Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Umwelt/Sicherheit und Ordnung
Gz: USO 6111-00
GRDrs 30/2003
Stuttgart,
04/17/2003



EU – Forschungsprojekt “PROSIDE” (Promotion Sustainable Inner Urban Development - Unterstützung einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung)



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuß für Umwelt und Technik
Ausschuß für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuß
Ausschuß für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuß
Einbringung
Beratung
Beschlußfassung
Beratung
Beschlußfassung
nichtöffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
29.04.2003
06.05.2003
07.05.2003
13.05.2003
21.05.2003



Beschlußantrag:
  1. Der Beteiligung an dem von der Europäischen Kommission mit 140.000 EURO geförderten INTERREG III B - Projekt “PROSIDE - Unterstützung einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung” wird zugestimmt.
  2. Der Aufwand von 169.240 EURO (140.000 € EU, 29.240 € Stadt) wird bei Finanzposition 1.7240.6265.000/EU-Projekt PROSIDE in den Haushaltsjahren 2003 bis 2006 wie folgt gedeckt:
    2003
    50.000 €
    2004
    100.000 €
    2005
    10.000 €
    2006
    9.240 €

3. Vom Personalbedarf von einer Stelle für das INTERREG III B - Projekt PROSIDE wird Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird ermächtigt, einen Diplom-Geographen in Verg. Gr. IVa BAT für die Dauer des Projektes außerhalb des Stellenplans einzustellen. Die Finanzierung erfolgt zu 100 % über EU-Mittel.

4. Vom Tätigwerden einer Mitarbeiterin der Abteilung Wirtschafts- und Arbeitsförderung für das Projekt im Rahmen der EU-Förderung (Umfang insgesamt 225 Stunden, ohne Ausweitung des Beschäftigungsumfangs, Zeitraum bis 31.12.2004) wird Kenntnis genommen.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Die Landeshauptstadt beteiligt sich mit dem Projekt PROSIDE an der EU-Gemeinschaftsinitiative INTERREG III B im mittel- und südosteuropäischen Kooperationsraum CADSES. PROSIDE leistet einen Beitrag zum Maßnahmenbereich 1.2 “Gestaltung der Stadtentwicklung, Förderung von Städtenetzen und städtischer Kooperation”. In dem Projekt wendet die Stadt gemeinsam mit Budapest und Mailand unter Beteiligung von Lodz, Ploiesti (Rumänien) und Wien eine neue Methodik zur Überwindung städtebaulicher und ökologischer Missstände mit Hilfe privater Investitionen an. Die Stadt bringt in dieses Projekt ihre bei der “Zukunftsoffensive Vaihingen Möhringen”, der “Systematischen Altlastenbearbeitung Stuttgart” und dem “Nachhaltigen Bauflächenmanagement Stuttgart (NBS)” erworbenen Erfahrungen und Arbeitsergebnisse ein:

Die Europäische Kommission gewährt für die Leistungen der Stadt eine Förderung in Höhe von 140.000 EURO. Die städtische Eigenbeteiligung setzt sich zusammen aus einer finanziellen Beteiligung in Höhe von 29.240 € und aus Eigenleistungen städtischer Mitarbeiter/innen im Gegenwert von 113.000 €.

Der Stadt entstehen Vorteile durch Altlastenuntersuchungen und die Vorbereitung erster Investitionen im Sinne der Olympiaplanung im südlichen Bahnhofsumfeld von Bad Cannstatt, einem für die Entwicklung des gesamten Stadtquartiers Am Veielbrunnen, für das Wasengelände und die Stadtentwicklung am Neckar bedeutenden Stadtquartier.

Der Stadt erwächst aus dem Projekt keine neue Daueraufgabe.

Finanzielle Auswirkungen
Einmalige KostenLaufende Folge- kosten jährlich
Gesamtkosten der Maßnahme
169,240.00 Euro
Laufende Aufwendungen
0.00 Euro
Objektbezogene Einnahmen
140,000.00 Euro
Laufende Erträge
0.00 Euro
Von der Stadt zu tragen
29,240.00 Euro
Folgelasten
0.00 Euro
Mittel im Haushaltsplan/ Finanzplanung
veranschlagt
Noch zu veranschlagen
169,240.00 Euro
Veranschlagt bei AHSt. 1.7240.626400.9


Beteiligte Stellen

Referat A
Referat F
Referat T
OB/82


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
Beteiligung Bezirksbeirat Bad Cannstatt





Jürgen Beck

Anlagen

Ausführliche Begründung
Lageplan Projektgebiet


Anlage 1 zur GRDrs 30/2003

PROSIDE - Promoting Sustainable Inner Urban Development - Unterstützung einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung

Das Gemeinsame INTERREG III B CADSES Sekretariat in Dresden hat mit Schreiben vom 23.01.2003 in Aussicht gestellt, dass das Projekt “Promoting Sustainable Inner Urban Development (PROSIDE) - Unterstützung einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung” gefördert wird. Das Projekt ist im mittel- und südosteuropäischen Kooperationsraum CADSES des Programms INTERREG III B der Europäischen Union angesiedelt.

