1. Wie genau leitet sich der Wert der notwendigen Dimensionierung des Nesenbach-Dükers nachvollziehbar her? Es wird um die quantitative Darstellung der "Anforderungen des Regelwerks", der "vorgegebenen Regenintensitäten", der Größe des Einzugsgebiets und der weiteren Faktoren gebeten.
2. Wie hat sich seit Auslegung des Nesenbach-Kanals in den 1930er Jahren die Hochwasserprognose für die Stuttgarter Innenstadt quantitativ verändert, unter Berücksichtigung der zunehmenden Flächenversiegelung und der zunehmenden Wahrscheinlichkeit für Starkregen-Ereignisse (siehe U. Schickedanz vom Deutschen Wetterdienst im Kontext-Artikel)?
2 a) Welche Wassermengen sind bzw. waren im Nesenbach-Kanal und ggf. auf der Oberfläche mit welcher Jährlichkeit abzuführen, nach aktueller
Prognose und der zur Zeit der Auslegung des Kanals?
2 b) Was sind die Hauptgründe für die Veränderungen?
3. Der Nesenbach-Kanal war ursprünglich 105 m³/Sek. ab Paulinenstraße und auf 128 m³/Sek. in dem von S21 betroffenen Abschnitt ab der Schillerstraße ausgelegt worden (Ulrich Gohl, "Der Nesenbach", S. 77). Die Stadt Stuttgart gibt nun als Abflussleistung des Nesenbach-Kanals "etwa" 100 m³/Sek. (in dem vom S21 betroffenen Bereich) an (Antwort vom 06.11.2013 auf Frage 29 vom 18.06.2013).
3 a) Wie erklärt sich die Diskrepanz? Die Verwaltung möge die heutige Abflussleistung ab Paulinenstr. und ab Schillerstr. möglichst genau beziffern.
4. Auf welchen genauen Wert ist die Abflussleistung des aktuell umgesetzten "verkürzten" Nesenbach-Dükers spezifiziert?
4 a) In wieweit wurde auch der neue "verkürzte" Entwurf durch hydraulische Berechnungen und Modellversuche verifiziert und von der Verwaltung der
Stadt geprüft?
4 b) Welche genauen Werte für die Abflussleistung konnten bestätigt werden, mit welchen Unsicherheitsgrenzen?
5. Zusammenfassend zu den vorigen Fragen:
Wie erklärt sich also, dass zur Auslegung des Nesenbachkanals in den 1930er Jahren noch 128 m³/Sek. Abflussleistung für nötig erachtet wurden, heute, 85 Jahre später, aber nur noch 100 m³/Sekunde, die außerdem für die nächsten 100 Jahre ausreichen müssen? Wie ist das möglich, wenn inzwischen die Flächenversiegelung zunahm, zahlreiche Kanäle im Zulauf inzwischen "wo erforderlich" "vergrößert" wurden und zukünftig weiter vergrößert werden und wenn die Prognosen für Starkregen mit der Klimaerwärmung erhöht wurden. Um eine quantitative Argumentation wird gebeten.
6. Ist der Stadt Stuttgart bekannt, auf welchen Wert sich die Geländeoberkante von heute am Tiefpunkt der Schillerstraße (liegt dieser bei 241,2 m NN oder bei welchem anderen Wert?) zukünftig im Bereich des S21-Bahnhofsrückens erhöht?
6 a) Wird die Geländeoberkante mit Stuttgart 21 bei 241,35 m NN oder 242 m NN liegen oder bei einen anderen Wert?
6 b) Wie wird sich in diesem Bereich die Querschnittsfläche des Hochwasser-Überlaufs durch S21 verringern, wenn der jetzige rund 230 Meter breite und
etwa 1 Meter tiefe Überlauf durch die "Engstelle" auf rund 30 Meter Breite und ggf. nur noch 20 cm Tiefe verengt wird (bis zum Niveau des Abgangs der
Klett-Passage bei 242,2 m NN)?
6 c) Wie viel mehr Wasser kann heute über den breiten Mittleren Schlossgarten an der Oberfläche abfließen, gegenüber der kleinen "Mulde" bei S21? Um wie
viel erhöht sich dadurch das Risiko einer Überschwemmung der unterirdischen Einkaufs- und Verkehrsanlagen am Bahnhof?
7. Wie sehen die folgenden Details des Alarm- und Einsatzplans bei örtlichem Hochwasser und Starkregen aus?
7 a) Welche Wassermenge wird angesetzt?
