Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Wirtschaft/Finanzen und Beteiligungen
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit

Gz: WFB und SJG
GRDrs 283/2008
Stuttgart,
07/03/2008



Übergangsmanagement und abgestimmte Maßnahmeplanung im Übergang Schule-Beruf



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen
Verwaltungsausschuss
Jugendhilfeausschuss
Schulbeirat
Beschlussfassung
Beschlussfassung
Beschlussfassung
Beratung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
11.07.2008
16.07.2008
29.09.2008
30.09.2008



Beschlußantrag:

1. Von der Teilnahme der Landeshauptstadt Stuttgart am Bundesprogramm „Lokales Übergangsmanagement“ (Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den Jahren 2008 bis 2012) wird Kenntnis genommen (vgl. Anlage 1). Den Ausschüssen wird jährlich Bericht erstattet. 2. Entwicklungsziele und das differenzierte Arbeitsprogramm mit den einzelnen Meilensteinen werden zur Kenntnis genommen und befürwortet. Erste Zwischenergebnisse werden im Frühjahr 2009 vorgestellt.

3. Die Ergebnisse der 1. Folgebefragung der Längsschnittuntersuchung „Stuttgarter Haupt - und Förderschüler/innen auf dem Weg von der Schule in die Berufsausbildung“ werden im Herbst 2008 in die gemeinderätlichen Ausschüsse eingebracht.

4. Die Verwaltung wird zum Thema „Produktionsschule“ eine Arbeitsgruppe einrichten. Diese wird bis Ende 2008 einen Vorschlag vorlegen, wie Elemente dieses Modells zur Verbesserung der Stuttgarter Angebotslandschaft, insbesondere bezogen auf Schulabbrecher/-innen, beitragen können.


Begründung:


Zu 1: Neues Förderprogramm des BMBF: „Perspektive Berufsabschluss/ Förderinitiative Lokales Übergangsmanagement“

Im Bereich der beruflichen Übergangsförderung wird in Stuttgart, insbesondere seit 2005, an einer Verbesserung der Kooperation und Verzahnung der Angebote gearbeitet (Kooperationsvereinbarung Fördersystem u25, Steuerungsgruppe u25, Jugendkonferenz und Jugendhearing, Längsschnittstudie).

Ziele sind, „Berufskarrieren statt Maßnahmekarrieren“ von jungen Menschen zu ermöglichen, Ressourcen effektiver zu bündeln und Doppelstrukturen abzubauen sowie ein aufeinander abgestimmtes Baukastensystem der Hilfen im Übergang Schule-Beruf zu entwickeln (Gesamtfördersystem u25).

Mit der Aufnahme der Landeshauptstadt Stuttgart in das Förderprogramm „Perspektive Berufsabschluss/Lokales Übergangsmanagement“ können die Ressourcen zur Umsetzung dieser Ziele erweitert und die bisherige Arbeit intensiviert werden. Mit Hilfe des Programms sollen nicht einzelne Ansätze bzw. Maßnahmen, sondern eine lokale Strukturförderung und der Aufbau einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft gefördert werden.

Ziel aller beschriebener Maßnahmen ist, den jungen Menschen bereits ab der sechsten, spätestens ab der siebten Klasse Hauptschule eine verlässliche Struktur und auf den einzelnen Jugendlichen zugeschnittene Maßnahme anzubieten, um den Jugendlichen einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf zu sichern.

· Die Landeshauptstadt Stuttgart ist eine von 27 Kommunen, die aus 172 Bewerbungen den Zuschlag für eine knapp vierjährige Förderung (01.05.2008 - 31.03.2012) in Höhe von insgesamt 650 000 € erhalten hat. Durch diese Bundesförderung sind die gesamten Kosten (Personalkosten und Sachkosten) des Projektes gedeckt. Darüber hinaus sind von der Stadt keine weiteren finanziellen Mittel aufzubringen.

· Die Gesamtverantwortung für das Programm „Lokales Übergangsmanagement“ liegt beim Ersten Bürgermeister. Die Federführung, Geschäftsführung und Projektleitung liegt beim Jugendamt. Das federführende Jugendamt leistet gegenüber dem Ersten Bürgermeister und der Politik eine kontinuierliche Berichterstattung. · Das Team „Lokales Übergangsmanagement“, bestehend aus zwei inhaltlichen Mitarbeiter/-innen (je 75 %, Eingruppierung in EG 13), Honorarkräften und einem Anteil Verwaltungskraft (25 %, Eingruppierung in EG 6), wird im Jugendamt angesiedelt sein. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Stellen ab dem 01.09.2008 besetzt werden können. Die Besetzung dieser befristeten Stellen erfolgt außerhalb des Stellenplans. Die dadurch anfallenden Personalkosten sind zu 100% durch den Bundeszuschuss gedeckt.