Die Laufzeit von PROSIDE beträgt drei Jahre. Der Projektbeginn wurde für den 24.03.2003 beantragt. Die CADSES-Projektlenkungsgruppe hat für PROSIDE Gesamtkosten in Höhe von 2.139.000 € als zuschussfähig anerkannt. Die Europäische Union beteiligt sich an den Gesamtkosten mit bis zu 920.500 € (43 %) aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE-Fonds) und mit bis zu 200.000 € (9 %) aus dem Hilfsprogramm zur wirtschaftlichen Unterstützung für Polen und Ungarn (PHARE).

An dem Projekt beteiligen sich die Städte Budapest und Mailand sowie mit Beobachterstatus Lodz und Ploiesti (Rumänien). Die Stadt Wien beabsichtigt, sich ebenfalls an dem Projekt durch einen noch einzureichenden Ergänzungsantrag zu beteiligen.

Projektpartner sind antragsgemäß:

Ziele und Grundlagen von PROSIDE

Eine Aktivierung von Bauflächenpotenzialen auf innerstädtischen baulichen Brachflächen (Brownfields) unter dem Nachhaltigkeitsaspekt erfordert ein Zusammenführen von

Häufig scheitern private Investitionen an scheinbaren Widersprüchen zwischen ökonomischen Interessen und damit verbundenen zeitnahen Entscheidungen einerseits und ökologischen und sozialen Belangen andererseits. PROSIDE zielt darauf ab, eine Methodik zur Bewältigung dieser Widersprüche zu entwickeln. Einzelne Werkzeuge der Methodik wie Testplanungen, nutzungsbezogene orientierende Altlastenuntersuchungen, Win-Win-Strategien, Internetpräsentationen oder Zukunftsoffensiven sind in früheren Projekten bereits angewendet worden. Im Rahmen von PROSIDE soll die Praxiseignung der Methodik und der benötigten Werkzeuge verbessert, die Robustheit erhöht (d.h. die Werkzeuge werden einfacher und schlanker, die Ergebnisse schneller erreicht, die Anwendung erfolgt zielgerichteter) und dadurch der Aufwand minimiert werden.

Leitgedanke des PROSIDE-Projektes ist die Verbesserung der Stadtinnenentwicklung und der dortigen Umweltbedingungen mit Hilfe privater Investitionen.

Durch sogenannte Schlüsselinvestitionen soll die nachhaltige Entwicklung zentraler Standorte auf bestehenden innerstädtischen Brachflächen angestoßen und damit ein positiver Impuls zur Entwicklung von Umwelt und Umfeld ausgelöst werden. Dazu müssen private Investoren gezielt gewonnen und zur Planung und Umsetzung von Schlüsselinvestitionen angeregt werden.

Die Optimierung der Investorengewinnung stellt ein zentrales Ziel des Projektes dar. Dazu ist es notwendig, die unterschiedlichen Interessenskonstellationen der Gebiets- und Projektentwicklung stadtverwaltungsintern mit den verschiedenen beteiligten Ämtern wie auch extern mit Grundstückseigentümern, Mietern/Pächtern, Nachbarn und potentiellen Investoren zu kommunizieren. Hierin erweitert das Konzept die bei den Projekten “Zukunftsoffensive Vaihingen/Möhringen” und “Nachhaltiges Bauflächenmanagement Stuttgart (NBS)” erarbeiteten methodischen Ansätze.

Die Investorenplanungen sollen mit Hilfe des Instruments der Testplanung auf ihre städtebauliche und ökologische Nachhaltigkeit hin überprüft werden. Erkannte Schwachstellen sollen gemeinsam mit den Investoren durch Planungsoptimierungen abgebaut werden. Diese neuartige Methodik der Testplanung ist wissenschaftlich beschrieben. Im Projekt “NBS” erstmals in Stuttgart eingesetzt, wird sie in PROSIDE weiterentwickelt und ergänzt.

