Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz:
OB
GRDrs
966/2005
Stuttgart,
07/04/2006
Neubau Bibliothek des 21. Jahrhunderts, Mailänder Platz
- Projektbeschluss / Entwurfsplanung -
Beschlußvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Einbringung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
nicht öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
11.07.2006
25.07.2006
26.07.2006
27.07.2006
Beschlußantrag:
1. Das Raumprogramm zum Neubau der Bibliothek 21 wird mit den in Anlage 4 dargestellten Flächen der Entwurfsplanung endgültig festgestellt.
2. Der Entwurfsplanung zum Neubau der Bibliothek 21 nach den Plänen des Architekten N. N.
(Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht)
vom 29.05.2006, der Baubeschreibung vom 29.05.2006 und der Kostenberechnung vom 29.05.2006 mit Gesamtkosten in Höhe von 62.588.000 € zuzüglich der Kosten für den Grunderwerb in Höhe von 2.588.000 €, zuzüglich der Erweiterung der Wasserfläche um 375 m² entlang der Londoner / Moskauer Straße mit Zusatzkosten von 424.000 €, damit voraussichtlichen Gesamtkosten in Höhe von 65.600.000 € wird zugestimmt.
Durch die Erhöhung der MWSt. um 1.900.000 € werden sich die Gesamtkosten bei Fertigstellung bis 2009 voraussichtlich auf 67.500.000 € belaufen. In diesem Betrag sind die Kosten für zusätzliche Medienausstattung nicht enthalten.
3. Das Hochbauamt wird beauftragt, die Weiterplanung des Neubaus der Bibliothek 21 bis Leistungsphase 4 HOAI (Genehmigungsplanung) durchzuführen sowie die Ausführungsplanung, Ausschreibung und Vorbereitung der Vergabe bis Leistungsphase 7 HOAI vorbehaltlich einer endgültigen Beschlussfassung der N. N.
AG
(Name
wurde aus Datenschutzgründen gelöscht)
zu Stuttgart 21 im Herbst 2006 vorzubereiten. Die Ausschreibung der Bauleistungen erfolgt nach Vorliegen der abschließenden Beschlussfassung zu Stuttgart 21.
Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1
1. Vorgang / Beschlüsse
Der Gemeinderat hat am 15.07.1999 (GRDrs 337/1999) dem Ergebnis eines 2-stufigen Architektenwettbewerbs zum Neubau der Bibliothek des 21. Jahrhunderts zugestimmt. Für die Weiterplanung wurde der Entwurf des 1. Preisträgers Architekt N. N.
(Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht)
zugrundegelegt.
Ergänzend hat der Gemeinderat am 29.11.2001 (GRDrs 1197/2001) beschlossen, die Errichtung der Bibliothek 21 am Standort Mailänder Platz, Teilgebiet A1 von Stuttgart 21 vorzunehmen und den Grunderwerb des ca. 3.200 m² großen Grundstückes A1.10.1 beauftragt.
Zur Klärung der Risiken im Bezug auf Planungstiefe und Integration in das Gesamtprojekt Stuttgart 21 sowie zur finanziellen Abstimmung mit dem vom Gemeinderat am 18.06.1999 vorab festgelegten Gesamtprojektbudget von 46 Mio. hat der Gemeinderat mit Inkraftsetzung des Bebauungsplans am 29.09.2003 (GRDrs 873/2003) beschlossen, eine vertiefte Projektanalyse mit Teilen einer Vorplanung für den Neubau der Bibliothek 21 zu beantragen. Ziel war den standortspezifischen Kostenrahmen abzuklären und alternative Standortbewertungen darzustellen.
Der Gemeinderat hat dazu am 13.05.2004 (GRDrs 327/2004) dem Ergebnis der Vorprojektanalyse mit einer Grobkostenschätzung in Höhe von 63,0 Mio. € sowie der Planung des Neubaus der Bibliothek 21 am Standort Stuttgart 21, Mailänder Platz, Teilgebiet A1.10.1 im Rahmen des Vorprojektbeschlusses zugestimmt. Gleichzeitig wurde der Auftrag zur Weiterplanung bis Leistungsphase 3 HOAI (Entwurfsplanung/Kostenberechnung) erteilt.
