Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 617/2008
Stuttgart,
08/20/2008



Stadtmuseum Stuttgart
Konzeption, Entwurf des Raumprogramms,
Realisierungswettbewerb




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
23.09.2008
10.10.2008
14.10.2008
15.10.2008
16.10.2008



Beschlußantrag:

1. Dem Leitbild und der Konzeption des Stadtmuseums im Wilhelmspalais (vgl. Anlage 2) wird zugestimmt. 2. Dem Entwurf des Raumprogramms (vgl. Anlage 5) wird zugestimmt. 3. Das Hochbauamt wird mit der Durchführung eines begrenzt offenen Realisierungswettbewerbs auf der Basis des Raumprogrammentwurfs für Museumsgestalter und Architekten beauftragt.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Der Gemeinderat stimmte der Einrichtung eines Stadtmuseums im Wilhelmspalais am 8. November 2007 (GRDrs 612/2007) grundsätzlich zu und beauftragte den Planungsstab Stadtmuseum ausgehend von den in der Beschlussvorlage formulierten Grundsätzen eine inhaltliche Konzeption für das Museum zu erarbeiten. Die dafür notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen wurden im Doppelhaushalt 2008/2009 bereitgestellt. Der Planungsstab erarbeitete in Abstimmung mit dem Beirat Stadtmuseum unter meinem Vorsitz Leitbild und Konzeption für das Stadtmuseum, vgl. Anlage 2. Das Hochbauamt stellte durch eine baufachliche Untersuchung (vgl. Anlage 3) fest, dass sich das Wilhelmspalais sehr gut für einen Umbau zum Museum eignet und für Ausstellungs- und Veranstaltungsaktivitäten ausreichende Flächen bietet.

Ausgehend von dieser Konzeption und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Wilhelmspalais einschließlich seines Innenausbaus von 1961 – 1965 im Sinne der § 28 / § 12 Denk­malschutzgesetz als Kulturdenkmal besonderer Bedeutung in das Landesverzeichnis der Baudenkmale eingetragen ist (siehe Anlage 4) wurde das Raumprogramm (Anlage 5) entwickelt. Ohne das Wesen des denkmalgeschützten Hauses mit seinen räumlichen Gegebenheiten grundsätzlich in Frage zu stellen, ist es Ziel des Raumprogramms, das Haus für die Neunutzung lebendig zu interpretieren.

Grundlage des Raumprogrammentwurfs ist die Flächenaufstellung des Hochbauamts vom Juni 2006. Durch Struktur und Architektur des Gebäudes ist eine Reihe von Funktionen festgelegt. Ziel des Raumprogramms ist eine Maximierung der öffentlichen Flächen zugunsten der Besucher. Ein weiteres funktionales Ziel ist es, geeignete Räume für Veranstaltungen und Vermietung zu definieren, um so eine Grundlage für die Erwirtschaftung eigener Mittel zu schaffen. Die vorhandenen Flächen sind jedoch nicht mehr ausreichend für Depots und Werkstätten. Wie in der ausführlichen Begründung dargestellt, müssen daher Depot- und Werkstattflächen an anderer Stelle geschaffen werden. Geeignete Werkstattflächen für Restaurierungsarbeiten und Depotflächen für größere Objekte wären im stadteigenen Gebäude Bellingweg 15 vorhanden, welches direkt an das neue Stadtarchiv anschließt. Diese Anbindung wäre ideal, da bereits im geplanten Stadtarchivneubau Depotflächen durch das Stadtmuseum (für kleinere Objekte) und das Stadtarchiv gemeinsam genutzt werden.

Zur Auswahl der Museumsgestalter und Architekten soll ein europaweiter begrenzt offener Wettbewerb nach GRW (Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raumplanung, des Städtebaus und des Bauwesens) mit 15 bis 21 Teilnehmern ausgelobt werden. Angesprochen werden zum einen Gestaltungsbüros, die auch die Bauplanung erbringen können und zum zweiten Projektteams, die aus Gestaltungs- und Architekturbüros bestehen. Die Entscheidung des Preisgerichts soll im Mai 2009 die Entscheidung des Wettbewerbsverfahrens herbeiführen.


Finanzielle Auswirkungen

Die Kosten für die Durchführung des Realisierungswettbewerbs mit vorgeschaltetem VOF-Bewerbungsverfahren für Museumsgestalter und Architekten belaufen sich auf rd. 200.000 Euro. Die Mittel stehen im Doppelhaushalt 2008/2009 bei Finanzposition 1.3210.6220.000 – Projekt Stadtmuseum – zur Verfügung.

