Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: 0100-05
GRDrs 259/2021
Stuttgart,
04/06/2021


50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Menzel Bourguiba – Internationale Jugendarbeit schafft Handlungs- und Begegnungsräume



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
21.04.2021
22.04.2021

Bericht:


Das 50-jährige Jubiläum 2021 wird zum Anlass genommen, über die gegenwärtigen
Beziehungen, thematischen Schwerpunkte und aktuelle Online-Veranstaltungen in der städtepartnerschaftlichen Arbeit zu informieren.





Einführung

Im Zuge des tunesischen Transformationsprozesses hin zu einem politischen Neustart seit 2011 sind positive Entwicklungen in der nachrevolutionären Periode zu verzeichnen. 2014 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt. Auch der Situation der Jugend wurde Rechnung getragen, in dem die Jugendpartizipation als eine der Hauptsäulen für die soziale, ökonomische und politische Entwicklung des Landes in der neuen tunesischen Verfassung, die 2014 verabschiedet wurde, verankert wurde.

Dass Tunesien sich auf einem recht stabilen Weg bewegt, ist auch der konstruktiven Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure sowie internationaler Partnerschaften zu verdanken, wie Stuttgart und Menzel Bourguiba sie seit 1971 unterhalten.


Stärkung und Förderung junger Menschen

Startete die kommunale Zusammenarbeit mit Berufsbildung und Wissensvermittlung,
erweiterte sich der Austausch mit Menzel Bourguiba im Laufe der Zeit um Sport, Kultur und Gesellschaft. Nach der Revolution standen ab 2012 vor allem Projekte zur Stärkung von Jugendlichen im Vordergrund, durchgeführt vom Stadtjugendring (SJR) und der
Jugendhausgesellschaft.

Die in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführte Projekte von Interchange e. V. mit dem Partner Yalla e.V. lieferten im Rahmen ihrer Bedarfsanalysen umfangreiche Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Jugendlichen und Jugendvereine in Menzel Bourguiba.

Im April 2016 wurden intensive Gespräche zwischen beiden Stadtverwaltungen unter Einbeziehung von Vereinsvertreter*innen aus Menzel Bourguiba geführt. Dabei wurde von allen Seiten große Bereitschaft bekundet, die Jugendarbeit mehr an den Bedürfnissen der Jugendlichen auszurichten und gemeinsam daran zu arbeiten.

Auf dieser Grundlage beantragte die Abteilung Außenbeziehungen im Jahr 2017 Mittel des Auswärtigen Amts, mit denen das Jugendbegegnungsprojekt „Local Empowerment – Junge Akteure stärken und vernetzen“ in Kooperation mit dem Stadtjugendring und
Interchange e.V. durchgeführt wurde. Ziel des Projekts war es, Jugendliche beider Städte zu vernetzen und gemeinsam handlungsfähig zu machen, gegenüber Verwaltung und Politik ihre Ideen zur Stadtgestaltung zu artikulieren.

Open Space for Youth
Für die Jugendlichen kristallisierte sich ein großer Bedarf an Freiflächen im öffentlichen Raum für Sport- und Kulturveranstaltungen heraus. Daraus entstand in Menzel Bourguiba das Projekt „Open Space for Youth“, bei dessen praktischer Umsetzung der Stadtjugendring in enger Abstimmung mit der LHS berät und fachlich begleitet. Der neu zu gestaltende Platz in Menzel Bourguiba wird ähnlich wie der Stuttgarter Marktplatz als urbaner Freiraum multifunktional nutzbar gemacht, um vielfältige soziale, ökologische, ökonomische und kulturelle Funktionen zu erfüllen. Der Platz wird als Handlungsraum sowie als Lernort eine neuartige Form der Nutzung ermöglichen, wie zum Beispiel das urbane Gärtnern oder unterschiedliche Kultur-, Sport- und Bewegungsveranstaltungen.

