Antrag vom 03/08/2012
Nr. 75/2012

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Neckarpark

In den letzten 12 Jahren sind für das Gebiet Neckarpark, genauer das Areal Güterbahnhof, Bad Cannstatt mehrere Rahmenpläne entwickelt worden.

Es gab Projekte, die sich mit der Revitalisierung und Umwandlung von Brach- bzw. Gewerbeflächen in Wohngebiete befassten.

Nicht hinreichend integriert und berücksichtigt wurden der Bestand der Nutzungen in der unmittelbaren Nachbarschaft, die Entwicklungen des Neckarparks zu einem Freizeit- und Eventquartier und eine veränderte Einstellung zu Lärmemissionen, die sich in einer deutlich veränderten Rechtsprechung zugunsten der Bewohner und ihres Anspruchs auf Ruhe kennzeichnet.

Der letzte Rahmenplan, von Pesch und Partner entworfen, hat geradezu dramatische Veränderungen erfahren, die durch die Ergebnisse des Lärmgutachtens notwendig wurden. Statt einer aufgelockerten Bebauung wurde an den Rändern eine Riegelbebauung als Schallschutz für die innen liegenden Gebäude des Quartiers nötig. Reine Wohngebiete wurden zu Mischgebieten erklärt – für solche Gebiete gelten großzügigere Lärmgrenzen. Zwangsläufig werden auch noch weniger Wohnungen als die 450 vom Gemeinderat der Stadt Stuttgart festgelegten gebaut werden können. Die Schule als Motor der Quartiersentwicklung und als Standortfaktor scheint ebenfalls gestrichen, da die dafür nötigen Schülerzahlen im Gebiet nicht erreicht werden.

In den letzten Jahren wurde der Neckarpark bewusst zu einem Erlebnisraum entwickelt, der in dieser Vielfalt europaweit einmalig ist. Dies hat zur Folge, dass noch weitere Veranstaltungsorte hinzukommen werden, die vor allem davon leben, dass sie von vielen Menschen besucht werden, z.B. das geplante Mobilitätszentrum, das Sportbad.

In einer Veranstaltung der Freien Wähler zur Bebauung Neckarpark wurde dargestellt, dass das Gebiet Neckarpark jedes Jahr von rund 10 Mio. Menschen besucht wird. Dies bedeutet, diese Mengen müssen von der bestehenden Infrastruktur aufgenommen und kanalisiert werden. An Spitzentagen sind dies die Besucher von Fußballspiel, Volksfest und Veranstaltungen im Hallenduo. Dies ist nur mit umfangreichen Verkehrssperrungen und Umleitungen möglich. Mögliche Bewohner eines möglichen Wohngebiets Neckarpark wären regelmäßig dadurch beeinträchtigt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit beeinflussen solche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit die Qualität eines möglichen Wohngebiets.

Außerdem wurde auf die gelegentliche Geruchsbelästigung, die vom Motorenwerk ausgeht, hingewiesen.

Heute bewegen sich die Fußballfans, die an Spieltagen schon morgens in Bad Cannstatt regelrecht einfallen überwiegend in Geschäftsstraßen und nicht durch ein neues Wohngebiet.

Sport- und Freizeitveranstaltungen finden überwiegend zu den Zeiten statt, zu denen Bewohner einen höheren Anspruch auf Lärmschutz haben: an Wochenenden und in den Abendstunden.

Im übrigen ist zu beobachten, dass die Veränderung der Lebensgewohnheiten auch dazu führte, dass Veranstaltungen später am Abend beginnen und damit zwangsläufig in Kollision geraten mit den Anforderungen des Lärmschutzes für Anwohner.

Aus dem Projektbericht „Bildung als Motor der Quartiersentwicklung, Bildung als Standortfaktor“ S. 43 sei nachfolgendes Zitat entnommen:

„Gemittelte Kernergebnisse und Einschätzungen der Expertenbefragung sind folgende:

Die Lage des Projektgebiets Neckarpark wird allgemein als eher schwierig bewertet, wofür als Gründe die Insellage, die negativen Beeinflussungen durch Verkehr, Lärm, Wasen- und Sportbesucher und mangelnde Infrastrukturen für den täglichen Bedarf angeführt werden.“

Die im Rahmenplan von Pesch und Partner aufgeführten und für den Erfolg des Gebietes wichtigen Verbindungen über den Cannstatter Wasen und den Neckar zum Park der Villa Berg (Zitat aus dem Rahmenplan, S 16: „Der Stuttgarter Osten mit dem Park der Villa Berg erhält seine Anbindung an das neue Quartier über einen Brückenschlag über den Wasen und den Neckar. Der Herstellung dieser Verbindung ist größte Aufmerksamkeit zu widmen. Mit ihr steht und fällt die Attraktivität der neuen Adresse Neckarpark) und zum Gebiet Seelberg („neu gestalteter Durchstich am Bahndamm“ Rahmenplan, S. 16) werden nach neuesten Erkenntnissen nicht realisiert.

Aufgrund veränderten Rahmenbedingungen (Lärm, kein Durchstich zum Seelberg, kein Brückenschlag zum Park der Villa Berg, weitere Konzentration von Sport –und Freizeitaktivitäten) beantragen wir eine Änderung der bisherigen Überlegungen im Gebiet Neckarpark Güterbahnhof:

  1. Prüfung als möglicher Standort für eine Behörde (z.B. Landeskriminalamt).
  2. Prüfung auf möglichen künftigen Flächenbedarf der heutigen Nutzer im Neckarpark (VfB Sportinternat, Daimler, weitere Flächen).
  3. Unistandort: duale Hochschule, die beiden Universitäten in Stuttgart klagen über Platzmangel, sind Dependancen möglich und sinnvoll? (Prüfung möglicher Synergieeffekte mit den im Neckarpark Aktiven).
  4. Flächenreserve für Gewerbeansiedlungen.
  5. Wohnungsbau im Bereich Reichenbachstraße/Veielbrunnenweg mit ca. 100- 200 Wohnungen und/oder Studentenwohnungen.

Jürgen Zeeb Joachim Fahrion Rose von Stein
Fraktionsvorsitzender



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