Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB 4611-00
GRDrs 1042/2003
Stuttgart,
11/04/2003



Flexible Kinderbetreuung außerhalb der Regelzeiten (Ergebnisbericht / Pilotprojekt)



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Verwaltungsausschuss
Beratung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
10.11.2003
12.11.2003



Beschlußantrag:

1. Vom Ergebnisbericht der Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern über erweiterte Angebote bereits vorhandener, d.h. zusätzlich (abends, nachts, samstags, sonntags, in den Ferien) nutzbarer Räumlichkeiten zur Kinderbetreuung (4 Einrichtungen freier Träger) sowie der konkreten Nachfrage/ Bedarfe wird Kenntnis genommen. (Anlage 1)

2. Die Verwaltung wird beauftragt, ein Pilotprojekt “Kinderbetreuung und musikalische Früherziehung am Samstag”, befristet auf zwei Jahre, umzusetzen.

3. Die Finanzierung des Pilotprojektes “Kinderbetreuung und musikalische Früherziehung am Samstag” erfolgt kostendeckend über Elternbeiträge. Auf der Grundlage einer einzelvertraglichen Regelung zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart/Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern und den Eltern werden die Beiträge kostendeckend von der Stabsstelle erhoben und durch Verrechnung der Personalkosten an das Kulturamt und die vhs Stuttgart weitergegeben.


Begründung:


Zu 1.:
Die Zielsetzung des Projekts der Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern bestand in der konkreten Abfrage, welche der angebotenen Räumlichkeiten zur Kinderbetreuung unter welchen Bedingungen (Planbarkeit, Kostenbeteiligung, Kostendeckung) zur zusätzlichen Kinderbetreuung abends, nachts, am Wochenende und in den Ferien von Eltern angenommen bzw. nachgefragt würden. Es handelt sich bei dieser explorativen Bedarfsumfrage mit dem Ziel konkreter Vermittlung um eine mittelbar über Institutionen (z.B. Bezirksrathäuser, Stadtbüchereien, Kindergärten, Ämter usw.) durchgeführte Aktion , mit einer Flyerauflage von 5000 Stück. Angeboten wurden folgende Institutionen auf der Grundlage einer bereits vorhandenen Infrastruktur:

· vhs Stuttgart, Treffpunkt Kinder (Stadtmitte): Betreuung am Abend und samstags
· Eltern-Kind-Zentrum im Mehrgenerationenhaus West: Betreuung am Abend und am Wochenende, eventuell nach einer Planungsphase auch nachts
· Haus der Familie (Stadtmitte): Ferienbetreuung
· In Via Kindertagesstätte Stadtmitte im Hildegardisheim: Betreuung am Abend

In Kooperation mit dem Jugendamt wurden 15 ausgewählte städtische Kindertagesstätten in die Abfrage aufgenommen, die bereits jetzt unter Eigenregie der Eltern am Abend und am Wochenende benützt werden können.

Ebenso aufgenommen wurde die Planung eines Kinderhotels durch eine private Investorin. Das Kinderhotel wird von Montag bis Donnerstag Übernachtungen und von Freitag bis Sonntag Übernachtungen und eine zusätzliche Ganztagesbetreuung anbieten. Geplant ist auch ein Hol- und Bringdienst. 96 Eltern meldeten einen konkreten Bedarf an zusätzlichen Kinderbetreuungsangeboten an die Stabsstelle zurück. Der Schwerpunkt liegt in der Nachfrage nach einer Betreuung der Kinder am Abend (44%) sowie am Wochenende (16%), gefolgt von der Nachfrage nach Ferienbetreuung.

Bevorzugte Institution ist dabei die vhs Stuttgart – Treffpunkt Kinder – im TREFFPUNKT Rotebühlplatz, gefolgt von der Nachfrage nach erweiterten Öffnungszeiten der städtischen Kindertagesstätten und dem EKiZ im Mehrgenerationenhaus West.

Sowohl regelmäßig und langfristig planbare als auch unregelmäßige und kurzfristige Betreuung wird gewünscht (jeweils Anzahl der Nennungen):

regelmäßigunregelmäßigkurzfristiglangfristig planbar
abends42514631
Am Wochenende (Durchschnitt)7221614

Dies erfordert von den Institutionen eine gewissen Flexibilität bzw. die Notwendigkeit, Leistung kurzfristig vorzuhalten.

In einer einjährigen Pilotphase (bis 31.12.2004) soll die Planbarkeit und Durchführung einer Ergänzung, Erweiterung und/oder Neueinrichtung der Angebote bei den o.g. Institutionen von der Stabsstelle koordiniert und geprüft werden.