2. Raumprogramm:
Die Entwurfsplanung basiert auf dem Raumprogramm der Vorprojektanalyse und beinhaltet ein Bibliotheksgebäude für 500.000 Medieneinheiten auf 9 oberirdischen und 2 unterirdischen Geschossebenen. Das endgültig festgestellte Raumprogramm umfasst 11.547 m² Programmfläche bei insgesamt 18.748 m² Nettogrundfläche (Anlage 4).
Städtebau / Entwurfskonzeption
Der Neubau der Bibliothek 21 löst sich bewusst aus der Blockstruktur der Umgebungsbebauung und präsentiert sich als großer kristalliner Kubus innerhalb einer Wasserfläche am Mailänder Platz. Die Dimension und städtebaulich abgelöste Platzierung ist zeichenhafter Ausdruck der Bedeutung der Bibliothek als neues geistiges und kulturelles Zentrum innerhalb des Gesamtprojekts A1.
Das quadratisch angelegte Bibliotheksgebäude wird von vier Seiten betreten und beinhaltet auf der Eingangsebene einen Zentralraum, das sogenannte Herz, der den räumlichen und meditativen Mittelpunkt des Gesamtgebäudes darstellt. Über dem 4-geschossigen Kernraum liegt der 4-geschossige trichterförmig abgestufte Lesesalon, der von verschiedenen Lernateliers entlang der Fassade umgeben ist und über eine Glasdecke von oben belichtet wird. Die Einzelbereiche der Bibliothek mit zentraler Eingangshalle, Kinderbibliothek, Musikbibliothek, Lernateliers, Graphothek, Verwaltung und Cafeteria sind entlang der belichteten Fassade über 9 Geschosse als äußerer Ring angeordnet und werden von einer begehbaren Dachterrasse abgeschlossen. Das im Untergeschoss angeordnete Forum mit 300 Veranstaltungsplätzen ist über die Eingangshalle erreichbar. Funktions-, Technikräume und Anlieferung sind in den beiden Untergeschossen ausgewiesen.
Das mit 38 m Höhe als Hochhaus eingestufte Bibliotheksgebäude wird weitgehend natürlich belichtet und belüftet und hat eine zusätzliche entsprechend der Jahreszeit schaltbare mechanische Lüftungsanlage. Die Gebäudehülle ist als hinterlüftete begehbare Doppelfassade mit Glasbausteinen und Sonnenschutz und einer inneren thermischen Fassade in Glas ausgelegt. Heizung und Kühlung erfolgen durch Fußbodenheizung in Kombination mit Fassadenprofilen unter direkter Nutzung der Erdwärme über Geothermiebohrpfähle. Mit der in den Sonnenschutz des Glasdaches integrierten Photovoltaikanlage und der Regenwassernutzung der Dachfläche entspricht das Bibliotheksgebäude insgesamt dem Technologiestandard des Energieerlasses der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Gütesiegel Energie.
4. Wasserfläche
Das von der Kopenhagener-, Moskauer- und Londoner Straße umgebene Bibliotheksgrundstück A1.10.1 weist mit 3.200 m² Grundstücksfläche nur begrenzte Möglichkeiten zur Umsetzung der Wettbewerbsidee einer geschlossenen Wasserfläche als Basiselement eines solitären Baukörpers auf.
Dieser zentrale Entwurfsgedanke kann mit Erweiterung der Seefläche in den öffentlichen Straßenraum bei 375 m² Zusatzfläche und ca. 424.000 € (brutto) Zusatzkosten optional realisiert werden. Die Wasserfläche ist als flaches Becken mit eingelegtem Plattenbelag in Naturstein vorgesehen und niveaugleich zur Moskauer und Londoner Straße angelegt.
5. Geologie
Als Ergebnis umfangreicher Sondierungsbohrungen ist eine Gründung des Bibliotheksgebäudes durch Bohrpfähle bis auf ca. 20 m Tiefe mit Pfahlfußverpressung über dem Grenzdolomit (Fels) erforderlich. Die aus den Gründungslösungen der Nachbargrundstücke ursprünglich abgeleitete Absicht einer Flachgründung im Bochinger Horizont auf 10 m Tiefe lässt sich wegen starker Gesteinsverwitterung auf dem Grundstück A1.10.1 nicht realisieren. Die in das Grundwasser ab 9 m Tiefe einbindenden Tiefpfähle sollen als Geothermiepfähle ausgebaut und zu Heiz- und Kühlzwecken genutzt werden.
6. Planungsrecht / Baurecht
Der Neubau der Bibliothek 21 ist im Rahmen des Bebauungsplans Londoner-/Moskauer Straße Stgt. 194 genehmigungsfähig.
