Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 206/2008
Stuttgart,
03/19/2008


Projekt: Welcome Center
Unterstützungsleistungen der Stadt für die wissenschaftlichen Einrichtungen bei der Anwerbung von Spitzenwissenschaftlern




Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
22.04.2008
23.04.2008

Bericht:


1. Ausgangslage/Zukunftsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes Stuttgart

Die Stadt Stuttgart und ihre Region ist einer der forschungsstärksten Standorte in Deutschland und Europa. Sie weist deutschlandweit eine der höchsten Dichten an wissenschaftlichen Einrichtungen auf. Diese wissenschaftliche Stärke ist eine entscheidende Basis für die Innovationsfähigkeit und den Wohlstand der Stadt.

Der internationale Wettbewerb der Hochschulen hat sich in den letzten Jahren erheblich verschärft. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen und damit die Zukunft des Wissenschaftsstandortes Stuttgart zu sichern, sind die Stuttgarter Universitäten und Forschungseinrichtungen darauf angewiesen, exzellente Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu rekrutieren. Doch für deutsche Universitäten wird es immer schwieriger, die besten Köpfe zu gewinnen. Hochqualifizierte, internationale Forscher werden weltweit umworben. Häufig können sie aus Angeboten von Universitäten aus mehreren Ländern auswählen.

Neben der Sicherung des Hochschulstandortes Stuttgart bringen ausländische Wissenschaftler für die Stadt weitere Vorteile. Internationale Professoren, die sich langfristig in Stuttgart ansiedeln, ziehen häufig weitere wichtige Wissenschaftler oder bedeutende Veranstaltungen, wie Kongresse und Tagungen, nach. Dies stärkt die internationale Ausrichtung unserer Stadt und den Ruf als exzellenten Wissenschaftsstandort.

Die Gastwissenschaftler, die nur vorübergehend hier forschen und lehren, tragen ihre Eindrücke von Stuttgart in ihr Heimatland und in die ganze Welt. Sie leisten damit einen Beitrag, den (Wissenschafts-)Standort Stuttgart bekannter zu machen und tragen ebenfalls zur Internationalisierung bei.


2. Projekt: „Welcome Center“

Bereits im Januar 2007 wurde vorläufig bis Ende des Jahres eine Stelle für den Bereich Wissenschaft und Hochschulen im Kulturamt eingerichtet. Seit 2008 besteht die Stelle dauerhaft. Eine wichtige Aufgabe der geschaffenen Stelle ist der Aufbau von Unterstützungsleistungen für die wissenschaftlichen Einrichtungen bei der Rekrutierung von internationalen Wissenschaftlern. Dieses Projekt trägt den Namen „Welcome Center“. Es handelt sich dabei um die Weiterführung der Ideen, die für das Konzept zum Wettbewerb der Alexander von Humboldt-Stiftung „Welcome Center“ im Juni 2006 entwickelt wurden.

Viele Studien und die Erfahrungen an den Universitäten zeigen, dass bei der Entscheidung ausländischer Wissenschaftler für eine Stelle nicht nur das Forschungsumfeld an der Universität eine Rolle spielt. Eine attraktive wissenschaftliche Ausstattung und ein hohes Ansehen der Universität reichen heute nicht mehr aus. Auch die persönlichen und administrativen Rahmenbedingungen für den Forscher und seine Familie müssen stimmen. Viele Universitäten, vor allem in den USA, in der Schweiz und zunehmend auch in Asien bieten deshalb ihren internationalen Wissenschaftlern neben ausgezeichneten Forschungs- und Arbeitsmöglichkeiten auch sehr gute private Rahmenbedingungen. Auch in Deutschland gewinnt dieser Fakt zunehmend an Bedeutung, und mehrere Universitätsstandorte haben bereits Strukturen zur Unterstützung von internationalen Wissenschaftlern aufgebaut.

Damit auch die Stuttgarter Universitäten internationalen Spitzenwissenschaftlern neben hervorragenden Forschungsbedingungen attraktive private Rahmenbedingungen anbieten können, die international konkurrenzfähig sind, wird die Stadt die Einrichtungen verstärkt unterstützen und innerhalb ihres Aufgabenspektrums Angebote machen.

Die individuellen Bedürfnisse des sich bewerbenden internationalen Professors und seiner Familie werden mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt. Dieser wurde in Anlehnung an einen Fragebogen der ETH Zürich entworfen und mit den beiden Universitäten abgestimmt.
Er wird der Familie vor dem ersten Besuch in Stuttgart zugesendet und behandelt Fragen zu Themen wie Wohnung, Kinderbetreuung und persönliche Interessen (siehe Anlage 1).

Mit Hilfe der Antworten wird versucht, der Familie bei ihrem ersten Besuch in Stuttgart ein Angebot entsprechend ihrer Bedürfnisse zu unterbreiten. Innerhalb der Stadt wurde dafür ein Netzwerk mit Ansprechpartnern aufgebaut. Alle Leiter der relevanten Ämter und Stabsstellen haben einen Verantwortlichen genannt, der sich um die jeweiligen Bedürfnisse der Wissenschaftlerfamilie innerhalb seiner Abteilung kümmert bzw. relevante Informationen zur Verfügung stellt. Anfragen der Kinderbetreuung werden so beispielsweise von einem Ansprechpartner im Jugendamt bzw. im Kinderbüro bearbeitet. Die Koordination mit den Universitäten und innerhalb der Stadt liegt bei der Fachreferentin für Wissenschaft und Hochschulen.