Trilateraler Fachkräfteaustausch
Um junge Menschen in Beteiligungsprojekten und ihrem Zugehörigkeitsgefühl zur lokalen und europäischen Gemeinschaft sowie den mediterranen Partnerländern zu unterstützen, bedarf es kompetenter Fachkräfte der Jugendarbeit und einer Zusammenarbeit mit der Verwaltung und Politik innerhalb der partnerstädtischen Kommunen.

Daher wurde als Pilotprojekt ein drittmittel-finanzierter trilateraler Fachkräfteaustausch zwischen den Partnerstädten Stuttgart, Straßburg und Menzel Bourguiba initiiert, der sich u.a. an Expert*innen der Jugendarbeit und der städtischen Verwaltungen richtet.

Im April 2021 wird nun eine virtuelle Jugendbegegnung durchgeführt, im Mai 2021 folgt ein Fachkräfteaustausch für Haupt- und Ehrenamtliche in der Jugendarbeit aus Menzel Bourguiba, Stuttgart und Straßburg.

EU-Jugendstrategie
In der generellen Praxis der lokalen und internationalen Jugendarbeit wie auch bei den genannten Projekten orientiert sich der SJR an der EU-Jugendstrategie, die den aktuellen Rahmen für die jugendpolitische Zusammenarbeit der EU - Mitgliedsstaaten und ihrer Nachbarländer bildet. Erklärtes Ziel der Strategie ist, allen Jugendlichen die Möglichkeit zu eröffnen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen.

Auf nationaler Ebene wird die EU-Jugendstrategie mit ihren drei Schwerpunktthemen Beteiligung, Begegnung und Befähigung seit 2019 als Teil der neuen Jugendstrategie der Bundesregierung umgesetzt. In den aktuellen Projekten wenden LHS und SJR diesen Ansatz bereits an. Diese zielgruppen- und bedarfsorientierte Arbeitsweise ist die Voraussetzung für die Anerkennung und Wirksamkeit von Jugendprojekten.

Für eine ausführliche Beschreibung der oben skizzierten Entwicklungen und Projekte
siehe Anlage „Projekte und Entwicklung der partnerstädtischen Zusammenarbeit
zwischen Stuttgart und Menzel Bourguiba“


Jubiläumsprogramm: 50 Jahre Städtepartnerschaft

2021 ist weiterhin davon geprägt, dass persönlicher und internationaler Austausch nur online möglich ist.

Da durch die vorangegangenen Projekte und Kooperationen mit Jugendlichen die Kommunikation über soziale Medien schon immer eine große Rolle spielte, konnte daran in der Planung von virtuellen Formaten nahtlos angeknüpft werden.

In Kooperationen mit verschiedenen Netzwerkpartnern wie dem Verein der Tunesier in Stuttgart (VTS e.V.), Kulturschaffenden, verschiedenen Bildungsträgern, dem Forum der Kulturen oder Stiftungen wird eine große Themenvielfalt durch unterschiedliche Online-Formate einer breiten Öffentlichkeit angeboten.

Thematisch im Vordergrund stehen der zehnjährige Jahrestag der tunesischen Revolution, die aktuelle Situation des Landes sowie Jugendbeteiligung in der gesellschaftlichen und kommunalpolitischen Stadtentwicklung.

Den Auftakt macht am 3. Mai 2021 eine virtuelle Podiumsdiskussion zum Thema „Quo Vadis Tunesien? 10 Jahre Post-Revolution“ mit Expertisen aus politischer, journalistischer und einheimischer Perspektive.

Am gleichen Tag startet eine Social Media Challenge in Kooperation mit der Hochschule der Medien: Abonnent*innen der Facebook und Instagram-Kanäle beider Städte sind unter dem Hashtag #futureproofchallenge aufgerufen, praxisnahe Tipps zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu teilen. Dabei wird auch eine Verbindung zu den UN-Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 hergestellt, für die über die Sozialen Medien Aufmerksamkeit generiert wird.