· In der Steuerungsgruppe u25, in der die Spitzen aller im Arbeitsfeld der beruflichen Übergänge beteiligten Systeme (Agentur für Arbeit, JobCenter u25, Jugendhilfe, Schule, Arbeitsförderung, Stabsstelle Integration) zusammenarbeiten, werden alle Entwicklungsschritte und Projektaufträge miteinander abgestimmt und über die Maßnahmeplanung entschieden.

· Der Aufbau eines Übergangsmanagement wird als ein kommunikativer (Planungs- und Weiterentwicklungs)Prozess verstanden, in dem verschiedene Akteure, (Migrations)Gruppen und Träger im Rahmen eines kommunalen Strukturmodells (siehe Anlage) eingebunden sind.


Zu 2. Entwicklungsziele und Arbeitsprogramm

Die Entwicklungsziele für den Arbeitszeitraum sind folgendermaßen formuliert:

1. Verbesserter Übergang am Startplatz Schule, insbesondere Aufbau einer individuellen Begleitung von der 8. Klasse bis zum 1. Halbjahr in Ausbildung (Lotsen, Mentoren, Berufseinstiegsbegleiter - Gedanke, siehe auch Beauftragung im Rahmen des Doppelhaushaltes 2008/2009).

2. Aufbau von Elternberatung, insbesondere für Familien mit Migrationshintergrund, damit diese unterstützt werden, ihre Kinder im beruflichen Übergang gut begleiten zu können.

3. Stärkere Einbeziehung des Engagements der örtlichen Wirtschaft.

4. Verbesserung der lokalen Datenlage, Aufbau eines Monitorings und einer gemeinsamen d. h. ressortübergreifenden kommunalen Berichterstattung 5. Umsetzung einer abgestimmten, aufeinander aufbauenden Maßnahmeplanung.

Arbeitsprogramm zur Umsetzung der Ziele (Stand Mai 2008)

Was?SchritteZeitraumErgebnis/
Meilenstein
1. Verbesserte DatenlageBestandsaufnahme
„Angebote an allgemein bildenden und beruflichen Schulen“
August 2008 –
Oktober 2008
Reader
Bestandsaufnahme „Aktualisierter Gesamtüberblick Angebote im
beruflichen Übergang“, incl.
Praktika
Okt. 2008 - Dez. 2008Gesamt-Reader
Aufbau einer Internetplattform
„Angebote in Stuttgart“ und Pflege der Plattform
Januar 2009 – März 2012 Öffentlich
zugängliche Internetplattform über
aktuelle Angebote für Jugendliche
Konzeptentwicklung
„Ressortübergreifendes
Berichtswesen“
Grundkonzept
Febr. 09 –
Sept. 09
Grundkonzept lokale, ressortübergreifende Berichterstattung „Übergang Schule-Beruf“
Umsetzung BerichtwesenJanuar 2010 – Dez. 2011Fortlaufende ressortübergreifende
Berichterstattung
Aufbau einer Datenbank –
individuelle Verläufe
August 2009 – Juli 2011Vorhandene
Datenbank
Aufbau einer WirkungsevaluationNovember 2009 – Juli 2010Evaluationskonzept zu Wirkungsweisen
Umsetzungsprozess
Wirkungsevaluation
Sept. 2010 –
März 2012
2. Aufbau
einer Individuellen Übergangsbegleitung
Auswertung der Übersicht
„Angebote an Schulen“
Nov. 2008 –
Febr. 2009
Basisinformationen und Ansatzpunkte für Koordination der
Angebote an Schulen
Vorbereitung, Durchführung und
Auswertung Jugendkonferenz
„Startplatz Schule“
Nov.. 2008 - Juli 2009Austausch und
abgeleitete
Handlungsempfehlungen
Weiterentwicklung der vertieften Berufsorientierung mit der Agentur für Arbeit Okt. 2008 –
Juli 2009 und fortlaufend
Weiterentwicklung des Konzeptes
Konzept Elternberatung entwickeln und umsetzenJanuar 2009 –
Nov. 2011
Grundkonzept und Umsetzungserfahrungen
Konzept Übergangsbegleitung:
Prüfung von Modellen aus anderen Städten und Entwicklung eines Grundkonzeptes, exemplarische
Umsetzung an einzelnen Schulen
Okt. 2008 –
Mai 2009
Vorlage eines Grundkonzeptes zum
Doppelhaushalt
3. Zusammenarbeit: Hilfesysteme und WirtschaftÜberblick: Engagement und
Kooperationsmodelle Stuttgarter
Betriebe/ Ansprechpartner
Schwerpunkt 2009/2010 und
fortlaufend
Interviews mit Wirtschaftsvertretern zu Ansatzpunkten aus ihrer Sicht
Auswertung der Interviews und
Ableitungen für Konzepte
4. Abgestimmte Maßnahme-
planung
Sichtung und Auswertung des
aktualisierten Gesamtüberblicks
Bewertung und Ableitung von
Konsequenzen
Januar 2009 –
Juni 2009
Arbeitsgrundlage
Einrichtung einer Arbeitsgruppe:
Konzept zur Vorgehensweise;
Entwicklung einer Grundvorstellung
Arbeitspapier für die Steuerungsgruppe u25
Verbesserte lokale Koordination der
verschiedenen EU-, Landes- und Bundesprogramme im Bereich u25
Mitte 2009- Ende 2011Erfolgte Koordination und implementierte
Struktur: Gezielte Einsetzung von Mitteln im Hinblick auf ein Übergangsmanagement und den lokalen Bedarfen soweit in den bestehenden Strukturen/Vorgaben möglich