Ein weiteres Ziel des Projektes bildet die Bearbeitung und Überwindung des Altlastenproblems auf innerstädtischen Brachflächen. Hierzu wird ein ganzheitliches Untersuchungs-, Bewertungs- und Sanierungskonzept für großflächige Boden- und Grundwasserkontaminationen in industriell genutzten Gebieten entwickelt. Das Konzept baut auf den erkundungsstrategischen Ansätzen und Ergebnissen der “Systematischen Altlastenbearbeitung Stuttgart”, der “Integralen Altlastenerkundung im Neckartal Stuttgart” und des Forschungsvorhabens “Integriertes Konzept zur Grundwassersanierung (INCORE)” auf.

Maßnahmen

Alle Methoden und Werkzeuge werden mit Hilfe von Modellvorhaben (Best Practice Anwendungen) entwickelt, erprobt und optimiert. Das Projekt PROSIDE gliedert sich dazu in folgende Arbeitspakete:

In jedem der drei Modellvorhaben wird zunächst in Stuttgart, dann in Mailand und schließlich in Budapest auf Basis der national und regional unterschiedlichen Ausgangssituationen mit Hilfe der vier Arbeitspakete AP1 bis AP4 ein Realisierungskonzept für nachhaltige Initialprojekte weiterentwickelt und beschrieben. Das an die Erfordernisse des CADSES-Raumes angepasste Konzept wird im Abschlussbericht beschrieben (AP 5).

Modellgebiet der Landeshauptstadt Stuttgart

Die Landeshauptstadt Stuttgart führt die geplanten Aktivitäten auf dem Gebiet “ Bad Cannstatt – Süd / “Am Veielbrunnen” durch (siehe Lageplan, Anlage 2). Ziele sind

Das Projektgebiet “Bad Cannstatt – Süd / Am Veielbrunnen” wurde in drei Teilgebiete gegliedert. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt im Bereich von Teilgebiet I. Dieses Teilgebiet bildet analog zum “Wasserwerks-Areal” in Stuttgart-Ost eine Eingangssituation sowohl von der König-Karls-Brücke wie auch vom Bahnhof Bad Cannstatt her. Eine Aufwertung des Gebietes strahlt daher auf das Wohngebiet (Teilgebiet II) sowie auf den Güterbahnhof Bad Cannstatt (Teilgebiet III) aus und stößt dort notwendige Modernisierungen bzw. städtebauliche Erneuerungen an.

Die Teilgebiete II und III werden zunächst nur in ihrer Wechselwirkung zu Teilgebiet I in die Projektdurchführung aufgenommen. Das Amt für Stadterneuerung bereitet den Förderantrag “Towards More Effective and Sustainable Brownfield Revitalisation Policies (ReVit)” im Programm INTERREG III B Nordwesteuropa für die Teilgebiet III vor. Über diesen Antrag wird bis zum Beginn erster PROSIDE-Maßnahmen (01.07.2003) entschieden. Danach kann der Umfang der PROSIDE-Aktivitäten in Teilgebiet III abschließend festgelegt werden.

Ziel des PROSIDE-Ansatzes für das Stuttgarter Projektgebiet ist es, Investoren zu gewinnen, mit diesen gemeinsam Planungen und vorbereitende Untersuchungen durchzuführen und die Planungen zu optimieren.

In Arbeitspaket 1 erfolgt eine Fortschreibung der NBS-Datenbank der baulichen Brachflächen in Stuttgart mit dem Ziel der Investorengewinnung.

In den Arbeitspaketen 2 und 3 werden für das Projektgebiet Testplanungen und Umweltuntersuchungen durchgeführt, die eine städtebauliche Entwicklung unterstützen.

In den Arbeitspaketen 2 und 4 werden gemeinsam mit Investoren, Gremien, Bürgern und Verwaltung Investorenplanungen kommuniziert und optimiert.

Das Stadtplanungsamt bearbeitet die Arbeitspakete 1 und 2, das Amt für Umweltschutz die Arbeitspakete 3 und 4. In den Arbeitspaketen 1 und 2 arbeitet das Stadtplanungsamt mit der Universität Karlsruhe, Institut für Städtebau und Landesplanung zusammen. In den Arbeitspaketen 3 arbeitet das Amt für Umweltschutz mit der UW Umweltwirtschaft Stuttgart zusammen. In Arbeitspaket 4 arbeitet das Amt für Umweltschutz mit der Abteilung Wirtschafts- und Arbeitsförderung und der KOMMA-Plan Stuttgart zusammen und koordiniert die Arbeiten.

