Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 834/2008
Stuttgart,
02/05/2009



Bildung als Standortfaktor, Modellvorhaben auf dem ehemaligen
Güterbahnhof in Bad Cannstatt
- Zwischenbericht und weiteres Vorgehen




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Schulbeirat
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Jugendhilfeausschuss
Ausschuss für Umwelt und Technik
Beratung
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
10.02.2009
03.03.2009
04.03.2009
09.03.2009
10.03.2009



Beschlußantrag:

1. Der Zwischenbericht zum Modellvorhaben „Bildung als Standortfaktor“ auf dem ehemaligen Güterbahnhof in Bad Cannstatt wird zustimmend zur Kenntnis genommen.

2. Dem weiteren Vorgehen im Projekt wird zugestimmt.


Begründung:


Mit GRDrs 57/2008 hat die Verwaltung im Mai 2008 über den Beginn der zwei Modellvorhaben „Bildung als Standortfaktor“ und „LowEnergy als Standortfaktor“ informiert. Beide Projekte beziehen sich auf die Standortentwicklung auf dem ehemaligen Güterbahnhof in Bad Cannstatt und werden vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) bis Oktober 2009 gefördert.

Im Folgenden soll über einen Zwischenstand und das weitere Vorgehen des Projekts „Bildung als Standortfaktor“ berichtet werden.


Kurzbeschreibung des Projekts

Das Güterbahnhofareal in Stuttgart-Bad Cannstatt soll zu einem stabilen, urbanen Wohngebiet im NeckarPark entwickelt werden. Mit dem Modellvorhaben soll begleitend erprobt werden, wie sich qualitätsvoller Wohnungsbau mit der Qualifizierung des Bildungs- und Betreuungsangebots, insbesondere im Vorschul- und Grundschulbereich zu einem frühen Zeitpunkt der Planung enger verzahnen lässt.

Das mit rund 130.000 € geförderte Forschungsvorhaben wird vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung in Kooperation mit der Stuttgarter Hochschule für Technik durchgeführt.

Schwerpunkte des Projekts:

§ Die langfristige Entwicklung von Maßnahmen zur Betreuung und Bildung der Kinder und Jugendlichen vor Ort in besonderer und beispielhafter Qualität.

§ Die Vorbereitung einer zentralen Bildungs- und Betreuungseinrichtung, die als besonderes Standortmerkmal zu einem frühen Zeitpunkt im Entwicklungsgebiet verwirklicht wird.

§ Die Einbindung der Bevölkerung zu einem frühen Zeitpunkt der Planungen.

§ Der Schaffung öffentlicher Aufmerksamkeit für das Projekt und seine Anliegen mit dem Ziel, die Bedeutung von Bildungs- und Betreuungsangeboten als besonderer Standortvorteile gerade für Familien deutlich zu machen.

Bisherige Projektschritte

Im bisherigen Projektverlauf wurde in Politik und Verwaltung ein Netzwerk entwickelt, um Verständnis, Zustimmung und Unterstützung zum Projekt sicherzustellen. Dabei wurden mit den Spitzen der Referate und Fachämter sowie Vertretern des Bezirks Einzelgespräche geführt. Weitere Gespräche gab es mit externen Experten und Anbietern, darunter auch mit der Daimler AG und den Leitungen der umgebenden Schulen und Einrichtungen. Es wurde eine Steuerungsgruppe gebildet, in der das Staatliche Schulamt, das Schulverwaltungsamt und das Jugendamt als wichtige Impulsgeber vertreten sind. Seit Januar 2009 wird das neu eingerichtete Kompetenzzentrum Stuttgarter Bildungspartnerschaft (L/OB-BiP) als Mitglied in die Steuerungsgruppe einbezogen.

· Eine Projektdatenbank mit bundesweit recherchierten Beispielen vergleichbarer Ansätze wurde erarbeitet.