Zu 3: STUTTGARTER LÄNGSSCHNITTUNTERSUCHUNG
Haupt- und Förderschüler/-innen auf dem Weg von der Schule
in den Beruf“

Im November 2007 fand die zweite Befragungswelle der jungen Frauen und Männer statt, die im Sommer 2007 die Schule beendet haben. Die Ergebnisse der 1. Folgebefragung liefern insbesondere Informationen dazu, ob die Jugendlichen ihre Pläne realisieren konnten, in welcher Ausbildungsstation sie sich nun befinden, wie sie diese Platzierung selbst bewerten und welche Faktoren Einfluss auf die Platzierung im November haben. Der schriftliche Bericht wird vor der Sommerpause vorliegen und kann im Herbst in den Ausschüssen bezogen auf kommunale Konsequenzen und Konsequenzen diskutiert und in das Arbeitsprogramm „Lokales Übergangsmanagement“ aufgenommen werden.


Zu 4: PRODUKTIONSSCHULEN
Teil allgemein bildender Schulen oder ein Instrument der Benachteiligtenförderung?

Von der SPD-Gemeinderatsfraktion wurde im Rahmen des Doppelhaushaltes eingebracht, den Ansatz der Produktionsschule auf eine sinnvolle Umsetzung in Stuttgart hin zu prüfen. Im Schulbeirat im November 2007 wurde der Ansatz der Kasseler Produktionsschule vorgestellt und kontrovers diskutiert. Gleichzeitig beschäftigen sich derzeit verschiedene Träger von berufsvorbereitenden Hilfen mit gleichnamigen Konzepten.

„Produktionsschule“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene Ansätze, die wiederum mit unterschiedlichen Zielgruppen verbunden sind. Kern ist ein Bildungskonzept, das nicht primär auf ein Lernen aus Büchern, sondern auf einer durchgehenden Verbindung von theoretischem und praktischem Lernen und einem praktisches Lernen an realen Kundenaufträgen entlang abzielt. Schüler/-innen lernen und arbeiten an realen Aufträgen externer Kunden. Es soll der praxisbezogene Aspekt zur Verdeutlichung der Theorie und umgekehrt der theoretische Aspekt in die Praxis einfließen und damit ein umfassender Lernprozess ermöglicht werden. Bestehende Produktionsschulen in Deutschland wenden sich bislang vor allem an Jugendliche ohne Schulabschluss, bei denen zu erwarten ist, dass sie kein anderes schulisches Angebot annehmen werden und junge Menschen, die bereits mehrere Angebote der qualifizierenden Berufsvorbereitung abgebrochen haben.

In einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Referate KBS, SJG und WFB werden die unterschiedlichen Ansätze, die mit dem Begriff „Produktionsschulen“ verbunden sind, aufgearbeitet, bewertet und auf die konkrete Situation in Stuttgart hin überprüft. Den gemeinderätlichen Ausschüssen wird bis Ende 2008 das Ergebnis vorgestellt und ein Vorschlag zum weiteren Vorgehen unterbreitet.


Finanzielle Auswirkungen

Die Gesamtkosten (Personal- und Sachkosten) des Programms belaufen sich auf rund 650 000 EUR. Diese Kosten werden zu 100% aus den Zuschüssen des Bundesprogramms finanziert. Der städtische Haushalt wird durch die Teilnahme an diesem Programm somit nicht belastet. Die Abwicklung erfolgt im Unterabschnitt 4070 – Verwaltung der Jugendhilfe.


Beteiligte Stellen

Das Referat KBS hat die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Michael Föll Gabriele Müller-Trimbusch
Erster BürgermeisterBürgermeisterin


Anlagen

Anlage 1: Vorhabenbeschreibung "Aufbau eines Lokalen Übergangsmanagements" der Landeshauptstadt Stuttgart/ Stand Mai 2008




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Vorlage2832008.pdf