Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 1031/2009
Stuttgart,
11/04/2009



Haushalt 2010/2011

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur öffentlichen Behandlung am 11.11.2009



Bücherbus THH 4102720 Stadtbücherei - 41306018

Beantwortung / Stellungnahme

Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung hat die Stadtbücherei ein Einsparpotential von 1.030.000 Euro zu erbringen. Insgesamt liegt die Priorität der Stadtbücherei darin, die Leistungsfähigkeit der Zentralbücherei und der zukünftig zur neuen Bibliothek gehörenden Abteilungen sowie der 17 ortsfesten Stadtteilbüchereien zu erhalten. Daher wurde neben der Schließung der Mediothek im Treffpunkt Rotebühlplatz und der Rathausbücherei die Stilllegung des zweiten Bücherbusses und die Wiedereinführung der Sommerschließzeiten in den Stadtteilbüchereien vorgeschlagen.

Die Fahrbücherei der Stadtbücherei Stuttgart fährt mit zwei Bücherbusses im Rahmen ihres Leseförderungskonzeptes an den Vormittagen zu insgesamt 36 Schulen und Kindergärten. Am Nachmittag sind die Busse jede Woche an 23 Haltestellen in Stadtteilen ohne ortsfeste Stadtteilbücherei präsent. Mit 281.403 Entleihungen im Jahr 2008 steht die Fahrbücherei im Vergleich mit den 17 ortsfesten Stadtteilbüchereien an vierter Stelle. Die Ausleihzahlen der Fahrbücherei sind in den letzten zehn Jahren um 47 % gestiegen. 2008 hat die Fahrbücherei 401 Leseaktionen, 137 Klasseneinführungen und 38 Bilderbuchshows für insgesamt 6600 Kinder durchgeführt. 440 Medienpakete wurden für Projekte in weiteren 40 Kindergärten und 27 Schulen individuell zusammengestellt. Die Bücherbusse sind bei vielen Kinder- und Stadtteilfesten präsent. In jedem Bus stehen ständig 5000 Medien, die aus einem Depot von 40.000 Medien regelmäßig aktualisiert werden.

Am 1. Oktober 2009 konnte ein neuer, dem modernsten technischen Standard entsprechender Bücherbus eingeweiht werden. Max 2.0 fährt Haltestellen in den Stadtteilen Burgholzhof, Dürrlewang, Hallschlag, Hedelfingen, Heslach, Kaltental, Mühlhausen, Rohracker, Sillenbuch, Uhlbach und Wangen an.

Der zweite Bus Moritz ist Baujahr 1987 und fährt zurzeit mit einer Sondergenehmigung wegen der Feinstaubverordnung. Langfristig muss auch der zweite Bus ersetzt werden, aber im Moment ist die Sonderfahrerlaubnis noch auf einen längeren Zeitraum gesichert.

Bus Moritz versorgt Haltestellen in Asemwald, Birkach, Büsnau, Giebel, Hausen, Heumaden, Lauchhau, Stuttgart Nord (zwei Haltestellen), Obertürkheim und Riedenberg (zwei Haltestellen).

Nach Stadtteilen differenziert verteilt sich die Nutzung wie folgt:

StadtteilHaltestellen

Schulen und Kindergärten

Entleihungen
2008
440 Medienpakete,
401 Leseaktionen,
137 Klassenführungen,
38 Bilderbuchshows, für...
BirkachHaltestelle Birkach und Asemwald, 3 Kindergarten, 1 Grundschule
18.769
30 Klassen und Kindergruppen
CannstattHaltestelle Burgholzhof u. Hallschlag, 1 Grundschule, 6 Kindergärten, Mitwirkung beim Sommerfest Burgholzhof
21.461
79 Klassen und Kindergruppen
HedelfingenHaltestelle Hedelfingen u. Rohracker, 1 Grundschule, 1 Kindergarten, Literarische Abende in der Tiefenbachschule
23.355
12 Klassen
MühlhausenHaltestelle Mühlhausen, 1 Grundschule, 1 Kindergarten
6.199
11 Klassen und Kindergruppen
Nord2 Haltestellen Nord I und II, 3 Schulen
15.478
14 Klassen
ObertürkheimHaltestelle Obertürkheim u. Uhlbach, 2 Schulen, 1 Kindergarten
18.923
16 Klassen
SillenbuchHaltestelle Heumaden, Riedenberg und Sillenbuch,
3 Grundschulen, 9 Kindergärten
88.521
60 Klassen und Kindergruppen