Eine umfassende Kostendarstellung des Bauprojekts wird - wie üblich - im Rahmen des Vorprojektbeschlusses voraussichtlich im Mai 2009 erfolgen. Dabei soll auch über die Einrichtung von Werkstatt und Depotflächen im Bellingweg 15 beschlossen werden. Die Kosten dieser Maßnahme werden gegenwärtig vom Amt für Liegenschaften und Wohnen in Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt ermittelt. Sie sind in den bisher genannten Gesamtbaukosten von 25-28 Mio. Euro (vgl. GR-Drucksache Nr. 612/2007, Ziff. 2 der ausführlichen Begründung ohne Kosten der Ausstellung und der losen Möblierung) nicht berücksichtigt.


Beteiligte Stellen

Der Bezirksbeirat Mitte sowie der Beirat Stadtmuseum wurden beteiligt.

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen

1. Ausführliche Begründung
2. Leitbild und der Konzeption des Stadtmuseums
3. Baufachliches Gutachten
4. Bauhistorische Kurzuntersuchung
5. Raumprogramm

Rahmenterminplan

Ziel ist es, das Stadtmuseum im Wilhelmspalais Ende 2012 zu eröffnen. Folgende Termine sind vorgesehen:

• 10/2008: Beschluss über Konzeption und Leitbild, Raumprogramm sowie Durchführung eines Wettbewerbs
• 11/2008: Vorbereitung und Durchführung des VOF-Verfahrens und des Wettbewerbs
• 05/2009: Bericht über das Ergebnis des Wettbewerbs und Vorprojektbeschluss
• 05/2010: Projektbeschluss
• 07/2011: Baubeschluss und Baubeginn. Dieser Termin ist abhängig vom Auszugstermin der Stadtbücherei.


1. Konzeption und Leitbild

vgl. Anlage 2


2. Raumprogramm

Das Stadtmuseum wird ausgehend von aktuellen Themen die Geschichten der Stadt und ihrer Bewohner darstellen. Im Mittelpunkt stehen die Menschen. Die aktive Auseinandersetzung mit der eigenen städtischen Identität ist ebenso ein Ziel des Stadtmuseums wie die Stärkung der Identifikation mit der Stadt. Das Stadtmuseum als kommunale Einrichtung will eine möglichst breite Öffentlichkeit ansprechen. Kinder und Jugendliche sind eine besonders wichtige Zielgruppe. Die Museumskonzeption, die in Anlage 2 ausführlich dargestellt wird, umfasst:

• Die ständige Ausstellung mit einem topographischen Stadtmodell der gesamten Gemarkung, an dem mit Medienunterstützung die gesamte Geschichte der Stadt bis zur Gegenwart erzählt wird. Daran schließt sich eine thematische Ausstellung an, die unter dem Arbeitstitel „Menschen und Ideen – made in Stuttgart“ anhand besonderer technischer, sozialer und kultureller Leistungen die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt erzählt. Die ständige Ausstellung wird ergänzt durch einen Film zur Geschichte der Stadt.
• Vermittlungsangebote für Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Senioren sowie eigenständige inhaltliche Angebote im Internet.
• Sonderausstellungen zur Ergänzung und Vertiefung der ständigen Ausstellung.
• Das „StadtLabor“ als eigenen Bereich für Kinder und Jugendliche ab ca. 8 Jahren, die in altersspezifischen aktiven Programmen sich mit Fragen der Stadtentwicklung und -planung beschäftigen. Räume für Gruppenaktivitäten ergänzen das „StadtLabor“.
• Der „StadtRaum“ als Besucherservicebereich bietet Information und Entspannung und verbindet einen Lese- und Recherchebereich, eine kleine aktuelle Ausstellungsfläche mit Café und Shop. Dieser Bereich soll auch für Vermietungen zur Verfügung stehen.


3. Baufachliches Gutachten – Denkmalschutz

Vom Hochbauamt wurde durch eine vom Kulturamt im Dezember 2005 in Auftrag gegebene baufachliche Untersuchung festgestellt (siehe Anlage 2), dass sich das Wilhelmspalais sehr gut für einen Umbau zum Stadtmuseum eignet. Die vorhandenen klaren räumlichen Strukturen der Gebäudesubstanz und die bestehenden unterschiedlichen Raumfolgen mit ihren Volumina kommen den Anforderungen, die an ein Museum gestellt werden, weitgehend entgegen.

