Stellungnahme zum Antrag
280/2001

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 08/27/2001
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 2022-06



Stellungnahme zum Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion
Datum
    06/21/2001
Betreff
    Kooperation von Schulen im Sportunterricht
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Das Staatliche Schulamt Stuttgart hat im Benehmen mit dem Sportfachberater die Fragen wie folgt beantwortet:

Vorbemerkungen:
Bei dem beschriebenen Modell im Bereich Ostfildern-Nellingen handelt es sich um ein sogenanntes Hochburgen-Modell für die Sportart Handball, dessen 2 Säulen das Handball-Teilzeit-Internat (HTI) und schulartübergreifende Arbeitsgemeinschaften sind. Bei diesen Arbeitsgemeinschaften, nachfolgend AG´s genannt, handelt es sich vorwiegend um Maßnahmen der Talentsichtung und -förderung, die auf die Ambitionen des Bundesliga-Aspiranten Scharnhausen in der Sportart Handball zurückgehen. Die im Artikel der Stuttgarter Nachrichten erwähnten AG´s gehen über die Stundenanzahl des Regelunterrichts hinaus und haben damit einen wesentlich höheren Bedarf an Übungsflächen in Sportstätten wie auch Deputatsstunden von Lehrern zur Folge. Die AG´s stellen hauptsächlich einen erweiterten Trainingsbetrieb für das Handballspiel dar. Die Erich-Kästner-Schule hat ihren Schwerpunkt in der Leichtathletik und nutzt die AG´s zur Vorbereitung für die Schulsportwettbewerbe bei ”Jugend trainiert für Olympia" in dieser Sportart.

Die Situation in Stuttgart ist mit der beschriebenen in Ostfildern-Nellingen kaum vergleichbar, gibt es hier doch eine ungleich größere Anzahl von Vereinen und Schulen verschiedener Schularten. Die Besonderheit, dass in Ostfildern-Nellingen die meisten Schüler in der Regel nur zwei Hauptvereinen zugehörig sind, ist in Stuttgart nicht gegeben. Trotz unterschiedlicher Schularten besteht dort unter den Schülern ein ganz anderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Man trainiert zusammen im Verein und besucht gemeinsam die schulartübergreifende AG. Die Schüler kennen sich von den Hauptvereinen her und haben somit keine innere Zugangssperre, die AG´s einer anderen Schulart bei einem anderen Sportlehrer als dem eigenen zu besuchen.

Darüber hinaus sind die Wege zu den Sportstätten in Stuttgart ungleich weiter und vielfach umständlicher zu erreichen.

Beim Lesen des Artikels der Stuttgarter Nachrichten ist es für den nicht Ortskundigen darüber hinaus schwierig zu erkennen, um welche Art von Kooperation es sich dabei handelt. Bei der Verwendung des Begriffs Kooperation im Schulsport wird diese als solche im engeren Sinne, wie das nachfolgend unter Punkt 6 beschriebene Kooperationsmodell ”Schule und (Sport-)Verein” verstanden.
Zu 1.:

Kooperation bei der gemeinsamen Nutzung von Sportstätten/-anlagen:
Am Ende eines jeden Schuljahres treffen sich die Schulleiter benachbarter Schulen, um sich gemeinsam bei der Belegung der benötigten Flächen bei Sportstätten/-anlagen abzusprechen. Eventuell nicht benötigte Stunden werden dann an das Schulverwaltungsamt/Sportamt gemeldet und den Vereinen zur Durchführung von Kooperationsmaßnahmen mit Schulen überlassen. Die Belegung der Sportflächen in Turnhallen und Freianlagen muss immer mit der Bäderbelegung für den Schwimmunterricht koordiniert werden.