Der Bebauungsplan für das Teilgebiet A1.10 wird derzeit im Rahmen einer Neuaufstellung an den Entwurf der Bibliothek und die angrenzende Bebauung angepasst.
Die Bibliotheksplanung ist baurechtlich und brandschutztechnisch vorabgestimmt, eine konkrete Festlegung von Auflagen und Nebenbestimmungen ist jedoch erst im Baugenehmigungsverfahren zu erwarten.
Für das Vorhaben sind ca. 60 Stellplätze baurechtlich notwendig, die auf der bestehenden Grundstücksfläche der Bibliothek nicht nachgewiesen werden können und mit einem Ablösebetrag von 780.000 € (brutto) in der Kostenberechnung enthalten sind. Auch eine weitergehende Prüfung ergab, dass keine Stellplatzbaulast in Nähe auf städtischen Flächen eingerichtet werden kann.
7. Kosten / Wirtschaftlichkeit
In den ermittelten Gesamtkosten der Kostenberechnung vom 26.09.2005 in Höhe von 65.600.000 € (brutto) sind Kosten für den Grunderwerb in Höhe von 2.588.000 €, Kosten für Ausstattung in Höhe von 4.146.000 €, sowie Kosten für die Erweiterung der Wasserfläche in Höhe von 424.000 € enthalten.
Die Bauwerkskosten (3 - 4) der Bibliothek belaufen sich insgesamt auf 44.660.000 €. Die Gesamtkosten (2-7) der Bibliothek ohne Grunderwerb belaufen sich auf 63.012.000 €
Die Kostenkennwerte der Bibliothek ermitteln sich daraus wie folgt:
Bauwerkskosten (3 - 4)
2.382 € / m² NGF
Bauwerkskosten (3 - 4)
448 € / m³ BRI
Gesamtkosten (2 - 7)
3.361 € / m² NGF
Gesamtkosten (2 - 7)
632 € / m³ BRI
Der Bibliotheksneubau liegt mit diesen Werten im wirtschaftlichen Rahmen und entspricht Bibliotheksobjekten aus dem Landes- und Hochschulbereich (Anlage 1).
8. Folgekosten
Im Rahmen eines Gutachtens zum zukünftigen Facility Management der Bibliothek 21 wurde von der Firma N. N.
(Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht)
eine umfassende Nebenkostenschätzung durchgeführt. Auf dieser Grundlage kann aus heutiger Sicht mit folgenden Folgekosten gerechnet werden:
Personalausgaben
4.314.000 €
Betriebs- und Sachausgaben *
1.703.000 €
Neubeschaffung Medien (ohne Stadtteilbüchereien)
1.155.000 €
Abschreibungen
2.653.000 €
Verzinsung des Anlagekapitals
1.804.000 €
Summe Folgeausgaben
11.629.000 €
abzüglich
Einnahmen aus Gebühren, Veranstaltungen
.
/
. 970.000 €
Folgekosten jährlich
10.659.000 €
* Darin enthalten sind die geschätzten Betriebskosten für die Aufbereitung / Reinigung der Wasserflächen in Höhe von ca. 50.000 Euro.
Die derzeitigen Folgekosten der Zentralbücherei im Wilhelmspalais mit den Bereichen Musikbücherei und Lektorat / Zentrale Buchbearbeitung, also der Bereiche, die zukünftig im Gebäude der Bibliothek 21 untergebracht sein werden, belaufen sich
ohne
die kalkulatorischen Kosten “Abschreibung und Verzinsung des Anlagekapitals” auf 4.003.000 Euro.
Vergleicht man die entsprechenden Zahlen, also jeweils ohne Berücksichtigung der kalkulatorischen Kosten, beläuft sich der jährliche Mehrbedarf der Bibliothek 21 auf 2.199.000 Euro.
9. Terminabwicklung
Bei endgültiger Beschlussfassung der N. N. AG
(Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht)
zu Stuttgart 21 im Herbst 2006 ist ein Baubeginn Ende 2007, eine Fertigstellung bis Ende 2009 und die Inbetriebnahme im Jahr 2010 realisierbar. Voraussetzung für einen Baubeginn Ende 2007 ist, dass die Planung im Jahr 2006 bis zur Genehmigungsplanung (Lph. 4 HOAI) und im Jahr 2007 bis zur Ausführungsplanung und Ausschreibung (Lph 5 - 7 HOAI) fortgeführt wird. Die Realisierung soll im Anschluss an den Baubeschluss im Herbst 2007 zeitgleich mit der Erschließung und Bebauung der Nachbargrundstücke erfolgen.
