Antrag und Anfrage vom 07/08/2016
Nr. 228/2016

Antrag und Anfrage
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS
Betreff

Hochwasserrisiken durch den Bau des Stuttgart 21-Tiefbahnhofs?

Begründung:

Stuttgart ist die deutsche Großstadt mit dem höchsten Starkregen-Risiko. Die jüngsten Überschwemmungen nach Unwettern in der Region erinnern an die Notwendigkeit eines tragfähigen Konzeptes für die Entwässerung der Stadt bei Hochwasser. Stuttgart weist aufgrund der fragwürdigen Anlage schon heute ein erhebliches Risiko für die Überschwemmung der Klett-Passage und der darunterliegenden Anlagen der Stadtbahn auf (Stuttgarter Zeitung vom 25.06.2016). Der jüngste Antrag der Fraktion die Grünen Nr. 201/2016 fordert eine Darstellung des Alarm- und Einsatzplans bei örtlichem Hochwasser und Starkregen sowie einen Sachstandsbericht zu den Berechnungen des Kanalnetzes. Hierbei ist aber die Veränderung der Situation durch Stuttgart 21 nicht angesprochen. Dazu die vorliegende Anfrage.

Zuletzt berichtete Kontext am 08.06.2016 unter dem Titel "Wasser im Kessel" über die gravierende Verengung des Hochwasser-Überlaufs im Mittleren Schlossgarten durch den Tiefbahnhof und den Verdacht, dass dies die Gefahr für die Überschwemmung der Klett-Passage und damit der weiteren unterirdischen Verkehrsanlagen am Bahnhof deutlich erhöht. Am selben Tag ging abends ein Starkregen nieder, der die Kanalisation an diesem neuralgischen Punkt der Stadt überforderte und Straßen und Unterführungen überflutete. Stuttgart erscheint tatsächlich als ein "einzigartiger Fall eines hochpotenzierten Risikos für Starkregen-Hochwasser", wie ausführlicher unter http://wikireal.org/wiki/Stuttgart_21/Wasser#Hochwasser dargelegt wird. Nach den dort aufgeführten Quellen war der Nesenbach-Kanal in den 1930er Jahren auf 128 m³/s Abflussleistung ausgelegt worden. Die Stadtverwaltung bestätigte zuletzt eine Leistung des Nesenbach-Dükers von "etwa" 100 m³/s. WikiReal argumentiert, dass sich darüber hinaus der Querschnitt des oberflächlichen Hochwasser-Überlaufs bis auf Höhe des Abgangs zur Klett-Passage mit Stuttgart 21 nur noch 1/9 bis 1/30 der heutigen Situation betragen wird. Demnach müsste befürchtet werden, dass sich mit Stuttgart 21 das Risiko einer Überschwemmung der unterirdischen Anlagen im Bereich der Klett-Passage und des Hauptbahnhofs um Faktoren erhöht.

Auf die letzten Anfragen zum Nesenbachdüker vom 18.06.2015 antwortete der Oberbürgermeister am 31.07.2015 (zu Frage 3, 4) mit Bezug auf die Stadtentwässerung Stuttgart (SES): "Die Leistungsfähigkeit der Düker ist aus Sicht der SES ausreichend nachgewiesen. Eine erhöhte Überflutungsgefahr durch die Düker besteht nicht. Das Kanalnetz ist gemäß dem aktuellen Regelwerk und den vorgegebenen Regenintensitäten dimensioniert. Die Leistungsfähigkeit des städtischen Kanalnetzes wird unabhängig von S21 in hydraulischen Berechnungen für den Bestand sowie als Prognose für die Zukunft ermittelt bzw. nachgewiesen. Wo erforderlich, werden Kanäle vergrößert." Im Blick auf diese sehr qualitativen Aussagen wird nachfolgend um quantitative Informationen zum Hochwasserrisiko gebeten.

Bei der Genehmigung der Tiefbahnhofsplanung rechnete das Eisenbahn-Bundesamt ausdrücklich damit, dass die Abflussleistung des Dükers ggf. nicht ausreicht und bei "stärkeren Niederschlagsereignissen das Abwasserkanalsystem überlastet" sein kann und "ein Einstau vor dem Trogbauwerk" und der Ablauf in den Mittleren Schlossgarten über die Engstelle zwischen dem südlichen Bahnhofshallendachende und dem Zugang Staatsgalerie" erfolgt (Planfeststellungsbeschluss vom 2 vom 28.01.2005, S. 350).

Eine nachvollziehbare Hochwasser-Vorbeugung ist für den Gemeinderat sehr wichtig, wenn ausgerechnet an der engsten Stelle des Tales durch den Neubau des Tiefbahnhofs der Wasserabfluss deutlich verengt wird. Es stellen sich daher die nachfolgenden Fragen:

Wir fragen:


Wir beantragen:

Eine zeitnahe und schriftliche Beantwortung der oben gestellten Fragen.

Hannes Rockenbauch Thomas Adler
Fraktionsvorsitzender Fraktionsvorsitzender


Laura Halding-Hoppenheit Guntrun Müller-Enßlin Christoph Ozasek

Luigi Pantisano Stefan Urbat Christian Walter


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