Neben dem schon erwähnten Online - Fachkräfteaustausch in der Jugendarbeit und Jugendpolitik finden als weitere Aktivitäten beispielsweise statt:


Über die genauen Termine und weitere Veranstaltungen wird über die städtischen Medien, Pressemitteilungen und Öffentlichkeitsarbeit der Partner-Organisationen zeitnah berichtet.

Im Herbst 2021 erscheint die Jubiläums-Festschrift zu den Beziehungen zwischen
Stuttgart und Menzel Bourguiba, die Interviews, Artikel, Berichte aus der Städtepartnerschaftsarbeit sowie eine Retrospektive auf die gemeinsamen 50 Jahre enthält (auf Deutsch und Arabisch).








Dr. Frank Nopper




Projekte und Entwicklung der partnerstädtischen Zusammenarbeit zwischen Stuttgart und Menzel Bourguiba

Projekte und Entwicklung der partnerstädtischen Zusammenarbeit zwischen Stuttgart und Menzel Bourguiba


Menzel Bourguiba und die Entstehung der Partnerschaft

Menzel Bourguiba liegt im Norden Tunesiens, rund 80 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt. Die Stadt hat 54.500 Einwohner*innen (Zählung von 2014) und ging 1971 mit Stuttgart ihre einzige internationale Partnerschaft ein.

Die Ursprünge der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Menzel Bourguiba gehen zurück auf ein Abkommen zur Ausbildungsförderung des Landes Baden-Württemberg mit Tunesien, das 1965 geschlossen wurde: Um die Beziehungen Menzel Bourguibas, dem Standort des tunesischen Gewerbeförderungszentrums für metallverarbeitende Berufe, nach Baden-Württemberg aufrechtzuerhalten, kam es 1971 zum Abschluss einer „Städtefreundschaft“ mit der Landeshauptstadt.

Zu Beginn der Städtepartnerschaft lag der Schwerpunkt auf der sozioökonomischen Zusammenarbeit. In Menzel Bourguiba bildete man junge Menschen zu Industriefacharbeiter*innen aus; gleichzeitig kamen Tuneser*innen aus Menzel Bourguiba nach Stuttgart, um den steigenden Bedarf an Arbeitskräften in der Region zu decken. Neben der Berufsbildung erweiterte sich im Laufe der Austausch um Themen wie Sport, Kultur, Gesellschaft und technische Zusammenarbeit.


Tunesische Revolution 2011

In Tunesien nahm mit der öffentlichen Selbstverbrennung des 27-jährigen Tunesiers Mohamed Bouazizi aus Verzweiflung und Protest gegen soziale, ökonomische und politische Exklusion am 17.12.2010 in Sidi Bouzid der „Arabische Frühling“ seinen Anfang. Die spontanen Demonstrationen in Tunesien lösten in fast allen Ländern der Region Protestwellen gegen die jeweiligen Regime aus. Seit dem Sturz des tunesischen Diktators Ben Ali 2011 befindet sich Tunesien in einem umfassenden Demokratisierungs- und Reformprozess.

Die Hauptforderungen der Revolution waren wirtschaftliche und soziale Verbesserungen. Heute wird Tunesien als einziges Land in der Region angesehen, das die Revolution für einen politischen Neustart hin zu einem pluralistischen demokratischen Staat nutzen konnte. Die ökonomische Situation bildet weiterhin eine der größten Herausforderungen im Land, was zu Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit bei der jungen Bevölkerung führt (mehr als die die Hälfte der Bevölkerung ist unter 30 Jahre).

Nichtsdestotrotz sind im Zuge des Transformationsprozesses positive Entwicklungen in der nach-revolutionären Periode zu verzeichnen. 2014 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt. Auch der Situation der Jugend wurde Rechnung getragen, in dem die Jugendpartizipation als eine der Hauptsäulen für die soziale, ökonomische und politische Entwicklung des Landes in der neuen tunesischen Verfassung von 2014 verankert wurde.

Am 6. Mai 2018 fanden in Tunesien erstmalig freie Kommunalwahlen statt, ein klares Zeichen für den Demokratisierungsprozess, den das Land seit der Revolution im Jahr 2011 konsequent bestreitet.

