Stellungnahme zum Antrag
99/2006

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 07/25/2006
Der Oberbürgermeister
GZ: 1622-02



Stellungnahme zum Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion
Datum
    03/22/2006
Betreff
    Bunker unter dem Marktplatz als Touristenattraktion
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Vorbemerkungen

Der unter dem Marktplatz gelegene Tiefbunker mit seinen 3.000 Schutzplätzen ist fester Bestandteil der Zivilschutzkonzeption des Bundes für Stuttgart. Im Jahr 1942 erbaut, diente dieser Bunker nach dem Krieg, wie viele andere Schutzbauwerke auch, zunächst als Notquartier, anschließend bis 1974 als „Bunkerhotel“. Da im Zuge von gestalterischen Maßnahmen auf dem Marktplatz die ursprünglichen Eingangsbauwerke abgerissen und die Treppenzugänge mit massiven Stahlplatten verschlossen wurden, ist die regelmäßige Begehung, Wartung und Instandhaltung nur noch sehr eingeschränkt möglich.

Die Stromversorgung und –verteilung bei Veranstaltungen auf dem Marktplatz (z. B. Weihnachtsmarkt) ist über Stromleitungen aus dem Schutzbauwerk durch entsprechende Bohrungen sichergestellt. Durch diese jahrelang nicht ordnungsgemäß verschlossenen Bohrungen drang Wasser in das Schutzbauwerk ein, was zu erheblichen Schäden und – auch aufgrund der nicht möglichen Querlüftung – in Teilbereichen zu Schimmelbildung führte.

Seit dem Einbau von Lüftungsgittern trocknet das Bauwerk aber wieder merklich aus. Zudem wurden die Bohrungen jetzt fachgerecht abgedichtet. Damit lässt sich die Bausubstanz langfristig erhalten. Das Interesse der Marktbeschicker an einer Anmietung von Bunkerräumen zu Lagerzwecken ist nach wie vor ungebrochen groß.




...

Wiederherstellung von Räumen des Bunkerhotels

Die Wiederherstellung von Räumen im Stil des ehemaligen Bunkerhotels wäre grundsätzlich möglich. Notwendige Voraussetzung ist, dass die Räume durchgrei-fend getrocknet und vom Schimmel befreit werden. Mittel für eine derartige grund-legende Restaurierung stehen derzeit nicht zur Verfügung.

Bilderausstellungen in sanierten Bunkerräumen

Eine längere Lagerung von feuchtigkeitsempfindlichen Objekten ist grundsätzlich in keinem Schutzbauwerk möglich. Da in den Bauwerken konstante Temperaturen herrschen, bildet sich bei sommerlichen Außentemperaturen zwangsläufig Schwitz-wasser. Unter den gegebenen konservatorischen Bedingungen ist eine Ausstellung von Originalfotografien von Hannes Kilian daher unmöglich. Der Schimmelpilzbefall ist für die Exponate und für Besucher gleichermaßen schädlich und unzumutbar. Selbst nach einer Sanierung blieben die Räume für Fotoausstellungen ungeeignet. Um hier passable konservatorische und ausstellungstechnische Bedingungen herzu-stellen, müsste ein unangemessen hoher Aufwand betrieben werden.

Dauerhafte Öffnung des Bunkerhotels

Die letzte Lange Nacht der Museen hat gezeigt, dass an einer Besichtigung des ehe-maligen und einzigartigen Bunkerhotels unter dem Marktplatz ein reges Interesse be-steht. Bei einer dauerhaften Öffnung ist nicht auszuschließen, dass dieses Bauwerk aufgrund seiner Kuriosität zu einer Touristenattraktion werden könnte. Neben den Sanierungsarbeiten im Innern müssten dann aber auch geeignete Zugänge auf dem Marktplatz wieder hergestellt werden. Aus stadtplanerischer Sicht ist dies als sehr problematisch zu beurteilen.

Zusammenfassung

Wenngleich eine dauerhafte Öffnung des Bunkerhotels als Touristenattraktion und Integration in den Stadtspaziergang von Stuttgart Marketing sehr interessant sein könnte, stehen diesem Vorschlag insbesondere die stadtplanerischen Aspekte der Marktplatzgestaltung, vor allem aber auch die konservatorischen Bedingungen ent-gegen, die die Räume für (Foto-)Ausstellungen – selbst nach einer eventuellen Sa-nierung – ungeeignet erscheinen lassen. Für eine aufwändige und kostenintensive Sanierung von Räumen des Schutzbauwerkes im Originalstil des Bunkerhotels der Zeit zwischen1944 und 1974 stehen derzeit keine Mittel zur Verfügung.
Der Antrag kann deshalb insgesamt nicht befürwortet werden.

Ausstellungen zum Bunkerhotel wie die Ausstellung „Bunkerbiotop“ mit Fotografien von Werner Lorke können im benachbarten Rathaus oder in anderen geeigneten Ausstellungsräumen, zum Beispiel im Haus der Geschichte, gezeigt werden.





Dr. Wolfgang Schuster