Ausgenommen ist dabei der Bereich städtischer Kindertagesstätten. Die Interessenten für erweiterte Öffnungszeiten/ eigenständige Nutzung der städtischen Kindertagesstätten werden an das Jugendamt verwiesen. Das Jugendamt sieht grundsätzlich Handlungsbedarf in allen größeren Betreuungseinrichtungen (ab 3 Gruppen), verstärkt Teilzeit – und Ganztagesangebote sowie flexiblere Öffnungszeiten anzubieten. Dies wurde bereits mit den Trägervereinen besprochen und soll sukzessive umgesetzt werden.

Die Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit hat zwischen den Eltern und den vier Trägern (vhs Stuttgart Treffpunkt Kinder, Eltern-Kind-Zentrum im Mehrgenerationenhaus West, Haus der Familie, In Via Kindertagesstätte im Hildegardisheim) eine vermittelnde Funktion, unterstützt organisationstechnisch die Umsetzung während der einjährigen Pilotphase und erstellt eine Evaluation.

Die von den Eltern in der Abfrage genannte finanzielle Eigenbeteiligung liegt zum Großteil im Bereich der Kostendeckung (zusätzliche Personalkosten) der Träger. Die Kalkulation und Kostenerhebung zur Umsetzung liegt in der Verantwortung der Träger und wird einzelvertraglich mit den Eltern geregelt.


Zu 2 und 3:
Ein besonderes Pilotprojekt soll am Samstag Eltern die Möglichkeit der regelmäßigen Kinderbetreuung kombiniert mit musikalischer Früherziehung anbieten. Das in Kooperation mit dem Kulturamt und der vhs Stuttgart von der Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit geplante Pilotprojekt bietet eine zweistündige Kinderbetreuung durch ausgebildete Erzieherinnen und eine einstündige musikalische Früherziehung durch die Stuttgarter Musikschule an. Das Projekt hat die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Ziel, sowohl für die Nachfragenden als auch für die Lehrkräfte der Musikschule, denen damit eine zusätzliche Möglichkeit des frühzeitigen / anteiligen Wiedereinstiegs geboten werden kann. Für die Musikschule müssen befristet zusätzliche Stellenanteile (15 %) geschaffen werden, die ausschließlich für die musikalische Früherziehung im Rahmen des Projekts genutzt werden.

Auf der Grundlage einer einzelvertraglichen Regelung zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und den Eltern wird dieses Projekt befristet auf zwei Jahre durchgeführt.

Der Kostenbeitrag von 18,-- € für ein dreistündiges Angebotspaket (zwei Stunden Kinderbetreuung und eine Stunde musikalische Früherziehung) am Samstag ist in Absprache mit der Stuttgarter Musikschule und der vhs kostendeckend veranschlagt und stellt sich in der Finanzierung wie folgt dar:

Elternbeitrag für Stuttgarter Musikschule:
12 €
Elternbeitrag Kinderbetreuung im Treffpunkt Kinder:
6 €
Elternbeitrag insgesamt:
18 €
(= kostendeckende Berechnungsgrundlage)

Berechnung im Einzelnen:

Musikalische Früherziehung:

15% BAT Vb (3 Kurse à 1 Stunde) = ca. 7.500 € Personalkosten im Jahr
1 Kurs kostet jährlich ca. 2.500 € im Jahr, ca 1.250 € im halben Jahr (= Semester)
18 Unterrichteinheiten pro Semester: 18 x 12 € = 216 € (12 € ist der veranschlagte wöchentliche Elternbeitrag)

Einnahmen pro Semester:
bei 8 teilnehmenden Kindern: 1.728 € Einnahmen
bei 7 teilnehmenden Kindern: 1.512 € Einnahmen
bei 6 teilnehmenden Kindern: 1.296 € Einnahmen

Zwischen sechs und acht Kindern können pro Kurseinheit angenommen werden; eine unterschiedliche Kursgröße ist bis maximal 8 teilnehmende Kinder möglich. Bei Überzahlung wird den Eltern der Differenzbetrag ausbezahlt.

Kinderbetreuung: vhs Stuttgart, Treffpunkt Kinder:
Eine Betreuungsstunde durch Honorarkräfte kostet pro Kind 3 €.
Zwei Betreuungsstunden: 6 €
Maximale Gruppengröße: 16 Kinder


Finanzielle Auswirkungen

-


Beteiligte Stellen

Referat KBS, mitgezeichnet am 24.10.2003
Referat SJG, mitgezeichnet am 27.10.2003
Referat WFB, mitgezeichnet am 30.10.2003
Referat AK, mitgezeichnet am 3.11.2003





Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen

Präsentation der Ergebnisse: Flexible Kinderbetreuung außerhalb der Regelzeiten