Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 65/2009
Stuttgart,
09/14/2009


Erhalt und Ausbau des mu*pä*di



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
06.10.2009
07.10.2009

Bericht:


I. Ist-Zustand mu*pä*di

Der Museumspädagogische Dienst (mu*pa*di) bringt jährlich rund 30.000 Stuttgarter Kinder und Jugendliche - Kinder ab dem Kindergartenalter, vor allem Kinder im Grundschulalter - mit Kunst und Kultur in Berührung: Bei Führungen und museumspädagogischen Aktionen in den Stuttgarter Museen, bei Kunstprojekten und Ferienprogrammen. Damit leistet er mit einem relativ niedrigen finanziellen Aufwand einen hohen Beitrag zur kulturellen Bildung.

Diese sowohl breitenwirksame wie auch qualitätvolle kulturpädagogische Arbeit wird durch den Einsatz von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Honorarbasis ermöglicht, die ihre hohe fachliche Qualifikation als Wissenschaftler oder Kunstpädagogen in die Vermittlungsarbeit einbringen. Die Vergütung dieser anspruchs- und verantwortungsvollen pädagogischen Arbeit liegt zur Zeit deutlich unter den Honorarsätzen, die in anderen, direkt vergleichbaren Arbeitsgebieten, z.B. im Bereich der Theaterpädagogik des JES oder bei Kunstprojekten des Jugendamts, angewandt werden.

Die immer erfolgreichere Kultur vermittelnde Arbeit des mu*pä*di, insbesondere bei den attraktiven Kunstprojekten der Kunstwerkstatt „Unterm Turm“ (s. Anlage 2 „Statistik 2000 bis 2008“), hatte aber auch negative Konsequenzen: Das für Honorare zur Verfügung stehende Budget reicht nicht mehr aus. Dadurch kann das deutlich gestiegene Interesse an den kinder- und familienfreundlichen kulturpädagogischen Angeboten nicht befriedigt werden.

Stuttgarter Kinder/Schüler können bestimmte Programmangebote in den Museen entweder nicht in Anspruch nehmen, oder sie müssen die höheren Tarife der Museen (ohne städtischen „mu*pä*di-Zuschuss“) bezahlen. Nicht immer können qualifizierte Mitarbeiter/-innen gewonnen werden, und diese Honorarkräfte arbeiten verständlicherweise vorzugsweise für angemessen honorierende - auch kommunale – Auftraggeber. Die Konsequenz: Sie stehen dem mu*pä*di nachrangig zur Verfügung oder gehen ihm verloren.

Ohne Anpassung der Haushaltsmittel an die tatsächlichen Anforderungen sind die Konsequenzen, dass

- die Bildungsangebote des Museumspädagogischen Dienstes reduziert werden müssen;
- für den mu*pä*di mittelfristig keine ausreichend qualifizierten freien Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden oder
- bei den absehbar erforderlichen Erhöhungen der Kostenbeiträge Kinder aus sozial schwachen Familien von der Teilnahme an den Bildungsangeboten des mu*pä*di ausgegrenzt würden.


II. Ausbau des mu*pä*di zu einem kulturpädagogischen Dienst


1. Vorgeschichte

Die sachkundigen Bürgerinnen und Bürger im Ausschuss für Kultur und Medien (AKM) haben mit ihrem Antrag vom Juli 2006 der großen gesellschaftlichen Bedeutung des Themas Kulturvermittlung vor allem für junge Menschen Rechnung getragen. Das Kulturamt führte daraufhin eine breit angelegte Umfrage unter den Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden durch mit dem Ziel, deren Meinung und Position zum Thema zu erfahren. Über das Ergebnis sowie über grundsätzliche Überlegungen und Thesen zum Thema Kulturpädagogik/Kulturvermittlung wurde im AKM am 22. April 2008 ausführlich berichtet (siehe GRDrs 274/2008).

Der Bericht sowie der Vorschlag, die Analyse und Diskussion weiterzuführen und einen Katalog erforderlicher Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Kulturvermittlung mit dem Museumspädagogischen Dienst als „Keimzelle“ zu erarbeiten, wurde von den Mitgliedern des Ausschusses einhellig begrüßt.


2. Arbeitskreis Kulturvermittlung

Wie im AKM beschlossen wurde ein Arbeitskreis „Kulturvermittlung“ mit interessierten Mitwirkenden aus dem AKM gegründet, der sich bisher drei Mal getroffen hat. Dabei
wurden die vom mu*pä*di vorgelegten Ergebnisse einer breit angelegten Umschau und mehrere vom Kulturamt vorgeschlagene Denkmodelle eines erweiterten „mu*pä*di als Kulturvermittlungsdienst“ diskutiert.

