Beantwortung zur Anfrage
199/2009

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 06/12/2009
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 5241 - 00



Beantwortung zur Anfrage
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Vetter Helga (CDU), Ripsam Iris (CDU), Sauer Jürgen (CDU), Heinz Elisabeth (CDU), Haug Marion (CDU), Stradinger Fred-Jürgen (CDU)
Datum
    05/04/2009
Betreff
    Kinderschutz im Krankenhaus
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Das Klinikum Stuttgart (Olgahospital) befasst sich bereits seit Jahren mit dieser Problematik. Besonders bei Verletzungen, aber auch bei Verbrühungen und Verbrennungen wird geprüft, was die Ursache des Unfalls war. Dabei wird bei Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten in der Darstellung der Eltern und bei schwierig zu deutenden Verletzungsmustern die Vorstellung bei den pädiatrischen Fachärzten veranlasst, die sich auf die Betreuung von misshandelten und vernachlässigten Kindern spezialisiert haben.

Über viele Jahre waren zwei Oberärzte für Fragen dieser Art die Ansprechpartner. Aufgrund der starken Inanspruchnahme beider Oberärzte in ihrem jeweiligen Spezialgebiet wurde diese zeitlich stark in Anspruch nehmende Tätigkeit jedoch quasi nebenbei erledigt. Zeitlich aufwendig ist diese Tätigkeit deshalb, weil sehr intensive Gespräche mit den betroffenen (und ggf. verdächtigten) Eltern geführt und Kontakte zum Jugendamt in jedem dieser Einzelfälle aufgebaut werden müssen. Auch von dort wurde bereits eine engere und professionellere Kooperation für wünschenswert erachtet.

Vor diesem Hintergrund hat der Ärztliche Zentrumsleiter, den Ärztlichen Direktor (Sozialpädiatrisches Zentrum) gebeten, ein Positionspapier zum Thema Kinderschutz zu erarbeiten. Er hat dies in Zusammenarbeit mit der Pflege, dem Sozialdienst und einem Oberarzt erstellt und der Zentrumsleitung und der Geschäftsführung vorgelegt.

Die Umsetzung des Ergebnisses der Arbeitsgruppe setzt allerdings entsprechende Stellenbesetzungen voraus.



Zu den einzelnen Fragen:

1. Gibt es speziell ausgebildete Mitarbeiter am Olgäle, die gezielte Fragen stellen, damit nicht sofort erkennbare Misshandlungen aufgedeckt werden? Sowohl in den pädiatrischen Fachgebieten als auch in den operativen Fachgebieten Kinderchirurgie und Orthopädie wird stets bei der Anamneseerhebung sehr intensiv überprüft, ob bei Unfällen die Verletzungsmuster und die Schilderung der Eltern kompatibel sind. Bei dem geringsten Verdacht werden differentialdiagnostische Überlegungen angestellt, ob nicht möglicherweise doch eine Kindesmisshandlung oder eine Vernachlässigung vorliegt. Insofern ist bereits eine hochgradige Sensibilisierung vorhanden.

2. Wenn ja, wie sieht die Erfolgsquote aus? Dennoch liegt das Olgahospital mit der Diagnose „Vernachlässigung und Misshandlung“ mit < 1 % deutlich niedriger als in Studien, die sich mit dieser Frage beschäftigen (3 %; Prof. Frank [München], Prof. Berger-Salawitz [Freiburg]), wobei nicht entschieden werden kann, ob die Diagnose zu selten gestellt wird, oder ob es in der Tat in unserer Region zu weniger Misshandlungs- und Vernachlässigungsfällen kommt. Mit einer gewissen Dunkelziffer ist zu rechnen.

3. Wenn nein, denkt die Verwaltung daran, eine Stelle mit einem für diese Fälle ausgebildeten Mitarbeiter zu schaffen?

- entfällt -






Dr. Wolfgang Schuster