Schwerpunkte der Zusammenarbeit – Stärkung demokratischer Strukturen

Der politische Umsturz führte auch zu einem neuen Verständnis und einem Paradigmenwechsel in der Städtepartnerschaft. Ein Teil der bisherigen Form der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit erlebte einen Wandel von mehrheitlich finanzieller und materieller Unterstützung bei Klein- und Großprojekten hin zur Stärkung von Zivilgesellschaft und kommunaler Strukturen.

Stuttgart unterstützt seit 2012 Projekte zur Stärkung von Jugendlichen mit den Schwerpunkten Jugendpartizipation und Kompetenzentwicklung für eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft. So nahm der Stadtjugendring (SJR) 2012 seine Kontakte mit Menzel Bourguiba wieder auf und organisierte zusammen mit den alten und neu gegründeten Jugendorganisationen und dem Übergangsrat der Stadt das erste lokale Jugendforum mit dem Ziel einer städtischen Beteiligungsplattform.

Ein weiteres Projekt des SJR war die Gründung eines Jugendmigrationsrats Ende 2012, in dessen Rahmen bis 2014 insgesamt drei internationale Expertentreffen und drei Jugendforen stattfanden. Das zu dem Zeitpunkt hochaktuelle Thema „Jugendmigration und Auswirkungen auf die Aufnahmeländer in Europa“ wurde unter Beteiligung Jugendlicher aus Stuttgarts nordafrikanischen Partnerstädten Menzel Bourguiba und Kairo sowie europäischen Partnern aus Spanien, Italien und Frankreich aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Ein weiterer aktiver Partner in der Städtepartnerschaft ist die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, die mit dem Partnerschaftsverein OCTA (Organisation Culturelle Tunisien-Allemande) über Jahre sehr erfolgreich Jugendbegegnungen durchführte. Seit 2015 ist die Jugendszene in Menzel Bourguiba zunehmend selbst aktiv, auch als ein Ergebnis von Kooperationsprojekten, die von Stuttgarter Organisationen wie z.B. Interchange e.V. in Menzel Bourguiba mit Unterstützung von Al-Tabedol in Menzel Bourguiba durchgeführt wurden.


Aktuelles Projekt: Open Space for Youth 2019 – 2021

Ziel ist die stärkere Einbindung der Jugend als Akteur in Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse innerhalb der Kommune sowie die Stärkung ihrer Eigenverantwortung innerhalb der Gesellschaft. Da die Idee zum Vorhaben von Jugendlichen selbst stammt, besteht eine starke Identifikation zum Vorhaben, eine große Motivation zur Mitwirkung und ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Die Jugendlichen erleben durch Beteiligung und Zusammenarbeit Demokratie-Erfahrungen im Alltag – ein durch den politischen Umsturz neu gewonnenes und in der tunesischen Bevölkerung hoch geschätztes Gut. Zusätzlich erwerben die jungen Menschen anhand der verschiedenen Programmpunkte Kenntnisse zu Menschenrechts- und Umweltthemen.

Das Projekt zielt auf die Kompetenzstärkung und den interkulturellen Dialog von Jugendlichen anhand der Freiflächengestaltung eines öffentlichen Platzes für Sport- und Kultur- und Umweltaktivitäten. Der ausgewählte Platz in Menzel Bourguiba wird ähnlich wie der Stuttgarter Marktplatz als urbaner Freiraum multifunktional nutzbar gemacht, um vielfältige soziale, ökologische, ökonomische und kulturelle Funktionen zu erfüllen. Der Platz wird als Handlungsraum sowie als Lernort eine neuartige Form der Nutzung ermöglichen, wie zum Beispiel das urbane Gärtnern oder unterschiedliche Kultur-, Sport- und Bewegungsveranstaltungen.

