Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 05/30/2005
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 1411-00
Beantwortung zur Anfrage
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
Schmid Roland (CDU), Barg Stefan (CDU), Wahl Dieter (CDU), Kotz Alexander (CDU)
Datum
03/17/2005
Betreff
Frühzeitige Unwetterwarnungen für die Feuerwehr
Anlagen
Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:
Vorbemerkung
Viele Schadenszenarien der vergangenen Jahre zeigen deutlich, dass gefahrenträchtige Naturereignisse in Anzahl und Wirkung zunehmen. Aus diesem Grund wird geeigneten Frühwarnsystemen eine besondere Bedeutung beigemessen. Dies gilt insbesondere für Frühwarnsysteme, die auf mögliche Gefahren durch Erdbeben, Hochwasser, Waldbrände sowie Stürme, Gewitter und Starkregen hinweisen und bei Vorliegen konkreter Anhaltspunkte frühzeitig vor deren Eintritt warnen. Denn gerade bei Ereignissen mit meteorologischen Hintergründen ist die Eintrittswahrscheinlichkeit in der Vergangenheit zunehmend größer geworden.
Die Öffentlichkeit erwartet in solchen Fällen, dass die für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständigen Stellen diese Warnungen konkret beurteilen und gegebenenfalls zeitnah Maßnahmen zur Gefahrenabwehr beziehungsweise zur Schadensbegrenzung einleiten. Während notwendige präventive Maßnahmen durch die Landeshauptstadt Stuttgart als Ortspolizeibehörde zu prüfen und einzuleiten sind – zum Beispiel die Absage von Open-Air-Veranstaltungen bei konkreter Sturmwarnung – ist auch die frühzeitige Information der Feuerwehr als repressiver Gefahrenabwehrorganisation von großer Bedeutung. Informationssysteme, die frühzeitige und automatisierte Warnungen an ständig besetzte Stellen der verantwortlichen Behörden herausgeben, sind unverzichtbare Bestandteile dieses präventiven und repressiven Gefahrenmanagements.
Warnsysteme
Warnsysteme gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Schon heute können durch aktive Recherche im Internet ausführliche Informationen zur aktuellen meteorologischen Lage in Stadt- und Landkreisen eingeholt werden. Auf der Grundlage derartiger zentraler Informationsplattformen wurden Systeme entwickelt, die mit zuvor hinterlegten Erreichbarkeitsdaten, aktiv die von einer konkreten Wetterlage betroffenen Gebietskörperschaften warnen. Diese Warnungen können über Fax, SMS oder elektronische Post erfolgen und bedürfen keiner besonderen Anforderung durch die betroffenen Stellen.
Auf dem Markt derartiger aktiver und automatisierter Informationssysteme haben sich zurzeit der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Firma Meteomedia AG mit einer besonderen Orientierung zu den Gefahrenabwehrorganisationen des Katastrophenschutzes etabliert. Die Systeme beider Anbieter wurden von der Branddirektion getestet. Sie weisen die nachfolgenden wesentlichen Systemparameter auf:
n Deutscher Wetterdienst (DWD)
mit dem Feuerwehr-Wetter-Informations-System – FeWIS
Der Deutsche Wetterdienst ist der nationale meteorologische Dienst der Bundesrepublik Deutschland und per Gesetz beauftragt, die Herausgabe von Warnungen über Wettererscheinungen, die zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung führen können, vorzunehmen. Ferner unterstützt der DWD die Länder bei der Durchführung ihrer Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes. Die Leistungen des DWD sind grundsätzlich zu vergüten. Ausgenommen hiervon sind die Leistungen im Rahmen der Unterstützung der Länder im Katastrophenschutz.
Diese Rahmenbedingungen haben ergeben, dass der DWD unter Einbindung der Berliner Feuerwehr ein spezielles Informationssystem für die genannten Zwecke entwickelt hat. Dieses System wird als Feuerwehr-Wetter-Informations-System – kurz FeWIS – bezeichnet. Es versetzt die Feuerwehr als Gefahrenabwehrorganisation in die Lage, sich rechtzeitig auf die zu erwartenden Schadenslagen einzustellen. Da-rüber hinaus besteht die Möglichkeit, die für die präventiven Maßnahmen der Gefahrenabwehr beziehungsweise der Schadensbegrenzung zuständigen Stellen der Stadtverwaltung oder anderer Behörden mit staatlich verifizierten und ausgewerteten Informationen zu informieren.
Zur vereinfachten Darstellung dieser Informationen werden die Warnungen, je nach Schweregrad, in unterschiedlichen Farben dargestellt (zum Beispiel: Unwetterwarnungen in rot). Um auch die weitere geografische Entwicklung relevanter Ereignisse beobachten zu können, kann der Nutzer Einfluss auf eine gewünschte Regionalität und deren Darstellung nehmen. Abhängig von der Gebietskörperschaft des Nutzers werden Bereiche definiert, die beobachtet werden und bei Vorliegen einer Unwetterwarnung oder einer speziellen Wetterwarnung zur automatisierten Benachrichtigung führen.
Neben dieser speziellen Warnmöglichkeit ist die Einsicht in die Wetterentwicklung und -progonose mittels Wetterradar ebenso möglich wie deren Konvektionsentwicklung (KONRAD). Ferner bietet der DWD auf der Basis der verwendeten meteorologischen Daten weitere Komponenten an. Dies sind zum einen feuerwehrspezifische Anwendungen wie zum Beispiel ein Berechnungsmodell zur Schadstoffausbreitung (HEARTS). Zum anderen sind es Informationssysteme für andere Tätigkeitsfelder der staatlichen Aufgabenbereiche wie beispielsweise Straßenzustands- und Wetterinformationssysteme - SWIS. Parallel zu diesen Softwaremodulen bietet der DWD in Stuttgart inzwischen eine 24-stündige Bereitschaft eines Meteorologen an, um aktuelle Wetterlagen und besondere Fragestellungen regional durch einen Experten beurteilen zu können.
n Fa. Meteomedia AG
mit dem automatisierten Informationsdienst – WIND
Als Alternative zu FeWIS ist der automatisierte Informationsdienst der Unwetterzentrale zu werten. Dieser Informationsdienst wird als WIND bezeichnet und von der Fa. Meteomedia AG unter der Leitung von Herrn Kachelmann betrieben. Als privatrechliches Unternehmen sind alle Leistungen der Fa. Meteomedia AG kostenpflichtig. Ein Verzicht auf diese Kostenpflicht bei der Unterstützung der Gefahrenabwehrorganisationen ist der Branddirektion Stuttgart nicht bekannt.
Vergleichbar zu FeWIS bereitet die Fa. Meteomedia die meteorologischen Daten abhängig von Gebietskörperschaften aber auch abhängig von Einzelkoordinaten auf. Die daraus resultierenden Informationen hinsichtlich konkreter Warnungen werden im Gegensatz zum DWD differenzierter dargestellt. So wird nicht nur ein Schwellenwert berücksichtigt, sondern vielmehr in “Vorwarnung”, “Unwetterwarnung – Stufe 1” , “Unwetterwarnung – Stufe 2” und “extreme Unwetterwarnung” unterschieden. Sollten derartige Warnungen für einen vom Nutzer definierten Bereich existent sein – wobei auch der Schwellenwert durch den Nutzer wählbar ist – erfolgt eine automatisierte Information. Inhalte dieser Information sind neben den meteorologischen Daten auch Handlungsanweisungen an die Bevölkerung, die in FeWIS an anderer Stelle ebenso verfügbar sind.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das automatisierte Wetterinformationssystem der Fa. Meteomedia das erste System war, das auf die besonderen Aspekte der Gefahrenabwehr eingegangen ist. Inzwischen bietet aber auch der DWD mit seinem Leistungsspektrum und der umfassenden Beteiligung und Einbindung der Feuerwehren in FeWIS diese Informationen in gleicher Qualität und Quantität an. Zusätzlich ist zu bewerten, dass der DWD als staatliche Institution nicht nur dauerhaft und nachhaltig den Markt der Katastrophenschutzorganisationen bedienen wird, sondern mit den gelieferten Daten eine andere rechtliche Verbindlichkeit erreicht.
Unter Berücksichtigung dieser fachlichen und nutzerbedingten Faktoren ist weiter aufzuführen, dass das Land Baden-Württemberg mit der Regionalzentrale des DWD in Stuttgart eine Verwaltungsvereinbarung über die grundsätzliche Informationspflicht der betroffenen Gemeinden geschlossen hat. Diese Vereinbarung gewährleistet nachhaltig das Verfahren in den folgenden wesentlichen Schritten:
- Vorwarnung zur Unwetterwarnung
- Unwetterwarnung
- Weitergabe der Meldungen
- Informationen der Bevölkerung
- Zusammenarbeit des DWD mit den Sicherheitsbehörden
Fazit
Abschließend bleibt festzustellen, dass automatisierte Wetterinformationssysteme die wesentliche Grundlage für alle weiteren Maßnahmen der Gefahrenabwehr und der Schadensbegrenzung sind. Dies gilt sowohl für die präventiven als auch die repressiven Maßnahmen. Ohne gesicherte, zeitnahe und vor allem qualitativ hochwertige Informationen und Daten sind alle Maßnahmen zur Schadensbegrenzung hinsichtlich deren Kosten und Nutzen kritisch zu hinterfragen.
Mit mit dem Feuerwehr-Wetter-Informations-System – FeWIS des DWD steht der Landeshauptstadt Stuttgart ein geeignetes Programm zur Verfügung, um aufbauend auf meteorologischen Expertisen Entscheidungen und Maßnahmen zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung in ihrem Zuständigkeitsbereich treffen zu können. Als ständig besetzte Stelle der Landeshauptstadt Stuttgart ist die Feuerwehrleitstelle der Branddirektion der Meldekopf im präventiven und repressiven Gefahrenmanagementsystem der Stadt. Sie stellt die Weitergabe der eingehenden Informationen an das Amt für öffentliche Ordnung und das Tiefbauamt sicher.