Anfrage vom 12/03/2013
Nr. 966/2013

Anfrage
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Herbstarbeiten in der Landeshauptstadt
Sind die umweltschädigenden Laubbläser und Laubsauger tatsächlich notwendig?

Wer mag es nicht, das schöne Rascheln des Herbstlaubes! Buntes Laub zu fegen und zu rechen, ist nicht nur eine wichtige Aufgabe in den Herbstmonaten, sondern bringt auch jedes Jahr Freude und die Menschen raus an die frische Luft.
Wenn jedoch eine ganze Stadt Herbstarbeiten leisten muss, ist das eine andere Hausnummer. Daher werden meist Laubbläser oder Laubsauger eingesetzt, um die Arbeiten einfacher und betriebswirtschaftlicher zu gestalten. Diese werden oftmals mit Verbrennungsmotoren angetrieben, mit denen das Laub entweder eingesaugt und zerhäckselt oder mit einer hohen Luftgeschwindigkeit weggeblasen wird. Und das geht nicht lautlos von statten. Die Laubbläser und –sauger arbeiten bei einem Schallpegel von über 100 Dezibel und sind somit nicht leiser als ein Presslufthammer. Zudem geben die Maschinen Schadstoffe wie Kohlenwasserstoff, Kohlenmonoxid und Stickoxide in die Luft ab.
In Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Belastung durch menschlich verursachten Lärm scheinen solche Geräte fast archaisch! Außerdem wirbeln sie Staub und Verunreinigungen auf und schädigen auch Kleintiere wie Asseln, Springschwänze, Spinnen und Käfer, die für einen lebendigen Boden unerlässlich sind. Auf Dauer führen Laubbläser und Laubsauger, besonders wenn sie auf natürlichen Böden eingesetzt werden, so zu einer biologischen Verarmung der Flächen. Für das gesunde Pflanzenwachstum ist das langfristig keine gute Sache. Ökologisch wertvoll ist es hingegen, das Laub zu rechen und unter Gehölzen liegen zu lassen. Auf diese Weise bleiben Nährstoffe im natürlichen Lebenszyklus erhalten. Zudem dient das angehäufte Laub so als Winterquartier für Kleintiere, Insekten, Spinnen und Molche.
Doch nicht nur für unsere Ökosysteme kann das Laubblasen schädlich sein. Mit Blütenpollen und Mikroorganismen werden auch Krankheitserreger und Pollen in der Luft aufgewirbelt, die Allergien und Infektionen auslösen können. Diese Tatsache stellt wiederum auch für unsere städtischen MitarbeiterInnen zusätzlich zur ohnehin lärmbelasteten, einsamen, lungenschädlichen Tätigkeit eine Gesundheitsfährdung dar.


Wir fragen daher:

1. Wie viel Tonnen Laub werden in der Landeshauptstadt pro Jahr gesammelt und entsorgt?
2. Wie viel davon wird durch den Einsatz von Laubsaugern / Laubbläsern entfernt und wie viel durch Handarbeit? Wie viel „Herbstarbeit“ leistet die Stadt in Eigenregie und wie viel wird fremd vergeben?
3. Wie beurteilt die Verwaltung die gesundheitsschädlichen, energetischen, ökologischen und arbeitsschutztechnischen Aspekte des Einsatzes von Laubsaugern / Laubbläsern?
4. Wie alt sind die Laubsauger / Laubbläser der Landeshauptstadt? Entsprechen die Geräte der europäischen Norm und Abgasverordnung?
5. Gibt es in der Landeshauptstadt bereits elektrisch betriebe Laubsauger / Laubbläser oder Überlegungen, welche anzuschaffen?
6. Gibt es Einschätzungen oder Erhebungen darüber, wie viel effektiver die Arbeit mit Laubsaugern / Laubbläsern im Vergleich zur Handarbeit ist?
7. Inwiefern würde sich die Vergabe der Arbeiten verteuern bzw. die Personalkosten erhöhen, wenn die Landeshauptstadt komplett auf Laubbläser verzichten würde?
8. Gibt es Beispiele von Kommunen, die selber den Einsatz von Laubbläsern eingestellt oder nie begonnen haben und / oder Sensibilisierungsmaßnahmen unternommen haben, dem privaten Einsatz dieser Geräte Einhalt zu gebieten?


Anna Deparnay-Grunenberg Peter Pätzold


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