Haushaltsantrag vom 10/18/2011
Nr. 729/2011

Haushaltsantrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SÖS und LINKE Fraktionsgemeinschaft
Betreff

Neugründung Kommunales Kino

Neugründung Kommunales Kino

Stuttgart ist ein starker Medienstandort, besitzt im Gegensatz zu anderen Städten aber kein Kommunales Kino. Die Insolvenz der Kulturinstitution vor drei Jahren hinterlässt ein großes Vakuum in der Stadt. Doch auch stetige Willens- und Absichtbekundungen helfen nicht weiter. Deshalb verwundert es nicht, dass ein prominent besetzter und Institutionen übergreifender Verein auf eine Neugründung dringt. Doch neben dem Kreis Kulturschaffender vermissen auch die Bürgerinnen und Bürger ihr „KoKi“ und haben ihre Forderung im Bürgerhaushalt unterstrichen.

Die Fraktionsgemeinschaft SÖS und LINKE unterstützt die Initiative zur Gründung eines neuen Kommunalen Kinos in Stuttgart. Ein Kommunales Kino ist einem kulturellen Daseinsvorsorgeauftrag verpflichtet, dem im kommerziellen Kinobetrieb kaum noch Rechnung getragen wird. Die Idee ist einfach: Ebenso wie Literatur, Bildende Kunst und Theater sollen Filme jenseits kommerzieller Zwänge allen zugänglich sein. Wie Büchereien, Opernhäuser und Museen sollen Kinos ihren festen Platz im öffentlichen Leben haben - auch mit öffentlicher Förderung. Besondere Bedeutung hat ein Kommunales Kino gerade in Stuttgart für den interkulturellen und internationalen Austausch. Die Kommunalen Kinos übernehmen die Aufgabe medialer Bildung, denn Film kommt als Schulfach nicht vor. Wichtig ist den Antragsstellern zudem ein differenziertes medienpädagogisches Kinder- und Jugendprogramm das im kommerziellen Kinoformat gegenwärtig keinen Platz mehr erhält. Grundlegend muss das Kommunale Kino Angebote schaffen, die die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen und anderen Kulturkreisen befördert, Dialog zwischen Machern und Konsumenten von Filmkunst ermöglicht und somit eine notwendige Ergänzung zum kommerziellen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenprogramm der Stuttgarter Kinos etabliert. Ein Programm sollte die Vielfalt an Kulturen und Sprachen in Stuttgart widerspiegeln und diesbezüglich neue kulturelle Perspektiven.In diesen Zusammenhängen ist es wichtig, Möglichkeiten in der Programmgestaltung zu definieren, in denen Eigenproduktionen von Schulen, Jugendhäusern und Amateurprojekten einen Platz finden, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Kultur sollte nicht im Nebeneinander erfahren werden, sondern immer im Miteinander, in Kommunikation und Diskussion. Daher muss ein Kommunales Kino auch Begegnungsstätte sein und Raum zum gegenseitigen Austausch bieten. Eine Gastronomie, in Form eines Cafés, dass auch Menschen mit sehr begrenzten Mitteln zum Miteinander anregt, wäre für die Konzeption wünschenswert. Zumindest aber möblierte Räumlichkeiten, die allen Besuchern zum Aufenthalt und Austausch zur freien Verfügung stehen.

Wir beantragen daher:

1. Die Verwaltung prüft geeignete Standorte für ein dauerhaft bestehendes Haus der Film- und Medienkunst in Verbindung mit einem gastronomischen Begegnungstreff und legt diese zur weiteren Beratung vor. Auch der mögliche Erwerb einer Immobilie darf kein Ausschlusskriterium sein.

2. Die Verwaltung anerkennt den Förderverein „Neues Kommunales Kino“ als Gründungsverein und erarbeitet gemeinsam mit dessen VertreterInnen und dem Landesverband Kommunale Kinos Baden-Württemberg ein Betriebskonzept.

3. Die Stadt Stuttgart fördert den Verein "Neues Kommunales Kino" im Doppelhaushalt 2012/13 pro Jahr mit 300 000 Euro.


Hannes Rockenbauch Ulrike Küstler
Fraktionsvorsitzender stv. Fraktionsvorsitzende




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