Die Anliegen von internationalen Wissenschaftlern, die nach Stuttgart kommen, sind sehr unterschiedlich, das haben die wissenschaftlichen Einrichtungen bestätigt. Die Gespräche mit den Stuttgarter Universitäten und Hochschulen, aber auch viele Erhebungen und die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass die Familie des Wissenschaftlers eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung für einen Umzug spielt. Der Forscher wird meist schnell in ein soziales Netz innerhalb der Universität eingebunden. Für die mitgekommenen Familienangehörigen hingegen ist es häufig schwierig, Informationen zu bekommen und soziale Kontakte zu knüpfen. Deshalb möchte die Stadt sich vor allem um die mitkommende Familie kümmern.

Ziel ist es, zum einen den Familien bei ihrem ersten Aufenthalt Angebote für ihre individuellen Bedürfnisse zu unterbreiten. Zum anderen sollen sie einen umfassenden Überblick über die kulturellen und sozialen Möglichkeiten und Einrichtungen der Stadt bekommen. Je nach Wunsch der Familie sind zum Beispiel eine Stadtführung, Karten für kulturelle Einrichtungen, wie z. B. das Theater oder die Staatsgalerie, oder ein Treffen mit Gleichgesinnten, wie zum Beispiel einer Sportgruppe, einer religiösen Gemeinschaft oder einer ausländischen Familie, die sich bereits in Stuttgart angesiedelt hat, denkbar.

Damit soll den Familien die Entscheidung für einen Umzug und ein möglicher Einstieg in Stuttgart erleichtert werden. Gleichzeitig setzt die Stadt auf diese Weise ein Signal, dass internationale Forscher in Stuttgart sehr willkommen sind, und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandortes.

Dieses Angebot wird zunächst in einer Pilotphase vor allem für internationale Spitzenwissenschaftler der beiden Universitäten Stuttgart und Hohenheim sowie für die Berufung von wissenschaftlichen Direktoren an die beiden Max-Planck-Institute gelten und gerade mit diesen nochmals abgestimmt. In begründeten Einzelfällen ist es aber auch offen für die anderen wissenschaftlichen Einrichtungen.

In der Pilotphase soll der nötige Arbeitsaufwand seitens der Stadt festgestellt, die Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Einrichtungen und den einzelnen Stellen bei der Stadt etabliert und Erfahrungen gesammelt werden. Nach dieser Phase wird der Service kritisch untersucht und dann je nach Erfolg auf die anderen wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt ausgeweitet.


3. Unterstützung von Gastwissenschaftlern

Auch die Gastwissenschaftler, die nur vorübergehend in Stuttgart arbeiten, sollen in Zukunft die Stadt und ihre kulturellen Möglichkeiten näher kennen lernen. Die wissenschaftlichen Einrichtungen fragen immer wieder an, ob die Stadt nicht ein Angebot für diese Zielgruppe machen kann.

Deshalb wird die Stadt für alle Gastwissenschaftler ein- bis zweimal im Jahr eine Stadtführung in Zusammenarbeit mit Stuttgart Marketing anbieten. So können die Forscher Stuttgart näher kennen lernen und tragen ihre positiven Eindrücke von der Stadt in ihre Heimatländer. Im Anschluss an die Stadtführungen wird es einen kleinen Empfang im Rathaus geben, bei dem der Oberbürgermeister die Gäste begrüßt. Besonders wichtigen und hochkarätigen Gastwissenschaftlern wird außerdem bei ihrer Ankunft ein Begrüßungsbrief des Oberbürgermeisters und, mit der Neuauflage im Sommer 2008, ein Kulturbonusheft übersandt.


4. Bisherige Maßnahmen und Ausblick

Um die Unterstützungsleistungen anbieten zu können, wurde bisher bei der Stadt gemeinsam mit den wissenschaftlichen Einrichtungen der mögliche Bedarf internationaler Spitzenwissenschaftler ermittelt und ein Fragebogen entworfen. Für diese Bedürfnisse ist innerhalb der Verwaltung ein Netzwerk mit Ansprechpartnern für die einzelnen Bereiche aufgebaut wurden, die im Bedarfsfall Informationen und Unterstützung bieten.

Mit den beiden Rektoren der Universitäten wurde die Strategie besprochen. Auf Arbeitsebene gab es bisher Gespräche mit der Universität Hohenheim, bei denen das gemeinsame Vorgehen und die Ziele abgestimmt wurden. Das Gespräch mit der Universität Stuttgart wird in den nächsten Wochen stattfinden.

Die Universität Hohenheim konnte bereits unterstützt werden. Der Ehefrau eines deutschen Professors, der bisher im Ausland gearbeitet hat, konnten Informationen und Hinweise zur Arbeitssuche gegeben werden. Bei einer aktuellen Berufung am Max-Planck-Institut für Metallforschung wird die Stadt das Institut unterstützen und attraktive Bauplätze zur Verfügung stellen.

Ziel der Maßnahmen ist es, die wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv bei der Rekrutierung von internationalen Spitzenwissenschaftlern zu unterstützen und damit den Wissenschaftsstandort Stuttgart langfristig zu sichern, auszubauen sowie die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Forschungseinrichtungen dauerhaft erfolgreich sind und zum Wohlstand und zur Attraktivität der Stadt beitragen.


Beteiligte Stellen

keine


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Dr. Susanne Eisenmann




Anlage 1: Fragebogen



File Attachment Icon
Vorlage2062008.pdf