Kooperation bei der Einrichtung von AG´s, die für Schüler unterschiedlicher
Schularten zugänglich sind:
Der Versuch, Schüler verschiedener Schularten - ähnlich dem Modell auf den Fildern - in gemeinsamen AG´s in unterschiedlichen Sportarten zusammenzufassen, ist in Stuttgart nur vereinzelt gelungen. Neben organisatorischen Schwierigkeiten ist es wohl mit der inneren Zugangssperre bei Schülern zu erklären, bei einem/einer ”fremden” Sportlehrer/-in einer ”fremden” Schule den Unterricht zu besuchen. Dies gelingt nur dauerhaft bei den Partnerschulen des Olympiastützpunktes Stuttgart.

Kooperation mit dem Olympiastützpunkt Stuttgart:
Die Kooperation der Partnerschulen mit dem Olympia-Stützpunkt Stuttgart ist eine feste
Institution im Schulsport. Die Auflistung der Schulen entnehmen Sie bitte der Anlage 1.

Kooperation mit dem Turngau Stuttgart/STB:
Eine der fruchtbarsten und effektivsten Kooperationsmaßnahmen besteht schon seit Jahren in mehreren Regionen der Landeshauptstadt zwischen einer Reihe von Grundschulen mit dem Turn-Forum Stuttgart. Zusätzlich zu dem Regelunterricht Sport können Grundschüler unter Anleitung von Übungsleitern des STB in AG´s, deren Besuch freiwillig ist, mit den Grundformen turnerischer Bewegung vertraut gemacht werden.
Von der Möglichkeit, mit Schulklassen das Turn-Forum des STB im Rahmen eines ”Schüler-Aktionstages” für einen Turn-Tag zu besuchen, wird von den Grundschulen reger Gebrauch gemacht. Informationen darüber entnehmen Sie bitte den Anlagen 2+3.

Kooperation ”Gemeinschaftserlebnis Sport”:
Die Beschreibung des Gemeinschaftserlebnisses Sport entnehmen Sie bitte den Anlagen 4/1 und 4/2. Diese ”Sonder-Kooperation” geht auf eine gemeinsame Initiative des Sportamts, des Schulverwaltungsamts, des Sportkreises Stuttgart und des MKJS Baden-Württemberg zurück.

Kooperation ”Schule und Verein”:
Stuttgarter Schulen sind seit Bestehen des von der Landesregierung ins Leben gerufenen Kooperationsmodells ”Schule und Verein” mit einer großen Anzahl von Kooperationen in den verschiedensten Sportarten beteiligt. Diese finden in der Regel in der unterrichtsfreien Zeit, meistens an Nachmittagen statt und umfassen den gesamten Zeitraum eines Schuljahres. Für gewöhnlich finden die Veranstaltungen wöchentlich in den Sportstätten der Schulen statt.

Zu 2.:

Die Kooperationen funktionieren mit Ausnahme des Versuchs, Schüler verschiedener Schularten in gemeinsamen AG`s in unterschiedlichen Sportarten zusammenzufassen, ausgezeichnet. Der Organisationsaufwand für die Schulen hält sich dabei in einem vertretbaren Rahmen, da die Vereine, Fachverbände, das Turngau und der Sportkreis sowie der Olympia-Stützpunkt Stuttgart als sehr verlässliche Partner des Schulsports sowohl personell als auch organisatorisch einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Kooperationsmaßnahmen leisten.

Zu 3.:

Bei der Vielzahl der bereits bestehenden und erfolgreich verlaufenden Kooperationen (die Anzahl bei der "Kooperation Schule und Verein” im Land entnehmen Sie bitte Anlage 5) erscheint es nicht angezeigt, die in dem Artikel der Stuttgarter Nachrichten beschriebenen schulartübergreifenden AG´s erneut zu etablieren zu versuchen.

Fazit:
Eine Ausweitung der beschriebenen Kooperationen würde den Schulsport weder
personell noch vom Sportstättenbedarf her entlasten; das Gegenteil wäre der Fall. Die
”stillen” Kooperationen, zu denen die Lehrkräfte jeden Tag zur Durchführung und Effektivierung des Sportunterrichts bereit sind, stellen mit die wesentlichste Form der Kooperation dar.







Dr. Wolfgang Schuster

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