Das städtische Budget beläuft sich auf insgesamt 282.240 € einschl. 2.240 € Mehrwertsteuer. Die EU gewährt hierfür einen Zuschuss in Höhe von 140.000 €, davon 113.000 € für Personalkosten, 10.000 € für eine in Stuttgart stattfindende Tagung, 10.000 € für Reisekosten und 7.000 € für den Untervertrag mit KOMMA-Plan.

Die städtische Eigenbeteiligung in Höhe von 29.240 € wird zur Erbringung der Komplementärmittel einschl. Mehrwertsteuer bereitgestellt. Der Betrag setzt sich zusammen aus Reisekosten (10.000 €), Tagungskosten (10.000 €) und Kosten für den Unterauftragnehmer (7.000 € zuzüglich 2.240 € aus 16 % Mehrwertsteuer, welche die Europäische Union nicht erstattet). Diese Kosten werden aus Projektmitteln für die kommunale Altlastenbearbeitung gedeckt.

Die darüber hinaus erforderliche Eigenbeteiligung der Stadt in Höhe von 113.000 € wird durch den Personaleinsatz städtischer Mitarbeiter erbracht. Beim Amt für Umweltschutz und beim Stadtplanungsamt werden vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Projekt PROSIDE im Umfang von jeweils rund 10 bis 15 % ihrer Arbeitszeit, d.h. insgesamt rund 19 Personenmonaten aktiv mitarbeiten.

Beide Ämter werden in ihrer Arbeit durch ein/e Geograf/in unterstützt. Diese/r wird während der Projektphase, in welcher die Planungen und Maßnahmen im Projektgebiet “Bahnhofsumfeld Süd/Am Veielbrunnen” durchgeführt werden (Juli 2003 bis Dezember 2004) in Stadtplanungsamt und Amt für Umweltschutz tätig sein. Aus dem Projekt werden 18 Monate Personalkosten finanziert, die jeweils zur Hälfte den beiden Ämtern zu Gute kommt.

Für die Wirtschaftsförderung wurde eine städtische Eigenbeteiligung von durchschnittlich einem Arbeitstag wöchentlich im ersten Projektjahr (360 Stunden) kalkuliert. Darüber hinaus können im gesamten Projektzeitraum April 2003 bis März 2006 zusätzlich 225 Stunden ihrer Tätigkeit aus dem EU-Projekt finanziert werden.

Für die Altlastenuntersuchung werden beim Umwelt- und Verkehrsministeriums Baden-Württemberg zusätzliche Fördermittel in Höhe von ca. 100.000 € beantragt.

Nutzen für die Landeshauptstadt Stuttgart

Die Förderung der nachhaltigen Stadtinnenentwicklung dient der Sicherstellung einer gesunden und nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung. PROSIDE unterstützt die Gewinnung privater Investoren und die Vorbereitung der Investitionen für das wichtige Teilgebiet “Bahnhofsumfeld Süd” der Olympia-Planung Bad Cannstatt. Besonders in Zeiten knapper Haushaltmittel sind private Investitionen notwendig, um städtebauliche Missstände und Umweltschäden mit vertretbarem Einsatz von öffentlichen Mitteln überwinden zu können. Durch die Beteiligung an dem Projekt PROSIDE entstehen für die Stadt Vorteile bei der Behandlung kommunaler Altlasten und bei der Investorengewinnung. Insoweit erwächst der Stadt keine neue Daueraufgabe, vielmehr erhalten die für die Aufgabenerledigung schon bisher zuständigen Bereiche bessere Grundlagen bzw. Arbeitshilfen.

Die Landesregierung von Baden-Württemberg arbeitet derzeit auf Vorschlag der Landeshauptstadt Stuttgart und des Städtetages Baden-Württemberg an einer Novellierung der Förderrichtlinien Altlasten und beabsichtigt, die Stadtinnen-
entwicklung auf Altlastenflächen als zusätzlichen Fördertatbestand aufzunehmen. PROSIDE wird dafür wichtige Argumentationshilfen bereitstellen, die an den Städtetag Baden-Württemberg und in die Landesministerien herangetragen werden sollen.

Das PROSIDE-Budget ermöglicht eine Teilfinanzierung ohnehin notwendiger und geplanter Maßnahmen. Es dient der Umsetzung wichtiger Elemente der städtischen Olympiaplanung. Es dient auch zur beispielhaften Umsetzung der städtebaulichen Aufwertung des Umfeldes eines S-Bahnhofes und ergänzt die Aktivitäten im Rahmen der Vorbereitenden Untersuchung für die Festlegung eines Sanierungsgebietes.