· Im Oktober 2008 führte die Hochschule mit 500 Studenten eine Projektwoche im Projektgebiet durch, um auf die zentralen Themen Bildung und Energieeffizienz aufmerksam zu machen. · Die Themen des Projekts wurden in den Wettbewerb zum städtebaulichen Entwurf des NeckarParks eingebracht, so dass die notwendigen Flächen bei der weiteren Planung berücksichtigt werden konnten. · Das Betreuungs- und Bildungsangebot soll entsprechend den Interessenslagen der Familien als potentiellen Bewohnern des NeckarPark ausgerichtet werden. Für die Beteiligung auch dieser noch nicht vorhandenen zukünftigen Bewohner wurde ebenfalls ein Konzept entwickelt.


Expertenhearing

Am 14. Juli 2008 wurde ein Expertenhearing mit rund 50 Teilnehmern durchgeführt, um die Erfahrungen und Bedarfe der verschiedenen Interessensgruppen einzuholen (Anlage 1 zur GRDrs). Zielsetzung war vor allem, Experten aus den unterschiedlichsten Fachgebieten ebenso einzubinden, wie die Bevölkerung und politische Vertreter von vor Ort ( siehe Teilnehmerliste, Anlage 1, S 41 ff. )

Hier die wichtigsten Nennungen in einem Fazit zusammengefasst (vgl. Seite 38 der Dokumentation zum Expertenhearing):

· Schule und Tageseinrichtung für Kinder
· Vernetzung · Architektur · Bürgerbeteiligung Mit dem Expertenhearing hat sich ein weiter Kreis aus Vertretern des Bezirks Bad Cannstatt, des Gemeinderats, der Fachämter, der Elternverbände und der umliegenden Einrichtungen gebildet, der als Netzwerk auch künftig eingebunden werden soll.


Weiteres Vorgehen

Im weiteren Projektverlauf werden drei Themenfelder parallel bearbeitet:


1. Pädagogisches Konzept

Wie dargestellt wurde im Rahmen des Expertenhearings- unter Einbindung von Fachleuten aus den unterschiedlichsten Bildungsbereichen, den Fachämtern der Stadtverwaltung, dem Staatlichen Schulamt sowie politischen Vertreterinnen und Vertreter aus Gemeinderat und Bezirksbeirat – die langfristige Weiterentwicklung des Konzepts des Landes Baden-Württemberg „Bildungshaus“ als gemeinsame und zentrale Zielsetzung definiert. Aufgrund der langfristigen zeitlichen Perspektive – eine Umsetzung des geplanten Konzepts ist frühestens in 3 bis 4 Jahren denkbar – besteht so die Möglichkeit, ein pädagogisches Konzept „Bildungshaus 3 – 12 jährige“ ausschließlich bezogen auf den Standort ehemaliger Güterbahnhof in Bad Cannstatt gemeinsam mit allen Partnern zu entwickeln. Von zentraler Bedeutung ist dabei, das Land im Hinblick auf den langfristig zeitlichen Vorlauf sowie im Hinblick auf die besonderen Rahmenbedingungen im gesamten Areal als Partner für den notwendigen Diskussionsprozess über ein tragfähiges pädagogisches Konzept einzubinden.

Folgende Bereiche müssen dabei aus Sicht der Landeshauptstadt diskutiert werden:

· Die angestrebten Qualitäten der Schule müssen in öffentlicher Trägerschaft erreicht werden. Eine Kooperation mit privaten Trägern kommt nur als ergänzender Baustein in Frage. Die Trägerschaft der Tageseinrichtung für Kinder wird öffentlich ausgeschrieben. Schulträger, Jugendamt und Träger der Tageseinrichtung für Kinder werden das pädagogische Konzept gemeinsam entwickeln · Teil des pädagogischen Konzepts soll eine zweizügige Ganztagesschule kombiniert mit Tageseinrichtung für Kinder als pädagogischer Verbund im Alter von 3 bis 12 Jahre entwickelt werden. Das pädagogische Konzept für die Schule sollte daher auf die Anforderungen für ein gemeinsames Lernen von Klassenstufe 1 bis 6 ausgerichtet werden, da dies als Weiterentwicklung der bestehenden Landeskonzeption zu „Bildungshäuser“ bewertet wird. Dies unterscheidet sich im übrigens grundlegend von dem landesweit diskutierten Konzepten einer reinen 6-jährigen Grundschule, die aus Sicht der Verwaltung weder im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs in Bad Cannstatt noch insgesamt innerhalb der Landeshauptstadt angestrebt werden sollte. Darüber hinaus bietet es die Möglichkeit, den ganzheitlichen Ansatz der Stuttgarter Bildungspartnerschaft aufzugreifen und ihn mit dem Kompetenzzentrum langfristig konzeptionell weiterzuentwickeln. · Aus dem Bestandsgebiet Veielbrunnen und aus der Wohnbebauung des NeckarParks treffen sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen aufeinander. Das zentrale Bildungshaus muss deshalb eine große Integrationsleistung erbringen (beispielsweise durch Konzepte für Förderbedürftige, Hochbegabte und Behinderte). · Die Gemeinwesenarbeit muss mit ihren Angeboten (Beratung, Informationsveranstaltungen, stadtteilbezogene Freizeit- und Nachbarschaftsaktivitäten zur positiven Identifikation mit dem Wohngebiet) integriert werden.

· Das Betreuungs- und Bildungsangebot muss zeitgleich mit dem Wohnungsangebot zur Verfügung stehen. · Das zentrale Bildungs- und Betreuungshaus muss mit einer modularen baulichen Erweiterbarkeit auf die abschnittsweise städtebauliche Entwicklung des NeckarParks und auf die sich verändernden Bedarfe der Familien reagieren können. · Die Profilbildung auf einen bestimmten thematischen Schwerpunkt muss sorgfältig abgewogen werden, damit sie dem Integrationsauftrag nicht entgegensteht. · Das Betreuungs- und Bildungsangebot soll mit Angeboten der Umgebung wie dem Stadtarchiv, dem CANN oder dem SpOrt vernetzt werden.


2. Beteiligung

Die Beteiligung der Bewohner des Bestandsgebiets Veielbrunnen wird im Rahmen der Gemeinwesenarbeit aufgebaut. Die Beteiligung der zukünftigen Bewohner des NeckarParks wird in Form einer Befragung von Familien in vergleichbaren Neubaugebieten von der Hochschule für Technik durchgeführt.

Ein Konzept zur Bürgerbeteiligung bei der baulichen Planung und Realisierung des zentralen Bildungshauses wird erarbeitet.


3. Abstimmung

Die erforderlichen städtebaulichen Voraussetzungen werden in die weiteren Planungen zum NeckarPark eingebracht. Mit der Steuerungsgruppe wird die Vernetzung der Fachämter gewährleistet.

Als abschließendes Ergebnis nach Ablauf der Projektdauer im Oktober 2009 ist eine Vorlage des Gemeinderats zum Vorprojektbeschluss vorgesehen. Die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs auf Grundlage der im Projekt erarbeiteten pädagogischen Konzeption wäre dann der nächste Schritt.


Finanzielle Auswirkungen

Das Modellvorhaben wird im Rahmen des Forschungsprogramms ExWoSt des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Forschungsfeld "Nationale Stadtentwicklungspolitik" mit bis zu 77 % durch den Bund bezuschusst. Die darüber hinaus erforderlichen Eigenmittel wurden mit GRDrs 57/2008 bewilligt.


Beteiligte Stellen

Referat KBS
Referat STU
Referat SJG


Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine

Erledigte Anträge/Anfragen

169/2008 der SPD-Gemeinderatsfraktion



Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen

Anlage 1: Zusammenfassende Dokumentation des Expertenhearings vom 14. Juli 2008




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