor dem Hintergrund des Pilotversuchs zu verstehen, um beim Amt für öffentliche Ordnung Erfahrungen sammeln zu können. Ansonsten werde sehr darauf geachtet, dass die Ämter und Eigenbetriebe ihre Aufgabe, die zurückkehrenden Personen in ihren eigenen Bereichen unterzubringen, erfüllten. Für das Haupt- und Personalamt sei dieses nicht einfach.


BM Murawski stellt abschließend fest:

Der Verwaltungsausschuss beschließt einstimmig nachfolgend aufgeführten

Beschlussantrag: