Stellungnahme zum Antrag

426/2002

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 01/22/2003
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 3500-00



Stellungnahme zum Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    CDU-Gemeinderatsfraktion, SPD-Gemeinderatsfraktion, Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Datum
    12/16/2002
Betreff
    Neues im Theater ermöglichen
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Anlagen:
Text der Anfrage


Die Verwaltung unterstützt das Ziel des gemeinsamen Antrags der Gemeinderatsfraktionen von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen, neues, innovatives Theater in Stuttgart zu ermöglichen. Sie teilt jedoch nicht die Auffassung, zur Finanzierung eines entsprechenden Förderkonzepts die Existenz eines seit vielen Jahren in Stuttgart ansässigen und erfolgreichen Theaters aufs Spiel zu setzen.

Ende des vergangenen Jahres hat das Makal City-Theater sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Es gilt als einziges internationales Pantomime-Theater. Wenngleich die Blüte dieser Kunstform der Vergangenheit angehört, genießt das Makal City-Theater ein großes Ansehen über die Stadtgrenzen hinaus. Durch die besondere Kunstform der Pantomime - die Kunst des Schweigens - sind die Aufführungen für internationale Stuttgart-Besucher eine willkommene Ergänzung zum sonstigen Kulturangebot der Stadt. Dies bezeugen die vielen Solidaritätsadressen, die seit Antragsstellung täglich bei der Stadtverwaltung eingehen.

Das Makal City-Theater hat 2002 einen städtischen Zuschuss in Höhe von 164.900 € erhalten und 80.000 € vom Land Baden-Württemberg. Die Eigeneinnahmen für das Jahr 2001 beziffert das Makal City-Theater auf rund 90.000 €. Beinahe die Hälfte des Gesamtzuschusses (114.000 €) entfällt auf die Miete, hinzu kommen Personalkosten in Höhe von rund 98.000 €. Für das Jahr 2001 verzeichnet die Statistik 180 Vorstellungen, die Zuschauerzahl lag bei rund 18.500. Laut Angabe des Makal City-Theaters liegt die Platzausnutzung bei 80 Prozent. Der Pro-Kopf-Zuschuss liegt bei knapp 7 €. Nur das Renitenz-Theater und das Theater in der Badewanne liegen noch darunter. Bei den meisten anderen Theatern bewegt sich der Pro-Kopf-Zuschuss zwischen 10 € (Altes Schauspielhaus/Komödie im Marquardt), 28 € tri-bühne, 24 € Theater Rampe und 44 € Theaterhaus.

In dem von Bernd Wagner vom Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft, Bonn, im Jahr 2000 erstellten Gutachten über die (Klein-)Theaterförderung der Landeshauptstadt Stuttgart heißt es, dass das Makal City-Theater in der gegenwärtigen Form unterfinanziert sei und dass bei Erhalt des Hauses die Mittel entsprechend aufgestockt werden müssten, damit ein künstlerisch verantwortliches Arbeiten möglich sei.

Sollte der Gemeinderat, wie beantragt, den städtischen Zuschuss ans Makal City-Theater ab 2004 streichen, würde dies das Aus für das Theater bedeuten. In einem Gespräch, das ich mit der Theaterleitung geführt habe, hat diese erklärt, dass ein solcher Beschluss auch gravierende persönliche Auswirkungen hätte.

Die Verwaltung prüft deshalb, ob eine alternative und preisgünstigere Spielstätte eine Option für das Makal City-Theater wäre, z.B. in Bad Cannstatt die Räume einer Kirchengemeinde in der Krefelder Straße 11, die zum 31. Januar 2003 frei werden. Es werden weiterhin verschiedene Ausweich-Quartiere geprüft, u. a. der neue Veranstaltungssaal auf dem ehemaligen Gelände der Roser-Leder-Fabrik in Stuttgart-Feuerbach, der seit November 2002 vom Marionettentheater des Prof. Albrecht Roser bespielt wird. Weiterhin sollen mit bestehenden Theatern Gespräche über mögliche Kooperationen mit dem Makal City-Theater geführt werden. Dem Makal City-Theater könnte ein Fenster im bestehenden Programm eines anderen Theaters eingeräumt werden. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass sich dies in der Praxis schwierig gestaltet. Das Makal City-Theater, bislang mit eigener Spielstätte, hätte Probleme mit dem Status eines Gastes. Auf der anderen Seite sähen sich die Theater in ihrer Spielplanautonomie eingeschränkt.

Das Makal City-Theater hat in der Vergangenheit immer wieder Ausbildungskurse im Fach Pantomime gegeben. Hier könnte eine Weiterentwicklung erfolgen, in der Peter Makal als Pantomimenlehrer in bestehende Fachinstitutionen eingebunden wird oder eigenständig eine Ausbildungsstätte in geeigneten Räumen leitet. Auch in dieser Hinsicht wird die Verwaltung Vorschläge erarbeiten. Ähnliche Institutionen gibt es in Berlin (Mimen-Centrum) und Dresden (Mimenstudio und Mimenbühne).

Darüber hinaus wird die Verwaltung eine ausführliche betriebswirtschaftliche Analyse des Theaters (einschließlich Überprüfung der Mietkosten, der Einnahmen etc.) vornehmen mit dem Ziel, den Zuschussbedarf deutlich zu senken.

Alle Optionen sollen geprüft werden, um dem Makal City-Theater in dieser Situation zu helfen. Dem Gemeinderat wird anschließend berichtet.

Das Ziel des Antrags, neues, innovatives Theater zu ermöglichen, deckt sich mit einem Vorschlag der Verwaltung, den diese mit den Mitgliedern des Ausschusses für Kultur und Medien in einer Klausurtagung am 14./15. September 2001 erarbeitet und anschließend in den Ausschuss eingebracht hat. Danach sollte ein Innovationsfonds ins Leben gerufen werden. Durch die Erhebung eines so genannten Innocent auf jede Eintrittskarte wären Mittel in Höhe von 150.000 bis 200.000 € zusammengekommen - ungefähr jene Summe, die von den Gemeinderatsfraktionen für innovatives Theater beantragt wird. Der Ansatz dieses Vorschlages war, dass jeder ein wenig abgibt, um neues, innovatives Theater im größeren Ausmaß zu ermöglichen.

Die Verwaltung hält den Grundgedanken nach wie vor für richtig, zumal dieses Modell nicht mit der Konsequenz verbunden ist, die Existenz eines Theaters mit einem speziellen kulturellen Angebot in Frage zu stellen.



 
 
Dr. Wolfgang Schuster