7 b) Wie viel davon können Kanäle bzw. Düker abführen und wie viel muss auf der Oberfläche ablaufen?
7 c) Welche Überflutungsflächen an der Oberfläche sind vorgesehen, mit welchen Überflutungshöhen wird gerechnet? Um Veröffentlichung der entsprechenden
Karten (heute und mit S21) wird gebeten.
7 d) Mit welcher Abflussleistung auf der Geländeoberfläche rechnet die Stadt an der Engstelle des Bahnhofs, wenn der Pegel auf die Höhe des Eingangs zur
Klettpassage steigt?
7 e) Wie wird nach den anerkannten Regeln das Risiko eingeschätzt, dass Treibgut diese Engstelle verlegt?
8. Welche Änderungen des Alarm- und Einsatzplans ergeben sich mit Stuttgart 21?
8 a) Welche Vorwarndaten werden wie überwacht?
8 b) Wie ist die Alarmkette?
8 c) Welche mobilen Hochwasser-Schutzeinrichtungen werden wo vorgehalten?
8 d) Wie werden insbesondere die kurzen Vorwarnzeiten bei den "schwer vorhersagbaren" Starkregen-Ereignissen abgefangen?
8 e) Wie wird insbesondere eine Flutung der Klettpassage wie am 05.06.2000 (St.Z. vom 07.06.2000 "Kein absoluter Schutz gegen Hochwasser in der Röh
re") und eine Flutung der Schlossgarten-Tiefgarage verhindert, heute und zukünftig?
8 f) Wie können etwa die in der Planfeststellung erwähnten (S. 370) Dammbalkenverschlüsse (wo werden diese gelagert?) innerhalb der kurzen Vorwarnzeit
aufgebaut werden?
8 g) Wie werden diese verankert?
9. Zur Einschätzung der Häufigkeit solcher Ereignisse wird gefragt:
9 a) An welchen Tagen seit 1960 überstieg der Pegel des Nesenbach-Kanals die Füllung des Kanals bis zur Hälfte seines Querschnitts?
9 b) Welche Pegel-Höhen wurden erreicht (möglichst mit zeitlichem Verlauf)?
9 c) Was ist die Maximal-Pegel-Höhe, bei der ein Rückstau in die Kanalisation einsetzt?
9 d) Welche Rückstau-Ereignisse mit welchem Umfang wurden beobachtet?
9 e) Wenn nicht in den vorigen Daten enthalten, wie war der Pegel-Verlauf des Nesenbach-Kanals an den folgenden Tagen: 08.06.2016, 14.08.2015,
29.07.2013, 05.06.2011, 22.05.2011, 21.05.2011, 04.07.2010, 10.08.2009, 01.09.2008, 29.05.2007, 25.06.2005, 26.08.2002, 27.06.2001, 05.06.2000,
26.06.1998, [... in diesen Jahren mangelt es an öffentlichen Quellen für Starkregen-Ereignisse ...], 20.05.1985, 21.06.1984, 11.06.1979, 22.05.1978,
10.08.1975?
9 f) Wie waren die Nesenbachkanal-Pegelhöhen und zeitlichen Verläufe bei den Nesenbach-Hochwassern vom 15.08.1972, 18.05.1966, 20.07.1965, 1951,
1938, 07.05.1931 (vgl. Ulrich Gohl, "Der Nesenbach" und „Kurze Geschichte von Berg“)?
9 g) Welche Niederschlagsdaten wurden an diesen Tagen an den Stuttgarter Wet
terstationen gemessen (möglichst mit zeitlichem Verlauf)?
10. Welche historischen Überflutungshöhen sind für den Mittleren Schlossgarten bekannt (bitte vollständige Auflistung)?
11. Die Stadt Stuttgart weist für die Stadtmitte keine Überschwemmungsgebiete aus. Gleichwohl nimmt das Eisenbahn-Bundesamt in der Genehmigung von Stuttgart 21 die Überflutung des Mittleren Schlossgartens an?
11 a) Müsste der Schlossgarten nicht als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen werden?
11 b) Wenn nein, warum nicht?
12. Die Deutsche Bahn AG wollte im Rahmen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 eine Untersuchung historischer Hochwasser auf dem Gelände nicht zulassen (St.Z. 25.02.2014, "Schwierige Spurensuche im Untergrund").
12 a) Wurden solche Untersuchungen doch noch vorgenommen?
12 b) Mit welchem Ergebnis?
12 c) Hat die Stadt Stuttgart ggf. eigene Untersuchungen unternommen?
12 d) Wenn nein, warum nicht?