Beantwortung zur Anfrage
175/2007

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 05/16/2007
Der Oberbürgermeister
GZ: SJG 4612 - 04



Beantwortung zur Anfrage
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Pfau Ursula (CDU), Ripsam Iris (CDU), Metke Christina (CDU), Heinz Elisabeth (CDU), Schorn Stefanie (CDU)
Datum
    04/03/2007
Betreff
    Probleme der Jugendfarm Freiberg-Rot
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Die Verwaltung nimmt zu den einzelnen Fragen wie folgt Stellung:

Zu 1. und 2.
Welche aktuellen Probleme gibt es mit Besuchern der Jugendfarm Freiberg-Rot?
Wodurch sind diese Probleme entstanden und welche Besuchergruppen sind die Verursacher?

Nach Aussagen der Jugendfarm gibt es Konflikte mit Kindern, die in den benachbarten Fürsorgeunterkünften in der Balthasar-Neumann-Straße wohnen.
Durch die Situation in den Fürsorgeunterkünften wird die Atmosphäre im gesamten Wohngebiet und auch in Einrichtungen des Stadtteils geprägt. Die Probleme auf der Jugendfarm müssen in diesem Zusammenhang gesehen werden. Kinder in den Fürsorgeunterkünften haben wie alle Kinder das Bedürfnis nach sinnvoller Freizeitgestaltung und möchten die Angebote des Stadtteils nutzen. Was sie in ihren Familien und ihrem Wohngebiet „erleben“, „bringen“ sie jedoch „mit“ auf die Jugendfarm. Sich in den Alltag der Jugendfarm den Erwartungen entsprechend „regelkonform“ und sozial angemessen zu integrieren, müssen sie erst lernen.
In der Folge kam es auf der Farm zu Belästigungen und Konflikten mit anderen Besuchern, gewalttätigem Verhalten und Delikten wie Einbruch, Diebstahl und Tierquälerei. Das hat mittlerweile zu einem deutlichen Rückgang anderer Besuchergruppen geführt.

Zu 3.
Ist es richtig, dass solche oder ähnliche Probleme auf der Jugendfarm Freiberg-Rot schon seit längerem oder immer wieder auftauchen und was muss man tun, um hier eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen?

Die Probleme auf der Jugendfarm begannen nach Aussagen der Jugendfarm kurz nach dem Bezug der sanierten Fürsorgeunterkünfte in 2004. Die Einrichtungen der Jugendhilfe (Jugendfarm, Mobile Jugendarbeit, Flattichhaus, Kinder- und Jugendhaus M9 und Allgemeiner Sozialdienst) haben sich in der Handlungsfeldkonferenz Jugend frühzeitig mit der Thematik auseinandersetzt. Eingebunden waren ebenfalls das Jugendamt (Jugendhilfeplanung), das Amt für Liegenschaften und Wohnen, das Bezirksamt und das Stadtteilmanagement der Sozialen Stadt.
Ergebnis der Auseinandersetzung waren zwei über die Soziale Stadt finanzierte einjährige LOS-Projekte, die noch bis Juni 2007 laufen. Projektansatz ist es, im Wohngebiet direkt mit den Familien und Kindern zu arbeiten. In Kooperation von Mobiler Jugendarbeit und Flattichhaus wurden Räume als niedrigschwellige Anlaufstelle eingerichtet, es findet soziale Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen statt und über einen internationalen Kochkurs wird versucht, Erwachsene zu erreichen. Es ist sinnvoll, diese oder ähnliche Maßnahmen nach Projektende weiterzuführen.

Im Rahmen der Gesamtkonzeption der Fürsorgeunterkünfte, die derzeit in einem Unterausschuss des Gemeinderates beraten wird, wird das Thema „Betreuung der Kinder“ eine wichtige Rolle spielen.

Zu 4.
Welche Unterstützung zur Problemlösung erfahren die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter der Jugendfarm?

Die Handlungsfeldkonferenz Jugend Freiberg/Mönchfeld/Mühlhausen, darunter die Jugendfarm, hat stets betont, Lösungsansätze müssten direkt im Wohngebiet und mit den Familien umgesetzt werden. Die Jugendfarm hat sich bisher nicht konkret geäußert, welche Unterstützung sie im Rahmen ihrer Arbeit braucht.
Aus Sicht des Jugendamtes sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, um die Konflikte direkt auf der Jugendfarm mit den beteiligten Kindern und Jugendlichen und den Pädagogen zu bearbeiten. Denkbar sind professionelle Konfliktmediation oder kollegiale Beratung durch andere Einrichtungen im Stadtteil. Welche Formen der Unterstützung richtig sind, muss letztlich gemeinsam mit der Jugendfarm entwickelt und auch von ihr formuliert werden.
In der nächsten Handlungsfeldkonferenz Jugend wird die Jugendhilfeplanung unter anderem diese Frage diskutieren.

Im Mittelpunkt der Lösungssuche sollte immer stehen, dass Kinder in Fürsorgeunterkünften, für die Ausgrenzung ohnehin schon eine Grunderfahrung ihres Lebens ist, auch Kinder des Stadtteils und dort zuhause sind. Verweise von Kindern aus Einrichtungen sind in Einzelfällen nachvollziehbar und gerechtfertigt, dürfen aber keine generelle Strategie bei Konflikten sein.

Zu 5.
Welche Organisationen und Einrichtungen, auch im Stadtteil, sind zur Problemlösung mit eingebunden?

Siehe Beantwortung unter Punkt 3 und 4.


Zu 6.
Welche Konsequenzen folgen aus solchen oder ähnlichen Problemen und wie werden präventiv oder nachsorgend solche und ähnliche Probleme auf anderen Jugendfarmen/Kinderspielplätzen vermieden?

Aus dieser Problematik können nachfolgende Schlussfolgerungen gezogen werden. Es kann allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden, dass solche oder ähnliche Probleme vollständig vermieden werden können.

· Städtebaulich sollte soziale Segregation vermieden werden. Die Konzentration sozial schwacher Bewohner in Zweckbauten oder anderen segregierten Wohngebieten ist kontraproduktiv für das friedliche Zusammenleben in den Stadtteilen.
· In den bestehenden Zweckbauten ist unbedingt eine professionelle Begleitung und Betreuung der Bewohner auf Dauer vor Ort erforderlich. In den Unterkünften sollte es Räume für Begegnung und Beratung geben.
· Die Situation in Freiberg zeigt, dass die Zusammenarbeit der Einrichtungen in der Handlungsfeldkonferenz Jugend entscheidend war, um das Problem zu benennen, zu diskutieren, Lösungen zu entwickeln und den Diskussionsprozess in der Verwaltung zu forcieren.
· Möglichkeiten zur Unterstützung betroffener Einrichtungen sollten frühzeitig mit den Einrichtungen entwickelt werden. Das sollte im Verbund der sozialen Einrichtungen im Stadtteil (z.B. in den jeweiligen Handlungsfeldkonferenzen) und der Fachämter geschehen.









Dr. Wolfgang Schuster