Antrag und Anfrage vom 06/23/2015
Nr. 224/2015

Antrag und Anfrage
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Dr. Oechsner Matthias (FDP), Dr. Schertlen (STd), Yüksel Sibel (FDP), FDP, Die STAdTISTEN
Betreff

Regionale Verkehrsverbindung Nord-Ost schaffen

Antrag

Die Stadtverwaltung der Stadt Stuttgart sowie die städtischen Vertreterinnen und Vertreter im Regionalparlament werden beauftragt, die Planungen für eine regionale Verkehrsverbindung Nord-Ost einzuleiten und voranzutreiben. Dadurch soll Stuttgart vom regionalen Durchgangsverkehr entlastet werden und eine ringförmige Direktverbindung der S-Bahnen die Querverbindungen in der Region verbessern. Der Fernradverkehr soll dabei ebenfalls in den Blick genommen werden.

Die Diskussion sowohl der in der Vergangenheit ent- und verworfenen Planungen als auch neue Vorschläge, die sich an den nachfolgenden Ausführungen orientieren, soll im UTA noch innerhalb 2015 durchgeführt werden.

Anfrage

Zu erwartende Nutzungszahlen für die vorgeschlagenen Teilverbindungen jeweils zwischen den größeren Punkten (Neuhausen, Esslingen, Waiblingen, Remseck, Ludwigsburg) werden nach Verkehrsträger getrennt dargestellt bzw. sofern noch nicht vorhanden werden sie erhoben.

Eine grobe Kostenschätzung für die einzelnen Teilabschnitte (siehe Aufzählung bei „Nutzungszahlen“) wird sowohl nach Verkehrsträgern getrennt als auch bei der angedachten Gesamtnutzung durch alle Verkehrsträger unter Berücksichtigung von baulichen Synergieeffekten dargestellt.

Das sich ergebende Kosten-Nutzen-Verhältnis wird ebenfalls dargestellt.


Begründung

Die Regionalversammlung hat unlängst einen der althergebrachten Entwürfe für eine Variante eines sogenannten „Nord-Ost-Rings“ als Fernstraße im Nordosten Stuttgarts abgelehnt. Die bisherigen Planungen erscheinen ohnehin zu kurz gesprungen und würden keine umfassende Entlastung Stuttgarts vom Kfz-Verkehrs bringen. Dafür bedarf es größerer Lösungen.

Ein großes Manko der Stuttgarter Verkehrssituation besteht darin, dass mehrere Bundesstraßen mitten durch das Herz einer Großstadt führen. Das wiegt umso schwerer, als Stuttgart auf Grund seiner beengten Talkessellage für eine solche Verkehrsführung alles andere als günstige Voraussetzungen bietet, mit den entsprechenden Folgen für die Luftqualität. Es besteht dringender Handlungsbedarf, zumal Stuttgart seit Jahren den ersten Platz als deutsche Stauhauptstadt hält und darüber hinaus von der EU neuerdings auch wegen der ungelösten Feinstaubproblematik abgemahnt wird.

Den Verkehr „noch besser“ durch Stuttgart zu führen, würde lediglich kosmetische Verbesserungen für Verkehr, Luft- und Lebensqualität erbringen. Deswegen kann eine umfassende und tatsächlich wirksame Lösung für Stuttgart und die Region nur heißen, eine mehrspurige Verbindung für den Kfz-Verkehr um den Nordosten Stuttgarts zu schaffen. Nach dem global propagierten Leitsatz „Local for local“ sollte der Transitverkehr der Region im wesentlichen auch in der Region um Stuttgart herum abgewickelt werden.

Denkt man das Szenario der Regionalverbindung Nordost weiter, so ist es naheliegend, parallel zu einer Ringstraße auch gleich S-Bahngleise zu legen, da die S-Bahn (S2) von Filderstadt bis Neuhausen verlängert werden soll. Die S2-Verlängerung kann ausgehend von Neuhausen an andere S-Bahnlinien angebunden werden. Dies wären in der Nähe von Esslingen die S1, bei Waiblingen die S2/S3, ein möglicher Umsteigepunkt zur U14 in Remseck sowie die S4/S5 bei Ludwigsburg. Bedingt durch die Streckenführung entstehen tendenziell eher neue Kreuzungspunkte, so dass hier an neu zu errichtenden Haltepunkten lediglich umgestiegen werden kann, aber nicht unbedingt neue Abzweigemöglichkeiten für die S-Bahn erschaffen werden.

