Anfrage vom 11/28/2018
Nr. 386/2018

Anfrage
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Mädchen oder Junge? Intersexualität existiert. Ist die Landeshauptstadt darauf vorbereitet?

Für viele werdende Eltern ist neben der Gesundheit des ungeborenen Kindes auch das Geschlecht von besonderem Interesse. Nicht selten ist der erste Satz den frischgebackene Eltern nach der Geburt eines Babys hören: „Was ist es denn? Mädchen oder Junge?“
Doch was ist, wenn diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden kann? Obwohl das Kind gesund ist, macht die Erkenntnis „Intersex“ zunächst Angst. Für viele Eltern beginnt jetzt eine schwere Zeit. Denn auch wenn ihr Neugeborenes gesund ist, ist es von der ersten Lebensstunde an dem gesellschaftlichen Druck „eindeutig zu sein“ ausgesetzt. Unangemessene Kommentare aus Unwissenheit, Gleichgültigkeit oder Interphobie sind oft lebenslange Begleiter dieser Menschen. Mit den Mitteln eines Eingriffs wurden oftmals Fakten geschaffen, damit ein Kind in die Schublade “äußerliche Merkmale“ Junge oder Mädchen passt. Dies hat fatale Folgen für die betroffenen Kinder. Allmählich ändert sich dieses Bewusstsein und damit der Umgang mit Intersexualität auch in Folge der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes. Doch bis zur Selbstverständlichkeit ist noch ein langer Weg.
Auf politischer Ebene werden wir bald einen Schritt weiter sein. Vor gut einem Jahr forderte das Bundesverfassungsgericht die Bundesregierung auf, bis Ende 2018 eine Neuregelung zu erlassen, die neben dem Eintrag „weiblich“ oder „männlich“ eine dritte Möglichkeit des Geschlechtseintrags im Personenstandsregister ermöglicht. So wird hoffentlich die geschlechtliche Identität derjenigen geschützt werden, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen.



Die LHS Stuttgart ist Trägerin eines großen Klinikums mit vielen hunderten Geburten. Wir fragen deshalb:

1. Ist die Verwaltung auf die Option „Drittes Geschlecht“ vorbereitet?
2. Wie geht das Klinikum Stuttgart mit der Diagnose Intersex oder aber auch zum Beispiel Hypospadie um? Wie sieht das Beratungsangebot für Eltern und Angehörige innerhalb der Klinik aus und gibt es Hinweise auf weiterführende Angebote?
3. Welche Beratungsmöglichkeiten bietet die LHS Stuttgart im diesem Bereich für Hebammen, Schwangerschaftsvorbereitung, Nachsorge, Gynäkolog*innen, Jugendamt, Kita, Schule. Gibt es beispielweise Informationsmaterial?


Andreas G. Winter Andrea Münch Gabrielle Nuber-Schöllhammer


zum Seitenanfang