10. Personalbedarf
Im Gebäude der Bibliothek 21 werden folgende Abteilungen der Stadtbücherei untergebracht:
·
Bereich Direktion:
- Gesamtdirektion Stadtbücherei Stuttgart einschließlich Verwaltung
- Direktion Bibliothek 21
- Direktion Stadtteilbüchereien einschließlich zentraler Dienste
- Virtuelle Bibliothek, EDV und digitaler Service für gesamte Stadtbücherei Stuttgart
- Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation
·
Bibliothek 21:
- Acht Lernateliers
- Lesesalon
- Musikbücherei
- Kunstraum
- acht Auskunftsplätze
- Kinderbücherei
- Open End Area
- Verbuchung
- Hausmanagement
- eine mobile Hausauskunft
·
Rahmenbedingungen:
70 Öffnungsstunden an sieben Tagen in der Woche, 80% der Verbuchung erfolgt über Selbstbedienung, für die restliche Verbuchung wird nichtfachliches Personal eingesetzt, die Rücksortierung erfolgt über die Büchertransportanlage.
Derzeit verfügt die Zentralbücherei im Wilhelmspalais mit Musikbücherei und Lektorat/Zentraler Buchbearbeitung (ohne das Personal in den Stadtteilbüchereien!) über 79 Stellen.
Der Betrieb in der Bibliothek 21 erfordert einen Mehrbedarf von insgesamt 19 Stellen:
- erweiterte Öffnungszeiten (52 % plus)
- zusätzliche Beratungsplätze (80 % plus)
- 2 zusätzliche Hausmeister/Haustechniker entsprechend Gutachten N. N. Management
(Name wurde aus Datenschutzgründen gelöscht)
Die reinen Personalkosten für dieses zusätzliche Personal belaufen sich nach heutigem Stand (GRDrs 473/2005) auf ca. 914.000,- € und sind in den Folgekosten enthalten.
11. Medienausstattung
In den Gesamtkosten von 67,5 Mio. € sind die Mittel für einen zusätzlichen Medienetat, der zum Aufbau eines erweiterten Medienangebots der Bibliothek 21 erforderlich ist, nicht enthalten. Hierfür wurden bereits in den vergangenen Jahren 1.380.000,- € bereitgestellt und ausgegeben. Weitere Mittel sind noch erforderlich (vgl. auch GRDrs 1151/2005). Spätestens im Zusammenhang mit dem Baubeschluss wäre über die Höhe dieser Mittel zu entscheiden; sie müssten dann in den Haushalten ab 2008 bereitgestellt werden.
Finanzielle Auswirkungen
Die für die Weiterplanung bis Lph. 4 HOAI (Genehmigungsplanung) erforderlichen Planungsmittel in Höhe von 600.000 € sowie die Planungsmittel zur Weiterplanung der Lph. 5 - 7 HOAI (Ausführungsplanung, Vorbereitung/Mitwirkung bei der Vergabe) in Höhe von 3.900.000 € können im Doppelhaushalt 2006/2007 bei der Finanzposition 2.3520.9400.000-0100 (Bibliothek 21) finanziert werden.
Die Gesamtkosten des Neubauprojekts belaufen sich auf ca. 67,5 Mio. € (ohne Medienausstattung). Demgegenüber sind im Doppelhaushalt 2006/2007 und in der Finanzplanung insgesamt rd. 65,6 Mio. € veranschlagt. Der Differenzbetrag von 1,9 Mio. € - er entspricht der Mehrwertsteuererhöhung – wird bei der Fortschreibung der Finanzplanung berücksichtigt.
Die Folgelasten des Vorhabens betragen 10.868.500 € jährlich. Im Einzelnen wird hierzu auf Nr. 8 der Vorlage verwiesen.
Beteiligte Stellen
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Vorliegende Anträge/Anfragen
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Erledigte Anträge/Anfragen
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Dr. Wolfgang Schuster
Anlagen
Anlage 1: Statusbericht Drees + Sommer
Anlage 2: Erläuterungsbericht Yi Achitects
Anlage 3: Baubeschreibung
Anlage 4: Flächenberechnung / Flächenvergleich
Anlage 5: Kostenberechnung
Anlage 6: Energiedatenblatt