Der Entwurf in der angefügten Skizze sieht zahlreiche Tunnelbauwerke vor. Nach derzeitigen Bauvorschriften sind in derartigen Tunneln in der Mitte Rettungsschächte vorzuhalten. Da diese Rettungstunnel sowieso da sind, soll geprüft werden, ob diese als Fahrradfernverbindungen genutzt werden können. Außerhalb der Tunnel können Fahrradfernverbindungen parallel zu S-Bahn und Fahrbahn geführt werden. Lediglich die Ausrichtung der Fluchttüren innerhalb der Tunnel müsste von derzeit quer verbauten Türen zu Längstüren verändert und die Lüftung evtl. verbessert werden, um auch durch die Tunnel den Radverkehr steigungsarm führen zu können. Im Brandfall würden Personen aus ihren Kfz nach wie vor flüchten können, wobei zur Warnung aller Verkehrsteilnehmer selbstverständlich Alarmsignale auszulösen wären.
Nutzerzielgruppe für diese Fernradverbindungen sind in erster Linie radelnde Berufspendler. Für Freizeitradler ist die Durchfahrt eines Tunnels zugegebnermaßen wenig attraktiv, für Berufspendler jedoch schon, insbesondere unter dem Aspekt der nicht allzu steilen Anstiege, da diese Kfz- bzw. S-Bahn-tauglich (und damit relativ flach) sein müssen.


Ergänzende Anmerkungen


Bei Esslingen / Mettingen sowie bei Waiblingen könnten in diesem Zusammenhang Park+Ride-Anlagen errichtet werden, wie zum Beispiel das Parkhaus über der A8 bei der Messe. Sie können als Umsteigepunkte für Pendler in die Innenstadt von Stuttgart dienen. Sollte das autonome Fahren bis zur Realisierung dieses Vorschlags flächendeckend Verbreitung finden, wovon bei den üblichen Vorlaufzeiten für Großprojekte auszugehen ist, so sind solche P+R-Anlagen natürlich obsolet.

Die Streckenführung ist in der Skizze bewusst grob skizziert, da die exakte Streckenführung erst das Ergebnis einer sorgfältigen Planung sowie einer Bedarfs- und Verkehrsstromanalyse sein kann und auch mit einer Bürgerbeteiligung durchgeführt werden soll. Deswegen wird auch darauf verzichtet, die Anschlüsse von Straßen- und Schienenwegen konkret zu benennen.

Damit dieser Antrag auch ohne die Skizze verständlich bleibt, sei diese hier ergänzend textlich erläutert: Startpunkt für die Erläuterung ist Neuhausen auf den Fildern, Endpunkt ist die A81 bei Ludwigsburg. Die Verbindung soll von Neuhausen (S2) oder von der A8 (Anschlussstelle Esslingen) in nördliche Richtung über das Körschtal via Brücke und am Ende der abfallenden Brücke unmittelbar in einen Tunnel hinab ins Neckartal unterm Zollberg geführt werden. Zwischen Esslingen und Mettingen werden Neckar und B10 über- oder auch unterquert, wobei für Kfz die B10 diesseits des Neckars angebunden wird und für die S-Bahn jenseits des Neckars eine Einschleifung oder mindestens ein Umsteigepunkt errichtet wird. Ab hier geht es in einem weiteren Tunnel unter den Esslinger Weinbergen und dem Schurwald hindurch ins Remstal, wo dann je nach exakter Streckenführung voraussichtlich ebenerdig Waiblingen westlich gestreift wird. Für die Kfz kann die bisherige Westumfahrung erweitert werden, die S-Bahn wird möglicherweise etwas abseits geführt. Zwischen Oeffingen und Hegnach wird erneut ein Tunnel hinab zum Neckar geplant, so dass zwischen Aldingen und Neckarrems der Neckar über- oder unterquert wird und es von dort aus unter Aldingen hindurch mit Tunnel oder nördlich an Aldingen vorbei ohne Tunnel weiter in Richtung Ludwigsburg geht. Sinnvoll wäre die Untertunnelung von Pattonville oder Grünbühl. Zur Querung und Anbindung der Kfz an die B27 endet der Tunnel östlich der B27. Die S-Bahn kann in die S4/S5-Linie etwas weiter westlich in Richtung Ludwigsburg eingeschleift werden, während die Straße vollends über Felder oder erneut im Tunnel bis zur A81 fortgeführt wird. Möglicherweise wäre es auch sinnvoller, die Straßenanbindung des von Remseck kommenden Teils zur A81 nördlich von Ludwigsburg vorzusehen, hierbei teilweise erneut im Tunnel.







Dr. Schertlen Dr. Oechsner Yüksel
Die Stadtisten FDP FDP



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