Stellungnahme zum Antrag
277/2004

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 01/19/2005
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 3611-00



Stellungnahme zum Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    CDU-Gemeinderatsfraktion, Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Datum
    09/24/2004
Betreff
    Verlässliche Kinderbücherei
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Die Landeshauptstadt Stuttgart hat sich zum Ziel gesetzt, eine “Kinderwunschstadt” zu werden. Dazu gehören auch Orte, an denen Kinder sich aufhalten, lesen und lernen können. Die Kinderbüchereien der Stadtbücherei Stuttgart im Wilhelmspalais und in den Stadtteilen unterstützen die Leseförderung und die Entwicklung von Medienkompetenz durch ihr Mediensortiment und ihr Veranstaltungsangebot. Die Kinderbüchereien leihen pro Jahr 1,6 Millionen Bücher und Medien aus. Mit fast 1000 Veranstaltungen, davon rund 70% für Schulklassen und Kindergartengruppen, stärken die Kinderbüchereien das spielerische Lernen und die kreative Entfaltung von Kindern. Die Büchereien sind offen für alle Kinder, aber häufig wird die Frage nach einer regelmäßigen verläßlichen Betreuung in der Bücherei aufgeworfen. Dies geht im Moment über die personellen Möglichkeiten der Stadtbücherei hinaus.

Eine Idee, diesem Bedürfnis der Familien entgegenzukommen, ist das Konzept der “Lern-Allianz” – ein Lernstudio für Kinder in Stuttgart. Unter Federführung der Kinderbücherei der Stadtbücherei soll im Umfeld des Wilhelmspalais ein Lernstudio für Kinder eingerichtet werden, das es Kindern (älteren Grundschülern) ermöglicht, unter Betreuung von “Lernlotsen” Hausaufgaben zu machen, Lernsoftware zu nutzen, an Workshops zur Förderung von Sprach- und Lesekompetenz teilzunehmen und unter Aufsicht spontan einige Stunden Freizeit mit verschiedenen Angeboten zum spielerischen Lernen zu verbringen. Das Lernstudio ist ein Beitrag zur individuellen Förderung von Kindern, es bietet einen Ort verläßlicher Betreuung und kann Eltern entlasten, wenn sie in der Stadt einkaufen gehen. Die “Lern-Allianz” unterscheidet sich von anderen Angeboten in der Stadt durch Offenheit und Spontanität. Während der Öffnungszeiten können Kinder die Angebote jederzeit nutzen.



Ziele:
1. Durch spielerische Angebote Kindern aller Nationalitäten Freude am Lernen vermitteln
2. Kinder verschiedener Kulturen zu gemeinsamen Lernen anregen
3. Kinder bei der Erledigung von Hausaufgaben unterstützen
4. Medienkompetenz fördern durch Angebote zur Nutzung von Lernsoftware
5. Sprachkompetenz stärken durch entsprechende Angebote
6. Einen Ort verläßlicher Betreuung schaffen, der Eltern ohne großen organisatorischen Aufwand ermöglicht, ihre Kinder für einige Stunden sinnvoll betreut zu wissen.
7. Zur Kinderfreundlichkeit der Stadt beitragen, weil solche Orte eine Atmosphäre der Akzeptanz von Kindern vermitteln, zu sinnvoller Freizeitbeschäftigung anregen und Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützen können.
8. Durch die Förderung der Lernfähigkeit und der Lernmotivation lebenslanges Lernen als Grundvoraussetzung für qualifizierte Arbeitskräfte und eine kompetente Partizipation an der Gesellschaft fördern.

Um dieses Angebot zu realisieren, wird ein Raum von ca 70 m² Fläche im Umfeld der Stadtbücherei benötigt. Der Raum wird mit einem kleinen, wechselnden Mediensortiment sowie (PC)-Arbeitsplätzen zum Lernen und einem Lesebereich ausgestattet. Die Verwaltung wird mit den umliegenden Grundstückseigentümern Kontakt aufnehmen und über die Bereitstellung der benötigten Fläche verhandeln. Weiterhin wird die Verwaltung sich um Sponsoren für die Ausstattung bemühen. Freiwillige Mitarbeiter für die Betreuung stehen in Zusammenarbeit mit dem Verein “Leseohren e.V.” zur Verfügung. Die Erfahrungen mit dem Verein “Leseohren e.V.”, der mit großen Schwierigkeiten versucht, die Koordination des “Stuttgarter Vorleseprojekts” im Rahmen eines Vereins weiterzuführen, zeigen allerdings, dass für den Einsatz von Freiwilligen eine hauptamtliche Koordination zwingend erforderlich ist. Die Lernallianz kann aus der Sicht der Stadtbücherei nur realisiert werden, wenn in der Stadtbücherei zusätzliche personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Die Finanzverwaltung hält eine Umsetzung des Konzepts “Lernallianz” nur für vertretbar, wenn es ohne zusätzliche Kosten verwirklicht werden kann. Ob dies möglich ist, kann erst nach Klärung der Rahmenbedingungen (personelle Ressourcen, räumliche Unterbringung, Sponsorenmittel ) endgültig gesagt werden. Danach wäre eine Entscheidung durch den Gemeinderat zu treffen.

Als erster Schritt wird im Moment in Zusammenarbeit mit der Kinderbeauftragten der Stadt Stuttgart geprüft, ob ab Frühjahr im “Kinderzimmer” des Rathauses zweimal in der Woche in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und Freiwilligen ein Betreuungsangebot zum Lesen und Lernen aufzubauen.





Dr. Wolfgang Schuster