Die Ergebnisse der Beratungen sehen vor, dass ein erweiterter Kultur vermittelnder bzw. kulturpädagogischer Dienst vor allem eine Anlauf- und Beratungsstelle sein sollte, die vernetzt und Angebote qualifizieren soll. Die Sicherung der Qualität von Bildungs-programmen muss eine zentrale Aufgabe darstellen.

Die Stuttgarter Schulen und Kindergärten stehen im Zentrum der Aktivitäten, zumal aus immer weniger Elternhäusern Impulse an Kinder und Jugendliche gelangen, kulturelle Angebote wahrzunehmen. Dabei sind Haupt-, Real-, Sonder- und Berufsschulen besondere Problembereiche. Möglichst alle Kinder und Jugendliche sollen mit den vielfältigen kulturellen und Kultur vermittelnden Angeboten, die in der Stadt vorhanden sind, in Berührung gebracht werden. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk Kindern und Jugendlichen aus eher bildungs- und kulturfernen Milieus, für die die Kenntnis und das gemeinsame Erleben von Kultur auch integrationsfördernd wirkt.


3. Aufgaben und Ziele

Ein kommunaler kulturpädagogischer Dienst sollte nachfolgende Aufgaben übernehmen bzw. Ziele erfüllen:

1. Erhalt der bislang vom mu*pä*di geleisteten qualitätvollen und breit wirkenden Vermittlungsarbeit; 2. Erweiterung des Vermittlungsangebots für Schulklassen, für KiTa-Gruppen 3. Vernetzung mit anderen städtischen und nichtstädtischen Einrichtungen, welche im Bereich der kulturellen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aktiv sind (Jugendhäuser, Jugendamt, Vereine, Kirchengemeinden, …);

4. Einrichtung und Pflege einer digitalen „Infobörse Kulturpädagogik“ vor allem für Lehrerinnen und Lehrer mit dem Ziel,
5. Intensivierung der Informationsarbeit für Lehrer/-innen und – neu – für Erzieher/-innen durch Ausbau und Pflege der Kontakte-AG des Kulturamts und der Angebote für „Kulturagenten“ an Schulen und ggf. auch in Kindergärten.


III. Personelle und finanzielle Auswirkungen, Weiteres Vorgehen

Dass diese Weiterentwicklung auf der Basis der bereits jetzt vom mu*pä*di geleisteten Vermittlungsarbeit nicht ohne eine personelle Aufstockung zu bewerkstelligen ist wurde von den Mitgliedern des AKM einvernehmlich gesehen.

Um das bisher erreichte Niveau der museumspädagogischen Bildungsarbeit zu halten schlägt die Kulturverwaltung vor,

- eine Stelle in TVöD 13 (Gesamtkosten 83.150 €) für die kunstpädagogische und kunstwissenschaftliche Konzeption der Projektarbeit in der Kunstwerkstatt „Unterm Turm“ zu schaffen, um die bisherige Vermittlungsarbeit zu erhalten bzw. zu sichern und um die personelle Entlastung bzw. die Stellvertretung des Dienststellenleiters zu gewährleisten; - der zwingend geforderten Anpassung der Honorarsätze an branchenübliche Sätze Rechnung zu tragen. Dafür ist eine Budgeterhöhung um 26.500 € notwendig. Dadurch könnten auch die Kostenbeiträge, die von den Kindern bzw. den Eltern zu bezahlen sind, auf einem sozial verträglichen Niveau gehalten werden;


Um das Fundament für einen kulturpädagogischen Dienst zu legen und die Erfüllung der erweiterten Aufgaben zu gewährleisten bedarf es der Schaffung - einer Stelle in TVöD 10 (Gesamtkosten 69.610 €) für die Konzeption von Projektangeboten in weiteren, insbesondere in bislang kulturpädagogisch unversorgten künstlerischen Sparten, zur „Vernetzung“ und zur Einrichtung und Pflege einer digitalen Infobörse Kulturpädagogik; - einer Stelle in TVöD 6 (Gesamtkosten 51.050 €) für die Terminorganisation von Projekten in allen künstlerischen Sparten, für Rechnungswesen, Statistik und andere organisatorischen Arbeiten.

Für die zusätzlichen Vermittlungsangebote sind Mittel für Honorare in Höhe von 50.000 € und Mittel für Sachkosten in Höhe von 10.000 € erforderlich.

(s. auch Anlage 1: Modell „mu*pä*di als Kulturvermittlungsdienst“)


Beteiligte Stellen

Die Referate AK und WFB haben Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der HH-Planberatungen erfolgen.


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Dr. Susanne Eisenmann




Anlage 1 : Modell mu*pä*di als Kulturvermittlungsdienst
Anlage 2: Statistik 2000 -2008




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