Süd
Haltestelle Heslach u. Kaltental, 3 Schulen, 4 Kindergärten, Elternabende im Rahmen des Projekts "Medienfluten"
33.661
22 Klassen
UntertürkheimHaltestelle Wangen, 1 Schule, 2 Kindergärten
11.298
26 Kindergruppen
VaihingenHaltestellen Büsnau, Dürrlewang und Lauchau,
1 Schule, 2 Kindergärten, Konzerte vor dem Bücherbus mit der Stuttgarter Musikschule
22.795
9 Klassen
WeilimdorfHaltestelle Giebel und Hausen, 3 Schulen, 3 Kindergärten
20.943
57 Klassen und Kindergruppen
Mitwirkung bei internationalen Kinderfesten auf dem Marktplatz und der „Langen Ostnacht“

Die Stilllegung des zweiten Bücherbusses würde einen neuen Haltestellenplan erfordern, der nutzungsabhängig, aber auch unter Berücksichtigung der sozialen Struktur im Einzugsbereich, der Nähe der nächsten ortsfesten Stadtteilbücherei und der Anfahrzeiten erarbeitet werden muss. Dies hat Reduzierungen der Haltezeiten zur Folge, einige Haltestellen können nur noch in einem mehrwöchigen Turnus angefahren werden, 5 Haltestellen sind zu schließen. Die langen Intervalle durch die Abkehr von der wöchentlichen Haltezeit werden besonders den Kindern, die gut 50 % der Nutzer ausmachen, sehr schwer fallen.

Weiterhin müssen die bibliothekspädagogischen Programme zur Leseförderung auf maximal 9 Schulen und 9 Kindergärten begrenzt werden. Die entfallenden Schulen und Kindergärten können nicht von den ortsfesten Stadtteilbüchereien versorgt werden, da diese mit den ihnen zugeordneten Institutionen voll ausgelastet sind. Das Einsparpotential durch die Stilllegung des zweiten Busses beträgt insgesamt rund 185.000 Euro (2 Personalstellen, Unterhalt, Wartung, Reparatur des Busses, sonstige Sachmittel).

In den letzten Wochen sind mehr als hundert Briefe von besorgten Eltern, Erziehern und
Lehrern eingegangen, die darauf hingewiesen haben, dass der Bücherbus für die Leseförderung der Kinder unverzichtbar ist. Kinder haben Bilder gemalt, mehr als tausend Unterschriften wurden gesammelt und der Verwaltung übergeben. Ebenso haben mehrere Bezirksbeiräte sich für den Erhalt des Bücherbusses in ihrem Stadtbezirk ausgesprochen. Dies zeigt, dass die Stilllegung des zweiten Bücherbusses einen schwerwiegenden Einschnitt in die Bildung der Kinder bedeutet.

Da der Bücherbus für viele Kinder eine große Faszination ausstrahlt, gelingt es der Fahrbücherei, gerade Kinder aus buch- und lesefernen Milieus für das Lesen zu motivieren. Auch älteren, weniger mobilen Mitbürger bietet der Bücherbus einen wohnortnahen Zugang zur Information.

Ein Erhalt des Bücherbusses ist für die Leseförderung in der Stadt sehr wünschenswert, kann aber nur umgesetzt werden, wenn das Einsparpotential nicht von der Stadtbücherei zu erbringen ist.



Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

365/2009 B90/G Ziff. VII i.V. mit
389/2009 B90/G Ziff. 5a)
448/2009 CDU 1. Spiegelstrich
458/2009 SPD
504/2009 FDP
559/2009 Freie Wähler
575/2009 SÖS und Linke





Dr. Susanne Eisenmann



<Anlagen>