Stellungnahme zum Antrag
318/2004

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 12/02/2004
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 3310-01



Stellungnahme zum Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    SPD-Gemeinderatsfraktion
Datum
    10/28/2004
Betreff
    Stuttgarter Persönlichkeiten - gehört Max Horkheimer nicht dazu?
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

1.
Die Verwaltung bedankt sich für die Initiative. Max Horkheimer gehört zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die in Stuttgart geboren sind. Es ist an der Zeit, an sein Wirken zu erinnern. Sein Name wird allerdings zumeist mit Frankfurt in Verbindung gebracht. Dorthin ist er nach der Emigration zurückgekehrt, dort hat er viele Jahre erfolgreich vor allem als akademischer Lehrer gewirkt.

Schon Horkheimers Großeltern haben in Stuttgart gelebt, seine Mutter stammt aus Esslingen. Oberbürgermeister Arnulf Klett hat dem 75jährigen Philosophen im Juli 1970 die Bürgermedaille mit den Worten überreicht, sie gehe “an einen Sohn, der in die weite Welt zog, und ihr doch immer seine Anhänglichkeit bewahrt hat”. Einen Kontakt zu Stuttgart hat Horkheimer vor allem durch seine Frau gehalten, die regelmäßig ihre Familie besuchte.

Horkheimers Vater besaß eine florierende Fabrik in Zuffenhausen, seine Familie hatte es zu Wohlstand gebracht. Aus dem “Jahrbuch der Millionäre in Württemberg und Hohenzollern” 1914 geht hervor, dass auch Vater Moritz zu diesen gehört hat. 250 Millionäre gab es damals, doch pflegte Horkheimers Vater sein Vermögen nicht zur Schau zu stellen. In Stuttgart besuchte Max Horkheimer oft das Theater, hier machte er seinen ersten Lektüreerfahrungen, und in der Fabrik seines Vaters lernte er durch persönliche Kontakte zu den Arbeitern den Unterschied zwischen Armut und Reichtum kennen. Diese Erfahrungen hat er nicht zuletzt in seinen Frühschriften verarbeitet.

Wie beantragt, ist Max Horkheimer unter “Persönlichkeiten” in den Internetauftritt der Landeshauptstadt Stuttgart aufgenommen worden.




2.
Die Verwaltung hat, wie beantragt, Kontakt mit dem Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart aufgenommen. Herr Professor Dr. Ortwin Renn teilt die Auffassung der Verwaltung, dass der 110. Geburtstag Horkheimers am 14. Februar 2005 kein Anlass ist, der sich für eine Veranstaltung zu Horkheimers Werk und Leben aufdrängt.

Es sei jedoch auf die Veranstaltungsreihe “Philosophie heute” in der Stadtbücherei hingewiesen. In dieser Reihe ist am 16. September 2004 der Mitherausgeber der Horkheimer-Schriften, Prof. Dr. Gunzelin Schmid Noerr, mit einem Vortrag zum Hauptwerk von Horkheimer/Adorno “Dialektik der Aufklärung” aufgetreten. Für den 14. April 2005 liegt eine Zusage von Prof. Dr. Alfred Schmidt vor. Er war bis zu seiner Emeritierung Professor für Philosophie an der Universität Frankfurt/M. und ist der ehemalige Assistent von Max Horkheimer. Sein Vortrag in der Philosophie-Reihe heißt “Max Horheimer als Begründer der Kritischen Theorie”.

Die Verwaltung schlägt vor, diese Veranstaltung im Anschluss an den Vortrag durch einen städtischen Empfang zu begleiten, um ihr einen besonderen Rahmen zu verleihen. Darüber hinaus wäre es eine Überlegung wert, das Andenken an Horkheimer mit der Stiftung eines nach ihm benannten Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu wahren. Ansprechpartner in der Verwaltung wäre der Pers. Referent im Kulturreferat.









Dr. Wolfgang Schuster