Entstehung, Vernetzung und lokale Beteiligung

Das trilaterale Projekt „Open Space for Youth“ entstand im Anschluss an das von der LHS Stuttgart initiierte und vom Auswärtigen Amt finanzierte Projekt „Local Empowerment – junge Akteure stärken und vernetzen“. Die jetzige Förderung erfolgt durch das EU-Programm ERASMUS+ JUGEND IN AKTION, das Deutsch-Französische Jugendwerk und die LHS Stuttgart.

Die Projektleitung obliegt dem Stadtjugendring Stuttgart, der von den kommunalen Verwaltungen der Städte Stuttgart und Menzel Bourguiba sowie der Partnerorganisation Réseau Express Jeunes Strasbourg sowie Expert*innen aus den Bereichen Jugendarbeit und internationale Stadtplanung unterstützt wird. Auf tunesischer Seite ist Hauptpartner die Jugendorganisation Al-Tabedol, die aktuell mit folgenden Nichtregierungsorganisationen in Menzel Bourguiba kooperiert:

- Maison de la Culture (Schwerpunkt: Kulturarbeit)
- Habib Shibil Art Club (Schwerpunkt: Straßenkunst)
- UTAIM (Schwerpunkt: Menschen mit Behinderungen) und
- Association Tunisienne Santé et Enviroment (Schwerpunkt: Umweltschutz)
- Jeune chambre économique de Menzel Bourguiba (Schwerpunkt: Wirtschaft)
- International Hannibal Alliance (Schwerpunkt: Wirtschaft)
- OCTA: Organisation Culturelle Tuniso-Allemande Club de Jumelage Menzel Bourguiba - Stuttgart (Schwerpunkt: Kulturaustausch)
- ONET (Schwerpunkt: Kinder- und Jugendarbeit)
- Youth Club (Kulturelle Jugendarbeit an Schulen, von und für Jugendliche)
- Fédération tunisienne des cinéastes amateurs (Schwerpunkt: Kurzfilme, Filmworkshops mit Jugendlichen)

Vorbereitungen und Sichtbarkeit

Im Oktober 2019 fand, finanziert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk mit dem Sonderfonds Maghreb, eine Vorbereitungsreise nach Menzel Bourguiba statt. Vier Stuttgarter Jugendliche, drei Jugendräte und ein Laienberater der Mobilen Jugendarbeit Hallschlag, sowie zwei Jugendliche aus dem Netzwerk der Straßburger Partnerorganisation, nahmen an der Reise teil. Sie trafen vor Ort auf Jugendliche, die den lokalen Vereinsnetzwerken der Stadt Menzel Bourguiba zuzuordnen sind.

Gemeinsam wurden die Zielsetzung und eine erste Programmplanung für eine Jugendbegegnung im März 2020 entwickelt. Von den Jugendlichen wurde eine Facebook und eine Instagram-Seite erstellt, um breitflächig weitere interessierte Jugendliche zu involvieren. Unterstützt wird das Projekt vor Ort auch durch Medien, darunter Radio SAWT, das über seinen YouTube-Kanal über das erste Vorbereitungstreffen informierte: https://www.youtube.com/watch?time_continue=46&v=tWwTbpDvtns&feature=emb_title

Eine weitere Vorbereitungsreise fand im Februar/März 2020 statt (finanziert über ERASMUS+ JUGEND IN AKTION), um die Programmdetails mit den Projektpartnern final abzustimmen und sich über die weiteren Entwicklungen mit der Stadtverwaltung und lokalen Architekt*innen auszutauschen.

Da der Jugendbegegnungszyklus aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie nicht wie geplant durchgeführt werden konnte, wurde in der Anfangsphase der Pandemie auf digitale Formate zur Vernetzung und des Dialogs umgestellt. Hierbei waren die Jugendlichen auch selbst gefragt Ideen zu entwickeln. Auf der Webseite https://www.openspaceforyouth.com, die die Jugendlichen selbst erstellten, wird die Geschichte des Projekts und die bereits erreichten Wirkungen und aktuellen Maßnahmen dokumentiert.

