Beantwortung und Stellungnahme zu Anfrage und Antrag
199/2006

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 01/22/2007
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 2022 - 06



Beantwortung und Stellungnahme zu Anfrage und Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    SPD-Gemeinderatsfraktion
Datum
    06/23/2006
Betreff
    Keine Kürzung von Sportstunden - nicht in Gaisburg und in der sport- und kinderfreundlichen Stadt Stuttgart sowieso nicht!
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Punkt 1: Sportstundenkürzung an der GS Gaisburg

Erledigt durch mündlichen Bericht in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am 28. Juni 2006 (TOP 6).

Punkt 2: Kürzung von Sportstunden aus finanziellen Gründen

Bisher gab es noch keinen Fall.

Punkt 3: Schulen, die den Sportunterricht nicht in vollem Umfang erteilen können und Gründe hierfür

Zur Beantwortung des Antrags wurden alle Schulen durch das Staatliche Schulamt sowie durch die Geschäftsführenden Schulleiter der Gymnasien und Beruflichen Schulen befragt. Bevor auf die Rückmeldungen der Schulen konkret eingegangen wird, sind nachfolgend noch einige grundsätzliche Punkte aufgeführt:

Bei der wöchentlichen Auslastung von schulisch genutzten Sportstätten wird in der Regel von 36 Stunden ausgegangen (vgl. Schulbericht Seite S33). Tatsächlich werden die Hallen aber bis zu 50 Stunden in der Woche schulisch genutzt. Die Sportstättensituation der einzelnen Schulen bzw. Schulbereiche ist im Schulbericht 2005 auf den Seiten S33 ff. dargestellt. Bei der Abfrage sind die schulischen Nutzungen von Vereinssporthallen und angemieteten Hallen mit einbezogen.

Nach den aktuellen Bildungsplänen an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Sonderschulen sind auch Bewegungszeiten außerhalb einer Halle möglich. Im Bildungsplan der Grundschule ist der klassische Sportunterricht in den Fächerverbund „Bewegung, Spiel und Sport“ integriert, im Bildungsplan der Hauptschule in den Fächerverbund „Musik-Sport-Gestalten“. Festgelegte Inhalte für die einzelnen Klassenstufen wie in den früheren Lehrplänen gibt es so nicht mehr. Es gibt festgelegte Kompetenzen und Inhalte, die am Ende der Klasse 2, 4, 6, 9 und 10 in diesen Fächerverbünden von den Schülerinnen und Schülern erworben sein sollen.

Aus den genannten Gründen kann grundsätzlich nicht davon ausgegangen werden, dass an Schulen, an denen nicht drei Sportstunden in einer Halle erteilt werden können, die Vorgaben des Bildungsplans nicht erfüllbar sind.

Nach der Befragung der Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen durch das Staatliche Schulamt haben wir folgende Mitteilungen erhalten:

An der Hohewartschule (GS) in Stuttgart-Feuerbach kann der Sportunterricht nicht in vollem Umfang erteilt werden, da die Sporthalle dort gemeinsam mit der Realschule Feuerbach genutzt wird. Die Klassenstufen 1 bis 3 haben statt 3 jeweils nur 2 Stunden Sport pro Woche.

Der Gymnastikraum der Mühlbachhofschule (GS) in Stuttgart-Nord entspricht in einigen Punkten nicht den Anforderungen der DIN 18032, der DIN 58125 sowie den Forderungen, Richtlinien und Bestimmungen der Unfallkasse Baden-Württemberg. Dadurch ist die Durchführung des Sportunterrichts nach den Anforderungen des Bildungsplans sehr stark eingeschränkt.

An der Außenstelle Leibnizstraße der Schule Im Sonnigen Winkel (GS) gibt es keine Turnhalle. Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 2 bis 4 nutzen bisher die Turnhalle, die Erstklässler den kleineren Gymnastikraum (ohne Turngeräte) der benachbarten Nikolauspflege. In den letzten Jahren hat die Nikolauspflege aufgrund erhöhten Eigenbedarfs die Nutzung durch die Außenstelle jedoch immer weiter eingeschränkt. Durch Ausnutzung von Pausen- und Umkleidezeiten der Nikolauspflege konnten bisher pro Klassenstufe jeweils 2 Sportstunden pro Woche in den Hallen abgehalten werden. Die dritte Stunde wurde als Spiel- und Bewegungszeit auf dem Schulhof erteilt, ist jedoch witterungsabhängig. Ab dem Schuljahr 2007/08 können die Hallen nur noch in geringem Umfang durch die Außenstelle genutzt werden. Verhandlungen mit dem MTV als Ersatz haben ergeben, dass eine gemeinsame Lösung gefunden werden soll. Die Schülerinnen und Schüler benötigen für eine einfache Wegstrecke zur MTV-Halle am Kräherwald jedoch mindestens 20 Minuten, sodass die dritte Sportstunde jeweils für den Weg dorthin verwendet werden müsste.

Die bestehende Turnhalle am Schulzentrum Ostheim (GHS und RS) ist zum einen nicht normgerecht, zum anderen kann aufgrund der Vielzahl an Schülern und Klassen nicht der gesamte Sportunterricht in dieser Halle abgehalten werden (Fehlbedarf: 1,7 ÜE). Die Schulen weichen daher bereits auf die Turnhalle der Berger Schule und die von der Stadt angemietete EnBW - Halle am Stöckach aus. Auf die EnBW - Sporthalle ist jedoch auch die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule angewiesen. Außerdem wird sie noch von konzerninternen Sportgruppen genutzt. Da die Halle ursprünglich nicht als Schulsporthalle konzipiert war, ist der Sportunterricht aufgrund fehlender Einbaugeräte mit Einschränkungen verbunden. Des Weiteren ist besonders für die jüngeren Schülerinnen und Schüler am Schulzentrum Ostheim der Weg zur EnBW - Halle problematisch. Der Weg führt über die stark befahrene Hackstraße und muss von einer Lehrkraft allein mit bis zu 30 Schülerinnen und Schülern bewältigt werden. Die auf dem Weg zu überquerende Straßenbahnlinie ist nicht gesichert. Darüber hinaus sind die Verkehrsinseln, auf denen die Kinder warten müssen, nicht groß genug, um alle Kinder aufnehmen zu können.
Um die Sportstättensituation am Schulzentrum Ostheim langfristig zu verbessern und damit das Vorhaben die für die Beratungen zum Doppelhaushalt 2008/09 erforderliche Haushaltsreife erhält, wurde am 20. Dezember 2006 vom Gemeinderat der Vorprojektbeschluss zum Neubau einer 2-teilbaren Sporthalle am Schulzentrum Ostheim gefasst (GRDrs 822/2006).

Während der Sanierung der Turn- und Versammlungshalle Möhringen wird der Sportunterricht für die Grundschüler der Riedseeschule (GHS) an jeweils 2 Stunden im Rembrandtschulzentrum stattfinden, die dritte Stunde wird im Rahmen der Bewegungszeit erteilt. Nach der Sanierung kann der Sportunterricht wieder in vollem Umfang erteilt werden.

Die Steigschule (FS) in Stuttgart - Bad Cannstatt hat keine eigene Turn- oder Sporthalle und ist deshalb auf Hallenzeiten in anderen Schulen angewiesen. Die nahe gelegene Carl-Benz-Schule und die Altenburgschule haben beide jeweils eine Turnhalle (1,0 ÜE) und einen Gymnastikraum (0,5 ÜE). An der Altenburgschule gibt es jedoch bereits heute einen Fehlbedarf an Übungseinheiten, wobei hier der zusätzliche Bedarf durch den bestehenden Ganztagesbetrieb noch nicht berücksichtigt ist. An der Carl-Benz-Schule gibt es derzeit noch freie Zeiten, die der Steigschule zur Verfügung gestellt werden. Im Hinblick auf den beginnenden Ganztagesbetrieb der Carl-Benz-Schule ist jedoch mit einem steigenden Hallenbedarf zu rechnen. Im aktuellen Schuljahr werden an der Steigschule daher aufgrund von fehlenden Hallenkapazitäten und Lehrermangel insgesamt 7 Stunden pro Woche weniger Sportunterricht abhalten.