Auch ist das vom italienischen Baumeister Salucci erbaute Gebäude bereits selbst Teil der Stadtgeschichte Stuttgarts geworden. 1929 wurde das Palais von der Stadt gekauft. Im 2. Weltkrieg wurde es bis auf die Umfassungsmauern zerstört und von den bekannten Stuttgarter Architekten Prof. W. Tiedje und Prof. H.-M. Witzemann als Stadtbibliothek wieder aufgebaut. Das Wilhelmspalais wurde einschließlich seines Innenausbaus von 1961 – 1965 im Sinne der § 28 / § 12 Denk­malschutzgesetz als Kulturdenkmal besonderer Bedeutung in das Landesverzeichnis der Baudenkmale eingetragen (siehe Anlage 3).

Bei einem derartig herausragenden Gebäude, wie es das Wilhelmspalais darstellt, ist es für die Stadt Stuttgart selbstverständlich, dass das Wesen des Hauses mit seinen räumlichen Gegebenheiten nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden kann. Das Haus muss aber dennoch für eine neue Nutzung lebendig interpretierbar sein. So ist es nicht auszuschließen, dass die unterschiedlichen Auffassungen zwischen der Stadt Stuttgart als Bauherrin und dem Regierungspräsidium als obere Denkmalschutzbehörde im Rahmen des denkmalschutzrechtlichen Verfahrens diskutiert werden müssen. Inwieweit sich daraus möglicherweise eine Rückstufung oder sogar eine Aufgabe der Denkmaleigenschaft ergibt, muss im Rahmen des Verfahrens entschieden werden. Dem Beirat Stadtmuseum ist dieser Umstand bekannt.

Trotzdem der konstruktive Zustand der Bausubstanz als insgesamt gut zu bewerten ist, müssen, um die neue Nutzung als Stadtmuseum zu ermöglichen, weitgehende Umbaumaßnahmen im Wilhelmspalais durchgeführt werden. Diese resultieren auf der Anpassung der haustechnischen Anlagen bzw. der Anpassung des Brandschutzes und der Bauphysik an die heutigen Anforderungen, an Gesetze und technische Normenwerke, denen das Gebäude in seinem jetzigen Zustand nicht mehr gewachsen ist. Der Gebäudebestand und die bautechnischen Anforderungen für die neue Nutzung als Stadtmuseum sind der Anlage 3, baufachliche Untersuchung der Gebäudesubstanz vom März 2006 zu entnehmen. Im Auslobungstext für den Wettbewerb werden Anpassungen und Ergänzungen zur jetzt vorliegenden Museumskonzeption vorgenommen.

3.1 Städtebaulicher Kontext – Lage im Stadtraum

Das klassizistische Wilhelmspalais bildete mit dem ehemaligen Kronprinzenpalais als Endpunkt der Planie eine für Stuttgart wichtige historische Stadtachse. Mit dem Abbruch des Kronprinzenpalais in den 60er Jahren ging dieser städtebauliche Schwerpunkt gegenüber dem Wilhelmspalais verloren. Durch den Neubau des Kunstmuseums 2005 wurde die Planie wieder im Stadtraum gefasst und die an der Planie liegenden historischen Gebäude haben wieder einen optischen Halt im Stadtgefüge erhalten. Auch inhaltlich ist mit dem Bau des Kunstmuseums ein Sprung von der Geschichte zur Gegenwart gelungen.

3.2 Auslobung eines europaweiten, begrenzt offenen Wettbewerbs

Zur Auswahl der Museumsgestalter und Architekten soll ein europaweiter begrenzt offener Wettbewerb nach GRW (Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raumplanung, des Städtebaus und des Bauwesens) mit 15 – 21 Teilnehmern ausgelobt werden. Von den zugelassenen Teilnehmern sollen 5 – 7 Teilnehmer gesetzt werden bzw. 10 – 14 Teilnehmer zugelost werden. Zur Findung der Wettbewerbsteilnehmer muss ein europaweites Bewerbungsverfahren nach VOF durchgeführt werden.