Seit Oktober 2020 intensivierte der SJR in wöchentlichen Online-Treffen das Mentoring der Jugendinitiative in Menzel Bourguiba. Zudem erweiterten die Jugendlichen die örtlichen Partizipationsprozesse z. B. über eine Umfrage auf Instagram, an der sich ca. 100 Jugendliche mit Ideen zur Umgestaltung des Platzes beteiligten. Ein überarbeiteter Plan nach den Umfragen bezieht nun auch Ideen von Skatern und Streetworkout Akteuren (Calisthenics) für die Infrastruktur am Platz ein.

Kooperation mit der Bürgerstiftung Stuttgart

Unter dem Motto des EU-Jugendziels „Räume und Beteiligung für alle“, organisierte die Bürgerstiftung Stuttgart im März 2021 eine Online-Fortbildung für vierzig angehende junge Moderator*innen im Jugendbeteiligungsprojekt, „Im Dialog für meine Stadt: Stuttgart (Nord) besser machen“. Ein Programmpunkt bildete der grenzüberschreitende Jugenddialog mit Menzel Bourguiba. Per Live Zuschaltung berichteten zehn Jugendvertretungen von „Open space for youth“.

Der Austausch zwischen den Jugendlichen aus den Partnerstädten zum Thema Jugendpartizipation aus Sicht der noch jungen tunesischen Demokratie im Vergleich zu den Prozessen der Jugendbeteiligung in Stuttgart Nord ermöglichte einen neuen Blick auf die partnerstädtische Zusammenarbeit zu Jugendthemen.

Trilateraler Fachkräfteaustausch 2020/2021

In Anlehnung an die EU-Jugendstrategie geht es im Fachkräfteaustausch um die Schwerpunkte: Beteiligung: Jugendbeteiligungsprojekte und Dialog mit politischen Entscheidungsträger*innen. Begegnung: grenzüberschreitende Jugendprojekte zur Förderung von Solidarität, Toleranz und europäischer Bürgerschaft auf der Basis demokratischer europäischer Werte. Befähigung: Qualifizierung von Fachkräften und Förderung evidenzbasierter Jugendarbeit und Jugendpolitik.

Die Zielgruppe des Fachkräfteaustausches besteht aus 24 Praxisexperten und -expertinnen (8 TN aus jeder Stadt) der Jugendarbeit, der städtischen Verwaltung und Gastredner*innen. Ziel ist die strategische Verbindung internationaler und lokaler Jugendarbeit und -politik zur Förderung von Jugendpartizipation und Solidarität durch partnerstädtische Zusammenarbeit.

Als langfristiges Ziel wird eine gemeinsame Agenda für Jugendarbeit und Jugendpolitik in den Partnerstädten angestrebt. Der fachliche und interkulturelle Austausch, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Jugendarbeit, der kommunalen Verwaltung sowie den Methoden und Ansätzen der Partizipation, fördert Vernetzung, Wissenstransfer und das Verständnis für unterschiedliche Handlungsstrategien bei zukünftigen Kooperationen.

Eine praxisnahe Vorstellung von Formaten der EU- Programme Erasmus+ JUGEND in Aktion, des Europäischen Solidaritätskorps und des deutsch-französischen Jugendwerks geben Impulse für Jugendprojekte, zur Stärkung von Demokratie und europäischer Bürgerschaft auf der Basis von Menschenrechten.

Mit dem Fachkräfteaustausch orientiert sich Stuttgart an den europäischen Projekten wie "Europe goes local“ (www.europegoeslocal.eu) oder Democracy Reloading (www.democracy-reloading.eu), die im Einklang mit der EU-Jugendstrategie durch europäische Zusammenarbeit eine Beteiligung Jugendlicher an aller sie betreffender Belange fördern möchte. Eine Politik von, für und mit der Jugend. Ebenso wie die Jugendbegegnungen konnte der Fachkräfteaustausch im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Die virtuelle Umsetzung des Fachkräfteaustausches ist von Mai bis Juni 2021 vorgesehen.

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