Unabhängig von Hallenkapazitäten wurden darüber hinaus an einigen Förderschulen und Realschulen wegen der Lehrerversorgung, fehlender Sportlehrer oder aufgrund des Schulprofils Kürzungen der Sportstunden generell oder in einzelnen Klassenstufen vorgenommen.

Die Befragung der Gymnasien und Beruflichen Schulen durch die entsprechenden Geschäftsführenden Schulleiter ergab folgendes:

Auch bei den Gymnasien entfallen Sportstunden hauptsächlich aufgrund von Lehrermangel. Am Königin-Charlotte-Gymnasium erhalten die Klassenstufen 7 und 10 aufgrund der Sanierung der TVH Möhringen und der Hallenteilung mit der Riedseeschule derzeit statt 3 nur 2 Stunden Sportunterricht pro Woche. Am Schickhardt-Gymnasium fehlen Hallenzeiten an 2 Nachmittagen für sonstige Sportangebote.

Die Turnhalle am Wagenburg-Gymnasium erfüllt nach den Unfallrichtlinien nicht die Anforderungen der Unfallkasse Baden-Württemberg an eine sportgerechte Halle. Die derzeitige Hallenbreite ist durch Sicherheitsmarkierungen, die aufgrund einer technischen Untersuchung angebracht werden mussten, erheblich eingeengt. So können Spiele, die im Lehrplan vorgesehen sind, nicht regelgerecht durchgeführt werden. Das Hallenmaß der vorhandenen Turnhalle (13 x 26 m) ist nicht normgerecht und lässt keine vernünftige Durchführung des Sportunterrichts zu. Hinzu kommt, dass das Wagenburg-Gymnasium einen Fehlbedarf von 0,4 Übungseinheiten hat.
Um die Sportstättensituation am Wagenburg-Gymnasium langfristig zu verbessern und damit das Vorhaben die für die Beratungen zum Doppelhaushalt 2008/09 erforderliche Haushaltsreife erhält, soll der Vorprojektbeschluss zum Neubau einer Turnhalle mit Gymnastikraum für das Wagenburg-Gymnasium noch im Januar 2007 in den Gemeinderat eingebracht werden (GRDrs 722/2006).

Bei den beruflichen Schulen ist Sportunterricht in den Lehrplänen größtenteils nicht ausgewiesen. Bei einigen Schulen (Kaufmännische Schule Süd, Louis-Leitz-Schule, Hauswirtschaftliche Schule Ost) kann der Sportunterricht im laufenden Schuljahr aufgrund von Lehrermangel nicht oder nicht im geforderten Umfang abgehalten werden. An der Gewerblichen Schule für Farbe und Gestaltung kann der Sportunterricht aufgrund fehlender Hallenkapazitäten nicht abgehalten werden. Insgesamt können so rund 50 Sportstunden / Woche nicht unterrichtet werden. An der Louis-Leitz-Schule entfällt der Sportunterricht im Ergänzungsprogramm ganz aufgrund fehlender Sportstätten und Lehrermangel. Das Ergänzungsprogramm wird hier aber durch andere Fächer genutzt.

Von sehr vielen Schulen wird allerdings kritisch angemerkt, dass der Pflichtunterricht zwar größtenteils abgehalten werden kann, es aber sehr wenig bis gar keine freien Kapazitäten für außerschulische Betreuungsangebote im Bereich Sport, Sport in Ganztagesschulen oder für Arbeitsgemeinschaften gibt. Einige Hallen entsprechen zudem nicht den DIN-Normen und somit kann der Sportunterricht nur unter erschwerten Bedingungen bzw. eingeschränkt durchgeführt werden. Auch wird –insbesondere bei Außenstellen von Grundschulen – der zeit- und aufsichtsintensive Weg zu Hallen bemängelt.

Vor allem bei weiterführenden Schulen, die den Sportunterricht geschlechterspezifisch getrennt abhalten müssen, kommt es zu Problemen, wenn nur nicht-teilbare Hallen zur Verfügung stehen.

Des Weiteren kann es regelmäßig zu kurzfristigen Engpässen bei Neubau oder Sanierung von Turn- und Sporthallen kommen.





Dr. Wolfgang Schuster