Angesprochen werden:
1. Gestaltungsbüros, die auch die Bauplanung erbringen können
2. Projektteams, die aus Gestaltungs- und Architekturbüros bestehen

Die Bewerberauswahl erfolgt nach eindeutigen nicht diskriminierenden Kriterien. Bei mehr als 14 qualifizierten Bewerbern entscheidet das Los. Der Zeitablauf für das VOF-Verfahren und den Wettbewerb dauert ca. sechs Monate. Der Start des VOF-Be­wer­bungs­ver­fah­rens erfolgt im November 2008. Der begrenzt offene Wettbewerb startet im Januar 2009. Nach der Ausgabe der Unterlagen und einer Bearbeitungszeit von ca. 2 ½ Monaten erfolgt die Vorprüfung. Die Entscheidung des Preisgerichts soll im Mai 2009 die Entscheidung des Wettbewerbsverfahrens herbeiführen.


4. Depot- und Werkstattflächen

Für den Betrieb des Stadtmuseums im Wilhelmspalais werden Depot- und Werkstattflächen benötigt, die den Nutzeranforderungen eines Museumsbetriebs entsprechen und das Museum langfristig in die Lage versetzen, seine Sammlung zu erweitern und das Sammlungsgut entsprechend den Ansprüchen eines Museums instand zu setzen und zu erhalten.

4.1 Depotfläche

Im Wilhelmspalais selbst kann nur ein Zwischendepot für sehr kleine Objekte im Zwischengeschoss (Deckenhöhe 2,20 m) untergebracht werden.

Für den größten Teil des nicht im Wilhelmspalais gezeigten Sammlungsguts des Stadtmuseums sind Depotflächen im Bauteils C des zukünftigen Stadtarchivs im Bellingweg 21 vorgesehen. Dort werden im 1. und 2. UG insgesamt ca. 1.300 m² an Lagerfläche zur Verfügung stehen. Allerdings können aufgrund der lichten Höhen der Aufzugstüren (2,50 m) und der Unterzüge (2,30 m) nur Objekte mit einer Höhe bis zu maximal 2,05 m bzw. 2,25 m (Objekt plus 14 cm Palette für Transport, plus Hub des Hubwagens) eingebracht werden.

Aufgrund dieser Höhenbeschränkung können Teile der bestehenden Sammlung, vor allem einige historische Schränke und ausladende Möbelstücke, hier nicht eingebracht werden. Ebenso ist die Grundfläche des Aufzugs mit 3 m x 1,80 m für einzelne Großobjekte nicht ausreichend.

Zudem ist im Rahmen der aktiven und gezielten Sammlung für die Ausstellungen des Stadtmuseums zu erwarten, dass noch weitere Großobjekte (z.B. Industriegeschichte als wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte) zur bestehenden Sammlung hinzukommen, die ebenfalls nicht in das Depot des Bellingwegs 21 eingebracht werden können.

Momentan belegt das Stadtmuseum mit seinem Sammlungsgut vier von fünf Geschossen mit je 470 m² des stadteigenen Gebäudes Bellingweg 15. Aus heutiger Sicht wäre es sinnvoll, nach Fertigstellung der Depotflächen im neuen Stadtarchiv Bellingweg 21 zukünftig für Depot und Werkstätten zwei Geschosse im Bellingweg 15 vorzusehen. Das Gebäude eignet sich aufgrund des vorhandenen Lastenaufzuges mit seiner größeren Grundfläche, der überdachten Anlieferung und den großen, zusammenhängenden Flächen mit sehr hohen Traglasten sehr gut als Museumsdepot.

4.2 Werkstatt

Für den geplanten Betrieb des Stadtmuseum mit regelmäßigen Sonderausstellungen ist eine funktionierende Werkstatt unerlässlich. Die Werkstatt dient der Restaurierung, Überprüfung und Aufarbeitung von Objekten vor oder nach Ausstellungen bzw. vor der Einbringung ins Depot sowie der Vorbereitung von Objekten für Ausstellungszwecke.

Weder im Bellingweg 21 noch im Wilhelmspalais steht eine entsprechende Fläche zur Verfügung. Im Wilhelmspalais kann maximal ein kleiner Bereich bei der Anlieferung für das Ver- und Entpacken sowie die erste Sichtung von Leihgaben eingerichtet werden. Im Bellingweg 21 ist die Einrichtung einer Werkstatt in den Depotflächen des 1. oder 2. UG aus technischen, vor allem aber aus konservatorischen bzw. archivarischen Gründen nicht möglich.

Es wäre daher sinnvoll, die Werkstatt ebenfalls im Bellingweg 15 unterzubringen, um die ansonsten langfristig immer wieder anfallenden, erheblichen Transport- und Personalkosten zu vermeiden.


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